Der Metrozugführer Maksim lebt mit seiner Familie in Moskau / Isabela Pacini

Konflikt mit Russland - Halbblut und Problembär

Der Westen und Russland stehen sich heute so feindlich gegenüber wie zu schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges. Warum eigentlich?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Im Jahr 1995 saß ich, ein südwestdeutscher Teenager aus einem Dorf an der Schwäbischen Alb, erstmals im Zug von Berlin nach Sankt Petersburg. Im Waggon brodelte ein Wasserkessel, der mit Kohlen geheizt wurde, die Russen um einen herum trugen bevorzugt ausgewaschene Jeans und rochen intensiv, an der Grenze zu Weißrussland wurden die Waggons komplett (mit uns darin) hochgehoben und auf ein neues Fahrwerk gesetzt. Und überhaupt: Dieser Zug fuhr 36 Stunden. Das alles erschien wie aus einer anderen Zeit. Ebenso erschien Sankt Petersburg. Beim Schüleraustausch in Minnesota, in Lyon und in Essex hatte ich Gleichaltrige getroffen, die auch Chucks und Basecaps trugen, die Nirvana und Radiohead hörten und eigentlich alle am liebsten Burger mit Pommes aßen. In Sankt Petersburg war fast alles anders.

15 Jahre später traf ich mich, inzwischen schon mehrere Jahre Korrespondent in Russland, mit meiner Russischlehrerin und frischen Schülern von der Alb in Moskau. Die Frage, die mich mehr als alles interessierte, beantworteten diese mit einem Achselzucken: Eigentlich sind die genau wie wir, die Russen – iPhones, gleiche Musik, gleiche Klamotten. Aber Moskau isch hald a saucoole Stadt.

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Tobias Werner | Mi., 30. Mai 2018 - 11:59

Obwohl ich den Beitrag nicht gelesen habe ("Plus"), meist wird ja der Hauptwiderspruch vergessen. Da redet man davon, dass wenn Griechenland(!) nur aus der Eurozone gegangen wäre, dies eine Gefahr für den Frieden sei - die EU sei ja so wichtig für den Frieden (u. ohne Euro keine EU).
Dann tritt das große GB aus - kein Mensch redet davon, wie gefährlich das für den Weltfrieden sein könnte....
Und mit Russland, dem Hauptbeteiligten in WK2 und Kaltem Krieg - ja mit dem hat man es all die vielen Nachwende-Jahre nicht geschafft, dass man hier ein Verhältnis hat, welches nicht mehr wie das im ja hochgefährlichen Kalten Krieg ist.
Wie dumm bzw. verblendet muss man eigentlich sein, um das nicht selbst zu bemerken!?!

Dimitri Gales | Mi., 30. Mai 2018 - 15:16

russischen Botschafter in Paris, das vor einigen Jahren stattfand. Er geisselte die USA, sah in ihnen den Unruhestifter und Friedensfeind Nummer 1. Sogar einen Atomschlag könne man unter Umständen nicht ausschliessen. -
Da nun die Europäer im Kreis der USA mitmachen, sind die Beziehungen natürlich angespannt. Dabei sollte man bedenken: Russland ist Russland, es hat hat noch nie so funktioniert wie ein westliches Land. Russland sieht sich als Imperium, weniger als Republik. Und die Russen erwarten vor allem eines: einen starken, national orientierten Führer. Putin füllt diese Rolle anscheinend aus.

Rudolf Bosse | Mi., 30. Mai 2018 - 15:24

Herr Gathmann blendet ihm unangenehme Teile der jüngsten Geschichte einfach aus. Es gab sehr wohl von Putin Angebote, daß er aber auch seine roten Linien zieht, muß man ihm schon gestatten, genau wie sie Obama hatte. Aber letztendlich geht es den Transatlantikern nur darum, daß Rußland und Europa sich nicht zu nahe kommen, weil das die Atlantiker schwächt.

Michaela Diederichs | Mi., 30. Mai 2018 - 21:00

Antwort auf von Rudolf Bosse

Haben Sie den Artikel gelesen? Ich habe den Eindruck, wir haben zwei unterschiedliche Artikel gelesen. Cicero+ habe ich nicht, aber das Magazin. Die Artikel werden sich doch nicht voneinander unterscheiden? Ich finde nicht, dass Herr Gathmann etwas ausblendet. Aber ich lese es mir noch einmal durch.

Joachim Wittenbecher | Do., 31. Mai 2018 - 09:17

Russland kann aufgrund seiner Größe über zwei Kontinente hinweg niemals ausschließlich zu Europa gehören. Trotzdem sind die historischen Bindungen und die kulturellen Gemeinsamkeiten groß genug für ein Nahverhältnis. Dieses herzustellen wird Jahrzehnte dauern, deshalb wäre es gut, man würde bald beginnen. Voraussetzung wäre die Aufhebung der (gegenseitigen) Sanktionen und dies sollte der EU gesichtswahrend möglich sein, denn Putin scheint sich gemäßigt zu haben - jedenfalls hat er die (nach imperialer Logik) folgerichtige Landverbindung zwischen der Ostukraine und der Krim nicht hergestellt. Das Ende der Sanktionen kann Handel, Tourismus und Kulturaustausch wieder stärker möglich machen - es käme zu vermehrten persönlichen Begegnungen zwischen den Normalbürgern. Herrn Gathmann ist zuzustimmen, dass eine Freihandelszone ein wichtiges Etappenziel wäre. Man sollte nach deren Etablierung andere Staaten, z.B. die USA und Kanada, zur ehrlichen und aufrichtigen Teilnahme bewegen.

Wilhelm Maier | Fr., 1. Juni 2018 - 11:20

Antwort auf von Joachim Wittenbecher

Als Zeichen der Freundschaft:
„Die Bündnisstaaten haben sich abschließend darauf verständigt, das im Zuge der Aufrüstung gegen Russland geplante Hauptquartier für schnelle Truppen- und Materialtransporte in der baden-württembergischen Stadt Ulm anzusiedeln.“- https://www.n-tv.de/politik/Neues-Nato-Kommando-kommt-nach-Ulm-article2…
„Aufrüstung gegen Russland“ als verständliches Zeichen bei der suche nach „gemeinsamer Boden“?
Wohin treiben wir? Was wollen wir mit „Aufrüstung gegen Russland“ erreichen? Die Welt in den Abgrund reißen?
Verruckte Welt!.

Sehr geehrter Herr Maier,
ich bin in der Rüstungsfrage nicht so besorgt; die Herstellung der Verteidigungsfähigkeit der NATO gegen potentielle Angreifer steht nicht im Gegensatz zu dem Bestreben, mit Russland ein gutes Verhältnis zu erreichen. Es gibt Fälle, da ist eine glaubhafte Abschreckung geradezu ein Katalysator für bessere friedliche Beziehungen. Was die Bundeswehr als solche anbelangt, muss diese zunächst aufgerüstet werden, um als Armee überhaupt voll einsatzfähig zu werden. Einen Krieg zwischen dem Westen und Russland wird es nach menschlichem Ermessen nicht geben.

Abschaffung v. Wehrpflich ist und bleibt als einer der größter Fehler! Und wenn
„auf höchstens sechs Monate“ die Wehrpflicht! begrentzt wäre,wer das noch zu ertragen. In circa 15-20 Jahren gibt es keine!n mehr, die das laden von Waffen noch kanten. Im nachbarland Polen kann das schon bald fast jeder Schüler: http://www.taz.de/!5412371/ ,
Mit „glaubhafte Abschreckung“ gegen Russland! bringt doch das alles nur das gegenteil. Es gibt immer weniger Politiker bei uns , die das Russland wirklich verstehen können oder wollen. Die meisten holen sich das Bild von Russland aus aus dem! „Bild“? oder aus einer "denkfabrik"-liste. Wann waren die „ Die meisten“ schon in Russland, oder min. bei irgendeiner wirklich engen versammlungen ( Sorry- Veranstaltungen!) mit Russen? „Verruckte Welt!.“ -das meine ich ernst.
Sorry, es ist nur meine „les misserble“ Meinung!
Alles Gute...

Ursula Horvath | Do., 31. Mai 2018 - 13:27

in seiner Arroganz, hat wie überall im Osten, der Westen geglaubt alles zu wissen und natürlich alles auch viel Besser. Dazu kommen die USA die Niemandens Freund sind sondern maximal Geschäftspartner mit ähnlichen Interessen. Da aber kommt Europa ganz schlecht weg, denn Weltmacht sind nun mal die USA und alle Regierungen haben nur getan, was ihren ureigenen Interessen dient. Russland war schon so gut verplant mit dem besoffenen Jelzin, fehlten nur noch ein paar Wodkas mit Clinton & Co. und Russland hätte eine Fake Regierung die von den USA gesteuert, so wie die EU und Ukraine und seiner Bodenschätze beraubt. Europa ist nicht frei in seinen Entscheidungen. Konnte man sehr genau zu Zeiten des Maidan sehen, wie eine brutale Machtübernahme abläuft! Europa muss den Russen Feind sein, weil die USA davon profitieren, ja das ist schlicht, aber leider eine Tatsache! Das letzte freie Land dieses Planeten ohne US Einfluss ist Russland und das ist der Stachel im Fleisch der USA!

ingrid Dietz | Do., 31. Mai 2018 - 14:43

Antwort auf von Ursula Horvath

"Merkel" in ihrer Arroganz ..... !