Hinterfragt den Zeitgeist: Publizist Jakob Augstein

„Die empörte Republik“ von Jakob Augstein - Was ist mit unserer Gesellschaft passiert?

Der Journalist und Verleger Jakob Augstein hat einen Dokumentarfilm gedreht. Darin geht er dem politischen und gesellschaftlichen Klima sowie den Veränderungen in unserer Debattenkultur nach. Was ist mit Deutschland in den letzten Jahren geschehen? Wer sind heute die Meinungsführer?

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Von einem bekennenden Linken und Herausgeber der Wochenzeitung der Freitag erwartet man nicht unbedingt einen Film, der „Die empörte Republik“ heißt. Aber Jakob Augstein ist kein verbohrter Linker. Er ist ein neugieriger Mensch, der seine Überzeugungen hat und mit vielem fremdelt, was sich in seinem politischen Milieu tut.

Die Neue Linke schottet sich ab

Er überdenkt die Dinge. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er auf Phoenix in seiner Sendung „Augstein und Blome“ regelmäßig mit Bild-Vizechef Nikolaus Blome streitet. Ein Duo, das unterschiedlicher nicht sein könnte, aber sich trotzdem gern hat. Das unterscheidet ihn von vielen anderen Linken in Deutschland, die sich zunehmend abschotten von allen, die anders denken als sie selbst.

Augstein hat bemerkt, dass sich etwas verändert hat in unserem Land. Wir debattieren und diskutieren anders als noch vor wenigen Jahren. Das gesellschaftliche und politische Klima ist ein anderes geworden. Auch die Meinungsführer sind heute andere. Entwicklungen, die uns nicht zwingend besser machen, sondern polarisieren.

Der letzte Pfeiler der Meinungsdiversität

Was also war geschehen? Augstein macht sich in seinem Dokumentarfilm auf eine Reise durch Deutschland und spricht mit Leuten, die sich mit diesem Thema gut auskennen. Menschen, die die veränderte Zeit und die Welt, wie sie vorher war, miterlebt haben. Augstein traf den ehemaligen Spiegel-Chefredakteur und heutigen Herausgeber der Welt, Stefan Aust, sprach mit der Europaabgeordneten Julia Reda. Oder besuchte den ehemaligen Kolumnisten des Spiegel, Jan Fleischhauer, der ihm viel darüber sagen kann, wie es ist, plötzlich als Aussätziger zu gelten, und der eine scharfe Analyse und starke Kolumne über Augsteins Film schrieb.

Fleischhauer war der letzte Pfeiler der Meinungsdiversität unter den Kolumnisten beim Spiegel. Heute ist dort nur linker Zeitgeist vertreten. So wie die Feministin und Autorin Margarete Stokowski, einer der neuen linken Stars in der Medienblase. Auch mit ihr wollte Augstein sprechen. Doch sie lehnte ein Gespräch ab. Bezeichnend. Jakob Augstein dagegen hat ein wichtiges Zeugnis unserer Zeit abgelegt.

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Jürgen Keil | Do., 26. September 2019 - 15:06

Nur eine Frage: Redet und streitet Jacob Augstein auch mit Henry M. Broder, Dirk Maxeiner, Roland Tichy und gar Michael Klonovski? Wenn ja, wo kann man darüber lesen?

Ja, Jacob Augstein redet und streitet - auch - mit 'Rechten'. Am 05. Mai 2019 diskutierte Augstein auf Schloss Ettersburg mit einem der 'Vordenker' der 'Neuen Rechten' dem Lehrer und Autor Karlheinz Weißmann zum Thema: 'Neue Linke. Neue Rechte. Wohin treibt die Bundesrepublik?' Medienberichte dazu existieren nur rudimentär - google Sie. Und lesen Sie den Beitrag von Herrn Fleischhauer (Verweis im Cicero-Text).
Gleichzeitig habe ich die Begründung nachgeliefert, warum Figuren wie Frau Stokowski mit Augstein nicht mehr reden. Augstein hat sich 'eingelassen' mit 'Rechten und 'Nazis'. Und als ein Autor, der nicht unter mangelndem Selbst-bewußtsein leidet, hat er Stokowski&Co. nichtmal vorher gefragt. Man stelle sich vor, daß würde jeder so machen!

Henning Magirius | Do., 26. September 2019 - 15:54

Die neuen Meinungsführer sind die politischen Lobbygruppen in Brüssel, Berlin und den anderen westeuropäischen Hauptstädten: Es sind die NGOs. Demokratisch in keiner Weise legitimiert und fremdfinanziert von privaten Stiftungen oder direkt durch den Steuerzahler (Partei-Stiftungen) setzen sie die politischen Themen, die dankbar von der Mainstreampresse und dem ÖR mit ihren absolut mehrheitlich grün und wirtschaftsfeindlich gesinnten Journalisten übernommen werden. Diese treiben als 4. Gewalt im Staat mit diesen Themen diejenigen Politiker in Berlin vor sich her, die in ihrer Polit-Berufskarriere niemals sich dem verpflichtet gefühlt haben, was das Wahlvolk denkt, sondern was die Presse und der ÖR über sie denkt und wie diese über sie berichten. Diese Politiker sind entweder selbst in ihrer Überzeugung grün und wirtschaftsfeindlich oder sie müssen abhängig in ihrer persönlich-beruflich-finanziellen Situation der „veröffentlichten“ Meinung - nicht der öffentlichen Meinung! - folgen.

Petra Führmann | Do., 26. September 2019 - 16:50

Antwort auf von Henning Magirius

kann man aus Ihrem Kommentar schließen, dass es eigentlich und wirklich die Medien/Journalisten sind, die hier die Ansage, die Meinungshoheit haben. Denn sie befinden, worüber und in welcher Form berichtet resp. eben nicht berichtet wird. Sie haben also die eigentliche Macht. Früher war es eher die Wirtschaft, was nichts Neues ist, aber mit dem "Dieselskandal" und den Lügen dazu war das Maß wohl überschritten; sie werden nicht mehr gedeckt. Und die Politiker... weshalb die sich den Medien so beugen, verstehe ich nicht. Wahrscheinlich, weil sie kein Rückgrat haben und auch sonst nicht allzu viel zu bieten, da ist es ein Leichtes, sie zu übernehmen. Immerhin: Sie sollen ja tun, was die Bürger mehrheitlich wollen. Das nehmen sie allerdings meist er nach der Wahl zur Kenntnis, und dann schwanken sie. Wählen tut man ja nachdem, was sie vorher gesagt haben. Sturheit wäre auch nicht das Richtige, wohl aber Nachdenken und Verlässlichkeit.

Norbert Heyer | Do., 26. September 2019 - 15:59

Das ist unser größtes Problem: Wir streiten nicht mehr miteinander. Vielmehr gibt es zu jedem Streitthema eine „amtlich“ verordnete Meinung, die keinen Spielraum für eine abweichende Position lässt. Dabei ist gerade der in einer harten, kontroversen Auseinandersetzung gefundene Kompromiss etwas, womit jede Seite leben kann. So sind zumindest noch vor vielen Jahren - denken wir nur an leidenschaftliche Auseinandersetzungen zwischen Wehner und
Strauß - wichtige politische Entscheidungen getroffen worden. Knappe Mehrheiten, Austausch aller gegenteiligen Meinungen und dann demokratische Ergebnisse durch die Abgeordneten des Bundestages. Damit ist Deutschland immer gut gefahren. Jetzt entscheidet die Kanzlerin häufig ohne Bundestag, diese Ausschaltung des Parlaments wird durch die Groko kommentarlos akzeptiert und die sich
übergangenen Entscheidungsträger sind frustriert. Die Demokratie muss sofort wieder in die Parlamente zurückkehren, ständige Groko schadet unserem Staat nachhaltig.

Ingo Frank | Do., 26. September 2019 - 16:03

... das hat nicht nur Augstein bemerkt! „Wir debattieren und diskutieren anders als noch vor wenigen Jahren...“ Wenn sie mich fragen, wird in unserem Land weder debattiert noch diskutiert. Streitkultur Fehlanzeige. Warum auch: aus schwarz wurde hellrot, aus hell wurde dunkelrot und aus dunkelrot wurde noch dunkleres Rot. Und alle gemeinsam grüner als die Grünen. Wozu braucht es dann noch Debatten und Streit um Themen? Und wehe dem, wenn der Bürger sagt: ich bin nicht eurer Meinung meiner Meinung nach .... und Peng, kommt die Keule und mann ist platt.
Dieser „Einheitsbrei“ erinnert mich an die Mitte der80 ger Jahre in der DDR. Da gab es auch neben der SED noch andere Parteien aber unterschieden haben diese sich auch nicht.
Aber ich weiß, ich als Thüringer habe 30 Jahre nach der Wende immer noch nicht die „Demokratie „ verstanden. Alternativlose Entscheidungen was soll das? Alternativlos ist zumindest in der Politik gar nichts.

Klaus Funke | Do., 26. September 2019 - 17:24

Augstein? Ja, sein Vater, der war noch ein Mann mit Charakter. Aber dieser da, Augstein der Jüngere, was ist er? Manche sagen, er sei ein Salonkommunist, andere ein linksdrehender Intellektueller, einer, der anders sein will als andere, aber dabei nicht merkt wie er genauso ist wie all die anderen. Ich hab an ihm noch nie irgendeinen Standpunkt bemerkt, auch und gerade nicht in der Politshow mit dem BILD-Chef. Mir fällt zum wahren Jacob einfach nichts ein, jedenfalls nichts Echtes und Unverwechselbares. Er hat ein großes Vermögen. Ich habe keins. Das ist der Unterschied. Mehr weiß ich nicht...

Also der Augstein stellt zumindest fest, das was schief ist. Da ist er schon ein ganzes Stück weiter als der Rest! Ob´s was bringt bleibt abzuwarten, vielleicht bewegt er sich ja sogar... :-)

Bernd Muhlack | Do., 26. September 2019 - 17:33

"Weit gefehlt!" sagte Loriot immer so schön.

Natürlich wird bei uns diskutiert, debattiert und zwar auf allerhöchstem Niveau und mit hochkarätiger, kompetentester Besetzung!
Beispiel?
Letzten Sonntag bei Anne Will: Peter Altmaier und Annalena Baerbock.
Der heutige Donnerstag bei Maybrit Illner: Peter Altmaier und Roland Habeck
Also wenn das nicht allerhöchstes Niveau und der Gipfel der Debattenkultur ist, was denn sonst?

Menschen, die sich für unser Land selbstlos aufopfern, nur das beste für Deutschland wollen!

dieter schimanek | Do., 26. September 2019 - 17:50

Warum streiten? - Es steht doch fest wer recht hat, diejenigen die am lautesten schreien. Erschwerend kommt hinzu, die Welt geht unter. Auf welcher Seite Augstein steht ist bekannt, auf der Richtigen natürlich. Da ich das weiß, brauchte ich den Artikel gar nicht erst zu lesen.

Sie sind ein toller Beweis für Augsteins Thesen. Dann brauchen Sie hier übrigens auch nicht zu kommentieren, was Sie nicht gelesen haben. Schönen Tag.

 

dieter schimanek | Do., 26. September 2019 - 18:52

Antwort auf von Kirsch

Solange es Augstein betrifft bin ich gerne Beweis und schlechts Beispiel. Seine Ansichten sind hinlänglich bekannt, man kann das jede Woche im TV genießen. Bei der letzten Diskussion mit Blohme ging es genau um dieses Thema, über das er heute schreibt. Ich habe noch nie erlebt, daß er in irgendeiner Weise kompromissbereit gewesen wäre. Mit jemanden zu diskutieren der keinen Millimeter von seiner Meinung abrückt ist sinnlos.

Bernd Muhlack | Do., 26. September 2019 - 19:31

Antwort auf von Kirsch

Der Mitforist behauptet, er habe den Artikel nicht gelesen, postet trotzdem.

Cicero entgegnet, dass ER gar nicht kommentieren sollte, weil er den Artikel nicht gelesen habe.

Ich bin der festen Überzeugung, dass die von mir hoch verehrten Zeitgenossen Safranski sowie Sloterdijk darob eine endlose Diskussion vom Zaun brechen könnten!

Und aus OFF plötzlich Reich-Ranitzki: "Theodor Fontane hätte das besser erklärt!"

Christa Wallau | Do., 26. September 2019 - 17:59

Ich erinnere mich gut daran, daß er sofort nach deren Gründung die AfD angewidert abgetan hat, so daß jeder den Eindruck gewinnen mußte: In der AfD sind keine anständigen Menschen, sondern rechtsradikales Gesindel!
Dabei handelte es sich bei den Gründervätern der AfD um honorige Leute aus der Mitte der Gesellschaft. Nicht umsonst wurde die Partei anfangs spöttisch "Professorenpartei" genannt.
Nie werde ich vergessen, wie Augstein 2013 hochnäsig prophezeite: "Diese rechtsradikale Gruppierung wird genau so schnell wieder verschwinden wie alle Rechtsparteien vorher."

So kann man sich irren, Herr Augstein!
Hochmut kommt vor dem Fall!
Und S i e wollen heute eine mangelhafte Gesprächskultur in D beklagen?
Wer hat diese denn systematisch herbeigeführt?
Es waren Linke wie Sie und Halb-Linke, Grüne,
u. rotgefärbte Schwarze, die sich die Meinungshoheit nicht nehmen lassen wollten -
um's Verrecken nicht! Nun spüren sie, wie ihnen die Felle davonschwimmen.
Es wird auch höchste Zeit!

Hubert Sieweke | Do., 26. September 2019 - 22:24

die hier ihre Steuern zahlen, damit die linken Weltenstürmer ihre Phantasien ausleben können, es noch mit? Mehr und mehr verlagert sich etwas in Ausland, wichtige Steuerzahler wandern ab, die Industrien erlebt anderswo besser Chancen. Die dann verbleibenden Habenichtse der Linken können dann mit alten Menschen und der indoktrinierten Kiddies in den neuen Buchläden jobben, wie einst Cohn-Bendit und Co, Zum vernünftigen Beruf außerhalb der NGO schaffen es wenige, und auch NGOs brauchen Futter der Steuerzahler.

Maria Fischer | Fr., 27. September 2019 - 07:45

Zum Format „Augstein und Blome“ auf Phoenix:
Zu viel ICH Präsentation, zu viel Gestikulation, zu viel Erregung, zu viel Pseudokommunikation, zu wenig Information und zu wenig Inhalt.

„Diese Aufregung erklärt sich in meinen Augen dadurch, dass unser gesamtes Mediensystem zur Zeit in einer Umstellung begriffen ist von Information auf Erregungsproduktion.

Wir beobachten heute eine Heraufkunft eines Typus von Journalisten, der in strikter Analogie arbeitet zu den Politikern, zynischen Politikern, denen man früher unterstellt hat, sie würden das Publikum als bloßes Stimmenvieh benutzen.
Ich bin der Meinung...., hier wird das Publikum in einer Weise verachtet, dass man es in der Tat wirklich nur noch als Skandalisierungs- bzw. als Erregungsvieh benutzt und die ganze Presse ist leider im Zeitalter der totalen Öffentlichkeit so miteinander verschaltet, dass sie nicht anders kann, als diese Reizleitung weiter zu geben bis an den Endverbraucher.

Maria Fischer | Fr., 27. September 2019 - 07:47

Wir müssen diese Reizleitungen wieder frei machen für die Information und abschirmen gegen die bloße Erregung und diese aufputschende Pseudokommunikation.“
Peter Sloterdijk 1999

Als Qualitätsjournalismus betrachte ich derzeit u.a. die Interviews der Augsburger Allgemeinen (siehe Youtube)