Wenn es nach den neuen Jakobinern geht, sind alle Weißen Rassisten, wer damit nicht einverstanden ist, bestätigt nur seinen Rassismus / dpa

Rausschmiss von Karen Parkin bei Adidas - Die neuen Jakobiner und ihr Jahrtausende altes Terrorwissen

Ist die Aufklärung am Ende? Mit den neuen Göttern der Identitätspolitik ist jedenfalls nicht zu spaßen. Zuletzt durfte das Karen Parkin, Personalchefin bei Adidas erfahren. Doch ihr Rausschmiss zeigt auch einen Widerspruch der Rechthaber.

Bernd Stegemann

Autoreninfo

Bernd Stegemann ist Dramaturg und Professor an der Hochschule für Schauspiel (HfS) Ernst Busch. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt erschienen von ihm das Buch „Identitätspolitik“ bei Matthes & Seitz (2023) und „Was vom Glauben bleibt. Wege aus der atheistischen Apokalypse“ bei Klett-Cotta (2024).

So erreichen Sie Bernd Stegemann:

Als die griechische Flotte auf ihrer Fahrt zum Trojanischen Krieg in Aulis strandete, flehte ihr Feldherr Agamemnon die Götter um Rat an. Die göttliche Weisung war wie so vieles, was die Götter damals rieten, von einer sadistischen Perfidie. Agamemnon sollte seine Tochter Iphigenie unter dem Vorwand ihrer Vermählung nach Aulis locken, um sie dann vor dem Altar nicht zu verheiraten, sondern hinterrücks zu schlachten.

Der Vater und Feldherr sah sich in der Falle. Entweder er bringt das Heer gegen sich auf, weil er die Weisung missachtet, oder er muss seine Tochter opfern und wird damit zum Kindermörder. Warum erzähle ich diese alte Geschichte? Unsere Gegenwart verlässt in atemberaubender Geschwindigkeit die Standards der universellen Menschenrechte und zeigt immer öfter Verhaltensweisen, die an archaische Opferrituale erinnern. Gerade erst musste der Adidas-Konzern ein Frauenopfer bringen. Die langjährige Mitarbeiterin und Personalchefin Karen Parkin trat mit sofortiger Wirkung zurück.

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Werner Peters | So., 5. Juli 2020 - 09:40

Sehr treffend kommentiert. Wir marschieren zurück ins Mittelalter. Ich warte nur darauf, wann die ersten wieder auf den Baum gehängt oder gar gesteinigt werden. Natürlich unter dem Beifall der Massen.

Romuald Veselic | So., 5. Juli 2020 - 09:47

die EDV zu IT verwandelten. Alle naturwissenschaftliche Nobelpreisträger, sind alte weiße Männer/Frauen. Mit einem N-Preis für Aberglaube, könnte man diesbezüglich Abhilfe schaffen. ZB: der beste Voodoo-Doktor o. die smarteste Voodoo-Königin. Ich glaube, die Akademiker der Wissenschaften werden frohlocken.

Z "Statt der Grausamkeit einer willkürlich zuschlagenden Cancel-Culture sollten universelle Rechte für alle Menschen gelten."
Cancel-Culture = prima Begriff für Faschismus/Kommunismus 2.0+x.

Z "Autorin Robin DiAngelo auf den Punkt gebracht: Alle Weißen sind Rassisten. Und wer dem widerspricht oder gar versucht, sich zu verteidigen, bestätigt nur seinen Rassismus."
Wer ist Robin DiA? Wo bleibt die Dialektik?
Ich glaube, auch sie wird bald einen Bodyguard brauchen.
Ist's auch Rassismus, wenn sich die weißen Medienstars durch nichtweiße Leibwächter beschützen lassen? Dies taten auch die Pharaonen, die sich durch nubische Militärsklaven absichern ließen.

Achim Koester | So., 5. Juli 2020 - 10:07

Herr Stegemann, Ihr Vergleich mit der antiken Götterwelt ist geradezu genial, er belegt gnadenlos, dass sich religionsähnliche Ideologie über jede Vernunft erheben kann, wenn sie nur die richtige Massenhysterie bedient. Die Agitatoren stehen in direkter Nachfolge Hitlers, Stalins, der Taliban, Mao Tse Tungs, und natürlich des Hexenwahns.

Wolfram Fischer | So., 5. Juli 2020 - 10:33

welche Hexenjäger-Mechanismen heute um sich greifen - düsterstes Mittelalter! Die Aufklärung ist offensichtlich tatsächlich vorbei, unsere Demokratie ist im Sterben (besser: wird von "Gutmenschen" umgebracht)! Oder welche Erkenntnis soll man sonst ziehen, wenn jede Abweichung von der vorherrschenden Meinungsdominanz schlagartig eine (schein!) moralische Aburteilung erfährt wie - um eine Auswahl zu nennen - Rassist, Ausländerhasser, Nazi, Islamophobiker, antimuslimischer Hasser/Rassist und dergleichen Totschläger mehr.
Und die idiotischte, geschichtsvergessenste Abqualifizierung ist "alter weisser Mann".
Alle (sic!!) Errungenschaften der letzten 2000 Jahre haben uns peu a peu gegen viele Widerstände Menschen vom Typus "alter weisser Mann" gebracht, seien es Demokratie, Menschenrechte, Abschaffung der Sklaverei, Frauerechte (ja sogar das, und bitte Widerstände dagegen nicht negativ überhöhen!), Sozialstaat. Andere Kuturkreise "nicht-alter-weisser-Männer": Absoluter Totalausfall!

Wolfgang Dubbel | So., 5. Juli 2020 - 10:48

man fühlt sich erinnert an camille paglia

Ellen Wolff | So., 5. Juli 2020 - 11:40

dass der Gott der Aufklärung und seine Tochter, die Göttin der Weisheit wiederbelebt werden bevor wir in ein finsteres „Mittelalter“ zurück fallen.

Wolfgang Tröbner | So., 5. Juli 2020 - 13:17

Vielen Dank, Herr Stegemann, dafür, dass Sie die neue Identitätspolitik als das brandmarken, was es letztendlich ist: Eine Ideologie des Terrors, die die Aufklärung und die universellen Menschenrechte frontal angreift und beseitigen will. Sie haben recht, wenn Sie die Vertreter dieser neuen Politik als Erben der blutrünstigen Jakobiner benennen. Meiner Meinung nach stehen sie auch in der Tradition der schlimmsten Diktatoren der letzten 100 Jahre. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass man solchen Auswüchsen rechtzeitig Einhalt gebieten muss. Wenn nicht, landen wir wieder in der Steinzeit. Und vielen Dank auch dafür, dass Sie die historischen Leistungen und Verdienste der "alten weißen Männer" herausstreichen.

Kai Hügle | So., 5. Juli 2020 - 17:26

Antwort auf von Wolfgang Tröbner

Hätte sich Stegemann ein wenig informiert (anstatt über die Antike zu referieren), wäre er vielleicht über Parkins Erklärung und folgenden Artikel gestolpert:

https://www.forbes.com/sites/shelleykohan/2020/06/12/adidas-lags-behind…

Darin heißt es: "The board of directors for Nike is 15% black and 31% female. The supervisory board for Puma is 16% black and 33% female. Adidas’ executive board is 0% black and 17% female." Das sind schon signifikante Unterschiede. Parkin hatte erklärt, sich als Chefin von HR diesbezüglich für Veränderungen einzusetzen. Offensichtlich ist sie dabei gescheitert. Im Geschäftsleben wird man entlassen, wenn man gesetzte Ziele verfehlt. Und im Gegensatz zu den französischen Aristokraten um 1793 wird Parkin zum Glück nicht auf dem Schafott enden sondern bestens versorgt in einer netten Gegend in Florida oder Kalifornien. Dieses Jakobiner-Bild war für FFF ziemlich unangemessen und ist es hier auch.

Tatsächlich spielt die Besetzung des Adidas-boards (im Vergleich zu den boards anderer Sportartikelhersteller) überhaupt keine relevante Rolle in diesem Zusammenhang - weder entkräftet Ihr Link Stegemanns überaus luzide Analyse der Struktur unseres gegenwärtig diskursbestimmenden, moralischen Rigorismus, noch wurde Frau Porkins wegen Erfolglosigkeit die Tür gewiesen: (Ihre eigene Erklärung scheinen Sie aber doch wohl auch nicht vollständig gelesen zu haben?)
Ein Link gegen einen Link:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/adidas-personalchefi…

Ich zitiere aus Parkins Erklärung:
"I am deeply committed to our goals of creating a more diverse, inclusive and equitable company. (...) However, it has become clear to me that to unify the organization it would be better for me to retire and
and pave the way for change."
Parkin fühlt sich demnach dem Bekenntnis zu mehr Diversität verpflichtet, räumt aber ein, nicht hinreichend dazu beitragen zu können, was sowohl anhand der o.g. Zahlen deutlich wird, als auch anhand ihrer kontroversen Äußerungen, von denen in Ihrem Link die Rede ist. Insofern danke ich Ihnen für Ihre Zuarbeit.
Wer sich zu "diversity" bekennt, aber nach mehreren Jahren in leitender Position diesbezüglich kaum etwas vorzuweisen hat und die zugrunde liegende Problematik offenbar nur als "Lärm" abtut, der ist gescheitert. Ein Rücktritt ist folgerichtig. Das hat weniger mit "moralischem Rigorismus" zu tun als mit den Härten der Geschäftswelt.

selbst wenn Sie bezüglich Parkins recht hätten, Das ändert aber rein gar nichts an den allgemeinen Aussagen von Herrn Stegemann, die aus meiner Sicht mehr als zutreffend sind. Oder wollen Sie bestreiten, dass gerade die neuesten Entwicklungen reichlich Anlass zur Sorge geben? Wollen Sie bestreiten, dass mehrere hundert Jahre der Aufklärung ausradiert werden sollen? Vielleicht müssen Sie sich informieren, nicht Herr Stegemann ...

Kai-Oliver Hügle | Mo., 6. Juli 2020 - 12:04

Antwort auf von Wolfgang Tröbner

Da haben Sie Recht: an den "allgemeinen Aussagen" von Herrn Stegemann ändern meine auf Zahlen und Zitaten basierenden Einwände nichts.:-)

Wolfgang Tröbner | Mo., 6. Juli 2020 - 12:39

Antwort auf von Kai-Oliver Hügle

"Am brutalsten hat es die US-amerikanische Autorin Robin DiAngelo auf den Punkt gebracht: Alle Weißen sind Rassisten." Sie finden die Aussage von DiAngelo also richtig? Lassen Sie hören ...

Im Jurastudium lernte ich einst, dass eine unbegründete Ungleichbehandlung bzw. Diskriminierung immer dann vorliegt, wenn Gleiches ungleich behandelt wird bzw. Ungleiches gleichbehandelt wird, ungeachtet objektiver Unterschiede. Mir scheint, diese grundlegenden Zusammenhänge sind zunehmend unbekannt. Sonst wäre offensichtlich, dass der Anteil von "coloured people" im Vorstand eines deutschen Unternehmen aufgrund der demografischen Gegebenheiten in Deutschland zwangsläufig kleiner ist als in einem US - Unternehmen wie Nike. In den USA ist schlicht der Anteil farbiger Bürger an der Gesamtbevölkerung größer, daher auch der Anteil farbiger Bewerber, insbesondere qualifizierter Bewerber um die Position bei adidas.

Auch PUMA ist ein deutsches Unternehmen, das in Sachen diversity sogar besser abschneidet als Nike (s.o.). Im Vorstand von Adidas sitzen zwei Dänen, ein Australier, zwei Deutsche und - bis vor kurzem - eine Britin, Parkin. Sie sehen also, dass nationale demografische Gegebenheiten für die Personalpolitik international agierender Konzerne kaum eine Rolle spielen und Ihr Einwand damit gegenstandslos ist.

Johannes Renz | So., 5. Juli 2020 - 15:13

Mal wieder ein Volltreffer von Herrn Stegemann. Das "Tröstliche" ist, dass, wenn nun alle weißen Männer und Frauen automatisch Rassisten sind, auch Frau Stokowski und Herr Böhmermann sich angesprochen fühlen dürfen. Da hilft wohl nur noch Blackfacing - aber halt, da haben unsere Jakobiner*innen sicherheitshalber auch schon einen Riegel vorgeschoben. Auch diese Zeit wird irgendwann den Weg alles Jakobinischen und überhaupt alles Ideologischen gehen. Bekanntlich erlitten Robespierre, St. Just und Konsorten später das gleiche Schicksal wie ihre Opfer - und im 20. Jahrhundet dann wieder Bucharin, Kamenjew, Trotzkij und wie sie alle hießen. Einen kleinen Unterschied zwischen und linken und rechten Ideologen gibt es freilich: Die Linken (wenn man sie denn nicht bekämpft) fressen sich irgendwann gegenseitig, die Rechten muss man in jedem Fall aktiv bekämpfen - manchmal sogar aus dem Ausland heraus.

Manfred Sonntag | So., 5. Juli 2020 - 17:30

Prima Artikel. Auch die Themen "alter weißer Mann" & "Rassismus" beweisen die Scheinheiligkeit der Apologeten der Identitätspolitik. Es ist furchtbar, was vergangene Jahrhunderte mit der
schwarzen Bevölkerung in Afrika passierte. Zu Tausenden wurden sie nach Amerika transportiert. Aber wie war das möglich? Die Europäer hatten nur wenige Stützpunkte an den Küsten des Kontinents und haben sie nicht ins Landesinnere verlassen. Woher kamen dann diese Sklaven. Sie haben sich sicher nicht selbst gemeldet. Sie wurden von den mehrheitlich arabisch islamischen Sklavenhändlern gefangen und gewinnbringend verkauft. Und das funktioniert heute noch! Aber Identitätspolitiker schließen die Augen und schießen ganze mediale Salven gegen Menschen, die dafür keinerlei Verantwortung mehr übernehmen können. So wird der Identitätspolitiker selbst zum Rassisten. Und wie zum Hohn kungelt er dann noch vorsätzlich mit den heutigen Mörderbanden (z.B.: Iran, Saudi- Arabien)!

100 % Zuspruch für H. Heitmann & H. Sonntag.

Ja, es würde mich nicht wundern, wenn Europa das gleiche Schicksal wie der Sumerer, Babylonier, Perser & Ägypter u.v.m. erleiden würde, denn wir brauchen gar keine Finanzkrise, ein Winter wie 1978/79 reicht.
Würden mal die Rassisten die Bibel lesen, würden sie mitbekommen, dass selbst Moses seine Brüder, die Juden aus der Sklaverei befreit hat.
Ebenso hatte die eigene "Elite" aus Afrika ihre eigene Sippe an die Portugiesen verkauft, auch wenn es Ausnahmen gab.
Hatte mal als Kind eine Sage gelesen, wodurch die Meere durch die Tränen der Götter entstanden sind, weil sie den Neid, die Lüge & die maßlose Habgier der Menschen so erschütterte, dass die Götter "in Tränen ausbrachen".
Also sollte ein jeder mal vor seiner eigenen Haustür kehren,
liebes Kleeblatt. Wir sollten einfach mal mit uns selber beschäftigen & selbst reflektieren & alte Erfahrungswerte der Ahnen wesentlich mehr Respekt zollen!

Denn:

HOCHMUT KOMMT VOR DEM FALL

Ernst-Günther Konrad | So., 5. Juli 2020 - 19:09

Herrlicher Artikel und ein toller Vergleich Herr Stegemann. Chapeau.
Der Götter gibt es derzeit viel. Greta für das Klima, Rackete für die Seenotrettung, Angela die EU-Göttin, Söder der Corona-Gott, das schreibende "es" für die Kunst der Satire. Mir reichen die Zeichen nicht. Welcher Gott wird die Götter dominieren?
Der christliche Gott hat sich dem Mainstrem-Gott untergeordnet, der jedenfalls nicht. Menschen, die sich gottgleich erhöhen, haben in der Geschichte schon immer einen unrühmlichen Abgang gehabt.
Was kommt nach dem Krieg der Götter? Wir haben doch schon eine gottgleiche "Führerin". Bleibt die jetzt doch, damit die alten weißen Männer zurück gedrängt bleiben und allenfalls als Hofnarren noch ihre Dasein fristen?
Wenn links-grüne Identitätsmoral zuschlägt bleibt auch kein weibliches Auge trocken. Wer muckt wird abserviert. Entschuldigung heißt heute Satire. Das hätte Frau Parkin argumentieren müssen. Ich frage mich nur, was war der tatsächliche Grund?

Ingrid Malhotra | So., 5. Juli 2020 - 19:27

Woke Gutmenschen auf Hexenjagd. Hetzen, geifern, zerstören und auf dem niedrigsten gemeinsamen Nenner uns zurückwerfen in präzivilisatorische Zeiten, hinaus aus einer Welt, in der wir doch wirklich gut und gerne gelebt haben.
Was haben sie nur davon? Sind diesen Leuten Sicherheit und relativer Wohlstand langweilig? Oder glauben sie ernstlich, dass aus Zerstörung tatsächlich automatisch ein Paradies folgt?

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 5. Juli 2020 - 19:55

Die neuen Jakobiner sollen die neuen Götter, jetzt aber einer dunklen Zeit sein und sie greifen die Aufklärung an, die ihnen nicht gewachsen ist, weil sie auf jahrtausendelange Erfahrung mit Terror zurückgreifen können?
Ich gehe mal davon aus, dass ein Autor, der hier schreibt, erlittenen Terror meint.
Da es aber nicht wirklich klar wird, habe ich jetzt eine diffuse Angst.
Herr Stegemann, sind Sie sicher, dass Sie die hervorrufen wollen?
Ich will niemanden verdächtigen oder anklagen, ich will um Himmels Willen keinen Terror.
Aber wenn man in der Verantwortung wäre zu kritisieren, was raten Sie?
Terror wäre die neue Gerechtigkeit?
Oder doch ganz falsch gelesen?

Markus Michaelis | So., 5. Juli 2020 - 20:41

Ein Problem des Westens ist es, dass er den konstituierenden Selbstanspruch hat universelle Werte zu setzen. Das ist eine sehr schwache Position. Es ist dabei nicht möglich eigene Werte zu definieren und diese von anderen abzugrenzen. Jede Gruppe der Welt kann den aufgeklärten Westen mit gutem Recht zu allen möglichen Einsichten und Handlungen zwingen. Denn der unbedingte Anspruch auf Universalität macht das einfache Vorhandensein anderer Auffassungen zu unschlagbaren Argumenten - sie sind zweifelsohne auch Teil des Universums, müssen also irgendwie einbezogen werden.

Die Universalität verlangt nicht nur die Einbeziehung aller Weltstandpunkte, sie verlangt auch die gleichberechtigte Einbeziehung. Eine solcher Art aufgeklärt-universeller Gesellschaft kann sich eigentlich nur durch Selbstauflösung erfüllen.

Markus Michaelis | So., 5. Juli 2020 - 20:49

Ein interessanter Aspekt des universellen Anspruchs ist auch, dass man dieselben Kriterien auch an alle Gesellschaften, Gruppen etc. legen müssten. Das ist eine verwickelte Sache. Da inzwischen alle Gruppen und Identitäten der Welt auch in D (oder den USA) vertreten sind, müsste eine sehr komplexe Inquisition folgen, die nicht nur Kant und den NSU kritisch hinterfragt, sondern all die komplexen aktuellen und historischen Wirrungen und Verwicklungen aller Gruppen.

Das ist viel Zeug.

Gelöst wird das normalerweise durch das Konzept der Mehrheitsgesellschaft - deren Wirrungen sind zu untersuchen, die anderen nicht oder weniger.

Ich denke die Auseinandersetzung wird in Zukunft darum gehen, wer Mehrheitsgesellschaft ist, und jeder wird versuchen diesen Schwarzen Peter möglichst weiterzureichen.

Für mich kann ich schonmal sagen: ich bin keinesfalls Mehrheitsgesellschaft und würde diese Zuschreibung für mich ablehnen.

Gisela Fimiani | So., 5. Juli 2020 - 21:01

Wie erleben einen sich selbst vergötzenden Mob, der uns darüberhinaus inzwischen vorschreibt, wie Geschichte zu interpretieren ist.(Denkmalzerstörungen). Dieser Mob betet vor allem eines an: die eigene verblödete, sowie verblödende Moral, die ihm zur Selbstermächtigung dient. Politischer und medialer Zeitgeist haben den „Aufkläricht“ längst auf dem Müll der Geschichte entsorgt und befördern den Mob zum neuen Helden auf der Bühne einer „neuen Geschichte.“