Trauernde beim Trauergottesdienst für die Opfer des Amoklaufs in Florida
Trauernde nach dem Amoklauf in Florida / picture alliance

Einsamkeit - Die tödliche Epidemie der Moderne

Der Amoklauf in Florida zeigt: Einsamkeit ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Sie verursacht grausame Schreie nach Aufmerksamkeit von Attentätern und stilles Leid von Millionen Menschen. Was ist zu tun?

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Schon wieder hat ein Jugendlicher in den USA seine Mitschüler erschossen und wie immer nach den vielen Amokläufen in den USA und anderswo lässt er außer Wut und Trauer vor allem ein großes Rätsel zurück. Wie kann es sein, dass ein offenbar privilegiert aufgewachsener Mensch sich zu einer solchen Gewalttat hinreißen lässt? Amokläufe sind ein relatives neues Phänomen, obwohl auch schon früher Waffen existierten, ob Messer, Handfeuerwaffen, Bomben oder LKW. Und auch gewalttätige und gestörte Menschen gab es schon immer. Statistisch herrscht in der Welt weniger Gewalt als früher. Doch die Amokläufe häufen sich. 18 der 30 tödlichsten Massenerschießungen in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in den vergangenen 10 Jahren, einschließlich der schlimmsten 5 der Geschichte. Die Motive unterscheiden sich, doch eines ist immer gleich: Die Täter waren einsam. Das hat Mark Leary, ein Psychologe und Neurowissenschaftler aus Florida in einer Studie nachgewiesen.  

Grausame Schreie nach Aufmerksamkeit

Was sind diese anderes als grausame Schreie nach Aufmerksamkeit, verbreitet auf und befeuert von den neuen Medien? Gefilmt auf Camcordern, dann auf Handys, live miterlebt auf der ganzen Welt, gespeichert auf Wikipedia und YouTube für die Nachwelt. Wo hätte man 1990 eine Kopie eines Killer-Manifests finden können, geschweige denn ein Video? Diejenigen, deren Einsamkeit so groß ist, dass sie die Aufmerksamkeit der ganzen Welt haben wollen, können dies heute schon bekommen. Vor dem Internet ging das nicht. Nicht umsonst hat Facebook auf dem Drang nach Aufmerksamkeit sein Geschäftsmodell aufgebaut und ist zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt geworden. Täglich nutzen 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt die Seite. Das sind 1,3 Milliarden mehr oder weniger laute Rufe: „Hey, ich bin hier, wer ist auch noch da?“

Die pervers überhöhte Form dieses Rufes erleben wir dann bei den Amokläufen, auch und gerade bei denen von islamistischen Terroristen. Die Dschihadisten hinterlassen auch gern Botschaften, aber ihr Anspruch ist größer, aus ihrer Sicht, als der der US-amerikanischen High-School- und College-Kids. Ihre Massenmorde, sagen sie, seien Teil eines Plans, das Paradies zu erreichen und den Triumph ihres Glaubens herbeizuführen. Doch wenn man sich die Lebensläufe der Terroristen anschaut, erkennt man schnell: Die meisten von ihnen lebten kaum so fromm, wie sie zu sterben vorgaben. Shehzad Tanweer, einer der Attentäter der Londoner U-Bahn, hatte eine geheime Freundin. Auf dem Computer von Amedy Coulibaly, der den koscheren Supermarkt in Paris angriff, wurde pädophiles Material gefunden. Ist es wirklich wahrscheinlich, dass die Dschihadisten die Hingabe zum Koran gewalttätig werden ließ? Oder ist es nicht plausibler, dass ihre Gewalt, die die ganze Welt in Atem hält, ein Verlangen nach Aufmerksamkeit stillt, das sie in falschen Eifer verpacken?

Gefährlicher als Alkohol und Zigaretten

Natürlich aber sind nicht alle Einsamen potenzielle Amokläufer, doch gefährlich ist der Zustand auch für die Mehrheit der still Leidenden. Soziale Isolation stellt ein größeres Risiko für die Gesundheit dar als Fettleibigkeit und sogar als der regelmäßige Konsum von Alkohol und von Zigaretten. Das fand Julianne Holt-Lunstad heraus, Professorin für Psychologie an der Brigham Young University im US-Bundestaat Utah. Sie führte die Ergebnisse von hunderten Studien zusammen, in denen Millionen Menschen dahingehend untersucht wurden, welche Rolle soziale Isolation, Einsamkeit und das Allein-Leben auf die Sterblichkeit haben. Die Ergebnisse sind schockierend. Wenn man sich dauerhaft einsam fühlt, erhöht sich das Sterberisiko um 26 Prozent. Ist man sozial isoliert, steigt es sogar auf 29 Prozent. Bei Menschen, die alleine leben, sind es sogar 32 Prozent.

Welches Ausmaß dieses Risiko in Deutschland haben könnte, wird klar, wenn man sich die Ergebnisse einer Studie der Psychologie-Professorin Maike Luhmann anschaut, die an der Ruhr-Universität Bochum forscht. Sie fand heraus, dass sich jeder Fünfte über 85 Jahren einsam fühlt. Bei den 45- bis 65-Jährigen sei es jeder Siebte.

Wer sich wirklich schon einmal einsam gefühlt hat, den dürften diese Zahlen kaum überraschen. Und damit sind nicht ein, zwei Stunden gemeint, in denen es einem nicht so gut geht und niemand zu erreichen ist. Es geht um das permanente, unbestimmt schmerzende Gefühl in der Brust, wenn man sich seit Tagen, Wochen oder sogar Monaten nicht mehr über Alltagsbanalitäten hinaus mit einem anderen Menschen unterhalten hat. 

Warnsignal wie Hunger oder Durst

Der Drang, aus dieser Einsamkeit auszubrechen, ist so überlebenswichtig, dass die Menschen, die ihn nicht hatten, ausgestorben sind. Das ist einer der Grundgedanken von John Bowlbys Bindungstheorie. Die Menschen, die sich zusammen mit anderen nicht gut fühlten oder die sich nicht schlecht fühlten, wenn sie von anderen getrennt waren, hätten nicht die Motivation gehabt, die Dinge zu tun, die notwendig sind, um ihre Gene über Generationen hinweg weiterzugeben.

Die seelischen Schmerzen der Einsamkeit nimmt unser Hirn so wahr wie körperliche. Einsamkeit ist ein Warnsignal wie Hunger oder Durst, schreibt der US-Psychologe John Cacioppo in seinem Buch „Einsamkeit“. Die Einsamkeit aktiviert das „soziale Tier“ in uns und will uns zurück in die schützende Gruppe treiben. Dadurch finden die meisten Menschen tatsächlich schnell wieder Anschluss. Forscher nennen diesen Impuls „reaffiliation motive“, „Wiederangliederungsmotiv“. Doch wenn das nicht aus eigener Kraft gelingt, wird es gefährlich: Der Einsame wird immer verstörter und seine Umgebung zieht sich befremdet zurück. Und wenn das Leiden an der Einsamkeit und der Drang nach Aufmerksamkeit immer größer werden, dann kann es passieren, dass es irgendwann einmal knallt. Wie in der Schule in Florida.

Hilft ein Ministerium für Einsamkeit?

Was also ist zu tun? In Großbritannien hat Theresa May bereits ein „Ministerium für Einsamkeit“ gegründet, ausgerechnet dort also, wo die Sehnsucht nach der „splendid isolation“ so stark war, dass man gleich einen ganzen Kontinent zurückließ, um endlich wieder allein zu sein. Auch in Deutschland haben Union und SPD im Koalitionsvertrag beschlossen „Strategien und Konzepte (zu) entwickeln, die Einsamkeit in allen Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen“. Diese Maßnahmen der Regierungen gehen sicherlich in die richtige Richtung. Aber das allein reicht nicht, genausowenig wie allein mehr Geld und mehr Personal in der Pflege –so nötig es ist. Entscheidender ist, sowohl die historischen Wurzeln der Verbreitung der Einsamkeit zu verstehen als auch die Faktoren der jetzigen Zeit. 

Denn Einsamkeit ist gewissermaßen die negative Begleiterscheinung des modernen Wunsches nach individueller Freiheit von den Beschränkungen und Zwängen traditioneller Institutionen und Lebensformen: sei es Religion, die Familie, die Dorfgemeinschaft oder der tyrannische Arbeitgeber. Die Menschen, zumindest in der westlichen Welt, haben historisch stets verlangt nach einer größeren Wahlfreiheit bezüglich ihrer Arbeit, ihrem Lebensmittelpunkt, ihren moralischen und politischen Überzeugungen, ihrer sexuelle Orientierung und so weiter. 

Die Kehrseite der Freiheit

Daran ist zunächst nichts Schlechtes, denn so hat sich unsere Freiheit immens vergrößert. Aber es gibt eine Kehrseite, mit der immer mehr Menschen nicht zurechtzukommen scheinen. Wir sind zu mobileren, aber auch zu unruhigeren Individuen geworden, die sich aus traditionellen Gemeinschaften wie der Großfamilie, der Nachbarschaft, der Kirche oder der Gewerkschaft zunehmend zurückziehen. Nicht umsonst werden alle diese Institutionen kleiner. Doch Ersatz zu finden für diese Gemeinschaften und das Gemeinschaftsgefühl, das sie vermitteln, ist schwer, umso schwerer, wenn man allein ist. Die erhöhte Nachfrage nach individueller Freiheit führt also tendenziell zu mehr Einsamkeit. Deshalb ist es für moderne Gesellschaften so wichtig, Institutionen und Orte zu schaffen, die Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit fördern und von denen die Menschen wissen, dass sie dort ihre Einsamkeit lindern und ihren Drang nach Aufmerksamkeit stillen können, ohne ihre individuelle Freiheit zu opfern.  

Wie kann so ein Ort aussehen? Ein wichtiger Schritt wäre, wenn sich jeder von uns diese Frage stellt. Die Forschung bestätigt unsere tiefste Intuition: Die menschliche Bindung  ist essenziell für das menschliche Wohlbefinden. Es liegt an uns allen – an Ärzten, Patienten, Nachbarschaften und Gemeinschaften –  Bindungen aufrechtzuerhalten, wo sie verblassen, und sie zu schaffen, wo es sie nicht gibt. Und dazu müssen wir nicht einmal unsere Freiheit aufgeben. Der Schriftsteller David Foster Wallace, der selbst die Einsamkeit irgendwann nicht mehr aushielt und sich selbst das Leben nahm, hat es einer Rede so beschrieben: „Die wirklich wichtige Freiheit erfordert Aufmerksamkeit und Offenheit und Disziplin und die Mühe und die Empathie, andere Menschen wirklich ernst zu nehmen und Opfer für sie zu bringen, wieder und wieder, auf unendlich verschiedene Weisen, völlig unsexy, Tag für Tag.“ 
 

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Helmut Bachmann | Fr., 16. Februar 2018 - 13:17

Einsamkeit als Motiv und vielleicht noch die böse kapitalistische Gesellschaft als Hintergrund: das reicht überhaupt nicht.
Bei Amokläufern kommt immer wieder zum Vorschein, dass diese jahrelange und damit oft lebenslange schlimmste Demütigung erleben mussten. Dann wird dazu ein gewalttätiges Umfeld benötigt, in dem man schließlich auch Waffen kaufen kann, ohne das jemand fragt. Die meisten sind schon lange auffällig, nur interessiert es niemanden.
Amoktaten mit islamistischen Attentaten zusammen zu verwurschten- Herr Wissmann, das kommentier ich jetzt lieber nicht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 16. Februar 2018 - 22:31

Antwort auf von Helmut Bachmann

ihre Verletzungen heilen zu lassen, über irgendetwas hinwegkommen zu können, darin überhaupt ernstgenommen zu werden?
Gruppen können sehr grausam sein, Klassenverbände für einzelne zur Qual werden?
Es passiert doch oft an Schulen?
Der Mensch ist zu sehr ein soziales Wesen, als dass er so jung nur auf Leistung getrimmt werden könnten?
Viele schaffen es ja und ich möchte die Welt jetzt nicht von einer Singularität her aufdröseln, aber oft sind Ausbrüche auch die Folge allgemeiner schwelender Konflikte.
Einige wenige wirken wie "Katalysatoren"?? Was wäre die passende Bezeichnung?

martin falter | Fr., 16. Februar 2018 - 13:29

für mich ist die Abwesenheit von Facebook und Co. ein Selbstschutz. Mir tun die Leute leid die sich da ihre Bestätigung holen müssen. Aber ich befürchte, dass unsere Lebensgewohnheiten und der technische Fortschritt die Einsamkeit der modernen Nomaden noch wesentlich verstärken wird. Letztendlich liegt es an uns wie weit wir uns da reinziehen lassen. Vielleicht gibt es auch mal eine Gegenbewegung dazu.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 16. Februar 2018 - 13:48

"entgehen" nahm ich über mehrere Jahre das Mittel Sertralin, mit der Idee, dadurch einen Panzer der Fröhlichkeit gegen "Bösartigkeit" zu entwickeln.
Evtl. nicht einmal so weit entfernt von der Situation Nietzsches, als der sich zum Konzept der "Fröhlichen Wissenschaft" entschloss?
Es tut mir leid um diesen hochbegabten Allrounder David Foster Wallace, dessen Depressionen doch vlt. aus einer ohnehin gesteigerten Wahrnehmung entstanden, schlicht als Gegenreaktion?
Was passiert dann, wenn solche Leute Anti-Depressiva nehmen?
Meiner Befürchtung und Erfahrung nach wird der Aufnahmebereich für Wahrnehmung im Gehirn noch gesteigert.
Man fühlt sich wohl und auch nicht.
Richtig gut geht es mir, seit ich dem Mobbing entkam und diese Anti-Depressiva wegliess.
Der Weg zurück ist dennoch körperlich ein schwieriger, denn evtl. zu wenig beachtet werden die Nebenwirkung der Antidepressiva, die auch Bluthochdruck begünstigen können, die Basis für Wohlempfinden?
Intelligenz verträgt BERUHIGUNG

Christiane Bohm | Fr., 16. Februar 2018 - 13:59

Das ist interessant psychologisiert. Aber unsere orientalischen Mitbürger leben überwiegend in Großfamilien.Trotzdem begehen sie (junge Männer und Frauen) Attentate.Von anderen kriminellen Taten ganz zu schweigen. Ich denke da an das Lied von Bowie:" Heroe, just for one day".Man muss sich binden, wenn man noch jung und dumm ist. Nach wie wie vor gilt: wenn man mit 30 noch nicht verheiratet ist, wird es schwierig.
Das neugeschaffene Problem ist, dass man autark sein will, zum anderen ist auch die Karriere reizvoll. Und bloss Niemand soll einem Vorschriften machen. Ist man zu alt, will man sich nicht anpassen oder Kompromisse machen, hat hohe Ansprüche an einen Partner. Dann wollen Frauen, wenn die beste Zeit dafür ist oder auch sowieso, keine Kinder.Männer wollen, wie schon immer, ihre Freiheit nicht aufgeben und auch keine Verantwortung übernehmen.Wie sollen unter solchen Umständen Familien entstehen? Wie in China,ist man von Familie und Kindern langsam entwöhnt.Dazu das Platzproblem

Die Libido hat das Gehirn abgeschaltet. Fängt der Mensch an zu überlegen, oder beginnt mit einer "Lebensplanung", bleibt er Kinderlos.

Sie haben natürlich Recht wie die meisten Kommentatoren auf ihre Weise Recht haben. Aber könnte es nicht sein, daß diese Amokläufe zu einem großen Plan gehören, der im Hintergrund steht? Könnte es nicht sein, daß die Chaostheorie das Agens ist, welches hinter den Amokläufen steht, um zum Beispiel die Gesellschaft zu verunsichern, um den Kitt aus dem Zusammenhalt zu hauen, um die Welt neu zu ordnen? Die Ursache für Amokläufe ist sicher nicht die Einsamkeit, aber das Netz spielt eine Rolle, das Netz, welches weder die Großen noch die Kleinen richtig begriffen haben, die Karten sind ganz neu gemischt.
Komischerweise springen die kritischen Geister alle zu kurz, wenn sie weniger Überwachung fordern. Und komischerweise merken die Großen nicht, daß das Netz für sie eine brandgefährliche Stolperfalle ist. Das ist nur noch nicht erkannt worden.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 16. Februar 2018 - 14:07

auch anderen Ansatz neben dem von Herrn Wissmann.
Eine ganz große Gefahr der heutigen Zeit sehe ich in allen versuchen der künstlichen Optimierung, die einen Scherbenhaufen hinterlassen können, wenn der Körper das nicht mehr mitträgt und mit Körper meine ich hier auch den Kopf.
Die Reizüberflutung geschieht schon heutzutage über Vereinsamung am Computer und darüber Aufgeputscht sein dann gegenüber einer "blassen" Umwelt.
Ich geniesse die ungeheuren Vorteile der Digitalisierung selbst gerne, deshalb würde ich aber nicht die Augen verschliessen wollen vor möglichen unliebsamen Konsequenzen.
Die Einsamkeit von 85 jährigen würde ich nicht vergleichen wollen mit der von Jugendlichen.
Die Alten können oft fast nichts mehr, die Jungen scheinen sich zu nichts mehr zu entschliessen?
Aber gut, dass man sich diesem Thema widmet.
Jugendzentren zu schliessen, überhaupt gar keine auch öffentlichen Orte anzubieten für Begegnungen von auch jung und alt, Parks also etc. wäre auch contraindikativ

Markus Andel | Fr., 16. Februar 2018 - 14:11

Da muss ich ihnen widersprechen, Herr Wißmann. Nicht Einsamkeit ist das Problem, sondern Narzismus und Egoismus. Ich kann hier höchstens Anerkennungsdefizite erkennen.
Im Namen der persönlichen Freiheit, denkt heutzutage offenbar jedes A*loch, sich alles erlauben zu dürfen.
...und was zu tun ist? Ehrlich gesagt, dass ist Sache der Amerikaner. Wir müssen nicht alle Probleme der Anderen lösen.

Romuald Veselic | Fr., 16. Februar 2018 - 14:11

Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Eremit zum Massenmörder wurde.
Das Phänomen betrifft ausschließlich den Westen und Vergleiche mit den Jihadisten/Klerikalfanatiker ist mehr als abwegig; die Umma - Islamgemeinschaft, lässt keinen allein, sie kümmern sich sogar darum, was u. wie man kocht.
Zuerst wurde ich den Egoismus nennen u. dann die fehlende Empathie zu anderen Mitmenschen, Faktoren, die in ihrer Abstinenz, zum Vorboten der Verbrechen sind. Unfähigkeit dieser Gesellschaft, dem Nachwuchs die Grenzen zu setzen u. darauf hinweisen, dass man nicht allein auf dieser Welt ist. Wieso diese Morde, um in der EU zu bleiben, nicht in Osteuropa verübt werden?

Ich zitiere einen dt. Lehrer der aufgehört hat, Lehrer zu sein: "An den dt. Schulen braucht man keine Pädagogen mehr, sondern Affendompteure".
Willkommen in der Realität.

Viele Massenorde wurden mit den Hiebwaffen verübt. Um die teure Munition nicht zu verschwenden.

Hans Nase | Fr., 16. Februar 2018 - 14:59

Ich stimme dem Titel nicht zu. Einsamkeit ist das Resultat, die Epidemie der Postmoderne - der Zerstörung aller Traditionen/Bindungen/Konventionen zum Zwecke der egoistischen Auslebung individueller Freiheiten.

Bernd Fischer | Fr., 16. Februar 2018 - 17:51

Antwort auf von Hans Nase

Das mit der Einsamkeit ist doch blos ein billiger Vorwand um von einem "faulen" Werte-System , das immer wieder die Menschen befeuert und das System die Menschen erst dazu bringt so zu handeln , wissentlich abzulenken.

Siehe Europa ,die waren doch alle plötzlich "traumatisiert"...und irgendwie "krank".

Martin Lederer | Fr., 16. Februar 2018 - 15:20

Was für ein "Schwachsinn".
Ich persönlich halte ja "Orgasmusschwierigkeiten" für eines der drängensten Probleme unserer Zeit. Wenn bekommen wir endlich einen Orgasmusbeauftragten der Regierung?

Heinrich Niklaus | Fr., 16. Februar 2018 - 16:42

Antwort auf von Martin Lederer

Stimme Ihnen zu! Die Sozialindustrie generiert gerade das neue Betätigungsfeld "Einsamkeit".

Karin Zeitz | Fr., 16. Februar 2018 - 15:49

dass insbesondere Menschen muslimischen Glaubens, die in der Vergangenheit kein gottgefälliges Leben geführt hatten, sich zu solchen Taten berufen fühlen, ist kein Indiz dafür, dass es keinen islamistischen Hintergrund gibt. Das Gegenteil ist der Fall - man kann sich erstmal so richtig austoben mit allem, was einem guten Muslim verboten ist. Mit dem Mord an möglichst vielen “Ungläubigen“ erkauft man sich die Vergebung und den Platz an der Seite Allahs. Warum wohl treten die zahlreichen armen und vereinsamten deutschen Rentnerinnen und Rentner nicht als Attentäter oder Meuchelmördee in Erscheinung, wenn tatsächlich für das Phänomen ursächliche sein sollte?

Wilhelm Maier | Fr., 16. Februar 2018 - 15:55

"Sie fand heraus, dass sich jeder Fünfte über 85 Jahren einsam fühlt."
Kann ich gut verstehen, mit unseren Geburtsraten bleiben nur noch bald die über und über ...Aber Gefahr mir über?...Na ja, "Diese Maßnahmen der Regierungen gehen sicherlich in die richtige Richtung." Was?? Sind doch auch schon...
Wieße und weisse Welt rutscht ins nirgentwo, und immer schneller...
Trotz, Alles Gute. In der hoffnung...

Olaf Voß | Fr., 16. Februar 2018 - 16:40

Religiös motivierte Amokläufe haben nichts gemein mit einer solchen Tat in Fort Lauderdale; diese Täter töten und verletzen nicht aus Einsamkeit, sondern weil sie uns für Ungläubige halten, uns verachten; therapieren kann diese Leute niemand; man kann sie nur fernhalten aus Europa, wenn man denn will. Wir brauchen kein Ministerium zur Behandlung von Einsamkeit, sondern mehr Aufmerksamkeit für den Nächsten.

Christa Wallau | Fr., 16. Februar 2018 - 17:11

Wer viel individuelle Freiheit und wenig verpflichtende Bindung haben will, darf sich nicht wundern, daß es zu Einsamkeitsgefühlen kommen kann.
Soziale Kontakte sind nicht zum Nulltarif zu bekommen. Vielmehr ist es so, daß man erst einmal von sich aus einen gewissen Teil an Interesse, Zeit und Freundlichkeit investieren
muß, wenn man Entsprechendes von anderen zurück erhalten möchte.
Ich bin allerdings nicht der Ansicht, daß Amok-Läufe auf bloße Einsamkeitsgefühle zurückzuführen sind. Schwere Frustrationen und angestaute Wut auf Grund von Mißerfolgen und Zurückweisungen der verschiedensten Art dürften die entscheidenden Faktoren sein, die bei solchen Exzessen eine Rolle spielen.
Ein großes Problem sehe ich auch darin, daß allgemein keine soziale Kontrolle mehr stattfindet,
selbst in kleineren Orten nicht. Es gilt als unliebsame Einmischung (Neugierde), sich um das Verhalten des Nachbarn zu kümmern. Daher werden die Gefahren, die von Einzelnen ausgehen,
oft gar nicht erkannt.

im Falle der Amokläufe vom Ergebnis her zu schauen und das ist nun mal Gewalt gegen andere.
Wut kann auch vereinzeln, unnahbar machen.
Passt denn Einsamkeit nicht eher zu Hilflosigkeit oder Verzweiflung?
Daraus könnte aber wie bei einer "Übersprungshandlung" Hass entstehen gegen die, die einen leiden lassen?
Ich bin ratlos und würde bei Vereinzelung eben auch vom Ergebnis ausgehen und versuchen es zu mildern.
Wenn Jugendliche so durchdrehen, dann sind wir noch zu sehr in der Rolle der Verantwortlichen, die Schuld nur bei ihnen zu suchen.
Mit Schuld habe ich es sowieso nicht.
Wie fast immer kann man gut über den Artikel, aber auch die Kommentare nachdenken.
Die Hinterbliebenen der Opfer aber klagen uns an, wenn wir nicht alles versuchen, so etwas zu verhindern.
An Waffen kommt bei uns nicht jeder.
Es leuchtet mir in gewisser Weise durch die Geschichte der USA ein, dass das Recht auf Selbstverteidigung in der Verfassung verankert ist.
Das macht die Nutzung wahrscheinlicher.

... würd ich, wär ich gefragt, stützen.
Ergänzend füg ich hinzu: Ständiges Konzentrieren auf Flachbildschirme aller Größen, an fast jedem Weg und Ort, führt deren Dauernutzer/innen fast automatisch in die Einsamkeit.
Also, bitte nicht wundern wenn`s schiefgeht. Die Natur, incl. lebendiger Menschen im direkten Kontakt, bieten das was gegen Einsamkeit hilft.

Reinhard Benditte | Fr., 16. Februar 2018 - 19:56

Und das beste Beispiel für mich ist das alte Rom! Warum ist das römische Reich untergegangen? Nicht wegen Einsamkeit oder fehlende Aufmerksamkeit! Es ist untergegangen, weil die alten Sitten nichts mehr galten, die Moralvorstellungen sich geändert hatten, weil der Wohlstand die Menschen weg von der Realität brachte, weil mit Brot und Spiele das „gemeine Volk“ bei Laune gehalten wurde, weil der Sinn der Gemeinschaft verloren ging usw. Die Parallelen zu unserer heutigen Welt sind eindeutig! Bleiben wir bei der Moral: Wo gilt denn heute noch das Wort? Wo werden die Werte vorgelebt? Wo halten sich diejenigen, die an der Macht sind, an geltendes Recht, Gesetze und Regeln? Der Mensch wird voll gefüttert mit den idiotischsten Serien, um Nebensächlichkeiten wird ein Bimborium getrieben, kleine Gruppierungen diktieren, was zu denken ist und der Staat? Der Staat gibt sich auf. Diejenigen an der Macht haben jegliches Gefühl für die Realtät verloren und leben die nicht mehr geltende Moral vor!

Dimitri Gales | Fr., 16. Februar 2018 - 20:44

Es sind schiziode, äusserst gefühlsarme aber hochaggresive Soziopathen, die Ressentiments akkumulieren und dann eines Tages, es genügt ein kleiner Auslöser, zur Tat schreiten. Ich bezweifle, dass eine stregneres Waffengesetz da etwas ausrichten könnte. Wer den fanatischen Entschluss gefasst hat zu töten, wird tun.

Wolgang Schuckmann | Sa., 17. Februar 2018 - 00:02

Gesellschaftliche Entwicklungen haben immer einen Auslöser. Die bedingungslose Selbstverwirklichung hat einen hohen Preis, für die, die sie leben wollen, und für die, die sie möglich machen müssen. Das wussten schon viele Leute vor mir. Zu den Allerersten gehörten die, die sich ins verheißene Land aufmachten. Als die Ressourcen schwanden war nicht mehr das Wort Gottes der Pegel. Es war das goldene Kalb, das angebetet wurde, und richtig, es war ein Götze. Man besann sich und kehrte innerlich um. Und das gelobte Land wurde erreicht, mit Manna, das die höhere Macht bereit hielt. Heute, so fürchte ich, wird das mit dem Manna wohl nix mehr werden.
Die Art, wie wir "Leben" vermittelt bekommen trägt zu dem Mangel bei. Einsamkeit ist hausgemacht und die Einsamen zahlen den Preis für den Lebenswandel der Krösusse des Lebens, und die merken nicht einmal wie"reich" sie sind und ganz langsam, aber sicher, sie sich auf der Schiene der Einsamkeit nach unten bewegen. Hoffnungslosigkeit, oder ?

Monique Nilsen | Sa., 17. Februar 2018 - 13:32

auf dem Handy, auf dem Bildschirm etc., ist auch der Blick auf und durch eine feste Materie, vergleichbar mit dem Blick durch eine gläserne Wand in die Nachbarwohnung, zugelassen zwar vom Nachbar, doch ist dem da hinein Schauenden wirklich klar, ob Neugier, ob Interesse oder seine eigene Einsamkeit ihn antreibt, da hineinzuschauen?
Auf das Display, den Bildschirm zu blicken, bedeutet, Situationen - das eigene Leben - nicht mehr in Körperlichkeit mit dem Anderen zu erleben. Wer auch dieser andere ist.
Die Körperlichkeit des anderen Menschen, des Beteiligten am eigenen Leben, nicht mehr in Nähe zu sich selbst zu erleben, kann zur Fehleinschätzung der Körperlichkeit von anderen Menschen beitragen.
Es ist kein Zufall, dass dieser junge Mann sich im Anschluss an seinen Amoklauf erst mit einem Getränk versorgte, um dann auf dem Weg zum Fast food verhaftet zu werden.
Wir haben es zur Meisterschaft im Beobachten gebracht.
Wem habe ich zuletzt ein Getränk angeboten?
Wem was zu essen?

Rolf Pohl | Sa., 17. Februar 2018 - 17:03

Tage und Nächte allein vor großen und kleinen Flaschbildschirmen sitzen ist nicht einsam, das ist zunächst mal nur flach.
Flach wiederum führt zu dauerhafter Dämlichkeit was sich am Ende als gut für die heraustellt, die flaches zwar nutzen aber vernachlässigen.
Fazit:
Alles wird gut!

Friedrich Nase | Di., 20. Februar 2018 - 00:01

Welche Früchte sollte die Analyse eines solch komplexen Themas hervorbringen können, wenn bereits in den basalen sprachlichen Operationen die Logik-Maden schmatzen? Mutig vertraut der Autor in seinem Kapitel „Gefährlicher als Alkohol“ darauf, dass der gesunde Menschenverstand über Probleme der begrifflichen Präzision und selbst der Prozentrechnung hindurchsieht zu seiner Intention. Den Begriff des Sterberisikos einzuführen ist frivol, wenn man es nicht auf ein Alter oder eine Zeitspanne bezieht (siehe zitierter wissenschaftlicher Artikel). Das Sterberisiko ohne eine solche Einschränkung beträgt ausnahmslos für alle Lebensformen 100% - und zwar unabhängig von Lebenswandel, genetischer Ausstattung und anderen Unberechenbarkeiten. Ja, das Leben endet mit dem Tod. Und über ihn hinaus wird stets ein großer Unterschied bleiben, ob ein Wert *auf* oder *um* ein paar Prozent steigt. Es wird nicht klar, ob der Einsame oder der Isolierte früher stirbt. Da helfen auch nicht zwei „sogar“.

Sonja Schweinitz | Di., 20. Februar 2018 - 13:23

Sehr geehrter Herr Wißmann! Vielen Dank für Ihren Artikel zu diesem menschlich wie gesellschaftspolitisch wichtigen Thema! Einsamkeit ist - wie auch ein Mangel an sinnvoller, befriedigender Beschäftigung u. Bestätigung - in der Tat ein potentiell destruktiver Zustand, für den Betroffenen wie auch wie sein Umfeld. Es wäre eine wichtige Aufgabe u.a. der Politiker, dieses Problem im Zusammenhang mit den Entwicklungen im Bereich Digitalisierung, Zukunft der Arbeit, (Zwangs-)Verrentung/ Pensionierung, Entwicklung und Erhalt städtischer wie dörflicher Gemeinden inkl. Mobilität und kultureller Angebote, Betreuung u. Pflege älterer und kranker Menschen etc. viel mehr zu berücksichtigen. Besonders in einer überproportional alternden und zur Vereinzelung neigenden Gesellschaft müßten viele Themen völlig neu und übergreifend gedacht werden! Hierzu passend ein Gespräch mit dem Psychiater u. Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer: http://www.phoenix.de/content/phoenix/die_sendungen/diskussionen/2544603