Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister, Jörg Steinbach (SPD), Wirtschaftsminister von Brandenburg, und Klara Geywitz, SPD-Landtagsabgeordnete in Brandenburg, verfolgen mit anderen SPD Mitgliedern auf der SPD-Wahlparty die Bekanntgabe erster Ergebnisse zur Landtagswahl in Brandenburg.
Überraschend zufrieden und sogar ein bisschen kämpferisch: Die SPD-Spitze am Wahlabend / picture alliance

Die SPD nach den Landtagswahlen - Hoch die rote Fahne!

Die SPD ist mit einem blauen Auge bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg davongekommen. Statt mit Sekt feierten die Genossen wieder mit Selters. Die eigentlich spannende Frage klammerten sie am Wahlabend aus: Wie geht es weiter mit der GroKo?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Einige Flaschen Selters stehen wohlsortiert auf den nackten Tischen im Berliner Willy-Brandt-Haus, es heißt, es sei eine „Geldsache“, dass es seit vergangenem Jahr keine rauschenden sozialdemokratischen Wahlparties mehr gebe. Aber so richtig zu feiern gibt es auch nichts mehr seit etwa zwei Jahren.

Aber nachdem die ersten Prognosen über die Bildschirme geflimmert sind, geben sich die hauptstädtischen Sozialdemokraten überraschend zufrieden und sogar etwas kämpferisch. Kurz nach sechs taucht Präsidiumsmitglied Ralf Stegner im Foyer des Willy-Brandt-Hauses auf und raunt den Journalisten seine Einschätzung zu: „ein Stück weit Erleichterung“ und „hätte schlimmer kommen können“ ist wenig überraschend, aber „die sächsische SPD hat im Wahlkampf nichts falsch gemacht“ sorgt für Stirnrunzeln. Damit meint Stegner, dass die SPD in Sachsen angesichts der gestiegenen Wahlbeteiligung wohl in absoluten Zahlen sogar Stimmen hinzugewonnen hat. Es folgt der übliche Stegner-Watschn gegen die AfD („rechtsradikal und muss wieder raus aus den Parlamenten“) und ein wenig Werbung für seine eigene Kandidatur für den SPD-Vorsitz: „Wir brauchen ein klares Profil.“

„Ein Abend der gemischten Gefühle“

Dann treten die drei kommissarischen SPD-Chefs vor die rote Wand mit den drei weißen Buchstaben und bringen die Sache in genau vier Minuten hinter sich. Von einem „Abend mit gemischten Gefühlen“ spricht Thorsten Schäfer-Gümbel, der aber gezeigt habe, „dass es sich lohnt, zu kämpfen.“ Manuela Schwesig fordert, die SPD müsse auch weiterhin auf AfD-Wähler zugehen und „ostdeutsche Interessen stärker wahrnehmen und vertreten.“ Malu Dreyer lobt die Geschlossenheit der sozialdemokratischen Reihen.

Auf Kampfansagen gegen die große Koalition wartet man an diesem Abend vergeblich, selbst der sonst so rauflustige Stegner lässt sich dazu nicht hinreißen. In der SPD scheint man erleichtert zu sein, dass man angesichts des blauen Auges, mit dem man heute davongekommen ist, nicht auch noch dieses Fass aufmachen muss. Stattdessen betont die SPD-Führung gebetsmühlenartig, die Wahlen hätten gezeigt, dass es sich lohne, zu regieren – und dass man mit Projekten wie Vermögensteuer, der Soli-Abschaffung und der Grundrente die Unterschiede zur CDU weiter deutlich machen müsse.

Ein Komiker als Bewerber

Gerade von der Grundrente erhofft sich Carsten Schneider, Abgeordneter aus Thüringen und Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD, den bitter nötigen Push für die Sozialdemokraten vor der anstehenden Wahl in Thüringen. Die müsse unbedingt vor dem 27. Oktober in trockenen Tüchern sein. In Thüringen steckt die SPD in einer von der Linken geführten Koalition fest. Momentan sind ihre Umfragewerte einstellig.

Zeitgleich mit der Schließung der Wahllokale in Sachsen und Brandenburg ging um 18 Uhr übrigens auch die Schranke runter für die Bewerber um den SPD-Vorsitz: Acht Bewerberteams gibt es bisher, dazu noch einige Einzelbewerber (darunter auch der Komiker Jan Böhmermann). In den nächsten Wochen werden die Bewerber durchs Land touren: Es bleibt zu hoffen, dass am Ende ein Führungsteam siegen wird, das der deutschen Sozialdemokratie den nötigen Ruck geben kann. Auf dass es an Wahlabenden im Willy-Brandt-Haus wieder Selters UND Sekt gebe.

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Romuald Veselic | So., 1. September 2019 - 21:08

Was ist B90 - ein Bomber, wie früher B52?
Die Sprüche die sie klopfen, könnte man mit einem vergleichen, der um keinen Durchfall weiter zu haben, aufgehört hat zu essen. Vor allem, wie die Grüns gegen die undemokratischen AfD-ler vorgehen werden. Vor allem das Verhältnis (AfD/Grünen) steht
1 zu 4 gg. 1:10, was die Anzahl der Wähler angeht. Netto 2,5 : 1. Na ja, die Grünen mit ihren Öko-Potemkinschen Dörfern, wollen Härte zeigen. Freut mich. Es wird noch genug Öko-Materie da sein, worüber man lachen wird. Habeck & Co. sind nicht bekannt durch ihre politische Nüchternheit.

dieter schimanek | Mo., 2. September 2019 - 00:49

...Wahlschlappe als blaues Auge bezeichnet, ist das sehr nobel ausgedrückt. Allerdings ändert das nichts an der gegenwärtigen Politik. Die Parteien werden immer irgendwelche Koalitionen finden, um das Wählervotum zu umgehen. Das Wahlen keinen Einfluß auf das politische Geschehen haben, wird immer deutlicher.

H. Köppl | Mo., 2. September 2019 - 13:05

Antwort auf von dieter schimanek

wer zählen kann, wird mindestens 2 blaue Augen erkennen und noch einge Blessuren zusätzlich.

Christa Wallau | Mo., 2. September 2019 - 11:02

Zu ihnen gehört auch der Autor dieses Kommentars, Moritz Gathmann.
Es ist rührend, wie er der Partei "den nötigen Ruck"
wünscht, mit dem sie in die schöne Lage kommen könne, in der neben Selters wieder Sekt getrunken werde.
Erkennen er und viele andere eigentlich nicht,
wie unendlich weit sich die SPD von den Befindlichkeiten vieler Deutscher entfernt hat?

Der geschlossene Block, den die Altparteien gegen die AfD bilden, nützt ihnen allen letztlich n i c h t s;
denn die Inhalte der kritischen Positionen der AfD verschwinden ja mit deren Verteufelung nicht.

Es sind nicht so sehr spezifisch ostdeutsche Themen, welche die AfD anhaltend hoch halten, sondern es ist vor allem die Sorge um das Verschwinden eines Deutschland, in dem die (Alt-)Deutschen ihre Heimat sehen. Die eklatante negative Veränderung des Landes durch die Migration ist der "Elefant", der im Raum steht.
So lange die SPD d e n nicht sieht, hat sie keine
Chance auf Wiederaufstieg.
Die CDU übrigens auch nicht.

Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, Frau Wallau. Gendegaga, die Identitätspolitik, ideologisch betreutes Denken und starke militaristische Züge im Sprachgebrauch machen mir Angst vor einer Rückkehr zur Diktatur. Am meisten vermisse ich den Ruf nach Freiheit und Erhalt derselben bei den Parteien. Überall erblickt man Schwatzwutz's Erben aus Orwell's Klassiker. Und das größte Versagen ist bei den meisten Medien zu beobachten. Journalisten loben regelmäßig die Regierungen sowie alle links affinen Parteien. Da ist doch etwas faul! Hajo Friedrichs Worte wurden in Praxis und Ausbildung unsichtbar gemacht (natürlich gibt es Ausnahmen). Die Mainstream Medien haben auf der ganzen Linie versagt!

Yvonne Pfeiffer | Mo., 2. September 2019 - 11:28

Ich denke der wird's !!! Mit großem Abstand zu den anderen Bewerbern. Und dann übernehmen sie noch Neues aus der Anstalt ( ZDF). Kann man nicht mehr ernst nehmen, diese Splitterpartei.

Man sollte sich nicht über das Klima kümmern, sondern das wir Menschen ein höheres Umweltbewusst(seins) bekommen. Und dies sollte im Mittelpunkt unseres "Handels" zu liegen. Und was wird gemacht. Eine Spaltung der Gesellschaft, ein Generationskrieg wird angezettelt. Alles andere ist "Augenwischerei & Verblödung" größten Ausmaßes. Sorry. Denn eigentlich nimmt der einfache Mensch (egal aus welcher Wähler Gruppe) war, dass Änderungen unseres handelns erfolgen müssen. Der Staat legt aber die meisten Rahmenbedingungen fest, inklusive Haltbarkeit (was lange hält, bringt kein Geld), Nachhaltigkeit & Umweltschutz.
Und die Populationsentwicklung, die im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingspolitik die allergrößte.... ist.
Ja, wie sagte Herr Steimle: "da kann man es ja mit dem Kopf bekommen".
Ende - und immer positive Gedanken, denn die schlechten ziehen einen hinab. MfG Nimmerklug