- Sinnsuche im Unsinn
Nicht verschwörungstheoretisches Denken ist das Problem, sondern die Tatsache, dass sich normale politische Diskurse kaum noch davon unterscheiden. Die Gründe dafür liegen im Niedergang der demokratischen Debattenkultur und in der zunehmenden Entfremdung zwischen Eliten und Bevölkerung.
Attila Hildmann, Ken Jebsen, Xavier Naidoo – im deutschen Sprachraum werden diese drei Namen im Zusammenhang mit sogenannten „Verschwörungstheorien“ am häufigsten genannt. Ihre Erzählungen sind facettenreich, aber auch alter Wein in neuen Schläuchen: Es geht um verborgene Machtkartelle, um Milliardäre mit angeblichen Weltherrschaftsgelüsten und um Prominente, die gemäß der „QAnon-Theorie“ Kinder gefangen halten. Fantastische Narrative wie diese erleben in Corona-Zeiten Hochkonjunktur.
Journalisten als Marketingagenten
Es ist müßig, weiter in diese glibberige Materie einzutauchen. Das tut bereits die mediale Öffentlichkeit mit wachsender voyeuristischer Lust. Die „Macht der Verschwörungstheoretiker“ ist ein beliebtes Thema, insbesondere für liberale Medien, die nach klaren Bestimmungen des „unsagbar Bösen“ suchen, um sich selbst auf der guten Seite einzuzementieren. Öffentlichkeits- und sendungsbewusste Possen-Prediger wie Attila Hildmann liefern zuverlässig immer stärker zugespitztes Nachschubmaterial, um die Skandal-Junkies mit neuen Details über die ihm offenbar vorliegenden „Pläne Satans“ bei Laune zu halten.
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In der Debatte wird heute der „Verschwörungstheoretiker“ (= Verschwörer gegen das Richtige) gleich ins Abseits gestellt, eine Diskussion ist überflüssig. Damit spart man sich Diskussionen mit dem „Andersdenkenden“. Um eine Diskussion „zu gewinnen“ muss man sich gut vorbereiten, muss sich mit wissenschaftlichen Fakten vertraut machen und damit persönlich auseinandersetzen. Schließlich könnte jeder in der Diskussion (oder der Vorbereitung hierzu) feststellen, dass er evtl. die falsche These vertreten hat. Dann kann der (politische) Ruf ruiniert sein. Darüber hinaus ist das anstrengend und zeitaufwendig.
Es ist viel einfacher, den anderen in die Verschwörungsecke zu befördern. Leider spaltet dieses Vorgehen unser Land, insbesondere dann, wenn wie z. B. in unserer Stadt, ein (großer?) Teil der „Corona-Verschwörer“ von Polizei und Gegendemonstranten durch Versperren der Zugänge an der Teilnahme gehindert wurde, worüber die örtl. Presse stolz berichtete. Geht so moderne Demokratie?
Sicher wissen Sie auch, dass die Teilnahmezahl an den Demonstrationen zahlenmässig beschränkt war. Und dass diese Zahlen erreicht waren.
Die Polizei hat also richtig gehandelt.
Falsch war jedoch, dass viele Teilnehmer dieser Demos gewollt auf Mundschutz und Abstand verzichteten.
Aber offensichtlich ist für solche Teilnehmer die Möglichkeit, das Virus zu verbreiten, ebenfalls ein verbrieftes Grundrecht.
Herr Wienroth, ich kann Ihnen nur voll und ganz zustimmen. Gespräche die nur den Mikroanteil eines politischen Inhalts vermuten lassen beginnen heute, wenn man nicht aus der GrünLinken-Gedanken-Ecke kommt, in meiner Wahrnehmung völlig abartig. Zum Beispiel traf ich heute geschäftlich einen 23 jährigen ehemaligen Auszubildenden, den ich fragte, wie sich die Corona-Zeit bis hierher auf ihn ausgewirkt hat? Er wurde leiser und antwortete: "Ohne so zu wirken, als ob ich mich auf irgendwelche Verschwörungstheorien einlassen würde, aber ... ." So sieht freie Meinungsäußerung heutzutage in (der von bestimmten Politikern allzu oft und gebetsmühlenartigen Aufforderung zur notwendigen Verteidigung) unserer Demokratie aus.
, vielen Dank dafür.
Selbst neige ich schon aus Berufsgründen dazu, „den bloßen Anschein der Dinge infrage zu stellen“. So glaube ich z.B. nicht daran, dass die BLM-Bewegung in D einfach spontan losbricht, weil man schon immer mit der Polizeigewalt in den USA unzufrieden war. Ich vermute also, dass dahinter Organisationen stecken, die das hier in Europa mit ganz festen politischen Zielen organisieren und finanzieren. Erste Anzeichen dafür gibt es.
Und wenn dieser Tage Spiegel-Redakteur Philipp Oehmke schreibt, dass die „Zeit der Neutralität nun vorbei“ sei, dann wird das Verschwörungstheorien eher weiteren Aufschub geben.
Wie wäre es eigentlich mal mit einem Cicero-Artikel „Verschwörungstheorien, die keine waren“?
Da ließen sich sicher viele Beispiele zusammentragen, wie viele kluge Gedanken wieder und wieder als Verschwörung verworfen wurden und wie viele Menschen dabei für die Wahrheit gestorben sind. Beginnen könnte man ja mit dem heliozentrischen Weltbild…
Bisher für mich persönlich einer der besten Artikel mit einer exklusiven & tiefsinnigen Umrahmung von Herrn Mende. Herr Mende, bringen sie mehr aufs Papier, es lohnt sich.
Und Herr Hartmann: Jeder Satz ist eine Erfüllung für mich gewesen, Danke!!!
PS: Und hier können sich ein Mancher ....
eine Scheibe abschneiden.
Keine Differmierung, kein Hassartikel & oder mit "erhobenen Zeigefinger" geschrieben.
Das ist Journalismus, den sich viele Wünschen.
Was "Freidenker & Freischaffende"
sowie nach "Wissen durstige Leser" sich auch so sehr wünschen & sehnen. Und dabei geht es nicht um Fertignahrung (die vorgekaut wurde), die dem einzelnen schmecken.
Danke & weiter viele gute Gedanken :-)
Einen Artikel, der sich kritisch mit Verschwörungstheorien beschäftigt, kommentieren Sie -mit einer Verschwörungstheorie!
Nun denn: Wer steckt denn hinter dem deutschen Ableger von BLM - die Sozis, die Linken, die Grünen, die Juden, die Muslime, "IM Erika" oder alle zusammen?! "Erste Anzeichen" gibt es ja offensichtlich. Möchten Sie eine Quelle angeben? Popcorn liegt bereit.:-)
Ach ja, und glauben Sie, man wird Xavier Naidoo und Attila Hildmann eines Tages in einem Atemzug nennen mit Kopernikus und Galilei?
Sie haben es kurz und bündig auf den Punkt gebracht, ich habe nicht gedacht dass es wirklich Leute gibt die solche verquere Gedankengänge haben können.
Etwas anderes hilft auch sehr:
Auf Erfahrungen u. Erkenntnisse der Vorfahren zurückgreifen, also aus Geschichte u. Wissenschaft lernen.
Nicht alle Fehler muß man selber wiederholen.
Wenn man das tut, wird einem klar, daß der beste Weg der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden immer im offenen, argumentativen Diskurs (auf Augenhöhe!) besteht und nicht etwa in reflexartiger Ausgrenzung bzw. billigem Lächerlich-Machen.
Das Skandalisieren von Anschauungen ist in unserer stark individualisierten Gesellschaft
absolut nicht geeignet, die notwendige Solidarität
herzustellen, die j e d e Gesellschaft braucht, um
auch in Krisenzeiten zu überleben. Je multikultureller u. multi-ethnischer die Bevölkerung eines Staates ist, umso mehr vorurteilsfreien Dialog braucht sie. Gerade diejenigen, die sich als "Elite" sehen, sollten das
begreifen und danach handeln.
Herr Heitmann, trifft den Kern der Sache.
Es ist inzwischen ein Dauerbrenner der hier stattfindenden Diskussionen.
Der Niedergang der politischen Kultur und – noch viel bedeutender – die Geringschätzung von Dissens und Debatte. Ersteres haben wir schon seit längerem, zweites gefühlt erst seit einigen Jahren, vielleicht seit dem sintflutartigen Aufkommen der sozialen Medien und der schnellen Verbreitung von Nachrichten, auf die meist schon Reaktionen erfolgen, bevor überhaupt nachgedacht wird.
Und v.a.seit Opposition nicht mehr erwünscht scheint.
Und – da wiederhole ich mich zum xten Male – es hat sich ein klar ausgerichteter mainstream herausgebildet, von der ebenso klar mehrheitlich politisch einseitig ausgerichteten Medienclique befeuert.
Beispiel So.-abends, Frau Will. Leider beste Sendezeit, leider sehr einflussreich und leider sehr einseitig in Bez.auf die Gäste.
Da kann gar keine wirkliche Debatte aufkommen.
Das ist Singen im Chor, das ist dilettantisch.
Ich glaube ja das es diesen Unsinn schon immer gegeben hat, nur drang er nicht in die Öffentlichkeit. Das hat sich mit den sozialen Medien geändert. Ich sehe das nicht nur negativ, denn jetzt wird das öffentlich und damit zum Thema. So steckt der links-grüne Bevölkerungsteil tief im Esoteriksumpf und lehnt das Rationale ab. Siehe den veganen Koch. In anderen Mileus gibt es andere Abweichungen vom Rationale. Übrigens, die Einwanderer bringen noch ganz andere Denk-Merkwürdigkeiten mit. Ich erinnere daran, dass man in Südamerika und Teilen Afrikas an Voodoo glaubt.
Ich empfinde das ausgewählte Bild als unpassend- sind etwa alle, die sich informieren über "Corona", die versuchen, in all dem Zeug, was veröffentlicht wird von Seiten der Politik, Regierung, RKI, Mediziner, bis hin zur Boulevardpresse ein paar Wahrheiten und Erkenntnisse zu dieser Erkrankung zu destllieren, Verschwörungstheoretiker?
Verschwörungstheorien/-theoretiker nicht, einzig Herr Naidoo hat wirklich schöne Musik gemacht, evtl. religiös-spirituelle, so dass er evtl. zu erkären ist ohne Rückgriff auf dunkle mythische Narrative.
Ich teile diese Gegenüberstellung von Mythos und Moderne nicht, sondern glaube an ein spannungsreiches und meist fruchtbares MITEINANDER.
Den Rückschritt von fruchtbar zu furchtbar, ja, wie erklärt man den?
Mit Nicht-Wissen und Furcht, eine Gemengelage, von der auch Religionen m.E. stark betroffen sein können?
Unaufgeklärte Religionen sind manchmal gewaltig in ihren Kollateralschäden.
Deshalb verstehe ich in Europa das Ringen um Aufklärung und sehe z.B. dem Islam eine evtl. Verweigerung zur Moderne NICHT nach, dem Christentum einen evtl. Rückschritt zu Gefühligkeit auch nicht.
Tut mir leid, aber Christus war m.E. ein Menschheits-Lehrer, das Christentum evtl. die erste MÜNDIGE Relligion, die Rechtschaffenheit nach Gottes Gesetzen evtl. überschreitend?
Es gibt evtl. keine Eliten mehr?
Lieber Herr Heitmann,
ohne störende Worte vor und nach meiner Beurteilung Ihres fantastischen Artikels:
"Grandios".
MfG. Brigitte Simon
Ja, die medialen Beleuchtungsexperten mit ihren Scheinwerfern landauf, landab, haben es echt drauf. Mit einem gezielten Lichtspot minimalistischer Größe und geistigen Umfangs lässt man den Rest gekonnt im Dunkeln. In diesem finstern Schlund;) verschwindet dann scheinbar jegliches, ab und an noch aufflackernde, selbst erzeugte Restlicht in den Oberstübchen. Apropos selbst denken und demokratischer Diskurs. Dazu las ich soeben ein wunderbares Zitat von G. B. Shaw, der auch meine eigenen Gedanken ab und an bezüglich unserer heutigen Gesellschaft entlang des Begriffs Demokratie und wie wir uns bisher in ihr einrichteten sehr aufschlussreich , wenn auch ein wenig boshaft erklärt und zusammenfasst;): "Die Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wie wir es verdienen." Also, "Spot aus, Licht an!" MfG
Wer nicht erst seit gestern auf diesem Planeten weilt, hat sicherlich mitbekommen, dass in einigen Bereichen gelogen, vertuscht und manipuliert wird, dass sich die Balken biegen. Ich will jetzt nicht Jahrhunderte zurückgehen, aber in meinem Leben haben sich bei so vielen Rückblicken Tatsachen ergeben, dass mir immer wieder gruselt ob der Unverfrorenheit von Akteuren. Ob Korea, Vietnam, Iran, Irak, Libyen, sichere Rente, Scheubles Köfferchen u.v.a.m. Jemand der das gut erfasst hat ist u.a. Noam Chomsky. Auch wenn ich seine politische Meinung nicht teile, er beschreibt fundiert in vielen Publikationen, wie bes. staatliche Manipulateure (z.B. Geheimdienste) Kritiker als VT brandmarken. Ein lesenswerter Artikel auch bei Telepolis: Wer die Bekämpfung von "Fake-News" finanziert v. 28.5.2020 https://bit.ly/2UEcxwc . Und, werter Herr Heitmann, manchmal wird ganz sicher an den Fakten so lange gedreht, bis sie passen. Da muss keine Verschwörung dainterstecken, individuelle Interessen reichen!
…läßt KEINE andere Meinung zu, als die eigene. Daher ist ein Diskurs auch nicht gewünscht und wird systematisch unterbunden. Mit Sanktionen, Strafen, Ausgrenzung. Bespitzelung, Diffamierung…
Ich schwimme jeden Tag bewusst und als freier Bürger GEGEN diesen Strom und staune immer wieder, wieviel Naivität, Unkenntnis und Urteilsunfähigkeit mir entgegen schwimmt…
Aus der Vergangenheit lernen, wäre hier von Nöten.
Meinen sie die allgemein als Verschwörungstheoretiker eingestuften Menschen oder meinen sie, die durch Schätzungen, Vermutungen, Hoch- und Querrechnungen bekannten Virologen, von denen das saarländische Verfassungsgericht urteilte, dass der Zahlen aussagelos sind? Egal. Guter Artikel Herr Heitmann. Der Umgang mit den sog. Verschwörungstheoretikern ist kontraproduktiv. Anstatt deren Aussagen im Diskurs aufzudröseln, in Diskussionen zu versuchen, wahres von falschem, reine Vermutungen und Spekulationen von tatsächlich nachweisbaren Fakten zu unterscheiden, begeht man denselben Fehler, wie im Umgang mit der AFD. In dem man alle verteufelt und wie Lepra Kranke versucht auszugrenzen, mag dies in der digitalen Welt heute nicht mehr gelingen. Es finden sich neugierige Menschen, die im Netz recherchieren, sich selbst ein Bild machen wollen. Einige springen auf den Zug, andere steigen nicht ein. Aktuell der Missbrauchsfall Christian B. Wäre da ein Promi involviert, würden wir es erfahren?