Phrasendreschmaschine
Eine Museumsmitarbeiterin bedientt eine Phrasendreschmaschine / dpa

Bundestagswahlkampf - Rhetorische Chiffonschleifen

Ob es um die Rente geht, Corona oder die Verschuldung: Die Probleme, die sie auslösen, werden erst gar nicht benannt. Die Salbe der inhaltslosen Wahlkampfparolen verklebt den klaren Blick auf die Zustände. Genau das macht vielen Bürgern Angst.

Autoreninfo

Reinhard Mohr (*1955) ist Publizist und lebt in Berlin. Vor Kurzem erschien sein Buch „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung. Warum es keine Mitte mehr gibt“ (Europa Verlag, München).

So erreichen Sie Reinhard Mohr:

Corona, Klima, Afghanistan, Schuldenberge, Inflation, Terror, neue Migrationsströme: Im medialen Dauerfeuer schlechter Nachrichten kann man schon mal den Überblick verlieren. Und die gute Laune. Vor allem aber: den Optimismus. Das zeigt sich auch im Endspurt des Bundestagswahlkampfs, der nicht nur wegen der drei Kanzlerkandidaten, die durch die Bank eine deprimierende intellektuelle Mittelmäßigkeit ausstrahlen, die akut schwermütige Atmosphäre begünstigt. In der CDU dürften angesichts der katastrophalen Umfragewerte bereits Depression und Panik miteinander wetteifern, während die hastig aufgebaute Drohkulisse namens „Rot-Rot-Grün ante portas“ doch ein bisschen nach Pappmaché aussieht, zu unwahrscheinlich ist diese Option.

Statt Aufbruchstimmung nach 16 Jahren Merkel dominiert ein Gefühl von Ratlosigkeit, statt Hoffnung wabern diffuse Befürchtungen und Ängste durchs Land. Das Hauptproblem: Die Parteien nehmen sie nicht wirklich auf. Dabei könnten sie versuchen, den Ängsten auf den Grund zu gehen, indem sie offen über reale Konflikte und konkrete Herausforderungen sprechen.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Enka Hein | Do., 2. September 2021 - 12:06

...als „deprimierende intellektuelle Mittelmäßigkeit“ zu bezeichnen, ist aber eine recht positive Formulierung.
Es sind eher katastrophale Low-Performer.
Und für die Leute im Fahrwasser dieser 3 Figuren gibt es im deutschen leider keine Worte die den Zustand beschreiben könnte.
Und die Wahlplakate. Herr lass Hirn regnen.
Deutsche Politik ist (seit Merkel) die Abwesenheit von Vernunft.

Wolfgang Jäger | Do., 2. September 2021 - 12:24

"Ein wesentlicher Grund dafür ist das Political Mainstreaming der politisch-medialen Klasse, die prinzipielle Ähnlichkeit der politischen Botschaften, die alle Parteien zum Besten geben, sieht man von der AfD und der Linkspartei ab."
Das ist wohl der Kernsatz des Artikels. Was lernen wir daraus?
Man könnte auch mal wohlwollend über die AfD schreiben. Aber nein, das sind ja alles Rechtspopulisten, also rechte Phrasendrescher. Wer sagt hier in diesem Land denn noch die Wahrheit? Wer meint es noch ehrlich mit diesem Land? Die Antwort findet man in den Wahlprogrammen und auf den Wahlplakaten. So kommen wir wieder zur AfD. Es ist beispiellos, wie man diese Partei aus dem politischen Diskurs ausschließt. Die Rechtspopulisten könnten schnell zu Gewinnern werden, wenn viele nac h der Wahl merken, dass sie den wirklichen Phrasendreschern auf den Leim gegangen sind.

Die AfD schließt sich SELBST aus jeglichem politischen Diskurs aus.

Wer will schon mit einer Partei zu tun haben, die u.a. "das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus" für den Bundestag aufstellt?

Und nein, das ist kein Einzelfall.

Rob Schuberth | Do., 2. September 2021 - 13:11

es löst bei den Bürgern wohl eher Gefühle wie Wut, Zorn und Ohnmacht aus.

M. E. haben diese Phrasen-Sprechblasen auch noch die gezielte Absicht sein Gegenüber mit Fragezeichen zu hinterlassen.
Einem Gefühl der Minderwertigkeit.

Denn wer versteht schon genau was da mit der Phrase X gerade gesagt wurde. Kaum einer.
Und wenn dann gibt es zig Auslegungsoptiionen. selbst Experten sind sich da ja oft nicht einig.

M. E. handelt es sich also um eine absichtliche Form der Distanzwahrung u. ~herstellung zu den Angesprochenen.

So zeigt man das man selbst im Elfenbeiturm sitzt u. die anderen keine Ahnung haben.
Ein bewusste Überhöhung.
Und die wollen sich dann im Ernst noch Volks-Vertreter nennen!
Ein Skandal.
Es sind nur noch Parteisoldaten. Die sich gehorsam dem Fraktionszwang unterordnen (der GG-widrig ist!).

Wolfgang Tröbner | Do., 2. September 2021 - 13:40

und Phrasendrescherei - das ist das Kennzeichen der Politik von Grünen, SPD und CDU. Der Wahlkampf findet deshalb nicht mehr statt, weil diese Parteien wissen, dass sie am Ende dieses "Wahlkampfes" wieder die Macht unter sich aufteilen werden, egal was der Wähler will. Der selbsternannten Elite (bei der es sich um eine Negativauslese unfähiger, machtgeiler und teilweise korrupter Personen handelt, die in ihrem Leben selbst nie etwas zustande gebracht haben) ist das Land schon lange ziemlich egal. Mit dem können sie nichts anfangen (so wie das der Grüne Habeck mal treffend formulierte). Deshalb leiten sie die Flüchtlingsströme dieser Welt hierher (wir haben ja Platz, so Baerbock), deshalb wird die Natur und die Landschaft geopfert für ein wahnwitziges Projekt namens Klimawende, deshalb lässt man das Land ausbluten. Alles, um die "Probleme der Welt" zu lösen. Wenn das Land aber selbst Probleme hat, wie unlängst bei der Flutkatastrophe zu sehen, zeigt sich diese Politik hilflos.

Markus Michaelis | Do., 2. September 2021 - 15:08

Wahrscheinlich wurde in der Politik immer schon viel in Phrasen geredet und wahrscheinlich geht das auch kaum anders, weil die Komplexität der Dinge so ist, dass man nur Bürgern, die ohnehin schon ihre Meinung haben, durch "Phrasen" signalisieren kann in welchem Lager man steht.

Neu gegenüber früher scheinen mir mehr die Umbruchzeiten. Es gab Zeiten (auch nicht alle, aber die 80er bis 0er Jahre, aus denen wir kommen), in denen mehr Homogenität in der Bevölkerung herrschte und wir damit halbwegs Erfolg hatten.

Heute verteidigt ein staatstragendes Bildungsbürgertum seinen progressiven Weg mit Europa, Weltoffenheit etc., aber schon Europa und gar die Welt wollen so gar nicht zum staatstragend-deutschen Weltbild passen. Da gibt es vehemente Verteidigungslinien, viel Verwirrung, klare Feindgruppen und alle suchen irgendwie nach Orientierung.

Geredet wird darüber möglichst nicht - da hat der Artikel Recht. Haltung, Werte und Feinde klar benennen ist eher angesagt.

Norbert Heyer | Do., 2. September 2021 - 15:25

Die uns belastenden Themen sind hinreichend bekannt. Die Politiker sprechen sie aus einem komplett simplen Grund nicht an: Sie wissen selbst nicht weiter. Hochwasser - und die Menschen werden nicht vorgewarnt. Hilfe kommt von vorwiegend Feuerwehr, Hilfswerk, Freunde und Bekannte - Koordination durch Staat und Verwaltung - Fehlanzeige. Afghanistan über Nacht flüchten - alle haben von nichts etwas gewusst. Und da sollen wir konkrete Ziele und Vorstellungen von Parteien erwarten können? Die leben doch selbst von der Hand in den Mund. Wir werden nicht eine einzige konkrete, nachweisbare Aussage von einem der Kandidaten erhalten. Nicht eine einzige! Aber alle sind grün! Das ist der einzige Aufhänger - Windmühlen bis in den Vorgarten, Solardächer ohne Ende, trotzdem nur Strom nach Angebot, Verbot von Verbrenner, Lastenfahrrad mit Zuschuss, hohe Energiekosten und pauschale Rückerstattungen und noch eins: Ich halte G-R-R sehr wohl für eine mögliche Variante, kein Mitleid mit den Abgehalfterten

Bernd Windisch | Do., 2. September 2021 - 15:41

Unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern haben 2 Weltkriege miterleben müssen und in den Zeiten dazwischen wurde ebenfalls nicht pfleglich mit ihnen umgegangen.
Wem also heute im besten Deutschland aller Zeiten nichts Besseres einfällt als den Untergang der Welt zu prophezeien lebt definitiv im falschen Film. Unsere Vorfahren hätten unsere „Probleme“ liebend gern gehabt. Trotzdem haben sie durch Fleiß und Zielstrebigkeit die Grundlage für unseren Wohlstand gelegt. Wir heute sind immer noch Zwerge auf den Schultern von Riesen.
Es sind doch gerade die Medien die kompetente und problemorientiert arbeitenden Politiker innerhalb kürzester Zeit durch die Mangel drehen. Deshalb möchte aus diesem Kreis auch niemand ins Kanzleramt. Hören wir auf den täglichen Scheinnachrichten und Empörungswellen aufzusitzen. Nicht nur im Kanzleramt sind für die Zukunft Macher und keine Waschlappen gefragt!

Heidemarie Heim | Do., 2. September 2021 - 15:59

Schwanke im Augenblick noch zwischen der Direktwahl, wo und wie mach` ich das?, meiner stabilen Rente in 2024 und dem ewigen Lebens-Bezug derselben mit genügend Freibier um sie sich schön zu trinken geehrter Herr Mohr;)! Vielleicht sollte man dem Alkohol vorm Gang ins Wahllokal dieses Jahr derart huldigen, dass der glasig verschwommene Blick auf den Wahlzettel hirntechnisch mit den reichlich verworrenen Sprachschöpfungen auf den Plakaten in Einklang zu bringen sind? Oder im Rausch sogar vermeintlich wieder einen Sinn ergeben! Außerdem sollen Besoffene und Kinder ja die Wahrheit sagen bzw. im vorliegenden Fall dann auch richtig ankreuzen;).
Und als Nebeneffekt werden aus den großen dicken Elefanten vielleicht sogar viele kleine weiße Mäuse.
Nüchtern werden wir noch früh genug. "Saurer Hering und Ibu für Alle!" MfG

Hanno Woitek | Do., 2. September 2021 - 16:18

Schon immer waren die Wahlversprechen hohl und nichtsagend. Und die Qualität der Kanzler der letzten Jahre? Kohl war Ministerpräsident in R.Pf. Schröder in Niedersachsen. Kohl galt als tumbrer Provinzler, Schröder als peinlicher Ego Macho. Merkel war die Ossimaid. Alle galten auch als mittelmäßig. Und wurden gute Kanzler - sogar auch sehr gute. Mit Schwächen am Ende ihrer Zeit. Also was spricht gegen Laschet oder Scholz? Baerbock erscheint die wirkliche Peinlichkeit.Ihr Hintergrund? da ist nix, und sie verkauft illusorische Halbwahrheiten aber gut gesabbelt. Also was ist eigentlich so anders außer den möglichen Mehrheitsverhältnissen? Wer CDU oder SPD oder FDP wählt macht genauso viel falsch oder richtig wie früher. Wer allerdings die Grünen wählt, macht alles falsch.

Maja Schneider | Do., 2. September 2021 - 19:00

Dieser sogen. Wahlkampf offenbart doch die ganze Hilfs - und Ratlosigkeit der meisten politisch Verantwortlichen. Die CDU/CSU ist hilflos ohne "Muddi", die ihr ganz offensichtlich das eigene Denken abgewöhnt und sie mehrheitlich nach links gerückt und grün lackiert hat, da hilft auch der Einpeitscher Söder als vermeintlich ganz "starke" Führungspersönlichkeit, als die er sich sieht, nicht. Die SPD möchte keine Verantwortung übernehmen und verhält sich so, als hätte sie nicht mitregiert, Problemlösungen sind auch hier nicht in Sicht. Die Grünen leben in einer anderen Welt, möchten aber das Leben der Bürger nach chinesischem Modell möglichst ganz in die Hand nehmen, ihn mit der Rikscha bei Wackelstrom durch Deutschland fahren lassen und die Grenzen ganz weit öffnen, die FDP möchte endlich mitregieren und wird dafür vieles von dem opfern, was sie einmal ausgemacht hat, die Linken sind für die meisten nicht wählbar und die AfD wird ohnehin nur niedergemacht, behält aber ihre Wähler.

Bernd Muhlack | Do., 2. September 2021 - 19:10

"Das Wort hat der Abgeordnete Karl-Heinz Stiegler"
- Loriot.

https://www.youtube.com/watch?v=ELj0TdKlDX0

Dieser genialen Rede ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Im Gegensatz zu den meisten Politikern hat Loriot den Text ganz sicherlich selbst verfasst.

Unsere deutsche Sprache unterliegt aktuell bekanntlich einem massiven Wandel.

Das Wort "Studierende" gefällt mir, finde ich gut.
Auch die Neufirmierung des 4 kg-BGB-Kommentars "PALANDT" in "GRÜNLÄNDER" ist okay - obwohl Grünländer eher an eine Käsesorte erinnert, oder?

Jedoch wird mit unserer Sprache Schindluder getrieben!
H. D. "Genschman" Genscher war ein sehr guter Rhetoriker, ein Meister der Worthülsen, Textbausteine.
Aber er kreierte keine neuen Worte, kam mit dem "Bestand" des deutschen Wortschatzes aus.

Zurück zu MdB Stiegler:
"Wer hat denn schon vor Jahren und warum auch nicht? Wo kämen wir denn da hin?
Das muss hier gesagt werden!"

Es gibt sehr gute BT-Reden - etwa Hildegard Hamm-Brücher oder Dr. Rainer Barzel -
etc.....

Dr.Andreas Oltmann | Do., 2. September 2021 - 20:30

Gerade habe ich mir klargemacht, dass die derzeitige maßgebliche Zukunftsvision durch die Generation „ woke“und „snowflake“ vertreten werden. Jede Flocke ist einzigartig und und besorgt um das eigene Wohlbefinden und um die Not jedes Einzelnen, dem evtl. mal wieder Unrecht zugefügt wurde oder sich über sein Geschlecht noch nicht klar ist. Und keine Resilienz. Damit werden weder die Klimafragen gelöst, noch Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt. Und der Infantilisierung weiter Vorschub geleistet. Mal wieder sind über 70 Kinder in Nigeria von Kriminellen u/o. Islamisten entführt worden, aber der Aufschrei der Gerechten bleibt aus. Das die Welt kein Ponyhof ist, wissen eigentlich fast alle, aber keiner hat den Arsch in der Hose, das auszusprechen. Dafür reist Maas mit 600 Mio. in den Osten, um Gutes zu tun. Lächerlich. Und kein Rückgrat. Symbolisch für unsere Politiker.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 3. September 2021 - 09:04

und sie wurden Jahr für Jahr dichter. Vielen Mitbürgern reichen ein paar Phrasen. Solange sie selbst von nichts betroffen sind, interessiert es sie nicht. Wer im intensiven Arbeitsleben steckt, Haus, Hof und Familie hat und sich vom Arbeitsalltag auffressen lässt, nimmt nur am Rande die politischen Vorgänge war bzw. lässt sich vom ÖRR "informieren" und hinterfragt nichts. Vieles ist oberflächlich geworden. Mag sein, das Corona einige aufgeweckt hat. Erreicht aber etwas ihr eigenes Leben nicht wird alles verdrängt, bis jedem einzelnen das Wasser bis zum Halse steht. Die Politik hat sich mit dem Genderismus und dem Cancel Cultur selbst ein Sprachdiktat auferlegt und man fährt ja scheinbar gut damit, die Realität auszublenden und den Bürger einzulullen. Der Journalismus des Msm bietet seine Dienste an und blendet jeden Störenfried aus oder geilt sich an irgendwelchen Ausrutschern auf und diffamiert jeden, der nicht in den woken Gedankenwelt zu Hause ist. Das bittere Erwachen kommt noch.