Michael Bloomberg
Wenig chancenreich, aber milliardenschwer: Kann Bloomberg Donald Trump stoppen?/ picture alliance

Michael Bloomberg - Wird er der neue Trump?

Noch hat er seinen Hut nicht offiziell in den Ring geworfen. Doch in New York verdichten sich die Hinweise, dass der Medien-Tycoon Michael Bloomberg Donald Trump bei der nächsten Präsidentschaftswahl herausfordern könnte. Wer ist dieser Mann?

Autoreninfo

Eva C. Schweitzer arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitungen in New York und Berlin. Ihr neuestes Buch ist „Links blinken, Rechts abbiegen“.

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Aus New Yorker Politikern, so heißt es, wird nichts; außerhalb der Stadt, die niemals schläft. New Yorker Bürgermeister oder Gouverneure, die es trotzdem versuchten, stürzten ab, lange bevor sie Washington erreichen konnten. Al Smith, John Lindsay, Ed Koch, George Pataki, Rudy Giuliani, sie alle wurden von der Wählergunst verschmäht – und meist schon früh.

Dann kam Donald Trump, New Yorker und — wie er behauptet — Milliardär. Niemand gab ihm eine Chance, aber nun ist er tatsächlich Präsident. In Washington, D.C. Gut, er ist ja auch mehr Geschäftsmann als Politiker. Aber nun will es noch ein zweiter New Yorker wissen, der ist auch kein richtiger Politiker, aber dafür satte 52 Milliarden Dollar schwer: Michael Bloomberg. Bloomberg, Gründer des gleichnamigen Wirtschafts-Nachrichtendienstes und zwölf Jahre lang New Yorker Bürgermeister, hat seinen Hut in den Ring geworfen, erst mal inoffiziell und nur in Alabama, aber es ist ihm ernst. Hat er Chancen? „Sicher“, spottete der TV-Komiker Bill Maher. „Bloomberg ist schlauer als Joe Biden, reicher als Donald Trump und weniger jüdisch als Bernie Sanders.“

Lästern über den „kleinen Michael“

Sanders ist der dritte New Yorker, der Präsident werden will. Der Senator von Vermont ist im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren und ein revolutionärer Brooklyner geblieben, einer derer, die in der New Yorker Gewerkschaftsbewegung verwurzelt sind, die auf russisch-jüdische Einwanderer zurückgeht. Sanders hat sich, natürlich, sofort dagegen ausgesprochen, dass sich ein Milliardär wie Bloomberg die Präsidentschaft kauft. Sanders selber liegt erstaunlich gut im Rennen, insbesondere, da er kaum Unterstützung der Demokraten hat. Seine Botschaft kommt an in einem Land, in dem die Reichen immer reicher werden. Und Bloomberg, einer der zehn reichsten Männer der Welt, gehört zu denen, die im Fall eines Sanders-Sieges einen Gutteil ihrer Milliarden abgeben müssten.

Auch Trump ist nicht so begeistert von Bloomberg, den er den „kleinen Michael“ nennt, der viele persönliche Probleme habe. Trump behauptet, er sei sich nicht einmal sicher, ob er ihn kenne oder nicht. Umgekehrt kennt Bloomberg natürlich Trump, er hat ihm bereits allerlei Beschimpfungen an den Kopf geworfen, ihn „total inkompetent“ genannt und einen „gefährlichen Demagogen“, dem die erforderliche Arbeitsethik fehle. Von Bürgermeister Bloomberg allerdings hat Trump die reichlich fragwürdige Baugenehmigung für das „Trump SoHo“" bekommen, ein Hotelhochhaus im gleichnamigen New Yorker Stadtteil, in dem allerlei russische Mafiagelder versenkt wurden, und das in einem Gebiet steht, wo Hotels nicht zulässig sind. Aber das nur am Rande. Dass alle drei New Yorker stramm auf die achtzig zumarschieren, tut ihren Chancen übrigens keinen Abbruch.

Der neue Ross Perot  

Michael Bloomberg hatte in den letzten Jahren schon ein paar Mal laut darüber nachgedacht, Präsident zu werden. Meist wurde er als neuer Ross Perot gehandelt. Der inzwischen verstorbene texanische Milliardär Perot trat 1992 gegen George Bush Senior und Bill Clinton an; er verbrannte mehr als zwölf Millionen Dollar seines eigenen Geldes – damals eine hohe Summe für Wahlkämpfe – bekam aber nur knapp zwanzig Prozent der Stimmen. Immerhin genug, um Bush die entscheidenden Stimmen wegzunehmen.

Bloomberg kannte Perot gut, der war Villen-Nachbar in seinem Winterquartier auf den Bermudas. Perot hatte ihm abgeraten, es als Unabhängiger zu versuchen. Das sei zu teuer, zu kompliziert und ohne Aussicht auf Erfolg. Deshalb versucht es Bloomberg jetzt als Demokrat. Nicht, dass er an einer Partei hängt — ähnlich wie Trump, der auch die meiste Zeit seines Lebens Demokrat war, bis er feststellte, dass Republikaner zu sein ihm bei der Wahl helfen würde. Als Bloomberg Bürgermeister von New York werden wollte, war er ebenfalls Demokrat, trat aber zu den Republikanern über. Der Grund: weniger Konkurrenz.

Sehnsucht nach einem echten Milliardär

Als er bei der Wiederwahl einen schwarzen, demokratischen Herausforderer hatte, gab er eine hohe Spende an eine Kinderorganisation in Harlem, verbunden mit der nachdrücklichen Bitte, dass sich Barack Obama nicht zugunsten seines Konkurrenten in den Wahlkampf einmische. Danach verließ er die Republikaner, spendete aber immer noch – aber nur, damit die ihn nicht kritisierten. Bloomberg trat noch ein drittes Mal an, eigentlich ist das nicht erlaubt in New York, aber auch diesen Weg ebnete er mit Geld.

Dass nun Sanders und die gleichfalls linke Elisabeth Warren in der Wählergunst so hoch stehen, irritiert die Wall Street und die Handvoll Milliardäre, die sich den Reichtum des Landes teilen. Amazon-Gründer Jeff Bezos soll Bloomberg gedrängt haben, zu kandidieren, ausdrücklich um Sanders abzuwehren, und auch Bill Gates wäre über einen Sanders/Warren-Sieg sehr unglücklich. Und was Trump angeht; ein echter Milliardär wäre der Wall Street auch lieber als ein Reality-TV-Host, der einen spielt.

Präsidentschaft durch die Hintertür

Reaktionär ist Bloomberg durchaus nicht – er setzt sich für Umweltschutz und Schulen ein – aber dass er ernsthaft eine Chance hat, glaubt niemand. Die Demokraten sind in der Regierungszeit Trumps immer weiter nach links gerückt. Warum sollte die Basis ausgerechnet für einen Mann stimmen, der ein Vermögen damit verdient hat, den Bänkern an der Wall Street Computerterminals zu verkaufen, damit sie damit noch mehr Geld scheffeln können? Andererseits - das galt auch einmal für Trump. Und dass Sanders dicht an zweiter Stelle hinter dem vermeintlich sicheren Sieger Joe Biden steht, hätte vor zwei Jahren auch niemand für möglich gehalten.

Allerdings: Bloomberg muss vielleicht gar nicht gewählt werden, um Trump aus dem Amt zu hebeln. Die Washington Post hat ein paar Ideen, wie er sein Geld anderweitig nutzen könnte, um das politische Klima zu ändern. Idee Nummer eins: Bloomberg solle Fox News kaufen, Rupert Murdochs rechtskonservativen Nachrichtensender, den die Post einen „journalistischen Giftmüllhaufen” nennt, der Millionen von Amerikanern falsch informiert habe, der die Kultur beschädige, Fremdenfeindlichkeit verbreite und einen unfähigen Präsidenten vor Kritik schütze. Wenn Fox News dann erst mal ein halbes Jahr lang nur Berichtigungen sende, renke sich vielleicht alles von selber ein. Ob das Michael Bloomberg helfen könnte, Präsident zu werden? Heute wundert einen nichts mehr.

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Ernst-Günther Konrad | Di., 12. November 2019 - 13:43

Man wendet einfach die kriminellen oder unmoralischen Mittel an, die man anderen vorwirft und schon ist man Präsident in den USA? Ich mag Trump nicht. Er hat eine unsymphatische Ausstrahlung und kommt dümmlich rüber.
Aber, .... er ist der erste Präsident, der genau das umsetzt, was er vor den Wahlen versprochen hat. Das wird ihn auch in der zweiten Wahl im weißen Haus belassen, trotz Extrem-Bashing.
Aha, man kauft einfach einen Fernsehsender und dreht ihn um. Und was ist mit den vielen Anti-Trump-Sendern, dürfen die dann von Trump gekauft werden?
Geht so Politik? Scheinbar. Hier in D ist es ja ähnlich. Mit Steuergeldern werden Intendanten und Journalisten bezahlt, also berichten die entsprechend. Man muss nicht mal einen Sender verkaufen, man tauscht einfach die Intendanten aus, dann klappt es auch mit der Berichterstattung.
Die USA bekommen D. Trump nicht los, so wie D nicht die AFD. Dafür sorgen schon die politischen Gegner. Dröppche vor Dröppche, Hollands- Coffeemilk bzw. D. Trump

Welche Journalisten werden denn mit Steuergeldern bezahlt? Das soll wohl implizieren, die Berichterstattung sei käuflich? Tatsächlich ist es, wie so oft, wenn Behauptungen aus der AfD-Ecke kommen, ganz anders. Intendanten und Journalisten des ÖR werden von Rundfunkgebühren bezahlt, Mitarbeiter der Privaten (TV, Presse usw.) von ihren Arbeitgebern. Tatsächlich forderte ausgerechnet die AfD vor einiger Zeit die Abschaffung der Gebühren und Umwandlung eines geschrumpften ÖR in eine steuerfinanzierte Anstalt - DANN würden Journalisten tatsächlich aus Steuermitteln bezahlt (und idealerweise als AfD-Regierungsfunk gleichgeschaltet berichten).
Das klassische AfD-Eigentor...

Jürgen Keil | Di., 12. November 2019 - 19:13

Antwort auf von Gerhard Lenz

Was ist der Unterschied zwischen Steuern und Rundfunkgebühren? 1.Rundfunkgebühren werden faktisch einkommensunabhängig erhoben, und 2. gibt es keine Gebührenberater, die einem beim Gebührensparen helfen könnten. Ansonsten?
Ob Journalisten käuflich sind, will ich hier nicht diskutieren. Aber die Frage, ob und wie viele Journalisten tatsächlich Bericht erstatten, und/oder inwieweit sie sich volkserzieherisch betätigen, wäre interessant zu diskutieren.

aber wesentlich. Ein steuerfinanziertet ÖR wird durch den Haushalt finanziert - dieser ist nstürlich auch ein Mittel zur politischen Gestaltung. Es lässt sich also vortrefflich politischer Druck ausüben. Die Rundfunkgebühren fliessen unabhängig davon, wer in der Regierung sitzt.

dieter schimanek | Mi., 13. November 2019 - 14:52

Antwort auf von Gerhard Lenz

Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing! Die AFD würde die GEZ abschaffen und da hängt nicht nur der Job dran, sondern auch sehr lukrative Gehälter und Renten. Da bleibt man doch lieber linientreu und darf turnusmäßig die Gebühren neu "bepreisen." - Sogar bei denen, die gar kein Empfangsgerät haben. Ein Solidarpackt für verarmte ÖR Schaffende. Die Printmedien die ebenfalls erheblichen Einfluß auf die Meinungsbildung haben, dürfen natürlich nicht vergessen werden. Das wurde im Migrationspakt ausdrücklich berücksichtigt. Wer positiv über Migration berichtet, wird finanziell belohnt. Wie das dann "bepreist" wird, steht noch nicht fest. Wahrscheinlich wird sich ein Solidarpakt den die Bevölkerung freudig tragen darf finden lassen.

Fox News, also sinngemäß den Fuchs im Hühnerstall, den ewigen alten Störenfried;) kaufen, ihn 1/2 Jahr zur "Berichtigung" all seines Pro- Trump-Giftmülls verdonnern, um ihn dann vielleicht wieder in den lichten Kreis des wahrhaftigen Sendebewusstseins aufzunehmen. Grandiose Idee! Auf deutsche Verhältnisse übersetzt könnte also ein als reich zu bezeichnender Herr Merz von der CDU z.B. doch einfach Upps! unseren Cicero kaufen und alle unsere unbotmäßigen Kommentare ausmerzen (berichtigen) lassen? Lieber Herr Konrad! Sie verleiten mich zu den abstrusesten Gedankengängen;-) Auch die online-Redaktion möge mir diesbezüglich verzeihen! Grüße an alle Anwesenden!

Ich würde niemals Einen oder Eine die ich nicht mag, eine unsympathische
Ausstrahlung hat oder dümmlich daherkommt - bei Herrn Trump würde mir noch
mehr einfallen, oder, weil er z.B. Mauern verspricht, den „Anfang“
einer allgemeinen Krankenversicherung rückgängig zu machen verspricht bzw.
ein Amerika First für die Reichen verspricht, wählen..... ganz ohne „ Bashing“

Ernst-Günther Konrad | Mi., 13. November 2019 - 07:46

Antwort auf von Sigelind Berckhemer

Da bin ich völlig bei Ihnen Frau Berckhemer. Nein, das war kein Bashing. Sie haben inhaltlich argumentiert und begründet warum nicht. Das ist Ihr gutes Recht. Man kann für oder gegen etwas sein. Es kommt eben darauf an, dass jeder seine Meinung sagen und vertreten darf, mag sie objektiv falsch oder richtig sein. Das ist leider nicht bei allen Kommentatoren der Fall und unsere Politiker lassen jeden Form von respektvoller und achtender Kritik, Selbstreflektion und Emphatie vermissen. Machen wir ihnen es deshalb vor. Danke für Ihre Antwort.

Dennis Staudmann | Di., 12. November 2019 - 16:16

Kandidaten für das höchste Regierungsamt, die wirklich alternative Programme anbieten, über die die Wähler dann abstimmen können? Massenmedien, die nicht geschlossen eine Meinung abbilden? Dass die links-liberale "Washington Post", die dem ausgemachten Trump-Gegner Jeff Bezos gehört, den Sender Fox News einen „journalistischen Giftmüllhaufen” nennt, ist für diesen wohl eher ein Gütesiegel als eine Beleidigung. Wie nennt man nur eine Gesellschaft, in der sich fast alle im Parlament vertretenen Parteien unter einer Käseglocke sammeln und jedem, der sich dieser angeblich "alternativlosen" Traumwelt verweigert, zum "Rechtsradikalen" erklären? Ich nenne es Demokratie. Niemand muss Trump wählen, aber wer das nicht tut, wählt auch eine echte Alternative. In Deutschland ist das anders. Die CDU ist genauso grün, wie sie sozialdemokratisch ist. Und die Grünen nennen sich heute selbst "bürgerlich", können bei Bedarf aber auch jederzeit sozialdemokratisch sein.

selbst die AfD nennt sich jetzt schon bürgerlich, wenn das Mitregieren winkt. Dann will man sogar mit den gestern noch als Volksfeinden Gescholtenen aus den "Systemparteien" koalieren.

Das kann man, und da erlaube ich mir auch eine Unsachlichkeit, auch umgekehrt sehen. Um an der Macht zu bleiben oder an selbige zu kommen, würden einige Christdemokraten sogar mit den zuvor als Nazis gescholtenen koalieren. Was ist nun verwerflicher? Ich sage es: Undemokratische Ab- und Ausgrenzungen.

ist in der Tat das Verhalten derjenigen "Christlichen", die nicht eimal vor einer Zusammenarbeit mit der AfD zurückschrecken. Aber vielleicht deutsche Tradition: Schon einmal haben Konservative radikale Kräfte in eine deutsche Regierung gehievt - im Glauben, diese dort kontrollieren zu können. Mit bekannt katastrophalem Ergebnis.

Tomas Poth | Di., 12. November 2019 - 17:26

Na, da erkennen wir doch das Selbstbild aller Medien! Meinung kaufen, Meinung machen für die eigene politische Überzeugung und Klientel.
Ich schätze diese Offenheit, damit läßt sich dann konkret etwas anfangen und über Sachthemen streiten, statt moralisch, gesinnungsethisch bramabarisieren.
Wer sich also über den Begriff Lügenpresse aufregt, sollte diesen Artikel lesen.