Der Regierungspräsident der Regierung von Oberbayern, Christoph Hillenbrand (l-r), Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, die Oberbürgermeisterin von Rosenheim, Gabriele Bauer, und der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (alle CSU) pflanzen am Freitag (03.07.2009) auf dem Gelände der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim (Oberbayern) einen Tulpenbaum.
Dass Politik mitunter ein schwieriges Beet sein kann, weiß Horst Seehofer genau (Archivbild 2009) / picture alliance

Seehofer, Merkel und Co. - Im Sommergarten der Politik

Nach heftigem Regen, der auf eine lange Dürre gefolgt ist, spürt man, wie sich die Natur ausgleicht. Nun ist es Zeit, in den Garten zu gehen, und entspannt Abstand zu gewinnen. In der Politik gibt es aber weiterhin Hitze und Regengüsse. Da hilft es, Politiker botanisch zu betrachten. Von Sabine Bergk

Autoreninfo

Sabine Bergk ist Schriftstellerin. Sie studierte Lettres Modernes in Orléans, Theater- und Wirtschaftswissenschaften in Berlin sowie am Lee Strasberg Institute in New York. Ihr Prosadebüt „Gilsbrod“ erschien 2012 im Dittrich Verlag, 2014 „Ichi oder der Traum vom Roman“.

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Ein Garten im Sommer ist etwas Wunderbares. Man kann die Füße hochlegen, ins Grün blicken und sich die Sonne auf die Nasenspitze scheinen lassen. Einfach einmal die Seele baumeln lassen, das tut gut. Das ganze Jahr über hat man geackert, gesät, gejätet - nun ist es Zeit, loszulassen. 

Politisch blieb die Ernte schmal. Wo chronisch gedroht, gehackt und geschimpft wird, wächst nicht viel. Am besten, man lässt die Zeitung für eine Weile im sommerleeren Café liegen. Oder man teilt die Zeitung, falls man keinen Garten hat, im Kopf in Beete auf: 

Abgeknickte Blumen und ein schwieriges Beet

Dort steht die abgeknickte Blume Barley. Sie hat die 8 Prozent Modernisierungsumlage nicht durchgesetzt. Hinter ihr sieht man viele geknickte Mieter stehen, die nun ihre Wohnungen verlassen müssen. Ein trübsinniges Beet mit lauter herausmodernisierten Hausgemeinschaften, die sich in alle Richtungen zerteilen. Viele Familien werden den Sommer wohnungssuchend verbringen und sich ärgern, SPD gewählt zu haben. 

Dann gibt es das Innenministerbeet. Es ist voller Stacheldraht und Strom. Die Erde ist streng gekämmt, die Haare stehen kurz in die Luft. Ein schwieriges Gebiet, reich an Anfeindungen. Hochsensibel sind die hier wachsenden Pflanzen. Es besteht die Gefahr einer Überreaktion.

Gleich daneben thront die Bundeskanzlerin in royalem Blau. Sie wirkt kerzengerade und befreit, trotz aller Schwierigkeiten. Das ist, selbst für wenig geneigte Untertanen erstaunlich anzusehen. Sie bleibt bei sich und wirkt gelöster als sonst. Ob das am Sommer liegt?

Das letzte Podest der Lady May

Auf einem wolkenhohen Podest steht eine giftblonde Blume. In eine Richtung grinst sie, in die andere schimpft sie. Teilt sie Lob aus, freut sich die Blumenrunde, schimpft sie, sind alle irritiert. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie im Mittelpunkt steht. Dieser Vorzug wird ihr immer noch gewährt. Niemand wagt es, ihr einen Seitenplatz zuzuweisen oder ihre Lob- und Tadelstiraden einfach zu ignorieren. Da sie vor Selbstlob strotzt, würde sie das auch gar nicht mitbekommen.

In flammendem Rot steht Lady May auf ihrem letzten Podest. Sie gibt alles, um nicht defensiv zu wirken. Was kommen wird, weiß keiner. Besser, man zieht sich spitze Schuhe an, wenn sich die Wege verengen.

Es gäbe noch viele politische Gartenecken zu erwähnen. Durchwachsene, finstere, unbearbeitete, verdrängte Gebiete und solche, die noch niemals betreten wurden. Dazu gehört auch das Beet, das jede Ideologie ablehnt und keine Feinde braucht. Das Beet ohne Geheimdienst, das Beet, auf dem niemand gequält, übervorteilt, unterdrückt oder ausgeschlossen wird. Das Beet ohne Gegensätze. Das Beet, das keinen Stolz braucht, sondern von alleine strahlt.

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Dorothee Sehrt-Irrek | So., 15. Juli 2018 - 12:01

aber auch mal so gar keine Politikerin, sonst würden Sie nicht so daneben liegen in der Beurteilung.
Dieses "aber auch so was von" teilen Sie sich m.E. mit unserem Cartoonisten.
Sie haben aber ein ausgezeichnetes Gespür für die momentane kosmische Lage.
WIR hatten kosmisch eine Klimax, Sommersonnenwende, der interessanterweise die Politik folgte?
Die Erde wird sich jetzt anders zur Bewegung des Weltalls bewegen, gegenläufig?
Vielleicht wankte Juncker auch deshalb.
Wenn man sehr tätig ist, kann man diesen Richtungswechsel verpassen.
Die Idee, man hinge irgendwelchen Naturreligionen an, nur weil man kosmische Bewegungen und Rhythmen beachtet, finde ich schon seltsam.
So etwas sagen Leuten, die ein- und ausatmen.
Sie dagegen haben ein großartiges Gefühl für das natürliche Gesicht der Abläufe.
Wahrscheinlich geschehen sie nicht unabhängig davon, da wir Teile derselben sind und Natur, lebendig bleiben.
Wir hätten jetzt Zeit, uns zu überlegen, was politisch ablief.
Sommerpause?

wolfgang spremberg | So., 15. Juli 2018 - 15:24

im Sumpfbeet, zwischen Sauerampfer und Binsen....
fallen mir dazu ein....

Bernd Fischer | So., 15. Juli 2018 - 16:38

Zitatanfang:
Dazu gehört auch das Beet, das jede Ideologie ablehnt und keine Feinde braucht. Das Beet ohne Geheimdienst, das Beet, auf dem niemand gequält, übervorteilt, unterdrückt oder ausgeschlossen wird. Das Beet ohne Gegensätze. Das Beet, das keinen Stolz braucht, sondern von alleine strahlt.
Zitatende:

Einfach mal aus Ihrer "Blase" ( wo man immer unter sich ist , und sich die Welt schönredet ) herauskommen, tief Lust holen, und die wahre reale Welt einfach mal kennenlernen.

Achtung:

Soll gelegentlich "Schockzustände" verursachen.

Dimitri Gales | So., 15. Juli 2018 - 20:47

ist. Sie wählen Schulz zum Kandidaten und sind erstaunt, dass er vom Wähler abserviert wird, obwohl auch hier bei Cicero lange vor diesem Debakel feststand, dass dies so kommen wird. Die SPD hat nicht begriffen oder will nicht kapieren, dass die sozialen Bewegungen in Europa nicht mehr von den Linken ausgeht, sondern eher vom rechten Lager - der Wind hat sich schon längst nach rechts gedreht.

Christian Döring | So., 15. Juli 2018 - 22:46

...Zeit zum Kompostieren.

Bernhard Jasper | Mo., 16. Juli 2018 - 10:26

Die Metaphern im politischen Journalismus schießen in´s Kraut. Diese permanenten Selbst-Gespräche nennt man heute deutsche Öffentlichkeit. Es ist dieses unfruchtbare polit-entertainment der journalistischen Repräsentanten, die unter Relevanzverlust leiden. Sie wollen ja auch eigentlich Politikberater sein, verstehen aber nichts von Garten- und Landschaftsgestaltung, schon gar nicht von Ackerbau, denn da muss man auch mal tiefer pflügen. Und so bleiben sie lieber an der Oberfläche, in ihrem Bio-Top.