deutschland-pandemie-lockerungen-hendrik-streeck-tests-querdenker
Macht es weder den Warnern noch den Zweiflern Recht: Hendrik Streeck / dpa

Wohin steuert Deutschland in der Pandemie? - „Die Entscheider müssen an die Achtsamkeit appellieren“

Zeigen die steigenden Zahlen der mit Corona Infizierten, dass Deutschland ein schlimmer Herbst bevorsteht? Der Virologe Hendrik Streeck wirft Bund und Ländern Panikmache vor. Er fordert Appelle an die Achtsamkeit statt Verbote. Aber woher rührt sein Optimismus?

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Hendrik Streeck ist Professor für Virologie und Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. 

Herr Streeck, mit US-Präsident Donald Trump hat die Pandemie jetzt einen ihrer größten Leugner erwischt. Am Montag hatte Trump seine Krankenhaussuite verlassen, um seine Anhänger zu begrüßen. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie so etwas hören?
Generell muss man sagen, dass Covid-19 eine schwere Krankheit ist, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Ich hoffe, dass sich der Präsident auskuriert und daran denkt, keine anderen Menschen anzustecken. Sein Krankenbett vorzeitig zu verlassen, um Anhänger zu begrüßen, ist in jedem Fall keine gute Idee. 

Wie Boris Johnson oder Jair Bolsonaro hat Trump lange auf die sogenannte Herden-Immunität gesetzt – mit dem Ergebnis, dass es in den USA jetzt 200.000 Corona-Tote gibt. Auch Sie haben noch im Juni in einem Interview mit der dpa gesagt, während der Sommermonate sollte man „gezielt mehr Infektionen zuzulassen. Dann bauen wir eine schleichende Immunität in der Gesellschaft auf, die dann am Ende diejenigen schützt, die auch einen schwereren Verlauf haben können.“ Bis auf Schweden sind inzwischen alle Staaten vom Ansatz der Herden-Immunität abgerückt. Haben Sie sich geirrt?
Tut mir leid. Ich habe nie auf Herden-Immunität gesetzt. 

Eine Studie in Großbritannien hat gezeigt, dass Infizierte Wochen nach der Ansteckung kaum noch Antikörper im Blut hatten. Viele Ihrer Kollegen folgern daraus, dass das Konzept der Herden-Immunität gescheitert istDie WHO geht davon aus, dass man sich nur durch eine Impfung nachhaltig vor dem Virus schützen kann.
Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass Menschen, die schon mit Covid-19 infiziert waren, sich nicht wieder damit infizieren können. Es gibt zwar Patienten, die sich wieder damit infiziert haben, aber das sind Einzelfälle, gemessen an den über 30 Millionen Infizierten weltweit. 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Für € 1, dann 0.20/min freischalten
Maximal € 11 • Kein Abo





Hilfe & Support
Hier findest du einen Überblick über tiun.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Brigitte Miller | Do., 8. Oktober 2020 - 07:37

drückt sich vorsichtig und diplomatisch aus. Die Tatsache, dass es viele Infizierte ohne oder mit wenigen Symptomen gibt, verbietet eine weitere Panikmache à la Lauterburg , aber auch von einer "schweren Krankheit" generell zu sprechen. Zumal Angst das Immunsystem schwächt. Auch die Grippe kann für einen Teil der Betroffenen sehr schwer sein.
Die Tatsache, dass der Lockdown verheerende Folgen hat,dass Leute gestorben sind wegen des Lockdowns , verbietet auch, an einen zweiten Lockdown zu denken.
Insgesamt sind das die Erkenntnisse , die Spezialisten wie Bhakdi, Wodarg, Ioannidis schon länger vertreten.

Regina Müller | Do., 8. Oktober 2020 - 09:21

Antwort auf von Brigitte Miller

ich bin komplett Ihrer Meinung. Diese Panikmache und Bevormundung seitens der Politiker/Medien ist unverantwortlich und unerträglich. Es hat mich schon psychisch krank gemacht und muss nun zu meinem Krebsmittel auch noch Antidepressiva nehmen. Lasst doch mal die weltbesten Wissenschaftler endlich auch zu Wort kommen. Z.B. Ioanidis, Bhakdi, Wodarg, und und und. Warum nur Drosten, der schon massiv bei der Schweinegrippe gescheitert ist? ARTE: Profiteure der Angst, mal schauen, das hilft auch. Dann weiß man, dass Herr Wodarg das Schlimmst damals verhindert hat.Trotzdem wurden Impfstoffe teuer gekauft, die dann teuer vernichtet. Die Pharma freut sich, wie jetzt wieder. Wichtige Frage: warum will Gates unbedingt impfen? Gleich 7 Milliarden mal? Vom Baby bis zum Greis? Das spült viel Geld in die Kassen der Pharma und ihm. Warum will man die Impfschäden den Käufern der Impfstoffe aufbrummen? Warum gibt es hier keine Produkthaftung für die Pharma. Auf Antworten warte ich gespannt.

Gerhard Lenz | Do., 8. Oktober 2020 - 11:07

Antwort auf von Brigitte Miller

Selbstverständlich kann jeder einzelne Infizierte, auch wenn er nicht selbst krank wird oder nur milde Symptome entwickelt, für jeden anderen Menschen in letzter Konsequenz als tödliche Ansteckungsquelle wirken.
Zu argumentieren, man müsse sich ja keine Sorgen machen, da viele Infizierte ja keine grossartigen gesundheitlichen Probleme hätten, zeugt von einem völligen Unverständnis, was eine Pandemie überhaupt ist.
Andererseits sprechen z.B. 18.000 Infizierte an einem einzigen Tag in Frankreich eine alarmierende Sprache; auch wenn in Deutschland im Moment nur (oder schon wieder) sich mehr als 4.000 Menschen anstecken. Zeit mit witzlosen Verweisen auf Grippe, die niemand mehr ernst nimmt, oder dem dumpfen Gerede vom Corona-Hype aufzuhören - auch wenn ein paar gleichfalls x-fach widerlegte Querdenker unter den Wissenschaftler anderes behaupten. Was die ach so tolle Strategie zur "Herdenimmunisierung" angeht - sie führt, siehe GB, zu Tausenden von Toten.

Wenn ich bei 1 Mio Männer einen Schwangerschaftstest machen würde, wären bei gleichen Fehlerquote 10.000 Männer schwanger ;-))
Humor bekommt man, damit einen nicht der Kragen platzt.

In einem Corona-Extra der ARD(!) am Montag wurde sehr deutlich gemacht, dass es in Deutschland in 2020 bis heute keine Übersterblichkeit gibt und das es nur sehr geringe Belegungszahlen in den Krankenhäusern sowie die Corona-Sterbefälle gibt. Und dies schon seit Monaten! Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen 6 Monate bestand die reale Gefahr einer Überlastung des Gesundheitswesens. Aber immer deutlicher wird das vielfältige Leid infolge der Lockdown-Maßnahmen: Massive Schädigung der Wirtschaft, Vereinsamung gerade alter Menschen, steigende Suizid-Zahlen, massive Schädigung des kulturellen Lebens, Einkommensverluste durch Arbeitslosigkeit+Kurzarbeit, Verschuldung vieler Studenten (keine Minijobs), maskierte Kinder usw. Und das alles wegen einer Pandemie, die schon lange keine Pandemie mehr ist und in ihren praktischen(!) Auswirkungen nicht schlimmer ist als bisherige Grippewellen! Alles unwichtig, alles kein Problem? Sollten sie ihr Betrachtungsspektrum in dieser Frage nicht ausweiten?

Ekkehard Windrich | Do., 8. Oktober 2020 - 08:12

...keineswegs 300.000 Infizierte, bzw. aktuell 310.000. Diese Zahl bezieht sich auf den gesamten Verlauf der Epidemie seit Februar. Abzuziehen sind davon rund 270.000 inzwischen Genesene und knapp 10.000 Todesopfer.

Herrn Streeck gelingt in meinen fachfremden Augen hervorragend der Balanceakt zwischen begründeter Vorsicht und lebenswichtiger Zuversicht.

Auch die ach so böse Wirtschaft hat übrigens völlig berechtigte Anliegen und somit selbstverständlich auch Anspruch auf einen "Anwalt". Ob Herr Streeck dies tatsächlich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Stefan Jurisch | Do., 8. Oktober 2020 - 08:18

Jeder, der in der Schule aufgepasst hat, sollte wissen, dass Antikörper die kurzfristige Immunantwort des Körper sind. Sie werden von Gedächtniszellen gebildet, die sich das Virus gemerkt haben. Sucht doch mal nach Masern-Antikörpern in einem Menschen, der vor 10 Jahren geimpft wurde. Dürften auch wenige sein. Dennoch ist er immun.
Vielleicht sollten Immunologen mit ebendiesem Schulwissen mal an die Öffentlichkeit gehen.

Das Schulwissen über die tödlichen Grippeviren ist auch verloren gegangen. Hängt damit zusammen, dass wenn man Grippe mit Covid-19 vergleicht feststellt, man wäre viele Jahrzehnte bisher sorglos durchs Leben gewandelt. Wieviel Menschen aus Risikogruppen habe ich in meinem Leben mit einer Grippe-Infektion angesteckt und getötet? Weiß ich nicht. Wieviel Menschen aus Riskogruppen habe ich mit einem Covid-19-Virus angesteckt und getötet? Weiß ich nicht. Mit einem Magen-Darm-Virus unbekannte ältere, immungeschwächte Menschen getötet? Ich weiss es nicht. Somit wäre ich beim Thema Hygienediktatur und Entsozialisation.

nur weil sich eine Homöopathin bei zeit-online dazu bekannte, noch nicht zu wissen, warum und wie Homöopathie wirkt, aber dann grandios zuspitzte, dass Äpfel auch schon von Bäumen fielen, bevor Newton das Prinzip erkannte, jedenfalls überlegt, SO, über Gedächtnis/Ab/Eindruck...

Klaus Damert | Do., 8. Oktober 2020 - 08:18

Ein sehr schönes Interview. Da merkt man, dass der Interviewte selbst denkt und nicht einseitig einen Aspekt hervorhebt. Es gibt nur die Variante: mit dem Virus leben. Eigentlich sollte das jeder verstehen. Wieso sollte das Virus denn verschwinden? Wohin?

Das Problem ist, dass man Jahrzehnte die vielen tausende Grippetoten und Grippeinfizierte jährlich schlicht ausgeblendet hat und 2020 so tut, als ob das Covid-19-Virus das erste Virus auf der Welt sei.

Jochen Rollwagen | Do., 8. Oktober 2020 - 08:51

Ich empfehle die ARD Extra Sendung zum Thema, vor allem ab Minute 9.

https://www.ardmediathek.de/daserste/video/ard-extra/ard-extra-die-coro…

Wie Herr Prof. Streeck die nicht mehr zu übersehenden Widersprüche in seinen Äußerungen mit sich selber vereinbaren kann, das kann nur er wissen.

Die eingeblendeten Grafiken im ARD-Beitrag sprechen Bände.

Und Vorsicht: Vom allzu schnellen Kopfschütteln kann einem schwindlig werden !

Urban Will | Do., 8. Oktober 2020 - 11:33

Antwort auf von Jochen Rollwagen

aber ich kann die von Ihnen hier angesprochenen „Widersprüche“ in den Aussagen von Herrn Streeck nicht erkennen. Weder in dem verlinkten Beitrag noch in diesem Interview hier.

Ich vermute, sie haben bei Ihrem Beitrag hier an Herrn Drosten gedacht? Und vielleicht versehentlich den Namen „Streeck“ eingesetzt?

Bei Drosten gibt es in der Tat große Widersprüche zwischen dessen Aussagen und Vorhersagen und den aktuellen Zahlen.

Sehr geehrter Herr Will,
zunächst ist Herr Streeck kein Mediziner, sondern Virologe. Ich denke vieles wäre uns erspart geblieben, wenn man nicht auf Labor-Wissenschaftler wie Herrn Streeck oder Herrn Drosten gehört hätte, sondern eben auf Mediziner. "Infiziert" bedeutet für einen Virologen etwas anderes als für einen Mediziner, aber es zählt nur, wer letztlich krank wird, nicht wer irgendwelche Moleküle in sich trägt. Der Begriff "asymptomatisch infiziert" ist medizinisch kompletter Blödsinn, infiziert ist, wer eine Immun-Reaktion des Körpers bzw. Symptome hat, sonst niemand. Wie Herr Streeck als Virologe dazu kommt, die Entscheidung der Ärzte (!) des amerikanischen Präsidenten zu kritisieren, selbigen zu entlassen weiß ich nicht, er muß sich aber fragen lassen, was er eigentlich von sowas versteht. Als Top-Virologe sollte Herr Streeck ebenfalls wissen, daß Viren ständig mutieren und es "das Corona-Virus" schon lange nicht mehr gibt, allenfalls (weit weniger gefährliche) Mutationen.

Tomas Poth | Do., 8. Oktober 2020 - 12:02

Antwort auf von Jochen Rollwagen

Hr. Rollwagen, kann es sein das Sie diese Sendung und die Inhalte nicht ganz verstanden haben?

Jochen Rollwagen | Do., 8. Oktober 2020 - 14:06

Antwort auf von Tomas Poth

Ich denke die roten Linien, die seit Monaten an der Null-Linie festkleben sind schwer mißzuverstehen.

gabriele bondzio | Do., 8. Oktober 2020 - 09:02

Bezüglich der Regeln (auch für Risikogebiete in anderen BL) gibt es Ausnahmen, die mich doch erstaunen. Politiker werden von der Quarantänepflicht ausgenommen.„ In der „BZ Berlin“ nimmt Gunnar Schupelius Anstoß daran, dass Politiker sich in eigener Sache über dieselben Regeln hinwegsetzen, die sie gegenüber dem Bürger für verbindlich erklären. Er verweist darauf, dass die Ausnahmeregelung der Infektionsschutzverordnung des Berliner Senats sogar die gesamte Regierung und nicht nur das Parlament ausnehme.“
Hat denn die Herden-Immunität schon bei unseren Politikern gegriffen? Oder bekommen sie jetzt den Diplomatenstatus zugestanden. Dieses Privileg genießen ja alle Diplomaten +Mitarbeiter, egal aus welchen Risiko-Gebiet der Welt sie kommen. Gleiches gilt auch für alle Politiker, Beamte und Angestellte, die für die EU arbeiten und nach Brüssel pendeln. Belgien ist derzeit auch Risiko-Gebiet.

dass das Virus so intelligent ist, genau zu wissen, wen es wann und in welcher Lage befällt; drinnen oder draußen, im Sitzen, im Stehen aber nicht - oder umgekehrt, beim Eingang, draußen, drinnen, ab so und so viel Leuten, - wo auch immer. Vor allem aber weiß es, wen es nicht zu befallen hat: Das sind alle Politiker und Migranten, auch Verkaufspersonal darf ohne Maske arbeiten; die können also nicht anstecken. Und ich behaupte, jemand, der nichts hat, kann auch nicht anstecken. Aber diese Panik, die manche Leute haben, macht mich hochgradig aggressiv, ebenso wie diese Lügengeschichten und die Willkür der Politik, der WHO und gewisser "Experten". Die Erfahrung hat gezeigt, dass ich mit Maske kaum in der Lage bin zu atmen, kaum etwas zu sehen oder zu hören, schwitze und verlasse so schnell wie möglich das Geschäft. Und ich ziehe mir bisweilen das Ding unter die Nase. Alle Verängstigten mögen mich bitte mit ihren Belehrungen und Beschimpfungen ob meiner "Rücksichtslosigkeit" verschonen.

Gerhard Lenz | Do., 8. Oktober 2020 - 14:22

Antwort auf von Petra Führmann

das trifft es auf den Punkt. Dieser Tage ist die Welt ja voller selbsternannter Experten, die sich bei genehmen Stellen gewünschte Meinung angelesen haben.

Und wer diese Meinung nicht teilt, selbst wenn hochqualifiziert, der übt Willkür aus!

Selbst die Wirksamkeit von Masken ist längst belegt. Wer sie natürlich politisch instrumentalisiert als "Maulkorb" ohne jeglichen Nutzen diskreditiert, zeigt nur, dass er ideologisch irgendwo hängengeblieben ist, und Realität aus Prinzip ablehnt.

Dann behauptet man eben einfach so. ..

Das die Hoffnung (und das ist gut so, auch wenn fast keiner mehr einen Glauben - außer an Geld, Macht & Ansehen - dem Rahmen also & nicht den Inhalten), möge auch sie noch so klein sein (Strohhalm im Meer) hofft, glaubt & Unbarmherzig darum kämpft.
Bereits beim schwarzen Tod bekamen die Menschen mit, dass dies....
Aber statt dies wie bei Umwelt & anderen Problemen als Chance für Mensch, Wirtschaft & Umwelt zu sehen, wird sich bei den Strippenziehern benommen, als wären Sie volltrunken im Karnevalsverein. Soviel dazu :-)(

Ellen Wolff | Do., 8. Oktober 2020 - 10:01

Herr Streeck ist in der Lage zu differnzieren und biedert sich keiner Seite an. Damit steht er in Zeiten wie diesen, Zwangsläufig immer in der Schusslinie. Woran liegt es, dass die Meisten scheinbar nicht mehr bereit oder in der Lage sind, mit der Komplexität des Lebens zurecht zu kommen? Woran liegt es, dass selbst „erwachsene“ Menschen kaum noch bereit sind, zu differenzieren und Unsicherheiten auszuhalten? Mir scheint, als ob die Massen sich wie unmündige Kinder verhalten und damit den Populismus aller Couleur befeuern. Die Massen laufen denen hinterher, die einfache Antworten bieten, es gibt nur noch Schwarz oder Weiß. Gut für die, die nach absoluter Macht streben. Das Ergebnis ist gesellschaftliche Spaltung und möglicherweise der Verlust der Freiheit (Demokratie).

Sehr geehrte Frau Wolf,
vielen Dank für Ihren so treffenden Kommentar! Leider gibt es anscheinend in unserer Gesellschaft immer mehr Wichtigtuer und "Internet-Universität gebildete" die nie bergriffen haben, dass Wissenschaft Kontroverse bedeutet und die nicht wissen, was dialektisches Denken ist. Zu pöbeln und mit Dreck um sich zu werfen ist eine bedauerliche Folge im Zuge der Ausbreitung der sog. "sozialen" Medien. Hier findet jede noch so abwegige Meinung ihren Widerhall...
Mut hat es allerdings immer schon gebraucht, sich öffentlich dagegen zu stellen; die Folgen solchen Mutes waren z.B. im Mittelalter wesentlich drastischer als heute, wo ich mit einem Shitstorm gegen mich doch noch gut leben kann ;-)

Herzliche Grüße,
Heiner Thiel

Hallo Frau Wolff, ich fürchte, wir alle unterschätzen die subtile Tiefenwirkung des
" Und gebt uns unsere tägliche Infiziertenzahl " (Leichte Abwandelung des Gebetes Jesu: Vater Unser)

Urban Will | Do., 8. Oktober 2020 - 10:57

Satz: Leben m i t Corona.
Warum nur stellt man nicht auch mal einem Herrn Drosten kritische Fragen, so wie Sie das hier machen, Frau Hildebrandt?
Betreffend die Folgen seiner „Ratschläge“?

Wobei ich mich immer wieder frage, was die Aufreißerei mit den Todeszahlen soll. Statistisch wird auch in den USA 2020 keine erhöhte Sterbezahl zu vermelden sein.
Aber es ist mühsam, die Diskussion festgefahren.

Wieso untersuchen Sie oder Ihre Kollegen nicht einmal knallhart die unmittelbaren Folgen der Beschränkungen? Und setzen sie in Bezug ?
Viele Branchen merken davon nicht viel, das mag stimmen, aber in der Reise- oder Luftfahrtbranche, bspw breitet sich so langsam Untergangsstimmung aus.
Da kann man die Worte Risikogebiet oder Reisebeschränkung oder Zwangsquarantäne nicht mehr hören. Das sind Todesstöße.
Oder lesen Sie nach unter : https://www.nytimes.com/2020/08/03/health/coronavirus-tuberculosis-aids…

Dann sieht man mal eine andere Seite dieser lockdown – Maßnahmen.

hat zu absurden (überhöhten) Umfragewerten für die Regierenden geführt.
Warum sollten die Nutznießer der Angst ihre Taktik ändern? Bis zu den Wahlen.
Theoretisch haben wir in der Hand, was mit uns geschehen wird, wäre die aktuelle Sonntagsfrage zu 55% für die Alternative, hätten wir am Montag Aufforderung zur Party im ganzen Land und eine uneingeschränkte Reisefreiheit. Nicht Vernunft, nicht ein Mittelweg sind wichtig- entscheiden die Umfragen. Wie schon der Dichter schrieb: " Vernunft ist stets bei wenigen gewesen".

danke für ihren Kommentar. Nur weil der amtierende US-Präsident für mache das personifizierte Böse ist, versucht man in die Zahlen etwas hineinzuinterpretieren. Da hilft nur eine vergleichbare Bezugsgröße, diese bietet das RKI mit den Letalitätszahlen bezüglich Corona gerechnet auf 1 Mill. Einwohner an. Da sind nun einmal europäische Länder mit vorne( wenn man von Peru, das zur Zeit Nr. 1 ist ,mal absieht).Übrigens ist die Zählweise auch durchaus verschieden. In manchen Ländern reicht schon Corona -Verdacht und der Verstorbene landet in der Opferstatistik. Oder die besondere Vergütung wegen medizinischen Mehraufwands. Da wird man schnell als Covid-19 -Fall eingeordnet. Man google einmal Cobraeffekt. Die Betroffenheit von anderen Krankheiten unterschätzt man auch manchmal gerne. Ich bin fast vom Stuhl gekippt als ich anlässlich der Nobelpreisvergabe von weltweit 71 Millionen Hepatitis C -Infizierten und 100 000ten daran verstorbenen hörte.

Tomas Poth | Do., 8. Oktober 2020 - 12:21

Ja es gibt sie die besonnenen Stimmen wie Hr. Streeck und viele andere. Sie werden aber nur als kleine Einsprengsel im Mediengeschehen gebracht. Eine Art Feigenblatt?
Wenn man die aktuellen Beiträge im Mainstream ließt ist in der Mehrheit aber weiterhin Panikmodus angesagt.
Das Entscheidende sind nicht die Fallzahlen der Teste, sondern wie viele Menschen tatsächlich erkranken und stationär behandelt werden müssen. Im Vergleich zum Frühjahr sind diese nun erheblich geringer, ist das nicht auch ein Anzeichen einer beginnenden Herden-Immunität?
Wer den Panikmachern Glauben schenkt sollte einfach zu hause bleiben, sich in ein selbstverordnetes Containment begeben, aber nicht mit seiner Panik andere in selbiges zwingen wollen!

Hubert Sieweke | Do., 8. Oktober 2020 - 12:46

getestete Bürger/positiv getestete damals bei 5% lag, war der Grund doch der, dass sich nur symptomatische Patienten meldeten. Heute werden Massentests gemacht, mit mehr positiv getesteten, aber eben nur 0,75% sind positiv.
Die KKH sind leer und die Sterberate liegt weit unter der von INFLUENZA.
Würde man nun die Zahlen der positiven Influenza Fälle dauernd weiterführen, lägen wir sicher bei 40 Mio., denn Grippe hatte in den letzten Jahren wohl jeder mal.
Dazu kommt, dass trotz der ganzen Maskerade die Zahlen nicht beeinflusst werden.

Johannes Renz | Do., 8. Oktober 2020 - 13:13

...ist für mich schon jetzt das Unwort des Jahres. Mit diversen Experimenten, eine solche zu erreichen, hat man mehrere tausend Todesfälle in Kauf genommen. Das Wort gehört deutlich eher auf den Index als Mohrenstraße oder Zigeunersauce.

Charlotte Basler | Do., 8. Oktober 2020 - 15:47

Antwort auf von Johannes Renz

Um eine Herdenimmunität zu erreichen müssen sich mindestens 60% infiziert haben. Also ca. 50 Mio. Menschen - und das ohne das Gesundheitswesen zu überfordern. WIE soll das denn bitte gehen - und wie lange würde es dauern?
H. Streek will
"an die Vernunft appellieren – jenseits aller nötigen Auflagen und im schlimmsten Falle auch jenseits von Verboten" und frägt sich gleichzeitig "warum man illegale Partys nicht besser unterbinden kann".
Was nützt mir Herrn Streeks "Apell an die Achtsamkeit", wenn mich dann ein Unachtsamer ansteckt?
Ich finde die Zahl der Infizierten in meiner Umgebung schon interessant. Sie informiert über Ansteckungsrisiken.

Manfred Sonntag | Do., 8. Oktober 2020 - 15:07

Frau Hildebrandt, vielen Dank für dieses lehrreiche Interview mit Herrn Streeck. Es sind wohltuende Aussagen zu dem gegenwärtigen Geschehen. Ansonsten erlebe ich fast nur noch Panik und Stimmungsmache. Bekannte und Verwandte verbarrikadieren sich in ihren 4 Wänden aus Angst vor einer Infektion. Und viele von ihnen warten begierig auf die neuesten Horrorzahlen im ÖR. Angst frisst Verstand. Und diese Furcht wird mit an Sadismus grenzender Gemeinheit geschürt. Warum hat eigentlich unsere Regierung im Jahr 2018, bei einer erheblichen Übersterblichkeit durch die Influenza, keine Maßnahmen ergriffen? Wollen wir in Zukunft bei jedem Virus in Panik verfallen? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Heidemarie Heim | Do., 8. Oktober 2020 - 15:25

Zunächst vielen Dank liebe Frau Hildebrandt und auch Herrn Prof. Streeck für das unaufgeregte und informative Interview! Mir persönlich tut es leid, das Fachleute wie Prof. Streeck und andere überhaupt gezwungen sind zu solchen Gratwanderungen wie er sagt. Gerade weil er von Anfang an aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm, Sorry nicht böse gemeint!, heraustrat und für uns Laien immer verständlich seine Erkenntnisse und Vorhaben/Absichten zu erklären bemüht war. Und sich auch nun wieder neben Zahlen, Fakten und Statistik Gedanken macht zu den menschlichen Faktoren der Pandemie. Beispiel sein "Ampelmodell" um den Nichtexperten eine bessere Gefahreneinschätzung der Lage zu ermöglichen, aber vor allem dysfunktionale, oft irrationale Ängste und Panikmache abzumildern. Völlig egal wem er nach dem Mund redet oder welche Interessen er angeblich! vertritt, er vermittelt durch seine Nähe zum Geschehen und dem Versuch eine gewisse Lebensnormalität herzustellen Vertrauen. Alles Gute! MfG

...können sich, wie man sieht, ändern, je nach Berechnungsmodell. Z.Zt. hört man gar nichts mehr vom Reproduktionswert (R-Wert), sondern mit Verkündigung der anrollenden sog. 2.Welle werden die '50 Neu-Infizierte pro Hunderttausend' als Schwelle für entscheidende Massnahmen herangezogen. Im Frühjahr galt besonders die Vermeidung der Überlastung der Krankenhäuser. Das war verantwortungsvolles Handeln. Dann die Verfolgung von Infektionsketten. Ersteres ist zum Glück nicht eingetreten, Letzteres kann, wie sich herausstellt, von den Ämtern kaum geleistet werden. Die Erhebung von Bußgeldern bei Ignoranten wird, besonders in Brennpunkten, unterschiedlich gehandhabt. Zur Entscheidungsfindung müssten daher m.E. alle (z.B. vor Corona noch) gefragten und angesehenen Wissenschaftler gleichberechtigt zu Wort kommen. Die derzeitigen Covid 19 Infektionen sollten auch mit der Anzahl der Tests verglichen werden, um aussagefähige Daten zu erhalten.

Ich stimme Ihnen zu liebe Frau Schulte! Wir scheinen mit Blick auf die reinen Zahlen und auf andere Länder vieles richtig gemacht zu haben! Auch habe ich mich genervt von Maske & Co. wie die meisten unserer Mitbürger an alles gehalten und versucht die unterschiedlichsten Beiträge aus Wissenschaft, Medizin usw. zu verfolgen und immer wieder auch selbst abzuwägen, welche Maßnahme was zur Folge hat. Dies möglichst ohne Einflüssen von außen zu erliegen. Mir und den meisten war doch z.B. klar, warum die nicht in ausreichender Zahl zu beschaffenden Masken erst Virenschleuder, dann als unumgänglich galten. Auch das die lang erwartete App insbesondere wegen dt. Datenschutz ohne Tracking-Funktion keine Hilfe für unsere Gesundheitsämter ist und nur Besitzern von high end-smarts zugänglich. Außer der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten mit Antivirologika, Entzündungshemmern usw. für die schweren Fälle sind wir nicht viel weiter als zu Beginn mit unserer AHA-Formel. Irgendwie enttäuschend! LG

Tork Poettschke | Do., 8. Oktober 2020 - 17:49

Das sog. globale Dorf soll seinem Motto mal wieder alle Ehre machen: Global denken, lokal Handeln. So hat die Pandemie ihren Zenit wohl schon überschritten. Wenn weltweit wirklich jeder 10. Bürger schon mit Corona infiziert war, kann man doch durchaus von Herdenimunität sprechen. Trotzdem braucht es weiterhin verbindliche Regeln, eine Ausbreitung einzudämmen, die 'Akte Corona' vorbehaltlich ad acta zu legen. Es ist an der UN und/oder WHO folgende Maßnahmen international profylaktisch umzusetzen - bis ein Impfstoff o.Ä. gefunden ist: (1) Allgemeine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit. (2) Kostenlose Testpflicht bei entsprechender Corona-Symptomatik. (3) Kostenlose Testpflicht bei Ein- und Ausreisen ins Ausland. (4) Quarantäne bei gesicherter Erkrankung. Vermutlich ist es Utopie, jene Maßnahmen global ab 2021 umzusetzen. In jedem Fall müssen wir weg vom föderalen Kirchturmdenken.