- „Wir brauchen einen Runden Tisch“
Der einstige Bürgerrechtler Frank Richter spricht im Interview über die Folgen der Wiedervereinigung, den Sinn des Scheiterns und die Suche nach Zukunft. Ohne es zu wollen, so sagt er, würden die Rechten demokratischen Geist und die Haltung von Citoyens provozieren.
Als Mitglied der Gruppe der 20 war der Theologe Frank Richter an der Bürgerbewegung in Dresden und an der friedlichen Revolution von 1989 beteiligt. Später wurde er Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Seit 2019 ist er Mitglied der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und kulturpolitischer Sprecher. 2019 erschien sein Buch „Gehört Sachsen noch zu Deutschland?“ (Ullstein).
Herr Richter, wie wird man eigentlich Bürgerrechtler?
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dürfte es jetzt wohl zu spät sein.
Wer nach über dreißig Jahren seinen Weg noch nicht gefunden hat, wird ihn wohl niemals finden.
Die Eile war wohl auch geboten, denn 1991 sollte Gorbi bereits weggeputscht werden. Glücklicherweise gab es den Artikel 23 GG, man hatte extra Sachsen-Anhalt erfunden, damit es auch zügig gehen konnte. Die Ossis bekamen die wahrscheinlich beste Verfassung der Welt, also alles gut.
Trotzdem, ein interessantes Interview.
Einige wenige waren schon damals klug. Wir hätten eine Verfassungsdiskussion führen sollen.
Mein Kommentsar wurde tatsächlich auf einen Satz redigiert? Ist dort der Rest meines Textes nicht angekommen. Schicke ihn noch einmal neu.
Lieber Herr Konrad,
wir redigieren grundsätzlich keine User-Kommentare, halten uns aber an die Regeln für unser Forum: Pro Person 1 Kommentar und 1 Replik je Artikel.
MfG
Die Redaktion
Hier fühle ich mich angesprochen. Die Schule hat uns viele Klassiker nahe gebracht. In nicht Wenigen steckt ja viel revolutionäres Potential, der damaligen Zeit. Es stimmt,dass die Bewegung nur von wenigen Bürgern in der DDR vorangebracht wurde. Die Angst vor Repressalien (Stasi) steckte tief in der Mentalität der Menschen. Und in dem Satz: „Am Anfang wusste man also nicht, wie er endet.“
Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn die Vereinigung langsamer vonstatten gegangen wäre. Aber die Menschen waren süchtig nach der DM. Süchtig nach vollen Läden, Reisen und anderem. Beachtet wurde bei diesem Gedanken nicht (in der DDR hatte jeder sein minimales Auskommen) dass es am Geld liegen würde, diese Wünsche unerfüllt zu lassen. Mit den Schließen vieler Betriebe, wurden auch viele arbeitslos. Und das war dann auch eine so hohe Belastung, das die Selbstmordrate sprunghaft anstieg.Da viele diese rasende Geschwindigkeit (ökonomisch, kultureller, rechtlicher, gesellschaftl.) überfordert hat.
für einen nachdenklichen, vernünftigen u. ehrlichen Mann, der stets nahe bei seinen Mitmenschen war und auch heute noch ist.
Anhand der wenigen Äußerungen, die ich im Laufe der Jahre von ihm mitbekommen habe u. in Anbetracht seines interessanten Lebenslaufes glaube ich sagen zu können, daß er die ideale Person wäre, um einen "runden Tisch" zu leiten, an dem sich Deutsche verschiedenster Denkungsart zu ergebnisoffenen Gesprächen versammeln.
Es ist die beste Idee, von der ich seit langem gehört habe.
Wir brauchen ganz d r i n g e n d Initiativen,
die sich dafür einsetzen, daß die sich täglich verschärfende Spaltung unserer Gesellschaft aufgehalten u. überbrückt wird, bevor es zu spät ist (siehe USA).
Bitte, lieber Herr Richter, gehen Sie mutig voran!
Gründen Sie den "Runden Tisch aller Deutschen" -
30 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Er ist nötiger denn je.
Und falls Sie Mitarbeiter vor Ort brauchen: Ich bin dabei!
Herr Richter gehörte vor 30 Jahren zu denen, die am 8. Oktober '89 in Dresden ein Blutbad verhinderten und anschließend als 'Gruppe der 20' in Dresden mit den Mächtigen der SED (sowie des Staatsapparates und MfS) verhandelten.
Als Chef der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen trat er für einen Dialog mit den PEGIDA-Demonstranten ein und gab Vertretern Pegidas einmalig die Möglichkeit zu einer Pressekonferenz in den Räumen der Landeszentrale. Für diese Entscheidung mußte er aus dem gruen-linken politischen Lager Kritik und Beschimpfungen einstecken. Nach einer Schamfrist wurde er Chef der Landeszentrale abgelöst.
Heute ist Richter in Sachsen parteiloser Landtagsabgeordneter in der Fraktion der SPD. SPD, Gruene und Linke verweigerten heute die Teilnahme an der Veranstaltung zur Deutschen Einheit, weil sie Festredner Arnold Vaatz nicht anhören wollten.
Ich verstehe nicht, wie man für 'Runde Tische und Dialog' eintreten kann, wenn man sich schon dem Zuhören prinzipiell verweigert!
Einige Punkte, die Richter anspricht, provozieren Widerspruch. 1) "Die friedliche Revolution von 1989 war aktiv ja nur von sehr wenigen Bürgern vorangebracht worden". Mag sein. Wenn Richter allerdings meint, diese "wenigen Bürger" seien die Bürgerrechtler gewesen, so irrt er. Die Bürgerrechtler waren nicht diejenigen, die die Leute auf die Straße brachten. Dazu waren sie viel zu einflusslos und zu isoliert. Was die Menschen auf die Straße trieb, waren vielmehr die Tausenden und Abertausenden, die die DDR über Ungarn und Prag verließen. Die Bürgerrechtler proklamieren zwar gern, dass sie die treibende Kraft gewesen seien, aber es geht dabei nur um "Aneignungsvorgänge". Sonst nichts. 2) "Ohne es zu wollen, provozieren und produzieren die Rechten demokratischen Geist und die Haltung von Citoyens". Woher weiss Herr Richter eigentlich, dass die "Rechten" das nicht wollen? Und warum haben die Linken, SPD und Grüne das offensichtlich nicht geschafft? Wollen sie das oder wollen sie nicht?
Ganz recht Herr Tröbner, die "Aneignung" des Freiheitswillens von tausenden Ostdeutschen geschah und geschieht noch heute.
Zudem ist folgendes zum Artikel zu sagen:
Zitat:"Manchmal sage ich mir, die AfD ist die Kraft, die oft das Böse will und hoffentlich das Gute schafft."
Und da ist sie wieder, die undifferenzierte Dämonisierung der AFD, pauschal inbegriffen alle Bürger, die sich in dieser Partei dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen und nichts mit der Minderheit der sogenannten "Nazis" (eine Verhöhnung des Begriffes und der Menschen, ob der Greueltaten echter Hitler-Nazis) im Gefüge der AFD zu tun haben.
Wenn heute Menschen um Ruf, Beruf und Reputation in unsrem Land fürchten müssen, weil sie sich in einer demokratisch legitimierten Partei engagieren, ist das nicht weit weg von einer Meinungsdiktatur, und dieser beklagenswerte Zustand ist auch solch besagter Dämonisierung geschuldet. Eine offene und sachliche Diskussion auf allen Ebenen tut not, diese ist zur Zeit nicht in Sicht.
Die Ex-DDR hat weniger Einwohner als Nordrhein-Westfalen.