- Auf den Tod möchte ich auf keinen Fall verzichten
Der Tod kommt immer ungelegen. Das hat Wladimir Kaminer bei Bekannten von ihm bereits erlebt. Hier erklärt er, warum ihn das nicht in Stress versetzt, er sogar keinesfalls auf den Tod verzichten will.
Wladimir Kaminer ist Autor von „Russendisko“ und wurde 1967 in Moskau geboren, seit 1990 lebt er in Berlin. Er selbst sagt, er sei privat Russe, beruflich deutscher Schriftsteller. 2021 erschien sein Buch „Die Wellenreiter“ über Deutschland in der Pandemie.
Kürzlich ist mein Veranstalter, mit dem ich 20 Jahre unterwegs war, auf dem Fußballfeld gestorben. Am Montag wollte er zu einer Antistresstherapie gehen, sonntags war er noch Fußball spielen. Er machte Dehnübungen und fiel tot um. Das ist für mich ein Beweis dafür, dass der Mensch keine klare Linie zwischen Geburt und Tod hat und dann mit einem schicken Trumpf den letzten Tag gestaltet.
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Der allseits verwendbare Vladimir Kaminer (mit dem Vornamen des Kriegsherrn Putin, ein russischer Jude) erinnert mich an unseren Gunther Emmerlich. Ein paar Witze, meistens geistvoll, immer galant und niemals Anstoß erregend. Politisch ein Softi. Der Gute Kaminer hat es jetzt schwer. Auch russische Clowns sind nicht mehr gefragt. Was aber sagt er, dass seine Landsleute hier in Deutschland plötzlich unerwünscht und gehasst werden, obwohl sie gar nichts dafür können? Was sagt er zu der Treibjagd auf russische Künstler? Oder dass Dostojewski und Tschaikowski auf einmal nicht mehr gelesen oder aufgeführt werden sollen? Stattdessen konfrontiert man den Mann aus der "Russen-Disko" mit halbgaren, philosophischen Themen. Fragt ihn mal zu den harten Fragen, die uns derzeit umtreiben. Sonst bleibt er der russisch sprechende Emmerlich oder ein literarischer Rieux. Bin gespannt.