Soldaten üben vor dem einstigen Zarenpalast für eine Parade zum Gedenken an die Blockade von Leningrad.
In Russland wird für den Gedenktag geprobt, während er in Deutschland kaum erwähnt wird / picture alliance

75. Jahrestag der Befreiung Leningrads - 872 Tage Genozid

Zum 75. Mal jährt sich die Befreiung Leningrads. Die Belagerung der Stadt war eine der schlimmsten Kriegsgräuel der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Doch hierzulande wird kaum daran erinnert. Das ist fatal

Andreas Westphalen

Autoreninfo

Andreas von Westphalen studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Neuere Germanistik und Philosophie in Bonn, Oxford und Fribourg. Er ist als Theater- und Hörspielregisseur und Journalist tätig. Gemeinsam mit Jochen Langner realisierte er das russisch-deutsche Dialogprojekt zum Zweiten Weltkrieg „Horchposten 1941 / я слышу войну“.

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Am 27. Januar 1944 endete die „größte demographische Katastrophe, die eine Stadt in der Geschichte der Menschheit jemals erfahren musste“ (John Barber). Leider steht zu befürchten, dass in Deutschland der heutige Gedenktag verstreichen wird, ohne dass dem Grauen gedacht wird, das durch Deutsche vorsätzlich mit der Blockade Leningrads verursacht wurde.

Als am 8. September 1941 die deutsche Wehrmacht den Vorort Schlüsselburg eroberte, war Leningrad dadurch auf dem Landweg abgeschnitten und weiträumig eingeschlossen. Die einzige Verbindung zum Hinterland bildete der größte See Europas, der Ladogasee. Ganz 872 Tage dauerte die Blockade Leningrads. 872 Tage hungerte die Metropole an der Newa. Rund eine Million Zivilisten starben hierbei. Das sind rund doppelt so viele Zivilisten wie im Deutschen Reich während des gesamten Kriegs durch alliierte Luftangriffe umgekommen sind.

Ballast auf dem Verpflegungsportemonnaie

Die jahrelange Aushungerung war aber keineswegs Ausdruck eine erbitterte Belagerung zweier gleicher Militärkräfte. Tatsächlich hatte die deutsche Kriegsführung nie geplant, dass alle Einwohner der 3,2-Millionen-Stadt überleben sollten. Bereits zwei Wochen nach Kriegsbeginn notierte  Franz Halder, Generalstabschef des Heeres: „Feststehender Entschluss des Führers ist es, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleich zu machen, um zu verhindern, dass Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müssten.“

Reichsmarschall Hermann Göring, der die ökonomische Ausbeutung der besetzten Gebiete koordinierte, erklärte lapidar: „Aus wirtschaftlichen Überlegungen ist die Eroberung großer Städte nicht erwünscht, ihre Einschließung ist vorteilhafter.“ Entsprechend formulierte Generalquartiermeister Eduard Wagner in einem Brief an seine Frau: „Der Nordkriegschauplatz ist so gut wie bereinigt, auch wenn man nichts davon hört. Zunächst muss man sie in Petersburg schmoren lassen, was sollten wir mit einer 3,2 Mill. Stadt, die sich nur auf unser Verpflegungsportemonnaie legt. Sentimentalitäten gibt’s dabei nicht.“ Sentimentalitäten gab es tatsächlich keine, wie die Weisung der Heeresgruppe Nord beweist: „Jedes Ausweichen der Zivilbevölkerung gegen die Einschliessungstruppen ist – wenn notwendig unter Waffeneinsatz – zu verhindern.“

Vorsätzliche Hungerkatastrophe

Die deutsche Militärstrategie zielte von Anbeginn darauf ab, möglichst schnell eine Hungerkatastrophe in der Stadt herbeizuführen. So hatten die deutschen Piloten den expliziten Befehl,  Lebensmittellager, Kraftwerke und Wasserwerke zu bombardieren. Schon am 12. September zerstörten sie das größte Lebensmittellager der Stadt.

Wie gravierend das Ausmaß der Hungerkatastrophe in der Stadt war, wussten die deutschen Verantwortlichen durchaus. Joseph Goebbels notierte in seinem Tagebuch: „Es spielt sich augenblicklich in Petersburg ein Stadtdrama ab, wie es die Geschichte noch nicht gekannt hat. Die Auswirkungen der Belagerung werden sich erst dann für die Weltöffentlichkeit zeigen, wenn Leningrad gefallen ist.“ Der Lagebericht der Wirtschaftsinspektion Nord merkte hierzu Mitte Dezember 1941 an: „Die Masse der Bevölkerung hungert und kann teilweise vor Schwäche das Bett nicht verlassen. Göring gab sich weiterhin wenig sentimental. Das Schicksal der großen Städte, speziell Leningrad, sei ihm „vollständig egal. Dieser Krieg wird die größte Hungerkatastrophe seit dem 30jährigen Krieg zeigen.“

Kapitulation nicht annehmen

Entgegen einem jahrzehntelang in der Bundesrepublik Deutschland gepflegten Glauben hätte die Stadt Leningrad ihrem Schicksal niemals durch Kapitulation entgehen können. Die Weisung für die Heeresgruppe Nord am 28. September 1941 war eindeutig: „Eine Kapitulation ist nicht zu fordern“. Das Schicksal der Weltstadt war somit entschieden. Das Schreiben der Seekriegsleitung war noch schärfer formuliert: „Sich aus der Lage der Stadt ergebende Bitten um Übergabe werden abgeschlagen werden, da das Problem des Verbleibens und der Ernährung der Bevölkerung von uns nicht gelöst werden kann und soll. Ein Interesse an der Erhaltung auch nur eines Teils dieser großstädtischen Bevölkerung besteht in diesem Existenzkrieg unsererseits nicht.“

Eine Woche später wurde die Entscheidung bestätigt. Alfred Jodl, Chef des Wehrmachtsführungsstabs, betonte: „Der Führer hat erneut entschieden, dass eine Kapitulation von Leningrad oder später von Moskau nicht anzunehmen ist, auch wenn sie von der Gegenseite angeboten würde.“ (Jodl rechtfertigte dies durch eine mögliche Unterminierung Leningrads, wie es in Kiew geschehen war, wo Explosionen 200 Deutschen das Leben kosteten und 10 bis 25.000 Einwohner obdachlos machten.) Gegenüber Walther von Brauchitsch, Oberbefehlshaber des Heeres, bestätigte Hitler die Entscheidung.

Dies war das Todesurteil für die mehr als drei Millionen Menschen innerhalb des Blockaderings. Wilhelm Ziegelmayer, Ernährungsexperte des Oberkommandos der Wehrmacht, notierte nüchtern: „Wir werden uns auch künftig nicht mit Forderungen nach einer Kapitulation Leningrads belasten. Es muss durch eine wissenschaftlich begründete Methode vernichtet werden.“ Es kann nicht deutlich genug betont werden: Die Blockade Leningrads ist ein Sonderfall der Geschichte, denn niemals zuvor ist die Einnahme einer Stadt ausgeschlossen und der Hungertod aller Einwohner eingeplant worden.

Generalplan Ost

Das anvisierte Schicksal Leningrads spiegelte sich auch im „Generalplan Ost“ vom Juni 1942 wider. Dieser nahm für die Metropole eine „künftige Stadtbevölkerung mit 200.000“ an. Also ganze drei Millionen weniger als zu Beginn des Krieges (dies berücksichtigt noch nicht die Hunderttausende Flüchtlinge, die aktuell in Leningrad zu überleben versuchten). Im „Entwurf eines Raumordnungsplans für das Ostland“ vom November 1942 gingen die Autoren sogar davon aus, dass diese Region „nach Ablauf der Kampfhandlungen relativ entvölkert sein“ werde.

Selbstredend änderte der Entschluss, eine Kapitulation Leningrads nicht anzunehmen, die Stadt also nicht erobern zu wollen, keineswegs etwas an der Entscheidung, die Bevölkerung Leningrads nicht vor dem drohenden Hungertod zu bewahren. Am 3. Oktober betonte Generalquartiermeister Wagner, dass „für Petersburg alle vorbereitenden Maßnahmen zur Versorgung der Zivilbevölkerung abgelehnt“ seien. Einen Monat später erklärte er auf einer großen Generalstabsbesprechung: „Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß insbesondere Leningrad verhungern muss, denn es ist nicht möglich, diese Stadt zu ernähren. Aufgabe der Führung kann es nur sein, die Truppe hiervon und von den damit verbundenen Erscheinungen fern zu halten.“ Am 8. November 1941 offenbarte Hitler: „Wir waren vor Leningrad genauso lange offensiv, als dies notwendig war, um Leningrad einzuschließen. Jetzt sind wir defensiv, der andere muss jetzt auszubrechen versuchen, aber er wird in Leningrad verhungern!“

Herausforderung für die Propaganda

Am 5. September notierte Goebbels die besondere Problematik für die deutsche Propaganda, das Aushungern einer Metropole wie Leningrad zu begründen: „Es macht uns einige Sorge, wie dieses Stadtdrama vor der Weltöffentlichkeit gerechtfertigt werden soll. Aber die Bolschewisten sind uns ja weitgehend entgegengekommen. Sie selbst haben es in die Welt hinausposaunt, dass sie die Absicht haben, diese Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen. Sie haben sich also auch die Folgen zuzuschreiben. Wir geben noch ein Flugblatt heraus, das von unseren Fliegern über Leningrad abgeworfen werden soll und in dem der Stadt ihr grauenhaftes Schicksal vor Augen gehalten werden wird. Dies Flugblatt veröffentlichen wir auch in der Auslandspresse und in unseren Sprachdiensten im Rundfunk und verschaffen uns damit für alles, was kommen wird, ein wirksames Alibi.“

Wenige Wochen später ist Goebbels erleichtert: „Es liegt also durchaus in unserem Sinne, wenn Leningrad noch einige Zeit Widerstand leistet. Wir können dann diese Millionenstadt Straße um Straße und Viertel um Viertel zerstören, und besetzen wir sie dann, so werden notwendig werdende Sprengungen die noch übrigbleibenden Mauerreste dem Erdboden gleichmachen. Es entwickelt sich hier das schaurigste Stadtdrama, das die Geschichte jemals gesehen hat. (...) Etwas ähnliches wird unter Umständen mit Moskau der Fall sein.“

Erinnerungsschwächen

Der Historiker Wigbert Benz betont, dass die Aushungerung Leningrads jahrzehntelang „zu einer normalen Belagerung marginalisiert wurde“. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde die Auffassung allgemein, die Wehrmacht habe nur zum Mittel der Aushungerung Leningrads gegriffen, weil sie die Stadt nicht habe einnehmen können. Historiker wandten sich explizit dagegen, die Blockade von Leningrad als Kriegsverbrechen einzustufen: So tragisch diese Vorgänge auch gewesen seien, moralische Vorwürfe gegen die deutschen Truppen würden jeder Grundlage entbehren. Immer noch gehöre die Belagerung und Beschießung einer verteidigten Stadt und Festung zu den gebräuchlichen und unbestrittenen Methoden der Kriegsführung. Daher wird die Blockade Leningrads entsprechend als „normales Kriegsereignis“ gedeutet.

Seit dem Beginn der neunziger Jahre wird schließlich auch das Leid der belagerten Leningrader thematisiert. „Dieser Wandel im deutschen Gedächtnis hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die bislang getrennten Formen der Erinnerung in Ost und West zusammengeführt werden“, sagt der Historiker Jörg Ganzenmüller. In der DDR hatte der staatlich verordnete Antifaschismus für die faktische Bekanntheit der Blockade gesorgt, auch wenn ihre Darstellung dem sowjetischen Heldennarrativ untergeordnet war. „Als Genozid an den Leningradern wurde die Geschichte von keiner Seite erzählt“, betont Ganzenmüller.

Der Genozid

Heute sind sich die Historiker über die Einordnung der Blockade von Leningrad einig. So stellen der US-amerikanische Historiker Richard Bidlack und sein russischer Kollege Nikita Lomagin beispielsweise fest: „Nach dem Holocaust war die Blockade Leningrads der größte Akt eines Genozids in Europa während des Zweiten Weltkrieges.“ Auch die deutschen Historiker Jörg Ganzenmüller und Christian Hartmann sprechen explizit von einem „Genozid“. Karl Schlögel betont, heute sei „unbestritten, dass die über Leningrad verhängte Blockade zu den großen Kriegsverbrechen zu zählen ist“.

Scheues Gedenken

Erst 2001 war ein deutsches Staatsoberhaupt bereit, ein deutliches Zeichen an die Erinnerung der Blockade Leningrads zu setzen. Gemeinsam legte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit Präsident Wladimir Putin, dessen ältester Bruder in der Blockade verstarb, auf dem zentralen Gedenkort der Blockadeopfer in Leningrad einen Kranz nieder und erkannten somit symbolisch das Leiden der Leningrader Bevölkerung während der deutschen Belagerung an.

Am 27. Januar 2014, dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und dem 70. Jahrestag der Befreiung Leningrads, lud der Deutsche Bundestag  Daniil Granin ein, um eine Gedenkrede zu halten. Granin ist gemeinsam mit Ales Adamowitsch Autor des tief beeindruckenden „Blockadebuches“. Am selben Tag schrieb der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck an den russischen Präsidenten: „Deutschland ist sich seiner geschichtlichen Verantwortung für das Leid, das den Einwohnern Leningrads angetan wurde, und der brutalen Kriegsführung seiner Soldaten, Einsatzgruppen und SS-Formtionen bewusst.“ 

Heute finden keine nennenswerten Gedenkveranstaltungen auf staatlicher Ebene statt. Es ist also keineswegs sicher, ob Gaucks Versprechen fünf Jahre später noch Bestand hat. Sicherlich ist die aktuell sehr angespannte Lage zwischen dem Westen und Russland nicht die ideale Voraussetzung für die Organisation von Gedenktagen, aber dies darf keineswegs eine Entschuldigung dafür sein, die Erinnerung an das Ende einer der schwersten deutschen Kriegsverbrechen zu unterlassen. Jedem, der an dieser Stelle einen moralischen Zeigefinger schwenkt, sei die Mahnung des Historikers Christian Streit ins Stammbuch geschrieben: „Die Voraussetzung zur Versöhnung ist die Erinnerung an das, was war.“

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Urban Will | So., 27. Januar 2019 - 10:57

Herr von Westphalen,

mein höchster Respekt für diesen Artikel.

Aber hätten Sie in diesen Zeiten von dieser Regierung wirklich erwartet, dass sie diesem abscheulichen Verbrechen eine Gedenkveranstaltung widmet?

Wie Sie selbst ja schon andeuteten: Auch das Gedenken muss sich einfügen in den Rahmen des politisch Korrekten. Die Russen, vor allem ihr Präsident, passen da grad nicht rein.
Das muss man verstehen.

Klaus Dittrich | So., 27. Januar 2019 - 11:07

„Leider steht zu befürchten, dass in Deutschland der heutige Gedenktag verstreichen wird, ohne dass dem Grauen gedacht wird, . . . ob Gaucks Versprechen fünf Jahre später noch Bestand hat.“

Ich weiß nicht, wann die Heuchelei deutscher Politik gegenüber Russland begonnen hat – vermutlich nachdem Gorbatschow weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist und sich Jelzins „Ziehsohn“ Putin nicht als deutsche Marionette erwies.
Ich bin aber überzeugt, dass die bundesdeutsche Haltung gegenüber Sowjetunion/Russland schon immer unter dem Stern unausgesprochener Vasallenschaft gegenüber den USA stand.

Die Heuchelei der deutschen Politik gegen Russlans hat exakt mit der Bundeskanzlerin Merkel begonnen. Dank ihrer "Herrschaft" stehen wieder deutsche Soldaten 150 km vor Petersburg (also Leningrad). Sie ist das perfekte Werkzeug um einen Keil in die Beziehungen zwischen der EU, Deutschland und Russland zu treiben und somit zu verhindern, dass der Albtraum der US Boys nähmlich gute Beziehungen und Annäherung der EU und Deutschalnd an den Eurasischen Raum wahr wird.

Kostas Aslanidis | Mo., 28. Januar 2019 - 11:04

Antwort auf von Juliana Keppelen

wurden mit Merkel beerdigt. Und dafür ist sie seit Jahren Bundeskanzlerin, die kein einziges Mal kritisiert witd von der Presse. Alles was Brand, Schmidt, Kohl vorangebracht hatten, ist Tabula Rasa.

Karin Busch | Mo., 28. Januar 2019 - 20:18

Antwort auf von Juliana Keppelen

Frau Keppelen, ich danke Ihnen für Ihre Worte und dem Autor des Artikels. Ich hatte persönlich damit gerechnet, dass dieses traurige Ereignis in unseren Medien eine angemessene Würdigung findet. Leider nein. Von Frau Merkel, Herrn Gauck oder Frau v.d.Leyen so etwas zu erwarten käme mir nicht in den Sinn. Aber wo blieben denn all die Weltverbesserer der "Grünen"? Sie streiten lieber, mehr oder weniger unqualifiziert, wie Frau B. gestern im ÖR über die Klimapolitik. Was haben wir nur für Heuchler in unserer Regierung, von Kompetenz ganz zu schweigen. Man könnte diese Thematik ellenlang fortführen - es wird nichts bringen, solange in unserer Regierung nicht mit Sachverstand versucht wird, die anstehenden Probleme zu lösen. Die sogenannte Quotenregelung ist wieder einmal eine Verbeugung vor den "Grünen" und ein Ablenkungsmanöver von den wirklich en Problemen.

gabriele bondzio | So., 27. Januar 2019 - 11:12

Man will den Feind-Status nicht beschädigen, der mit Putin einhergeht.
Ich habe einige Bücher über das Leben und Leiden der Leningrader Bevölkerung gelesen. Zu Zeiten der DDR, war ja in literarischer Verarbeitung, Stalin immer der Held. Was sich in Anna Reidel Buch "Blockada" relativierte. Auf jeden Fall, hatte die Bevölkerung-zwischen den Fronten-fuchtbar zu leiden. Das Leid der Menschen, gefangen zwischen chaotischen Zustände in den Krankenhäusern, Leichenbergen, die verzweifelten Fälle von Kannibalismus und Durchhalteparolen.
Gedenkveranstaltungen an diese Tage sind scheinbar nicht mit einem ideologischen Nutzen in DE verbunden!?

Carl Jung | So., 27. Januar 2019 - 12:06

Ich stimme Ihnen vollkommen zu, was die Bewertung der Vorgänge betrifft.
Aber der 2. Weltkrieg war so voller Kriegsverbrechen, von Seiten der Achsenmächte, von Seiten der Alliierten. Nachdem sich aber noch kein russischer Staatsführer für die während der Eroberung Deutschlands begangenen Greuel entschuldigt hat, soll halt jeder seiner Toten gedenken.
Es ist ehrlos, ständig als Entschuldigungsmichel herum zu ziehen.
Die Russen haben Schlimmes erlitten. Sie hatten die Gelegenheit zur Rache. Sie haben Rache geübt. Jetzt ist die Sache erledigt.

Christa Wallau | So., 27. Januar 2019 - 12:12

Bei unseren Reisen nach Rußland haben mein Mann, unser Sohn (Historiker)und ich als Deutsche nicht die geringsten Anfeindungen erfahren. Im Gegenteil: Gerade in St. Petersburg begegneten uns alle Russen, mit denen wir in Berührung u. ins Gespräch kamen, offen und freundlich. Die Erinnerung an die furchtbaren Zeiten der Belagerung Leningrads wird zwar
wach gehalten, aber dies ist nicht mit Rachegedanken gegenüber heute lebenden Deutschen verbunden.
Ja, es stünde uns im wiedervereinigten Deutschland tatsächlich gut an, wenn hier nicht nur der Verbrechen an Juden oder Sinti/Roma gedacht würde, sondern wenn es auch einen speziellen Gedenktag an die Millionen russischer Kriegsopfer, besonders der Toten in Leningrad, in unserem Kalender gäbe. Den größten Blutzoll im 2. Weltkrieg haben die Russen gezahlt. Das wird oft vergessen.
Die Bindung an die USA darf uns den vorurteilsfreien Blick auf das uns viel nähere Volk, die Russen, nicht verstellen, was aber leider meistens der Fall ist.

Gerhard Schwedes | So., 27. Januar 2019 - 13:02

Der Artikel ist zu begrüßen und zeigt wieder einmal, wie menschenverachtend die Nazis und ihre Helfershelfer waren - ein weiterer Schandfleck in der Geschichte der 12-jährigen Nazidiktatur. Aber die Vergangenheit und die heutige Politik gegenüber Russland sind zwei Paar Stiefel. Im neuen Jahrhundert haben wir es mit einem russischen, türkischen und chinesischen Diktator zu tun. Deshalb ist es völlig unverständlich, dass so viele Deutsche für Putin so viel Verständnis aufbringen. Alles vergessen? - seine Bombardements in Syrien (Schulen und Krankenhäuser eingeschlossen), sein brutaler Tschetschenienkrieg, die Krimbesetzung, die 10 000 Toten in der Ostukraine, die Morde an Journalisten und politischen Gegnern usw. Schwer nachzuvollziehen. Ich habe mir geschworen, dass für mich die erste Nation die Wahrheit ist. Dann erst kommt mein Patriotismus gegenüber dem eigenen Land.

Ais Russland in Syrien eingegriffen hat auf Bitten der Staatsführung haben die USA mit einer Koalition der "Willigen" schon drei Jahre gegen jegliches Völkerrecht in Syrien gebombt und die "gemäßigt Opposition (also Kopfabschneider)" mit Waffen und Logistik unterstützt. Auf Anfrage des Kongresses musste Herr Obama offenlegen wieviele Bombenangriffe die USA in Syrien allein 2016 geflogen hat und siehe da es waren 26000 in Worten sechsundzwanzigtausend Angriffe ich finde das ist eine beachtliche Anzahl besonders wenn man bedenkt das dies ohne jegliche Legitimierung statt fand. Die Krim wurde nicht besetzt sondern die Menschen auf der Krim haben nach dem blutigen Putsch in Kiew die Chance ergriffen sich mit Russland wieder zu vereinigen genau wie die DDR sich wieder mit ihrem Mutterland vereinigt hat ünrigens beide Wiedervereinigungen ohne jegliches Blutvergießen. Den Tschetschenienkrieg haben die Vorgänger von Putin geführt Herr Putin hat ihn beendet.

sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Anbiederung gewisser politischer Kreise an den russischen Diktator ist ja nun offensichtlich.

Auf Pegida-Veranstaltungen, ebenso wie bei Demonstrationen der AfD, sind noch immer Plakate mit der Aufschrift "Putin hilf uns" zu bewundern.

Deutlicher geht es nicht mehr.

Gerhard Lenz | So., 27. Januar 2019 - 13:05

..der Bevölkerung von Leningrad hätten sicher ein besonders Gedenken verdient. Aber dieser Krieg sah viel Entsetzliches, und der Genozid von Leningrad ist bei weitem nicht die einzige, herauszuhebende Katastrophe.

Nun lese ich, dass man die angeblich russlandfeindliche Politik der Merkel-Regierung dafür kritisiert, dass es kein besonderes, öffentliches Gedenken gibt. Aus der gleichen politischen Ecke wird dann oft genug eine andere, verständnisvolle bis ausschliesslich positive Beurteilung der "Leistungen" der deutschen Wehrmacht gefordert.
Ja, man kann die Verantwortlichen in Berlin dafür schelten, dass sie zu diesem Massaker schweigen. Man sollte aber nicht gleichzeitig versuchen, diejenigen, die für das Massaker verantwortlich sind, reinzuwaschen.
Denn dann wird alle berechtigte Kritik zur Heuchelei.

gabriele bondzio | So., 27. Januar 2019 - 19:07

Antwort auf von Gerhard Lenz

der deutschen Wehrmacht gefordert...darüber könnte man auch reden, dass der einfache Soldat auch, unter den Wahsinn vor Lenin-Stalin- Petrograd gelitten hat.
War aber nicht Thema!

aber auch des übliche Genörgel der Merkel-Hasser war nicht Thema.

Es stimmt, auch deutsche Soldaten haben gelitten. Nur hat Deutschland nun mal den Krieg angefangen. Und viele Deutsche sind den NS aus Überzeugung gefolgt.

Ernst-Günther Konrad | So., 27. Januar 2019 - 20:56

Antwort auf von Gerhard Lenz

kann es sein, dass sie den Artikel nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen?
An welcher Stelle wurde da wer reingewaschen? Im Gegenteil. Es ist nur so, dass dieser Krieg Opfer auf allen Seiten hervorgebracht hat. Jeder Tote, ob die damals verbrecherisch verfolgten Juden, Sintis und Roma, Homosexuelle, unzählige andere aus politisch oder religiösen Gründen Verfolgten oder eben auch die in Leningrad ausgehungerte Zivilbevölkerung, alle die in diesem sinnlosen Krieg umkamen verdienen Gedenken und Respekt. Dieser Krieg hatte eben nicht nur jüdische Opfer, sondern viele andere unschuldige Menschen in vielen unserer Nachbarländern und auch hier bei uns. Frau Merkel misst aber offenbar mit zweierlei Maß und das ist zu beanstanden. So verstehe ich diesen Artikel und die Kritik ist begründet, auch wenn sie offenbar im Merkelfieber zu sein scheinen. Wenn sie das anders sehen okay. Aber interpretieren sie nicht Sachen in den Text hinein, die nicht da stehen. Das ist nicht redlich.

Na dann brauchen wir ja nicht weiter zu diskutieren.

Wo habe ich behauptet, die Forderung des rechten Lagers nach positver Beurteilung der Wehrmacht seien dem Text entnommen?

Allen anderen Lesern seien die Forderungen eines Herrn Hoecke nach einer erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad, sowie die Aussagen des Herrn Gauland, der die Wehrmacht gerne endlich auch loben möchte, in Erinnerung gebracht.

Ihnen, Herr Konrad, geht es wohl darum, auch diesen Artikel für das übliche Merkel-Bashing zu missbrauchen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 28. Januar 2019 - 16:46

Antwort auf von Gerhard Lenz

sehen sie Herr Lenz, dass ist das, was viele Menschen beanstanden und kritisieren. Da wird begründete Kritik gegen Frau Merkel's Russlandpolitik geäußert und schon wird von Hass gegen Frau Merkel geredet und bei Ihnenvon Bashing. Eine inhaltliche Auseinandersetzung darf offenbar nicht stattfinden. Es werden sofort Argumente herangezogen, die mit dieser Sache gar nichts zu tun haben. Ich halte genauso wenig wie Sie davon, dass es Relativierer gibt, die nachgewiesene Verbrechen der Wehrmacht verharmlosen. Nur das war in dem Artikel nicht Thema. Bleiben sie doch sachlich und setzen sich mit dem Inhalt des Artikels auseinander und deuten sie doch nicht alles um, weil Ihnen offenbar sonst die Argumente fehlen.
Ich bin mit der Merkel Politik nicht einverstanden, aber ich hasse diese Frau deshalb nicht. Also was soll das?

Birgit Anders | Mo., 28. Januar 2019 - 07:33

Antwort auf von Gerhard Lenz

Diesen Zusammenhang mit der Politischen Ecke und positiver Beurteilung der Wehrmacht verstehe ich nicht so ganz und wundere mich über diese Unterstellung. Ich empfinde es eher so, dass das offizielle Gedenken an diese schlimme Zeit oft in der Weise begangen wird dass es in den aktuellen politischen Streifen passt inklusive einer gewissen Instrumentalisierung. Das mag wiederum eine Unterstellung sein und ist wohl Ausdruck von tief sitzendem Misstrauen gegenüber unseren Regierenden, welches sich aus meiner Beobachtung sowohl innen- wie auch außenpolitischer Handlungen und Äußerungen derselben speist.

Sie haben das von Ihnen -höflich ausgedrückte - Misstrauen in die Regierung richtig erkannt.
Vielleicht können Sie mir ja dann erklären, was dieses Misstrauen mit den Aggressionen der Wehrmacht zu tun hat?

Ich wiederhole gerne meinen Vorwurf: Diejenigen, die die Regierenden dafür schelten, dem Massaker von Leningrad kein ordentliches Gedenken zu gewähren sind oftmals im gleichen Atemzug die ersten, die die Verbrechen der Wehrmacht relativieren.
Denn, um es noch klarer zu sagen: Hier wird tragisches Kriegsgeschehen instrumentalisiert und die gegenwärtige Regierung zu attackieren!

Birgit Anders | Mo., 28. Januar 2019 - 18:20

Antwort auf von Gerhard Lenz

Wenn Sie das so meinen tut es mir leid. Es nützt ja aber nichts wenn sie jedem Kritiker unterstellen Kriegsverbrechen der Wehrmacht zu relativieren.
Und was hat jetzt mein Misstrauen überhaupt damit zu tun? Ich finde es einfach falsch, dass heute ständig Front gegen Russland gemacht wird, ohne auch deren Perspektive zu sehen. Das ist für mich keine vernünftige Friedenspolitik. Und wenn heute jeder Kritiker als Nazi mundtot gemacht werden soll, dann ist das wohl erst recht eine übelste Instrumentalisierung. Das wird noch schlimm enden für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn das nicht aufhört bzw mal differenziert wird.

Gerdi Franke | So., 27. Januar 2019 - 13:48

Ja, das ist deutsche Geschichte und man muss es wissen. Aber man sollte der Jugend Gelegenheit geben sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen und sie nicht laufend mit "Erinnerungskultur" belasten.

Mathias Nägele | So., 27. Januar 2019 - 14:25

Die Kranzniederlegungen in den von Deutschland während des 2. Weltkrieges besetzen Ländern West-und Südeuropas durch Gauck -als das Kriegsende sich zum 70igsten male jährte- waren immer in den Fernsehnachrichten. Zu einer Kranzniederlegung zusammen mit dem Präsidenten der russischen Föderation reicht(e) die Größe nicht, ob man nun Putin mag oder nicht. Dazu wäre das Format eines Willi Brands notwendig, der über alle politisch Differenzen hinweg ein sichtbares Zeichen des absoluten Bedauerns zeigte. Unser derzeitig politisches Personal wurde durch SED Jugend- oder SPD/CDU Kader-Schulen "gebildet". Für die ist alles dem Politischen untergeordnet. Trotzdem, dass der politische Kompass durch Trump gestört wird, hält man sich an den Masterplan Russland soweit es geht zu isolieren. Der Nordatlantikrat hilft Kurs zu halten. Ich finde es beschämend wie wenig Aufmerksamkeit dem Leiden des Volkes von der deutschen Politik beigemessen wird, welches die grössten Kriegsverluste tragen musste.

Joachim Reichert | So., 27. Januar 2019 - 14:53

Der Autor ignoriert hier aber den Vorlauf zum Verbot, die Innenstädte von Leningrad und Moskau auch nur zu betreten, und interpretiert etwas einseitig. Bei der Eroberung Kiews waren alle wichtigen Depots und Einrichtungen von sowjetischer Seite, teilweise durch Fernsprengung zerstört worden. Es gab vorbereitete Sprengsätze in fast allen größeren, für Stabs- und Truppenunterkünfte geeigneten Gebäuden, was zu erheblichen Verlusten führte und am 19. September nach Hinweisen von Einwohnern eine teilweise erfolgreiche Suchaktion auslöste. Am 24. September 1941 löste dann ein sowjetischer Sprengsatz neben dem Hauptpostgebäude in einem Beute- und Munitionslager einen Großbrand aus, der kaum zu löschen war. Am 12. Oktober 1941 wurde das Betretungsverbot für Verbände mit Blick auf Moskau und Leningrad nochmals bekräftigt, um die Truppen nicht weiteren Verlusten durch Spreng- oder Sabotageaktionen auszusetzen. Angewendet wurde es nur in Leningrad und mit Blick auf die Erfahrungen in Kiew.

Werner Peters | So., 27. Januar 2019 - 15:06

Als ein Zeitgenosse mit der "Gnade der späten Geburt" kann ich diesen Artikel nur mit Schaudern lesen. Unfassbar, was damals geschah. Der Hinweis, dass dort viel mehr Zivilisten umgekommen sind als hierzulande durch Bomber der Alliierten, war mal fällig! Aber welche Konsequenzen hat das große Leid der Russen für die heutige Politik ? Null. Russland wird wieder von uns bekämpft und mit Sanktionen ihre Wirtschaft und die Versorgungslage der Bevölkerung geschwächt, geradezu bizarr nach den Vorkommnissen damals. Als Deutscher schäme ich mich dafür.

Elisabeth Ellermann | So., 27. Januar 2019 - 15:18

Ich brauche nicht durch einen Gedenktag an die zahllosen Gräueltaten, den Horror des Krieges, millionenfaches Leid und Tote erinnert zu werden - als Teil der "Babyboomer"generation bin ich schulisch/gesellschaftlich/kulturell derart massiv konfrontiert damit aufgewachsen, als hätte ich selbst das Leid mit verursacht, auf jeden Fall mit zu verantworten. (Auch heute mahnte Herr Maas erneut, die "Erinnerungskultur" würde bröckeln). Nein, in der Mitte der Gesellschaft, bei den allermeisten Bürgern, bröckelt gar nichts, man muss nur irgendwie den Lebensmut behalten, in der Gegenwart und weiterhin vorwärtsgewandt zu denken, zu arbeiten und den Laden am laufen zu halten, sonst bricht man unter der Last zusammen.

Norbert Schmidt | Mo., 28. Januar 2019 - 11:21

Antwort auf von Elisabeth Ellermann

Frau Ellermann schreibt: "Als hätte ich selbst das Leid mit verursacht, auf jeden Fall mit zu verantworten". Danke für Ihren mutigen Beitrag!

Per L. Johansson | So., 27. Januar 2019 - 15:35

Es erfordert Fingerspitzengefühl, einen sinnvollen Weg zwischen notwendiger Erinnerung einerseits, und nicht enden wollendem Aufrechnen von Schuld andererseits zu finden.
Das Bewußtsein dafür, daß die „bösen Feinde“ auch Menschen waren, denen furchtbares Leid widerfuhr, ist eine wichtige Lehre für die Zukunft. Es kann helfen, Fehler nicht erneut zu machen.
Aber jährlich Gedenkveranstaltungen können ebenso bewirken, das Mißtrauen zwischen Völkern über Generationen künstlich wachzuhalten.
Erinnern setzt die Bereitschaft zum Verzeihen voraus.
Ersteres kann man erzwingen, letzteres nicht.
In staatliche Hände gehört das daher sowieso nicht, da ist die Gefahr einer Instrumentalisierung viel zu groß.
Wenn, dann sollte dies von den Betroffenen bzw. deren Familien/Nachkommen ausgehen.

Dirk Nowotsch | So., 27. Januar 2019 - 15:59

War das kein Genozid? Ich habe das Gefühl, das immer neue Themen aufgetan werden, um die Deutschen und die Deutschen als besonders mies dazustellen! Sicherlich hat Leningrad und all die anderen Verbrechen in der Sowjetunion, begangen durch die deutschen Soldaten, die selbe Aufmerksamkeit wie der Holocaust verdient. Das ist aber in Deutschland ein "No Go", einseitig wird hier nur der ermordeten Juden gedacht. Aber! Man darf nicht außer acht lassen, dass in beiden Weltkriegen grausame Verbrechen gegen das deutsche Volk begangen wurden! Da dieser Umstand, selbst von allen deutsche Regierungen, nicht angesprochen wird, interessieren große Teile der Bevölkerung sich nicht mehr für diese ständige Schuldzuweisungen! Versöhnung und Völkerverständigung kann es so nicht geben! Während die Mörder, bei den Alliierten, als Helden verehrt werden und jedes Kriegsverbrechen gegen "D" als wohlgetan propagiert wird, sollen wir nur Sühne zeigen? Eventuell mal einen Psychologen konsultieren wäre mein Rat!

......das Russland den höchsten Blutzoll im WK II zu tragen hatte und wir die Angreifer waren. Die Trauer um tote Russen sowie die Erinnerung halten sich aber weltweit in Grenzen. Unsere Familie ist übrigens vor den Russen ca. 1944 aus Danzig geflohen. Mein Vater an den Folgen der russ. Kriegsgefangenschaft gestorben. Ich versuche es objektiv zu sehen. Und....die Geschichtsbücher werden nun mal von den Siegern geschrieben.

Rotmann Jens | So., 27. Januar 2019 - 16:32

.......sich schämen für diese Politik und Politiker. Respekt Cicero, das sie dieses Thema aufgreifen !

Bernhard K. Kopp | So., 27. Januar 2019 - 16:51

Die Erinnerung an die Zerstörung Dresdens liegt den Menschen näher. Die Erinnerungskultur zum Holocaust, über die wir gelegentlich immer noch streiten, ist schwieriger zu verdrängen. Bei den Russen, wegen Sowjetunion und jetzt wegen Putin, scheint uns das Verdrängen leichter zu fallen. Die Russen nehmen dies mehr oder weniger zähneknirschend zu Kenntnis.

Joachim Wittenbecher | So., 27. Januar 2019 - 17:28

Sehr beeindruckender Artikel von Herrn von Westphalen. Für die Zukunft ist zu wünschen, dass wir ein gutes Einvernehmen mit Russland erzielen.
Das kann Deutschland nicht alleine herstellen - es sollte im Zuge einer gemeinsamen EU-Außenpolitik erfolgen; unter gegenseitiger Interessenwahrung; unter der Voraussetzung, dass wir anerkennen, dass wir mit Russland in der Menschenrechtsfrage eine Übereinstimmung nicht kurzfristig erzielen. Sollte sich die US-Außenpolitik nicht kurzfristig grundlegend positiv in Bezug auf Europa ändern, sollten US-Einflüsse auf die Beziehungen EU-Russland nicht akzeptiert werden. Die Politik der Sanktionen ist gescheitert.

Mathias Nägele | So., 27. Januar 2019 - 17:43

Nun nicht nur das die russischen Opfer gegenüber denen der westlichen Verbündeten offensichtlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, nein, geschichtsvergessene Entscheidungsträger und deren Hofberichterstatter feiern das Deutschland wieder zur tragenden Säule gegen die vermeintliche russische Bedrohung aufsteigt. N-TV schreibt -neben den Berichten was Prinz Harry wo gerade für einen F**** gelassen hat - auch folgendes am 1. Juni 2018: "Deutschland wird Standort eines neuen Nato-Kommandos. Die Bündnisstaaten haben sich abschließend darauf verständigt, das im Zuge der Aufrüstung gegen Russland geplante Hauptquartier für schnelle Truppen- und Materialtransporte ... in Ulm anzusiedeln". Und Deutschland führt das Kommando der schnellen Eingreiftruppe in Litauen. Das ist nicht sehr weit weg von St. Petersburg. Ich kann mir nicht helfen, aber es wird mir übel dabei. Jeglicher weitere Kommentar bleibt mir im Halse stecken.

Dimtri Gales | So., 27. Januar 2019 - 19:48

Ich habe lange gebraucht, um einigermassen zu verstehen, wie ein hochkultiviertes Volk wie die Deutschen zu solchen und vielen anderen monströsen Verbrechen fähig sein kann, und wie hier erwähnt eine Perle der Zivilisation - Sankt Petersburg - vernichten zu wollen. Erst die Beschäftigung mit dem Pol Pot-Regime (in Kambodscha), den Stammeskriegen in Afrika und Stalins Terrorherrschaft gaben mir Denkanstösse. Das Grauen, das das Hitler-Regime anrichtete, wird man nie vergessen - jedenfalls hoffe ich das.

Fritz Gessler | So., 27. Januar 2019 - 22:02

nicht anders zu erwarten) - dessen komplize allerdings stalins barbarische kriegsführung gegen die EIGENE bevölkerung war. statt leningrad zu evakuieren (was im kriegswinter durchaus möglich gewesen wäre) - wurden noch truppen in die belagerte stadt hineingeschickt.
es soll auch nicht verschwiegen sein, dass an der blockade leningrads auch FINNISCHE truppen als verbündete der deutschen teilnahmen. (diese sind nun ex silenzio pardoniert?)
und NATÜRLICH fallen einem beim schicksal leningrads gleich HIROSHIMA und NAGASAKI ein: städte, deren zivilbevölkerung ohne vorwarnung ausgelöscht wurde. von unseren glorreichen NATO-oberverbündeten, den USA.
(von dresden, hamburg und bremen 1945 wollen wir schweigen: zu oft haben die nazis diese kriegsverbrechen der allierten als entchuldigung deutscher barbarei vorgebracht.)

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 28. Januar 2019 - 07:37

und doch so leise gehaltenen Artikels und der Sendung über Leningrad am Abend, bekam ich einen kleinen emotionalen Zusammenbruch.
Mein erstes Ziel ist es nicht, Deutschland militärisch wieder fit zu machen oder militärische Abschreckung aufzubauen.
Und nachdem ich sah, wie der alte Mann in Leningrad sagte, es gebe eben immer wieder Bestien, aber wir Menschen können doch zusammenleben und mit zitternder Hand (wahrscheinlich aus Altersgründen) das Brot reichte, da bekenne ich noch einmal die Fragwürdigkeit des humanistischen Kriegs-Einsatzes gegen Serbien, den ich damals bejahte und bekräftige erneut meine Ablehnung aller Formen politischer oder religiöser Herrschaft.
Gesellschaftliche und politische Mit/Selbstbestimmung.
ABRÜSTUNG
Derzeit macht sich Herr Naß von der ZEIT stark für atomare Abrüstung.
DANKE

Habe ich mir auch angesehen, ziemlich spät auf dem RBB. Unsere Kinder/Jugendliche werden schon lange geschlafen haben! St. Petersburg (Petrograd), wie es jetzt wider genannt wird. Durfte ich Anfang der 80ziger Jahre besuchen. Wunderschöne, geschichtl. reiche Stadt. Die Gastfreundschaft einfacher Menschen war schon verblüffend, nach all dem was passiert ist.

so schön finde.
Mir wichtige Filme oder Musik habe ich selbst, aber wenn es sich Mehrere zur gleichen Zeit anschauen, macht es mir viel mehr Spass oder ich kann das Entsetzen besser teilen.
Ich bin keine sogenannte geborene Sozialdemokratin, sondern aus innerer Überzeugung, Sympathie und weil es eigentlich immer Spass gemacht hat, von den politischen Errungenschaften der Sozialdemokratie weltweit zu schweigen. Das würde zu lange dauern:)
Den anderen Parteien begegne ich im Leben der politischen Kultur.
Da bietet sich der Cicero nun mal an, auf entsprechend hohem Niveau.
Meine Kinder waren von dem emotionalen Ausbruch etwas überrascht.
Ich hatte auch gedacht, dass ich in meinem Alter schon mit soviel konfrontiert wurde, dass es mich nicht mehr umhaut.
Diesmal war es der evtl. wieder "Kalte Krieg" gegen Russland im Kontrast zu wunderbaren Dokumentationen über diesen "Vielvölkerstaat" und diese alten Leutchen.
Das müssen keine Stalinfans gewesen sein oder jetzt Putins.

Norbert Schmidt | Mo., 28. Januar 2019 - 09:36

Mir gefällt bei Gedenkveranstaltungen nicht die offenkundige Fokusierung auf eine einzelne Opfergruppe. Schon seit Jahrzehnten weise ich in meinem Bekanntenkreis darauf hin, dass es noch viele andere Opfergruppen gibt, z.B. 1 Million Einwohner Leningrads, denen kein Gedenken in Deutschland zuteil wird. Das ist wirklich eine Schande! Weiteres, persönliches Beispiel:In meiner Familie gab es 3 Männer, 3 Frauen und zwei kleine Kinder. Am Ende des Krieges gab es nur noch 3 Frauen und zwei kleine Kinder(die, wie durch ein Wunder, die Bombardierung Dresdens überlebt haben), weil die Männer (alle keine Nazis!) gezwungen wurden, als Soldaten in den Krieg zu ziehen und dabei umkamen. Hätten sie sich geweigert, wären sie auch umgekommen, und zwar nach Todesurteilen von Nazirichtern. Frage: Sind diese 3 Männer nicht auch Opfer der Nazigewaltherrschaft, denen unsere Politiker ebenso gedenken sollten?

heinrich stamm | Mo., 28. Januar 2019 - 10:08

Ich war vor genau 5 Jahren für 4 Nächte in St.Petersburg in einer organisierten Reisegruppe.
Es war ein großartiges Erlebnis insbesondere wegen der einheimischen Russen, die keinerlei Ressentiments gegenüber uns Deutschen und Deutschland trotz des Jubiläums des grausamen Vernichtungskrieges durch die Wehrmacht 1941-44 zeigten, im Gegenteil.
Die Russen unterscheiden nämlich krass zwischen dem brutalen Feind der "NAZI-Faschisten" und "den Deutschen" im Allgemeinen, die sie auch als deren Opfer sahen wie sich selbst.
Es ist eine große Leistung des russ. Staates resp. seiner Pädagogik, dieses eigentlich Unmögliche im russ. Volk erreicht zu haben.
Dafür sollten wir alle inkl. unserer Politiker dem russ. Staat und der untergegangenen Sowjetunion immer dankbar bleiben.

und hegen freundschaftliche Gefühle, trotz der Vergangenheit. Wie recht sie haben. Sie haben das unmögliche erreicht. Immer wird aufgefonnert.."Der Russe steht vor der Tür". Seltsam aber, immer wenn der Russe seine Tür aufmacht, steht der "Deutsche" vor der Tür

Kostas Aslanidis | Mo., 28. Januar 2019 - 10:10

im Vergleich zur Einwohnerzahl, hatten Griechenland und Jugoslawien. (Serben). Auch gegen diese Länder steigt die Hetze ins unermessliche. In der Griechenland Krise und Nato Angriffskrieg gegen Serbien, konnte der Schaum im Munde nicht unterdruckt werden. Obwohl diese beide Länder einen Groll gegen Deutschland haben sollten, passiert das unerklöriche. Deutschland spielt Moralapostel.. Nichts ist verarbeitet worden seit 1945. Die unterdrückte Feindseligkeit sprudelt heraus. Unverständlich.

Christoph Rist | Mo., 28. Januar 2019 - 10:45

Überhaupt nichts. Sie sind inhaltsleeres Ritual geworden. Man gedenkt hierzulande jedes Jahr hochfeierlich der toten Juden (andere Opfergruppen fallen dabei meist unter den Tisch). Derweil feiert der Antisemitismus in Deutschland wieder fröhlich Urständ' - und das beileibe nicht nur durch die Nochnichtsolangehierlebenden oder Rechte, sondern vor allem auch in der "Mitte". Wenn es um tatsächliche Solidarität und Unterstützung Israels als Heimstätte der heutigen Juden (und einzige Demokratie in diesen Breiten!) geht, dann ist man hierzulande maximal zu wohlfeilen Worten bereit. Den toten Juden huldigen, aber völliges Desinteresse am Gedeih und Verderb der Überlebenden und der Nachfahren zeigen ist nichts anderes als vornehme Heuchelei. Mit den Russen verhält es sich ähnlich. Wozu gedenken, wenn der alte Feind praktisch der Neue ist. So lange der Wille zur Verständigung im HIER und JETZT fehlt, braucht es auch keine "störenden" Gedenkrituale. Wir Helden retten einstweilen lieber die Welt.

Jürgen Lehmann | Mo., 28. Januar 2019 - 12:27

Nach dem Holocaust war die Belagerung von Leningrad die schlimmste Gräueltat der deutschen Wehrmacht.
Ohne Zweifel gehört diese Blockade in die Kriegsverbrechen eingeordnet.

Im letzten Jahr verbrachte ich einige Tage in St. Petersburg und war überrascht über die Freundlichkeit der Einheimischen gegenüber uns Deutschen.

Ich besuchte auch eine offene Diskussionsrunde - bei welcher keine Zensur bei Fragen und Antworten bestand. In der BRD habe ich noch keine politische Runde erlebt, bei welcher so offen und inhaltlich klar gesprochen worden ist.
Ich bedauerte hier auch, dass leider in den Medien der BRD zum größten Teil nur Negativberichte über Russland erscheinen und die sinnlosen Sanktionen kritiklos akzeptiert würden.

Betrachtet man den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Russland, mit 26 Mio. Toten , davon 15 Mio. Zivilisten, dann ist unser Verhalten unverständlich und nicht realistisch.
Eine Aufklärung – beginnend an den Schulen wäre sinnvoller als ein Gedenktag.

Birgit Fischer | Mo., 28. Januar 2019 - 12:51

Stalin hat die rote Armee zerstört, niemand sonst. Keiner hat der Sowjetunion mehr Schaden zugefügt als Stalin. Russlands Armee war nicht schwach. Die Sowjetarmee hatte im Bürgerkrieg viel Erfahrung und Führung gewonnen, hatte kampferprobte Truppen und gute Truppenführer. Die stalinschen Säuberungen haben alles zerstört. Zudem wurde die Armee nicht modernisiert und Waffen fehlten an allen Ecken und Enden. Auch war die Sowjetunion schlecht vorbereitet, die Verteidigung nicht organisiert. Das sind alles selbstgemachte Versäumnisse. Jeder hätte die Aggression Hitlers erkennen und reagieren müssen.
Dann wäre Leningrad auch nicht so lange belagert worden. Der hohe Blutzoll der Russen lag einzig und allein an der Unfähigkeit des Systems. Und hierfür war Stalin zuerst verantwortlich.

Ruth Müller | Mo., 28. Januar 2019 - 13:59

Welches Interessen hat der Deutsche Staat Russland zu brüskieren? Und falls er ein Interesse daran hat, - ist die Frage: in wessen Interesse tut er das?

In unserem?

Welche Niedertracht liegt dem zu Grunde, dass Gedenken und Opfer in unserem Lande kategorisiert und qualifiziert werden?

Wessen Geistes Kind sind die, die sich auf den "postmodernen Antifaschismus" berufen, ihn täglich feiern und denen die ihn gebracht haben soviel joviales bzw. perfides Verhalten entgegen bringen?

Sprachlos ...

Ursula Horvath | Mo., 28. Januar 2019 - 17:41

mussten drei lange Jahre Kinder, Frauen alte und junge Menschen, erfrieren, verhungern und wir stehen heute wieder an Russlands Grenze ohne Scham? Nein, nicht ganz, hier im Osten fühlt man mit den Russen mit. Diese Greul begangen von Deutschen genau wie die Greul des Warschauer Aufstandes an den dortigen Juden. Nein, wir haben kein Recht an irgendeiner Grenze zu stehen und schon gar nicht, weil die USA und Nato das wollen. Hoffe das die BW keine Soldaten mehr findet, die die Kanonenuschi in anderen Länden verheizen kann. Die eigene Brut schont sie ja!

Dirk Nowotsch | Mo., 28. Januar 2019 - 19:08

In meinem Kommentar "Hungerblockade gegen Deutschland 1914-18" habe ich geschrieben: "Eventuell mal einen Psychologen konsultieren wäre mein Rat!" Dieser Satz bezieht sich nicht auf den Artikel oder diejenigen, die ein Gedenken an Leningrad fordern! Mit diesem Satz wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es jedem Psychologen bekannt ist, eine Aufarbeitung kann es nur in beiden Richtungen geben! Erst wenn beide Seiten zu ihren Taten stehen, ist eine echte Versöhnung möglich! Im Fall des deutschen Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion, hat sich das russische Volk aber mehr als "kulant" erwiesen!!! Daher beziehen sich meine Worte gegen unsere englischen und amerikanischen "Freunde". Diese haben sich überhaupt nicht einmal ansatzweise so besonnen verhalten wie die Russen! Im Gegenteil, amerikanische Soldaten waren mit die größten Kriegsverbrecher gegen Deutsche! Dabei hatten sie nicht ansatzweise so zu leiden wie die Russen! Nein, ich bin kein Putin Anhänger!