Plakat bei Fridays for future-Demon
Bei Berichten über Greta Thunberg und Aktivisten nehmen's manche Journalisten mit der Sorgfalt nicht so genau / picture alliance

Journalismus und Haltung - Aufruf zur Entpörung

Bei Berichten über Klima-Aktivisten zeigt sich: Wenn Journalisten heute für etwas brennen, dann dafür, ihren Lesern ihre eigene Weltanschauung zu vermitteln. Über die Haltung wird dann oft die kritische Distanz vergessen. Immerhin hat einer gerade vorbildhaft gezeigt, wie sich beides vereinbaren lässt

Nils Heisterhagen

Autoreninfo

Nils Heisterhagen ist Sozialdemokrat und Publizist. Zuletzt sind von ihm im Dietz-Verlag erschienen: „Das Streben nach Freiheit“ und  „Die liberale Illusion“.

So erreichen Sie Nils Heisterhagen:

Die Schwedin Greta Thunberg ist das internationale Gesicht der  Bewegung „FridaysForFuture“, für die Schüler immer freitags die Schule schwänzen, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Das deutsche Gesicht ist die Studentin Luisa Neubauer. Sie war zuletzt sehr präsent in den Medien – genauso wie die Schülerstreiks.

Selbstverständlich ist es da, dass größere Medien anfangen zu fragen, wer die junge Frau ist. Zeit Online schickte eine junge Hospitantin zu Luisa Neubauer, um mal was über sie zu schreiben. Keine große Sache, könnte man nun meinen. Interessant wird es aber, wenn man sich das Profil der jungen Hospitantin, Leonie Sontheimer, ansieht.

Umweltaktivistin schreibt über Umweltaktivistin

Sontheimer engagiere sich unter anderem bei Greenpeace für den Umweltschutz, steht da. Und da darf man zu dem Schluss kommen, dass hier eine Umweltaktivistin über eine Umweltaktivistin schreibt. Da kommt dann – nicht verwunderlich – ein völlig distanzloses, Verliebtheit atmendes Stück selbstreferenzieller Vergewisserung heraus. Es suggeriert, dass das, was die Luisa Neubauer tut, ja quasi im Namen von uns allen sei und ohnehin längst an der Zeit. Eine Kostprobe aus diesem Stück „Die Strategin“ mag dies andeuten: „Ihr Blick ist fest, sie hebt die Augenbrauen, zwischendrin lächelt sie einnehmend. Wenn sie über die Klimakrise spricht, ist sie überzeugend, denn sie ist selbst überzeugt. Und sie hat viel Erfahrung.“ 

Schon erstaunlich, wie viel Erfahrung eine 22-jährige Studentin heute haben kann. Und wer braucht schon Argumente, wenn er einfach nur überzeugt ist, von dem was er tut. Aber diese Argumente-Losigkeit scheint Frau Sontheimer und Frau Neubauer zu einen. In einem von „change.org“ geposteten Video bei Twitter sagte Neubauer zur Frage des Kohle-Ausstiegsdatums: „2038 ist als End-Ausstiegsdatum keine Option und das wissen wir alle. Es ist unverantwortlich, davon auszugehen, dass wir nach 2030 noch Kohle in Deutschland verfeuern können, weil das verfeuert auch unsere Zukunft.“ Selten hat man so viele Behauptungen und Suggestionen ohne Argumente in einem Statement lesen dürfen. 

Journalisten müssen kritisch sein

Nun darf man sagen: Bei Aktivisten muss man nicht unbedingt erwarten, dass sie wie ein Professor agieren. Leidenschaft und Glaube sind schließlich das, wovon Aktivisten zehren – sie nehmen so auch nicht alles extrem genau. Demonstrationen leben von Emotionen. Das ist gut so. Mitgebrachte Plakate sind Verkürzungen. Ohne Parolen sind Demos nicht denkbar. Demos „demonstrieren“ etwas. Sie machen bewusst und aufmerksam. Demokratien brauchen sie, und es ist nur zu begrüßen, dass Menschen sich versammeln und für etwas streiten. Auch und gerade beim Thema Klimawandel. Politischer Aktivismus gehört zu einer funktionierenden Demokratie. Insofern darf man einem Aktivisten zugestehen, dass die Emotionalität ihn dominiert. Aber reicht das aus? 

Von einer Journalistin hätte man hier eine kritische Einordnung erwarten dürfen. So einen Satz wie Sontheimer hätte eine kritische Journalistin nicht geschrieben. Überzeugend kann man nämlich nur dann sein, wenn man auch Argumente hat. Nur Leidenschaft zu haben, das lässt einem ein kritischer Journalist nicht durchgehen – die Redaktion der Zeit aber offenbar doch. Allein mit Leidenschaft bewirkt man aber heute nur wenig. Das mussten ja auch die Grünen in ihrer langjährigen Parteigeschichte lernen. Kritische Einordnung hätte also Not getan – gerade deshalb, um zu klären, wie die Bewegung am Ende wirklich etwas bewirken kann. 

Leonie Sontheimer ließ die Redaktion aber die reine Emotionalität und die Argumente-Losigkeit wohl gerne durchgehen. Denn die Journalistin Leonie Sontheimer hat auch auf Twitter für alle sichtbar vermerkt, dass sie eigentlich privat oder halb-öffentlich eben auch eine Umweltaktivistin sei. Ansonsten gefällt der Journalistin auf Twitter das, wofür man bei der Süddeutschen Zeitung und der Zeit mittlerweile vielfach brennt – nämlich das eigene (eigentlich sehr spezifische) Bild vom Linksliberalismus umfassend in die Köpfe ihrer Leser zu tragen.

„Sagen, was ist“ bleibt die Kerntugend

Die Frage, ob dieser Aktivismus nun gut oder schlecht ist, das steht auf einem anderen Blatt. Spätestens nach dem Fantasie-Journalismus des Ex-Spiegel-Journalisten Claas Relotius sollte aber den Aktivisten unter den Journalisten klar geworden sein, dass das „Sagen, was ist“ (Rudolf Augstein) immer noch die Kerntugend, Kernaufgabe und Kernorientierung jedes Journalisten zu sein hat – selbst wenn das bedeutet, dass es unschön, ja hässlich und dreckig werden kann. Kritik war noch nie etwas für Schönheitsköniginnen. Früher wussten das eigentlich alle Journalisten.

„Sagen, was ist“, das war auch ein Versprechen, und man hat es sehr ernst genommen. Man muss dafür nur mal darüber sinnieren, was die „alte Garde“ der Nachkriegsjournalisten zum Stück von Sontheimer gesagt hätte. Wenn die „Gräfin“, Marion Dönhoff, die im Text von Sontheimer zu sehende Vermischung von Journalismus und Aktivismus gelesen hätte, sie hätte die Journalistin wohl erst mal in ihr Büro zitiert und ihr eine Stunde lang einen Vortrag über Liberalität und kritischen  Journalismus gehalten. Und dann mit aller Deutlichkeit klar gemacht, dass wenn sie sowas nochmal lesen muss, es mit der Karriere beim Flaggschiff des deutschen Journalismus nichts werde. 

Heute hat Sontheimer wahrscheinlich von vielen Journalistenkollegen viel Lob für ihre „tolle, schöne Geschichte“ bekommen – um den Hinweis ergänzt, dass sie Kritik am Text auf Twitter nicht ernst nehmen sollte, weil das ja in der Regel sowieso  „Hater“ seien. So ändern sich Zeiten. Aber hier definitiv nicht zum Besseren. Jeder junge Journalist und Praktikant, der ohne Einweisung eines älteren Kollegen ins Geschäft kommt, kapiert nicht, was seine Aufgabe ist: Realitätssinn zu beweisen und auch in der Normativität selbstkritisch zu bleiben.

Empörung als Arbeitsgrundlage

Doch heute beherrschen zwar viele junge das Handwerk des Journalisten, aber Kritik, Distanz und Selbstprüfung haben sie sich offensichtlich erfolgreich ausgetrieben – und man lässt sie so gewähren. Die Henri-Nannen-Schule, Kaderschmiede des linksliberalen Journalismus, ließ sogar gerade in einer neuen Kampagne folgendes verlauten: „Wer heute in den Journalismus will, muss Rückgrat haben.“ Sekundiert wurde das mit dem Spruch: „Handwerk und Haltung“. Da ist sie wieder, die „Haltung“ – ein beliebtes Wort dieser Tage in Politik und Journalismus. Bei dem Begriff ist mittlerweile jeder nahezu eingeladen, in ihn hineinzuinterpretieren, was er möge.

Natürlich gab es immer schon – besonders dann nach 1968 – nicht nur Realisten in den deutschen Medienhäusern. Natürlich gab es auch Ideologie. Aber selbst die Texte der starken Meinungsführer durften nicht ständig voll von Allsätzen, Behauptungen, Unterstellungen und Suggestionen sein. Der Aktivismus war den politischen Aktivisten überlassen. Es schwant einem so zum Beispiel Gruseliges, wenn bald Nachwuchs-Journalisten von Ze.tt (dem Jugendportal von Zeit Online) in die Erwachsenen-Abteilung bei Zeit-Online einrücken sollten. Schließlich haben sie bei Ze.tt jahrelang damit verbracht, die immer gleichen Themen möglichst bunt und click-bait-konform zu bespielen. Empörung ist dort ihre Arbeitsgrundlage. Echauffieren ihr Tagesgeschäft. Ze.tt ist ja nichts anderes als die Möglichkeit für ein eigentlich sehr überschaubares postmaterialistisches, grün-aktivistischstes Großstadtmilieu, eine Plattform zu haben, um seine eigene sehr enge Weltsicht als meinungsbildendes Kulturgut zu verkaufen. „Die Jugend“ repräsentiert so eine Plattform jedenfalls nicht. Das sollte man sich auch bei Ze.tt nicht einbilden. 

In den Medienhäusern herrscht Panik

Aber das Mutterschiff, Die Zeit, ist leider auch längst von seiner Rolle als meinungsbildendes Kulturgut überzeugt, welches den Zusatz „gut“ nicht lediglich zum Qualitätsmerkmal, sondern zur Mission erklärte. Was „gut“ ist, wird eher in einem engen Rahmen formuliert. So macht man sicher „Marken“. Ohne Wiedererkennungswert kein erfolgreiches Product-Placement. Nur hat sich Die Zeit da mittlerweile so sehr in der Ebenen-Vermischung zwischen Aktivismus und Journalismus verfangen, dass man zuweilen den Eindruck bekommt, die Zeit sei auf dem Weg, zur Parteizeitung der Grünen zu werden. 

Man darf volles Verständnis dafür haben, dass in deutschen Medienhäusern Angst, wenn nicht Panik umgeht. Die Panik, dass es sie in zehn Jahren nicht mehr  oder  nur noch in kleiner Mannschaft geben wird, bringt einen dazu, zuerst auf die Stabilisierung der eigenen Verkäufe zu achten. Das zwingt mehr und mehr Medien zu einer starken Identitätsbildung – glauben viele Medienhäuser und Journalisten zumindest. 

Gewiss, Zeitungen müssen sich auf dem Markt behaupten. Tendenzen will man ihnen zulassen. Sie brauchen ein Profil. Die Welt hat ebenso wie Die Zeit ihr Profil. Wenn das aber dazu führt, dass über eine Sympathie für bestimmte Personen und Meinungen die eigene kritische Distanz vergessen wird , dann verkaufen Journalisten den Journalismus und werden zu PR-Schreiberlingen für eine Haltung. Das ist in linksliberalen wie in den rechtsliberalen Blättern so. 

Die meisten Journalisten stammen aus der Elite

Bei gesundem Menschenverstand kann man all diese Entwicklungen nachvollziehen. Der Elitenforscher Michael Hartmann mutmaßte zuletzt sogar in seinem Buch „Die Abgehobenen“, ob es einen „Oberschichten-Journalismus“ gebe. Darin  berichtet er auch über eine Studie an den drei großen Journalistenschulen in Hamburg, Köln und München. Demnach stammten laut dieser Studie und dem Erhebungszeitraum 68 Prozent der Journalistenschüler aus der höchsten von vier Herkunftsgruppen und kein einziger aus der niedrigsten. Klassisch mit Karl Marx gesprochen, bestimmt dann das „Sein“ das „Bewusstsein“. Die Herkunft verengt, so kann eine Schlussfolgerung lauten, das Themenspektrum und die eigene Art und Weise, über Themen zu sprechen – aus Habitusgründen, aber auch aus Marketinggründen. Eine Entwicklung, die so jemand wie die Gräfin Dönhoff hart verurteilt hätte. 

Umso mehr wirkt nun jemand wie der Zeit-Journalist Jochen Bittner dann als Gralshüter des „Sagen-was-ist“-Journalismus und ragt aus der Masse heraus. Er traut sich unbequem zu sein. Und das auch noch bei dieser Zeit – die zurzeit so aktivistisch daherkommt. Der Titel seines neuen Buches macht es deutlich: „Zur Sache, Deutschland.“ Mit nichts könnte er mehr Recht haben. Sein Buch zeigt, fast losgelöst vom Inhalt, was und vor allem wie Journalisten arbeiten sollten. Eben an der Sache orientiert. Sein Buch ist eine Anleitung für das, was der Journalismus wieder lernen muss: Dass Handwerk nicht alles ist, dass in der Tat „Haltung“ gebraucht wird, aber eben eine „Sagen-was-ist-Haltung“, eine „Sachorientierung“. 

Aufruf zur „Entpörung“

Vielleicht ist Bittner einfach ein kühler Hanseat. Manchmal ist es ja auch einfach der Charakter. Aber Bittner bekommt in seinem Buch etwas hin, was den Inhalt fast bedeutungslos erscheinen lässt. Bittner hat nicht nur ein Buch über Deutschland geschrieben. Er hat vielmehr ein Lehrbuch für Journalisten geschrieben. 

Sicher ist sein Aufruf im Buch zur „Entpörung“ selbst ein Programm. Seine eigene Nüchternheit scheint Bittner bisweilen einfach als nachahmungswert zu empfehlen. Bittner meint es hier aber ernst. Er lässt nämlich schon länger durchscheinen, dass er mit der neuen Mode des Haltungsjournalismus nicht viel anfangen kann. Wer ihm auf Twitter folgt, konnte schon länger bemerken, wie ihn die Blüten des Haltungsjournalismus ganz offensichtlich stören. Sein Buch bestätigt dies nun nur nochmal. Hier widmet er dem „Journalismus“ sogar ein eigenes Kapitel. Das wurde aber auch Zeit. Denn der Journalismus scheint gerade nach sich selbst zu suchen. 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 13. März 2019 - 12:58

lieber Herr Heisterhagen. Nur noch wenige Journalisten verstehen ihr Handwerk wirklich. Ich stimme Ihrem Artikel ausdrücklich zu. Leider bestimmen auch Existenzängste in den Medienhäudern den Inhalt und die Ausgestaltung einer Nachricht. Insofern liefert auch die Hospitantin nur das, was von der Redaktion bestellt wurde und von den Lesern erwartet wird. Das sich gerade unkritische Presse selbst den Boden entzieht, ist dort noch nicht angekommen. Klar, diejenigen, die eine bestimmte "Haltung" lesen wollen abonieren diese Zeitung, so wie letztlich wir Ciceroleser auch. Nur, hier wird im Cicero allen Autoren und Interviewpartnern, egal welcher Coleur der Freiraum gegeben, ihre Meinung zu sagen. Die Presse hat leider in weiten Teilen ihren Auftrag - neutrale und wetungsfreie - Berichterstattung zu garantieren gegen Haltungsjournalismus getauscht. Sie beschreien Meinungsfreiheit und unterwerfen sich selbst einer Meinungsdiktatur, in dem sie "Haltung" zeigen. Die Presse zensiert sich selber.

Sinn und Zweck der klassischen Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative ist, einfach gesagt, die gezielte systematische Beschränkung und Kontrolle der staatlichen Macht zur Sicherung der Freiheit des Einzelnen und der Gesellschaft vor rechtsmissbräuchlichen staatlichen Übergriffen. Wer für sich in Anspruch nimmt, als sogenannt vierte Gewalt im Staat zu fungieren und den besagten Gewalten kritisch auf die Finger zu schauen, muss, um glaubwürdig zu sein, im Agieren wie im Denken frei und unabhängig sein. Wie der zeitgeistige "Haltungsjournalismus" das leisten können soll, bleibt unerfindlich, da er gewollt voreingenommen berichtet und kommentiert. Gesellt sich dazu noch eine wirtschaftliche Abhängigkeit von "der Politik", wie bei gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Medien regelmässig der Fall, ist die Gefahr gross, zum "Lautsprecher" der Kreise zu werden, denen man eigentlich kritisch auf die Finger blicken wollte, und der Weg zur Propaganda nicht mehr weit.

Willy Ehrlich | Mi., 13. März 2019 - 13:01

Nachrichtenportale sind allgegenwärtig, wenn ich mich ins Internet klicke.
Früher habe ich mich mal für verschiedene Meinungen interessiert und diese daher auch aufgenommen. Inzwischen gibt es aber nur noch eine Meinung, die (fast) alle anderen dominiert.
Wenn ich auf der Suche nach Informationen bin, muss ich woanders hingehen. Die Meinungsmacher von Zeit, SZ und SPON kommen gar nicht mehr infrage, der Klick fällt aus.
Im Cicero kann ich "andere" Meinungen studieren und wenn ich Informationen suche - neutrale Informationen - dann bin ich bei der NZZ bestens aufgehoben.
Da kann man nebenbei noch lesen, was denn z. B. die Zürcher mit ihrer (Leih-)Fahrradschwemme machen.
Das ist nicht nur informativ, sondern hat auch Unterhaltungswert.
Gut, dass ich im Laufe der Jahrzehnte gelernt habe, Nachrichten, Informationen und Meinungen durch den eigenen eingebauten Filter zu schieben. Das hilft und rettet.
Ist das meine Filterblase? Das sehen viele so. Kann sein. Macht nichts.

Roland Fernholz | Do., 14. März 2019 - 11:32

Antwort auf von Willy Ehrlich

ist das "Westfernsehen" in der heutigen Übermacht der grün-rot-linken MM in Deutschland. Die dpa ist zum Nachfolger der ADN geworden. Die Geschichte wiederholt sich...doch nie hätte ich gedacht das es so schnell geht und ich selbst sie gleich 2 Mal erleben muss....!

Nur Hamanda | Mi., 13. März 2019 - 13:04

Wie gut, dass es diese Bessermenschen gibt, die genau wissen, was gut und böse, richtig und falsch sit. Da frage ich mich (als ein Beispiel): Wann beginnt eigentlich das Norwegen-Bashing? Norwegens Wohlstand beruht auf Erdöl und Erdgas. Erwähnt wird Norwegen aber meist wegen seiner Wasserkraftanlagen (Glücksache, wenn man das haben kann) und E-Autos. Dass der Wohlstand aber nach Lesart der Umweltexpertinnen und Klimaforscherinnen auf Zehntausenden von "Feinstaub"Toten beruht, wird nicht erwähnt. Die Pensionsfonds der Norwegerinnen, ein Malström voll von Klimatoten und Lebenszeit-Beraubten. Bin gespannt, ob diese Sau auch mal durch Dorf getrieben wird.
Aber Norwegen, da ist doch eher was für schöne Öko-Geschichten, Menno.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 13. März 2019 - 13:07

nannte Goethe dereinst solche Vorgänge. Es werden Bilder und Personen moralisch genutzt, um Behauptungen durch Erzeugung von Mitleid und Mitgefühl so zu steuern, das eine kritische Auseinandersetzung nicht mehr stattfindet. Wer will den der Kernaussage der Umweltaktivistin letztlich widersprechen? Sie hat ja irgendwo recht denken viele und hindern sich selbst daran, die Kernbotschaft im Detail zu hinterfragen und die Lösungen zu sezieren auf ihre Praktikabilität und den Wahrheitsgehalt der geschilderten Probleme.
Natürlich eine 22jährige Hospitantin darf im Interview mit einer 16jährigen ihr Journalistendebüt geben. Das gerade die Zeit, der jahrzehntelang der Ruf seriöser Berichterstattung angeheftet wurde, keine Probleme mehr hat, eine politisch gleichgesinnte Journalistin einzusetzen, zeigt wie weit es gekommen ist. Der Begriff Befangenheit scheint vergessen oder ausgeblendet. Man ist ja für das Gute, für die Zukunft, für das Richtige. Aha, kritisches Hinterfragen ist also falsch.

Tomas Poth | Mi., 13. März 2019 - 13:51

Selbstvergewisserung, Argumentelosigkeit, Linksliberalismus, Allsätzen, Behauptungen, Unterstellungen und Suggestionen etc. pp. - letztlich für eine Klientel, Strömung schreiben (Blasenverstärkung), um das eigene Brot zu verdienen. Eine zutreffende Beschreibung, nicht nur des Mainstreams.
Für die komplizierten Themen wie z.B. Migration, anthropogen induzierter Klimawandel, Target II Salden usw. braucht es viel Sachverstand und Souveränität, um sich nicht vereinnahmen zu lassen und als Papagei für eine der "Protagonistenschulen" zu enden.

...wurden aber auch oft von denen besucht, die sich heute in irgendwelchen "neutralen"Schmierblättern anmaßen, besser Bescheid zu wissen, als die angeblich ständig lügenden Mainstreammedien. Auch deren "Geist", deren journalistisches Handwerkszeug ist nicht vom Himmel gefallen, auch nicht vom teutonischen..

Weiter: "Wenn das aber dazu führt, dass über eine Sympathie für bestimmte Personen und Meinungen die eigene kritische Distanz vergessen wird , dann verkaufen Journalisten den Journalismus und werden zu PR-Schreiberlingen für eine Haltung.." Guter Satz. Gilt das auch für den Cicero? Oder ist man hier vollständig immun gegen solche journalistischen "Schwächen"?

und ähnlich kritische Publikationen (bazonline, NZZ ,evtl. auch Welt)zeichnen sich dadurch aus,dass ein guter Journalist sich eben n i c h t mit einer -vermeintlich -guten Sache gemein macht .Dieser Satz von Hajo Friedrich gilt heute mehr denn je. Wo die Wirklichkeit keine mehr Rolle spielt, sondern nur noch" Gefühligkeit ", begeben wir uns in Richtung Religion.

BAZonline bzw. die Basler Zeitung gehört nicht mehr zum Medienimperium des rechtspopulistischen SVP-Politikers Blocher.
Entsprechend hat sich der "Ton" in dem Blatt durchaus geändert.
Die NZZ ist durchaus zuweilen kritisch, aber auch manchmal ganz schön populistisch. Interessant, dass Sie nur Medien aufzählen, die dem konservativen Spektrum zuzurechnen sind.

Ein wenig persönliche Meinung wird wohl in jeden Artikel einfließen. Ich halte es für unmöglich völlig neutral zu schreiben. Das würde ich auch bei keinem Journalisten kritisieren, dessen politische Überzeugungen im sozialistischen Bereich liegen. Ich bin ein sachlicher Mensch. Nun gibt aber es Zeitungen und Blogs, die sich sehr um Objektivität und politische Ausgewogenheit bemühen. Den Cicero zähle ich dazu. Hier wird ein großer Bereich des politischen Spektrums abgebildet. Von Frank A. Meyer über Antje Hildebrandt bis Diara Thies. Aber der überwiegende Teil der "großen" Blätter und der öffentlich- rechtliche Funk, der wie es jetzt so schön "geframt" wurde, "der verlängerte Arm des Bürgers", leiden an den Symptomen linkslastiger Erziehungsbemühungen und politischer Korrektheit. Dort wird das politische Spektrum keineswegs realistisch abgebildet. Wenn man natürlich selbst politisch auf dieser Seite steht, sieht man das nicht oder hält das bewusst für richtig.

....wird primär in Wahlergebnisssen abgebildet. Nimmt man das letzte Ergebnis als Grundlage, sind 87,4% der Wähler links der AfD angesiedelt. Sind das jetzt alles Linke?
Tatsächlich ist die deutsche Presselandschaft durchaus pluralistisch aufgestellt - da gibt es konservative Blätter (FAZ, Welt), liberale (SZ) oder eher linke (TAZ). Zu behaupten, diese Zeitungen hätten einen ausgesprochenen Linksdrall, nur weil sie zuweilen für die AfD und andere rechtspopulistische bis -extremistische Gruppen am rechten Rand deutlich Worte finden, ist wohl eher eine interessenorientierte Aussage.
Was den Cicero angeht: Ich mache einen - zugegeben - subjektiven Unterschied zwischen dem weitaus meinungsoffeneren Magazin, und der Online-Version, in deren Kommentarspalten man sich zuweilen wie auf einem AfD-Parteitag fühlt. Dass sich diese Leserschaft beim Cicero zuhause fühlt, hat natürlich Gründe, für die auch die Cicero-Redaktion eine gewisse Verantwortung trägt. Geht so offene, politische Debatte?

Ja Herr Lenz, genauso geht sie. Sie sollten sich den treffenden Artikel von Herrn Heisterhagen noch einmal vornehmen. Sie haben ihn scheinbar beim ersten Lesen nicht verstanden. Um dem überbordenden Haltungsjournalismus, der sich seit 2015 in der deutschen Medienlandschaft manifestiert hat (Cicero ausgenommen), kritisch gegenüber zu stehen, braucht man kein AfD-Fan zu sein. Es genügen etwas Erfahrung, der Wille zum Hinterfragen journalistischer Wahrheiten und etwas Sensitivität gegen Propaganda.

Was meinen Sie mit "offene, politische Debatte"? Das Wort "offen" meint heute nicht mehr das was es vor kurzem noch meinte. Früher war damit gemeint, dass etwas nicht auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet ist, also bsw. dem kommunistischen Traumland, heute meint "offen", das links-liberale Traumland. Also, eine "offene, politische Debatte"ist nur dann gegeben, wenn die Links-Liberalen dabei gut aussehen. Übrigens, der Kern der Meinungsdiktatur liegt nicht bei der Presse, da gibt es tatsächlich noch eine Wahl, sondern beim öffentlich-rechtlichen Angebot (Radio und Fernsehen). Ich kenne das vom Deutschlandradio, der früher fest bei mir eingestellt war, den ich jetzt aber abgeschafft habe. Kennt man die Geschichte dieses Senders, ist klar das der als "Merkel-Funk" voll seinem Auftrag nach kommt. Für mich hat es einen Bruch gegeben, als mir die volle Meinungsmache klar wurde: Offen und neutral, wie ich mir das vorstelle, ist da nichts. Was natürlich auch rückwirkend Zweifel auslöst.

Ein altes, bitteres Bonmot, etwas aktualisiert: Zwei Männer unterhalten sich über Politik. „Diese unerträglichen Konservativen von der AFD, die müsste man alle einsperren.“, sagte der Erste. „Ja, ja, die Konservativen und die Pilzsammler.“, meinte der Zweite. „Warum die Pilzsammler?“, nun wieder der Erste. „Warum die Konservativen?“

Hallo Herr Lenz! Ich bin zwar selten Ihrer Meinung, gleichwohl lese ich Ihre Beiträge immer mit Interesse.
Wieso ist die Print-Version des Cicero Ihrer Ansicht nach "meinungsoffener" als Cicero-online? In der Print-Version gibt es doch nur einige wenige Postings und diese beziehen sich nicht auf Artikel des aktuellen Heftes! Es werden ja etliche Heft-Artikel online geschaltet und dann sieht man wieder kommentierende Postings.

Herr Lenz, ich war noch nie auf irgendeinem (Reichs-)Parteitag und werde mir dies auch niemals antun!
Wiederholend, oft geschrieben, gelesen: es gibt so gut wie keine "eigenen, quasi AfD-Urgestein-Wähler!" Diese haben zuvor andere, also "etablierte" Parteien gewählt.
Herr Lenz: wenn alle diese Altparteien plötzlich zu einer Fast-Union mit lediglich marginalen Differenzen bei der Weltrettung und "Wir sind alle toll" mutiert sind, dann, ja dann sagt sich der ein oder andere: "Nein, das will ich nicht!" Ist man deswegen RECHTS, etc das volle Programm...

Listen sie doch mal 2 bis 3 dieser Blätter auf und stellen in gleicher Zahl die Gegenstücke gegenüber. Bleiben Sie nicht bei Unterstellungen und Suggestionen.

ins bashing, verhetzen, diffamieren und diskreditieren es jeweils anderen zu verfallen reicht schon gesunder Menschenverstand. Abstand von der Überhöhung der eigenen Position(eine faschistische Eigenart) denn es geht auch immer anders.

helmut armbruster | Mi., 13. März 2019 - 13:54

Le jour = der Tag. Und das charakterisiert diesen Beruf auch schon ziemlich gut.
Hier geht es nicht um ewige Wahrheiten oder unumstößliche Erkenntnisse. Hier geht es um Tagesgeschehen und das Geschäft, welches sich damit machen lässt.
Was nicht interessant zu sein scheint, was keinen Gewinn verspricht oder was sich nicht als interessant aufhübschen lässt, erscheint erst gar nicht in Presse und Medien. Und falls, doch, dann nur als kleine Randnotiz.
Bei allem Respekt für Greta Thunberg werde ich den Verdacht nicht los, dass sie ferngesteuert ist von professionellen Journalisten im Interesse cleverer Meinungsmacher.
Und eine Parallele zum Kinderkreuzzug von vor ca. 800 Jahren drängt sich mir ebenfalls auf.

Norbert Heyer | Do., 14. März 2019 - 06:57

Journalismus hat Haltung als eine der wichtigsten Tugenden ausgemacht. Haltung heißt ja nichts anderes als eine eigene Meinung zu Grundsatzfragen. Hier beginnt allerdings das Missverständnis: Nur das politisch-korrekte gilt als Haltung, andere Meinungen sind je nach Schwere dieser Verfehlung „nicht hilfreich“, „kontraproduktiv“, „Instrumentarisierung“ oder ganz einfach „Nazi“. Was wir hier beim Thema Klimawandel von den Medien geboten bekommen, ist Gesinnungsjournalsmus pur. Junge Menschen ohne Lebenserfahrung werden durch einseitige grüne Beeinflussung in verwerflicher Weise tatsächlich „instrumentalisiert“ und werden -wenn es zu spät ist- sich in einer Realität wiederfinden, die sie niemals so wollten. Die Aktivisten im Hintergrund wissen ganz genau, dass vermeintlich gute Ziele und ihre Vertretung durch junge Menschen jede Kritik im Keim ersticken und genau das ist der erwünschte Effekt. Das ist verachtenswert - aber leider (fast) unangreifbar und wird im völligen Fiasko enden.

Bernd Windisch | Do., 14. März 2019 - 08:32

"um seine eigene sehr enge Weltsicht als meinungsbildendes Kulturgut zu verkaufen. "

Hier ist auf den Punkt gebracht welche Grundeinstellung uns die "Willkommenskultur" und andere Hirngespinste beschert hat. Nicht nur Zeit und Süddeutsche bzw. die "neue Freiheit" sind reine Kampfblätter oder dazu verkommen. Auch der "Öffentlich Rechtliche Rundfunk" bereitet einem beim Zuhören schon fast körperliche Qualen. Vielen Dank für diesen Artikel! Gut, dass es den Cicero gibt!!!!

Bernd Schiebener | Do., 14. März 2019 - 09:15

Nur die Meldung lesen und Gehirn einschalten, ist die Lösung. Wenn man sich täglich die Themenauswahl der "Mainstream-Presse" anschaut packt einen das kalte Grauen. Und sowas wie Focus, Spiegel & Co. habe ich tatsächlich mal gekauft. Die letzten echten Journalisten hocken, unter einigen wenigen Anderen, in der Cicero - Redaktion.

Albert Schultheis | Do., 14. März 2019 - 23:05

Es war tragisch und zutiefst verstörend mitzuerleben, wie eine ältere Garde, gebildeter, erfahrener, zurückhaltenderer und skeptischer Journalisten vor zwei, drei Jahren quasi ihre letzten Rückzugsgefechte in einstmals renommierten deutschen Verlagshäusern ausfochten. Besonders gegen eine Garde jüngerer Ressortchefs und Redaktionsleiter, die den neuen Ton, den der Zeitgeist angeschlagen hatte, zunächst noch zaudernd versuchsweise sich vorwagend, dann aber in breiter Front rücksichtslos auch gegen die alten ausgewiesenen Koryphäen durchsetzten. Sie fielen auf sowohl durch eine überragende Sachkunde als auch durch ihre genaue Sprache, die sie bewusst von den "Haltungsstücken" ihres kollegialen Grobzeugs abzusetzen wussten. Ein Fall in der Redaktion unserer Wiesbadener Stadtzeitung hat mich besonders berührt. Solche Geschichten kennen wir Älteren aus Erzählungen über die Anfänge der Nazizeit sowie aus den frühen Tagen des "besseren" kommunistischen Deutschland.