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Schüler mit Tablet. Aber reicht das? / dpa

Digitalisierung und Corona - „Wir sind als Bettvorleger gelandet“

Die Coronakrise hätte zumindest eine Chance sein müssen, um endlich die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. Im Interview erklärt die Expertin und frühere Internetbotschafterin der Bundesregierung Gesche Joost, warum es immer noch allenthalben stockt. Unter anderem fehle es an politischem Mut.

Autoreninfo

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Gesche Joost ist Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin. Als Expertin für Digitalisierung war sie Internetbotschafterin der Bundesregierung. Sie sitzt im Aufsichtsrat von SAP, Ottobock und ING Deutschland.

Frau Joost, in Sachen Digitalisierung sahen viele die Corona-Pandemie auch als Chance, dass das bisher eher hinterherhinkende Deutschland endlich den Anschluss an andere Nationen schaffen könnte. Wie sieht zu Beginn des neuen Jahres Ihre Bilanz aus?

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Karsten Paulsen | Di., 5. Januar 2021 - 09:08

Rufen Sie Google Maps auf, schalten Sie in den Satelittenbild Modus, wählen Sie Google Street View und zoomen Europa aus. Alles was blau ist wurde durch Google digitalisiert ist. Deutschland zeichnet sich in seinen Umriss als schwarzes Loch ab. Deutlicher kann man den Rückstand nicht visualisieren.

Yvonne Stange | Di., 5. Januar 2021 - 10:25

... haben wir versucht, für unsere Tochter einen digitalen Zugang zum Schul-Unterricht zu bekommen, da sie die Schule nicht besuchen konnte. Es führte absolut kein Weg rein. Damals scheiterte es an den "Persönlichkeitsrechten der Mitschüler"... Da war nicht mal die Rede von der (fehlenden) technischen Ausstattung und Infrastruktur..... Ok, sind ja nur läppische 11 Jahre bis jetzt! Man könnte sich totlachen, wenn es nicht so traurig wäre. Die junge Generation wird gegen die Wand gefahren. Der Großteil wird Jahre verlieren, die dann für die Armutsrente irgendwann mal fehlen werden. Es sei denn, man geht in die Politik oder wird Beamter. ;-)

gabriele bondzio | Di., 5. Januar 2021 - 10:47

zum großen Sprung angesetzt hatten, sind wir danach leider als Bettvorleger geendet.“
So ist es , Frau Joost. Im Artikel „ Satt, müde und phantasielos“(gestern/Cicero) werden ja Gründe genannt. Fehlender, politischer Mut und fehlende Infrastruktur runden die Gründe ab.
Die Kommunikationsplattformen im ÖD, sind hoffnungslos überaltert/überfordert, da muss ich ihnen zustimmen, Frau Joost. Ich habe trotz rechtzeitiger Antragstellung (4.April 2020), keinerlei Komplikationen im Rentenverlauf (den man ja jährlich zugeschickt bekommt) und Anspruch auf Regelaltersrente ab 1.August 2020. Meine erste Rentenauszahlung Ende Dezember 2020 erhalten. Eine Nachzahlung (Bescheid kam Ende Oktober 2020) wird mir in Aussicht gestellt, aber erst wenn geprüft ist ob ich nicht an anderer Stelle noch Verbindlichkeiten habe. Tolle Leistung!!!

Walter Bühler | Di., 5. Januar 2021 - 11:15

... der Bundesregierung? Seit wann und wie lange? Was hat Frau Joost denn in diesen Funktionen für die technologische Entwicklung in D erreicht oder zu erreichen versucht? Ist eine "Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin" für eine solche Beratung die richtige? Und ist es richtig, wenn der Chaos Computerclub in Berlin als der maßgebliche Experte in Sachen Datenschutz gilt?

Als ehemaliger Mathematik- und Informatiklehrer erlaube ich mir den Hinweis, dass die Technik- und Leistungsfeindlichkeit, die an den Schulen in D etabliert worden ist, den Rückstand in D ganz gut erklären kann. Der Datenschutz dient in Deutschland den technikfremden Politikern als Rechtfertigung der faktischen Technikfeindlichkeit. Er wird mit der gleichen grünen apokalyptisch geprägten Überängstlichkeit propagiert wie die Angst vor der Radioaktivität.

Das Resultat ist nun für jedermann sichtbar, selbst für Politikberater*innen.

Ob Frau Joost die "Richtige" für diesen Job war, kann und will ich auch nicht beurteilen, Herr Bühler.
Aber wahrscheinlich hätte JEDER andere Fachmann*in sich auch an den inkompetenten "Fachleuten" in der Regierung die Zähne ausgebissen und die Segel gestrichen.
Aber die Digitalisierung ist ja nur eines von vielen ungelösten oder nicht angepackten Problemen (Infrastruktur, Energie...Weiteres würde den Rahmen hier sprengen)wo es kein weiterkommen gibt, nicht mal Ansatzweise!
Länder wie Lettland, Finnland u.a. sind da viel weiter.
In D. wird ja erst mal ein Arbeitskreis gebildet, dann eine Kommision und dann...
Was werden wir unseren Kinder & Enkelkinder für einen maroden Staat überlassen?
Ich habe mir auch nicht die "Corona-App" auf´s Handy geladen. Denn das einzige was die kann ist: Datenschutz!
Der Letzte soll nicht vergessen, dass Licht auszuschalten, wenn es dann noch brennen sollte!
Salute

Es hapert bei der Digitalisierung. Aber was hier angemahnt wird - es geht ja gerade um den Bildungsbereich - ist nur Teil einer größeren Misere. Es ist ja nicht so, dass im hochentwickelten Industriestaat Deutschland die Menschen noch Buschtrommeln nutzen. In der Privatwirtschaft, in privaten Haushalten ist man ständig digital unterwegs, ist die Nutzung aller möglichen Kommunikationsmittel und Gadgets längst Alltag, sieht man bereits Achtjährige mit Mobiltelefon.
Das tatsächliche Problem sind die öffentlichen Investitionen. In den Schulen fehlen nicht nur die Internetverbindungen und PCs, es zieht auch durch die Fenster, hier und da sind Dächer defekt. Investitionen fehlen auch anderswo: Straßen, Brücken, Schwimmbäder usw. sind zuweilen in schlechtem bis katastrophalem Zustand. Der Grund? Der Fetisch der schwarzen Null. Mann kann ja nur ausgeben, was man hat...Seltsam: Andere Lände investieren lieber, statt fast nur zu sparen. Aber wir wollen ja lieber den schlanken Staat.

Die Bundesregierung sagt, dass die Investitionen von der Regierung finanziert werden, aber sie trotzdem nicht gemacht werden. Es ist also keine Frage des Geldes, wie Sie das behaupten. Oft behauptet wird bsw, dass Bauplaner im öffentlichen Dienst fehlen. Ob das der Grund ist, weiß ich nicht. Wenn ich daran denke, dass wir kürzlich erfuhren, dass nur ein Bruchteil der angesagten IT-Jobs im Zuge der Pandemie bewilligt wurden, könnte es vielleicht sein, dass zu wenige Bauplaner bewilligt werden oder das es zu wenige für das bewilligte Gehalt gibt. Letzteres scheint bsw bei IT-Jobs in der Verwaltung generell ein Problem zu sein. Anderseits dürften auch zu wenig Leute mit IT Wissen ausgebildet werden. Wie ist das bei Bauplanern? Ich denke, das Problem ist, dass wenn irgendwo in einer Röhre ein Engpass ist, dann bestimmt der wie viel durch ein Rohr geht, egal wie dick das Rohr anderswo ist.

... Es ist keineswegs der Geldmangel.

Berlin gibt horrende Summen für den Bildungsbereich aus, ohne dass bessere Ergebnisse in Sicht wären. Eher im Gegenteil.

Das Problem ist einfach, dass die Verwaltungen (versteckt hinter Streitigkeiten um absurde Kompetenzregelungen) schlampig und ineffizient arbeiten, und unglaubliche Summen für unglaublich viele Gefälligkeitsgutachten ausgeben, die noch tiefer in den Schlamassel führen. Im riesigen Heer von Gutachtern, Experten, Architekten, Bildungsplanern, Antidiskriminierungsbeauftragten, Frauenbeauftragten und Diversity- und Genderspezialisten, und in den Scheinfirmen (die z.B. in Berlin die Grundschulen bauen) - da versickert zur Zeit das Geld.

Der öffentliche Unternehmer bzw. Arbeitgeber (=die Poltik) kommt seiner Führungsaufgabe in keiner Weise nach. Laissez faire in allen Bereichen. Das gefährdet unsere Demokratie mehr als alles andere.

Johan Odeson | Di., 5. Januar 2021 - 12:58

Was wir erfahren ist die Konsequenz einer Geisteshaltung, die durch die 68er Generation und dann durch die Grünen aufgenommen wurde. Insbesondere in den Schulen wurde und wird Wirtschaft und Technik als Teufelszeug verunglimpft und allenfalls im Rahmen der globalen Ausbeutung thematisiert. Allen Neuerungen steht man skeptisch bis ablehnend gegenüber und lehnt diese konsequent ab. Idealisiert wird stattdessen das Lastenfahrrad. Ideologisch favorisierte Projekte werden trotz erwiesenen Unwirtschaftlichkeit mit Steuergeldern gefördert. Da soll die Wirklichkeit mit der eigene Ideologie passend gemacht werden. Der Datenschutz ist pervertiert und dient meistens als Entschuldigung nichts zu tun. Wir verpassen einen Zug nach dem anderen und sind auch noch stolz darauf. Wir drucken auf jede Milchtüte "Ohne Gentechnik" und sehen auch im gentechnisch hergestellten Impfstoff eher eine Gefahr. Deutsche Angst oder Wirklichkeitsverweigerung? Wir müssten uns ja in unseren Schneckenhäusern bewegen.

Joachim Brunner | Di., 5. Januar 2021 - 12:58

Zustimmung Herr Bühler!
Eine lange über Jahrzehnte aufgebaute Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit ist die Ursache für die schlechte Situation. Entweder gängelt man mit sinnentleertem Datenschutz die Entwicklung oder es wird dem Neugründer irdendein Umwelt oder Nachhaltigkeitsthema auferlegt.
Und in den Medien ansonsten: Klima/Greta/NOx/Umwelthilfe/ CO2 Steuer/ Antiautohetze!
Also. weg mit der miesepetrigen apokalyptischen Denke!
Eine gescheite naturwissenschaftliche Bildung, Fortschrittsfreundlichkeit, Technikbejahung, Unternehmergeist und Zuversicht!

John Doe | Di., 5. Januar 2021 - 17:06

Es fängt bei der Digitalisierung schon damit an, das die Experten alles sind außer Informatiker.
Vielleicht sollte man erstmal Leute als Berater und Experten einstellen, die Kompetent sind.
Meiner Meinung nach ist die Digitalisierung eins der ersten Genderopfer in Deutschland.
Viele Grüße
Ein Informatiker...

Hermann Kolb | Mi., 6. Januar 2021 - 00:18

...exemplarsich zum Beispiel hier, https://www.spiegel.de/consent-a-?targetUrl=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fspiegel%2Fbundesregierung-internetbotschafterin-gesche… , dann hat man ganz eventuell auch eine der Begründungen dafür, warum fachlich weitgehend unbeleckte Politiker die zu Internet-Botschafterinnen ernannt und als Digitalexperten gehandelt werden, bezüglich Digitalisierung nichts in Deutschland voranbringen.
Dabei ist es natürlich exemplarisch, den Föderalismus als Problem zu identifizieren, und dabei zum Beispiel die Schweiz zu ignorieren.