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Der Hafen von Beirut ist völlig verwüstet / dpa

Katastrophe in der Hauptstadt des Libanon - Was ist in Beirut explodiert?

Die Bilder von den gigantischen Explosionen im Hafen von Beirut wirken geradezu apokalyptisch. Die Zahl der Toten und Verletzten steigt stetig, 250.000 Menschen sollen ihre Wohnung verloren haben. Doch was hat zur Explosion geführt?

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Es war kurz vor 17 Uhr deutscher Zeit, als am Dienstagabend die ersten Augenzeugenvideos aus Beirut in sozialen Netzwerken gepostet wurden. Sie zeigten zunächst einen großen Brand im Hafen der libanesischen Hauptstadt, in dessen Zentrum einige Explosionen stattfanden – dann eine gigantische Detonation, eine Pilzwolke und eine Druckwelle, die sich rasend schnell in der Stadt ausbreitete. 

Wie viele Menschen durch die Explosion umgekommen sind, lässt sich noch nicht sagen. Mehr als 4.000 Menschen sind laut Hilfsorganisationen verletzt worden. Etwa die Hälfte der Gebäude in der Hafenmetropole mit 2,3 Millionen Einwohner sollen beschädigt worden sein. 250.000 Menschen sind obdachlos. 

2.750 Tonnen Ammoniumnitrat

Die Ursache der Explosion ist noch nicht geklärt. Doch die englischsprachige Investigativ-Plattform Bellingcat hat Indizien ausfindig gemacht, die dafür sprechen, dass Ammoniumnitrat der Auslöser für die Detonation war.

In der Lagerhalle, in der der Brand zunächst ausbrach, sollen 2.750 Tonnen des Salzes, das sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet, gelagert worden sein. Der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab vermutete bereits am Dienstagabend, dass das dort gelagerte Ammoniumnitrat die Ursache gewesen sein könnte. 

Der Stoff, der sowohl für die Herstellung von Düngemittel als auch von Sprengstoff dient, soll von einem Frachter stammen und im Jahr 2013 konfisziert worden sein. Trotz der Gefahr, die von Ammoniumnitrat ausgeht, wurden demnach die 2.750 Tonnen ohne Schutzvorkehrungen in der Lagerhalle gelagert.

Bellingcat hat ein Foto ausfindig gemacht, das die Lagerhalle vor dem Brand und der Zerstörung zeigt. Darauf stehen drei Männer an einem offenen Tor der Lagerhalle, in der große Säcke übereinandergestapelt liegen, auf denen die Aufschrift „Nitroprill“ zu lesen ist. 

Bellingcat hat das Bild analysiert und hält es für wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um die Lagerhalle handelt, die am Dienstag das Epizentrum der verheerenden Explosion war. Laut der Investigativplattform könnte es sich um ein Imitat des Ammoniumnitrat-Produkts „Nitropril“ des Konzerns Oricoa handeln.

Zwar gibt es auch Spekulationen über einen Anschlag – auch US-Präsident Trump mutmaßte über eine „Bombe“ – , jedoch ist es durchaus möglich, dass die 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat eine solch gigantische Explosion auslösen konnten.

In der Vergangenheit war das Salz immer wieder Auslöser großer Detonationen. Zuletzt starben 2015 in der chinesischen Hafenstadt Tianjin 173 Menschen, als ein Brand im Hafen ausbrach, der auf Chemikalien - unter anderem Ammoniumnitrat - übergriff.

In Beirut gehen derweil die Lösch- und Bergungsarbeiten weiter. Dort, wo bis zum gestrigen Abend die Lagerhalle stand, ist nun ein Krater mit einem Durchmesser von rund 150 Metern, der sich mit Meerwasser gefüllt hat. Die Explosion hatte laut Experten eine Sprengkraft von etwa 240 Tonnen TNT.

Die Katastrophe trifft das Land, das einst als „Schweiz des Nahen Ostens“ galt, zu einer Zeit, in der es unter einer schweren Wirtschaftskrise leidet. Der Staat ist am Rande des Bankrotts, Inflation und Arbeitslosigkeit haben dramatische Ausmaße angenommen.

Die gesamte Recherche von Bellingcat finden Sie hier.

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gabriele bondzio | Mi., 5. August 2020 - 19:14

Es ist fuchtbar, es trifft Menschen, die schon viel hinter sich haben. Und vernichtet noch das Wenige, was ihnen geblieben ist.
Leichtsinn oder Bombe dürfte bei Ihnen da keine Rolle spielen.

Nochmals, zu den Folgen für Deutschland und EU-Europa.

Kommt Libanons Kriminalität und systemische Korruption jetzt auch mit der Fluchtbewegung von Hunderttausenden nach Deutschland?

Das schaffen wir nicht!

Hunderttausende Flüchtlinge und Familienclans aus dem Libanon nach Deutschland?

In den nächsten Monaten die Flüchtlingswelle aus dem Libanon nach Deutschland und EU-Europa. »Das schaffen wir« nicht in Deutschland!

Hunderttausende Menschen werden sich auf den Weg machen! Eine Aufnahme müssten hier vor allem die islamischen Bruderländer leisten! Vorrangig Saudi-Arabien und Katar, die VAE und Kuwait.

Merke: Die ideologische und gesellschaftspolitische Nüchternheit ist kein Rassismus und auch keine Fremdenfeindlichkeit!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 5. August 2020 - 20:16

Haben die Libanesen gewusst, was da mitten in ihrer Stadt im Hafen lagert und vor sich hin tickt? Auch wenn es keine Bombe im herkömmlichen Sinne war, so ist eine solche Chemikalie faktisch ohne besondere Sicherheitsmaßnahmen in einer Stadt zu lagern geradezu grob fahrlässig.
Die Leitragenden sind wie immer bei solchen Vorfällen, die unwissende Bevölkerung. Natürlich hilft Merkel wieder, wo immer es geht. Israelische Hilfe lehnt man ab. Da sitzt der Hass wohl sehr tief und es wird dort niemals Frieden geben.
Wir sollten vor allem die libanesischen Clans hier bitten, einen Teil ihres Vermögens für ihre Landsleute zu spenden, besser noch zum Wiederaufbau in die Heimat zu kehren. Einige Medien, die Trump wegen seiner Vermutung, es könnte eine Bombe gewesen sein, sind wieder über ihn hergefallen, um jetzt selbst von einer chem. Bombe zu sprechen. Die dauerhafte Lagerung dort dürfte vermutlich auch in der dortigen Regierung Ärger geben.
Welches Krankenhaus hier bei uns nimmt Verletzte auf?

Gerhard Lenz | Do., 6. August 2020 - 16:24

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Eine Definition von Clan:

"durch gemeinsame Interessen oder verwandtschaftliche Beziehungen verbundene Gruppe".

Für Trumps Behauptungen gibt es keinerlei Beweisungen. Nur die üblichen Abenteuerseiten im Internet wissen natürlich besser Bescheid.

Trump ist schon wieder zurückgerudert. Herr Konrad verteidigt hier eine Position, die der irrlichternde POTUS bereits aufgegeben hat.

https://www.usatoday.com/story/news/politics/2020/08/05/mark-esper-brea…

Aber Sie wissen doch: Wilde Spekulationen sind hier willkommen und belastbar - wenn sie von den "richtigen" Leuten geäußert werden und in die "richtige" Richtung gehen. Dinge wie Unschuldsvermutung oder die Warnung vor voreiligen Schlüssen, die behält sich der gemeine Cicero-Forist für Anschläge wie die in Kassel, Halle oder Fulda vor.
Um Trump zu entlasten, war Herr Konrad sogar bereit, das Übernahmeangebot für Curevac (das es nicht gab!) mit dem Angebot über den Erwerb von Exlusivrechten eines Corona-Impfstoffes (das es gab!) zu "verwechseln" und die eindeutigen Aussagen Hopps zu letzterem zu ignorieren.