Proteste in der Stadt Dorud, in der iranischen Provinz Lorestan
Proteste im Iran: „Zum Glück noch nicht bewaffnet“

Proteste im Iran - „Dieses Feuer brennt alles nieder“

Im Iran versammeln sich Menschen zu wütenden Protesten. Mehrere von ihnen wurden offenbar getötet, hunderte verhaftet. Was steckt dahinter? Ein Journalist aus dem Nord-Westen des Landes gibt Auskunft – anonym

Chiara Thies

Autoreninfo

Chiara Thies ist freie Journalistin und Vorsitzende bei next media makers.

So erreichen Sie Chiara Thies:

Was passiert gerade im Iran?
In Teheran und anderen Städten im Westen und Osten gibt es seit vier Tagen Demonstrationen gegen das herrschende Regime. Es kam zu Festnahmen und den ersten Toten. Diese Gewalt wird in den kommenden Tagen wahrscheinlich noch zunehmen. Neu an diesen Protesten ist die Größenordnung, in welcher die Menschen Regierungsgebäude, muslimische Schulen und Büros der Abgeordneten angreifen.

Wie kam es zu den Protesten?
Proteste gegen den Präsidenten haben wir jährlich. Im Iran haben wir einen Obersten Religionsführer, Ajatollah Ali Khamenei, der eigentlich keine Autorität haben dürfte, sie aber hat. Und einen Präsidenten, Hassan Rohani, der laut Verfassung Autorität haben sollte, defacto aber keine Macht besitzt. Kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu Protesten, wurden die Präsidenten entweder unter Hausarrest gestellt oder ins Exil verbannt. Dieses Mal gehen die Menschen jedoch gegen den Obersten Führer und das Regime als Ganzes auf die Straße. Mit den Demonstrationen hatten Radikale begonnen, um die Regierung um den Präsidenten zu schwächen. Die haben im Verlauf die Kontrolle verloren und jetzt breiten sich die Proteste landesweit aus.

Wer sind die Radikalen?
Sie stehen dem Obersten Religionsführer und dem Militär nahe. Die iranische Börse ist zusammengebrochen. In den Geldwechselstuben herrscht hier ein Wechselkurs von einem Euro zu 5350 Toman. Vor zwei Wochen wurde der neue Budgetplan für das Land vorgestellt. Die Preise für Öl und Gas sollten um 50 Prozent steigen. Es gingen sogar Gerüchte um, dass Sozialleistungen für circa 20 Millionen Menschen gestrichen werden sollen. Außerdem sollten Gelder für religiöse Einrichtungen gekürzt werden, die sich für eine Ausbreitung des schiitischen Islam in der Welt einsetzen. Am ersten Tag richteten sich alles Slogans gegen Rohani und die Polizei hat sich nicht blicken lassen. Da sich die wirtschaftliche Situation aber weiter verschlechtert hat, haben sich die Proteste ausgeweitet. Von da an war dann auch die Polizei vor Ort. Daran lässt sich erkennen, dass die Radikalen die Kontrolle verloren haben.

Wer ist nun auf der Straße?
Überwiegend die junge Generation, die keine Lust mehr auf die Armut und die grausamen Gesetze hat. Natürlich sind auch Arbeitslose dabei. Andere haben bei den Wahlen Anfang des Jahres für Rohani gestimmt und können keine seiner versprochenen Besserungen erkennen. In den vergangenen Jahren sind auch immer mal wieder Banken oder Fabriken pleite gegangen, die dann kein Geld mehr ausgezahlt haben. Da gibt es immer noch wütende ehemalige Angestellte.

Wie organisiert sich die Bewegung?
Größtenteils über den Messengerdienst Telegram. Dort gibt es den Kanal „Amadnews“, der das Regime ausgespäht hat und geheime Dokumente veröffentlicht. Etwa 1,5 Millionen Menschen folgen dem Kanal. Vor zwei Tagen bat die iranische Regierung Telegram den Kanal „Amadnews“ zu blocken. Der Messengerdienst kam den Wunsch nach. Sofort wurde der Kanal ein zweites Mal erstellt und hatte nach 2 Stunden erneut eine Million Menschen hinter sich. „Amadnews“ wurde erneut geblockt und wieder neu erstellt. Mittlerweile folgen 1,1 Millionen Menschen dem Kanal. Sie teilen Videos, Statements, Fotos und organisieren sich zu den Protesten. Die iranische Regierung hat zwar zwischenzeitlich Instagram, Telegram und Whatsapp geblockt. Das konnte man jedoch mit einem VPN, einem virtuellem privaten Netzwerk, umgehen.

Wie geht die Regierung noch vor?
Anfangs hat sie die Demonstrationen unterschätzt. Jetzt setzt sie aber die Geheimdienste und Anti-Demonstrations-Kräfte ein. Der nächste Schritt werden dann Panzer und das Militär sein. Und wie immer schieben die Regierenden die Schuld an den Protesten den USA und Israel in die Schuhe. Auf diese Weise können sie gewaltsamer gegen die Menschen auf der Straße vorgehen.

Wie wird es weitergehen? 
Es wird zu mehr Toten und Festnahmen kommen, das Regime wird verschiedene Repressionsmethoden anwenden. Es werden unschuldige Menschen zu Schaden kommen. Nach einer Weile wird überall wieder Routine einkehren.

Also werden die Demonstranten keine Änderung bewirken?
Totalitäre Regime akzeptieren keinen Wandel.  

Als es 1979 zur iranischen Revolution kam, war die wirtschaftliche Situation für viele im Land ebenso schlecht wie sie es jetzt ist. Der Schah wollte damals auch keinen Wandel akzeptieren. Sind diese Proteste die Fortsetzung des arabischen Frühlings?
Ich hoffe nicht. Im Iran leben verschiedene Nationen und Stämme beisammen. Diese Leute haben aufgrund des jeweiligen Nationalismus tiefe Konflikte miteinander. Sollte es zu diesem Frühling kommen, bedeutet das einen Bürgerkrieg. Die Fundamente des Landes werden zerstört, Unschuldige getötet. Der ganze Nahe Osten würde mit in den Konflikt gezogen werden. Zum Glück sind die Protestler noch nicht bewaffnet. Das wäre ein Wendepunkt des Konflikts.

Ist es wahrscheinlich, dass das geschieht? 
Wenn es so weitergeht, dann ja. Innerhalb von vier Tagen gab es bereits zehn Tote. Und im Vergleich zu vergangenen Protesten ist das Militär jetzt ebenfalls nicht zufrieden mit den herrschen Umständen. Die schlechte wirtschaftliche Lage setzt ihnen ebenfalls zu.

Wo könnten die Waffen herkommen? 
Es gibt verschiedene Terroristengruppen: Die Balutschen in Pakistan, die Kurdengruppen im Irak, Araber und viele andere. Reagiert das Regime weiterhin mit Gewalt, werden die Waffen geladen werden. Was nicht vergessen werden darf: Alle Länder im Nahen Osten sind Feinde des Irans. 

Also fällt der Iran, tut es der Nahe Osten ebenfalls?
Ja! Sollte es zu Aufständen kommen, werden die verschiedenen Volksstämme wie Türken, Kurden, Araber, Balutschen und Perser aneinander angreifen. Schon jetzt herrschen große Spannungen zwischen ihnen im Iran. Da alle Nachbarstaaten Feinde des Iran sind, würden sie dann in den Konflikt eingreifen, um ihre Stammesleute zu beschützen. Dieses Feuer brennt alles nieder. Der Nahe Osten würde sich von Israel bis Russland im Krieg befinden. 

Unser Interviewpartner möchte seinen Namen nicht im Internet sehen, weil er dann in Gefahr kommen könnte. Er ist der Redaktion bekannt. Seit 2009 hat er manchmal Probleme mit seiner linken Hand, weil er mit dieser einen Schlagstock abgewehrt hat.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ursula Horvath | Di., 2. Januar 2018 - 17:00

Trotz aller Tragik konnte ich mir ein müdes Lächeln nicht verkneifen, vorallem bei der Aussage: "Und wie immer schieben die Regierenden die Schuld an den Protesten den USA und Israel in die Schuhe". Ja, frage ich mich da, Wem denn sonst, Wer hat denn ein gesteigertes Interesse dass der Schurkenstaat Iran den Geist aufgibt? Hat Trump nicht vor paar Tagen damit gedroht, dass sich die Menschen im Iran gegen das Regime erheben werden? Hat dies der Mossad und die CIA zu ernst genommen? Nein, um dieses blutrünstige Regime ist es nicht Schade, zu befürchten ist aber, dass nach dessen Sturz, Zustände wie in Libyen herschen werden und Wer nimmt dann die Flüchtlinge auf? Wir ahnen es, sicherlich keiner dieser zwei Staaten sondern Europa und Europa heißt seit Merkel, Deutschland! Damit wäre der hunderte Jahre schwelende Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten mitten in Deutschland angekommen, sehe schon die begeisterten Damen mit der Hochmoral, die Teddys werfen!

Dr. Roland Mock | Di., 2. Januar 2018 - 18:29

Antwort auf von Ursula Horvath

Aber wir sind uns schon einig, daß Netanjahu und Trump es nicht waren, die Teddys geworfen haben, gelle Frau Horvath?

Michaela Diederichs | Di., 2. Januar 2018 - 20:19

Antwort auf von Ursula Horvath

Silvester in Istanbul: Wasserwerfer am Taksim und anderswo. Massenhaft Polizei. Mitternächtliche Fahrt zur Bosporusbrücke. Kein Feuerwerk. Silvester ist abgesagt. Die Straßen voller Polizei mit MP. Erinnerung an 1984. Wann knallt es da und mit welchen Folgen?

wolfgang spremberg | Di., 2. Januar 2018 - 17:12

ist ein viel Völkerstaat ( da sieht man es mal wieder)
und stand Jahrhundertelang unter der Herrschaft von Fremdstämmigen, überwiegend türkischer Herkunft. Das einigende Band des Iran sind stolz auf Geschichte und Kultur des Iran. Es gibt auch ein ausgeprägtes Überlegenheitsgefühl gegen über "kulturlosen" Türken und Arabern. Fast alle Iraner sind Schiiten. Die Iraner die ich persönlich kenne sind ziemlich nationalistisch und haben eine tiefe Abneigung gegenüber der geistlichen, überwiegend arabischstämmigen, Hierarchie.
Das der Iran in einen ethnischen Bürgerkrieg zerfallen könnte, habe ich von denen noch nicht gehört. Die glauben, das der Iran ohne korrupte islamistische Nebenregierungen und ohne Sanktionen eine blühende Zukunft haben würde. Da fallen dann Stichworte wie : wir könnten sein wie Südkorea. Die haben auch kein Interesse wertvolle Ressourcen herzugeben, mit Sanktionen zu leben um die Welt zu retten (in dem man sie schiitisch macht, bzw, es versucht.).

Jürgen Lehmann | Di., 2. Januar 2018 - 17:35

Fast könnte man argumentieren:
wie schön, dass jetzt ein anderes Land „brennt“, können wir doch dann den Atomkrieg mit Korea und unsere eigenen Probleme vergessen.

Liest man die neuesten Nachrichten, dann sind wir tatsächlich von dieser – sehr journalistischen – Einstellung nicht weit entfernt.

Bedenklich ist jedoch der letzte Abschnitt des anonymen Verfassers des Beitrages „Dieses Feuer brennt alles nieder“.

Dass die Nachbarstaaten Feinde des Iran sind, dürfte jedoch mehr an der Religion liegen:
Schiiten gegen Sunniten.

Es bleibt zu hoffen, dass sich der Westen – allen voran die USA – aus diesem Konflikt heraushält.

Heinrich Jäger | Di., 2. Januar 2018 - 17:45

da wird es bald viele 15 jährige Iraner in Deutschland geben sage ich mal voraus.

haben mit 14 das Wahlrecht. Burschen mit 14 sind in allen islamischen Staaten anders gestellt als bei uns. Aufpasser auf die Schwestern zB.

Richtig Herr Jäger, und ich sage Ihnen, dass es dann noch mehr deutsche Opas geben wird, die an Sylvester auf Unschuldige 15-jährige ballern. Aus welchen Gründen auch immer.

bei Abreise schon 25 Jahre alt waren.

Deutschland ein Jungbrunnen.

Rudolf Bosse | Di., 2. Januar 2018 - 17:48

Der anonyme Journalist verhält sich an der Stelle, wo er sagt: "Und wie immer schieben die Regierenden die Schuld an den Protesten den USA und Israel in die Schuhe" rücksichtsvoll ausgedrückt: Unjournalistisch, denn damit drückt er eine Meinung aus, die den gegenwärtig ständigen Drohungen Israels, notfalls gegen Iran wegen vermuteter Atomwaffen loszuschlagen, total widerspricht, denn die Demonstrationen sind 100% im Sinne Israels und es wäre nicht Israel, wenn von dort keine Einflußnahme oder Organisationshilfe käme.

Stefan Leikert | Di., 2. Januar 2018 - 18:10

Ha, da hatte ich mich kurz gefreut, über Informationen über den Iran aus "erster Hand" von einer Person (immerhin Journalist) vor Ort, doch dann dämmerte es bald: das muss die arbeitslos gewordene unabhängige Beobachtungsstelle für Syrien in London sein. Ich warte also weiter auf glaubwürdige Reportagen. Schad

Constantin Wissmann | Di., 2. Januar 2018 - 18:26

Antwort auf von Stefan Leikert

Guten Tag Herr Leikert,

 

da liegen Sie falsch. Mit der Organisation in London hat der Mann nichts zu tun.

 

Beste Grüße,

CW (Online-Redaktion)

Achim Scharelmann | Di., 2. Januar 2018 - 18:10

Das ist kein Zufall, diese Aufstände. Sie werden von außen angeheizt. Der Iran war schon immer ein Stachel für die Israelis und die Amerikaner und da sie eine offene Eskalation mit ungewissem Ausgang vermeiden wollen, bedienen sie sich vermutlich altbewährter Rezepte um die Uneinigkeit von innen heraus zu befeuern um das Land zu destabilisieren um es mit einem anderen Regime dann umzuformen, ganz im Sinne der heimlichen Ursupatoren. Es könnte aber auch schief gehen, denn mittlerweile haben auch Rußland und China nicht nur ähnliche Interessen, sondern sie fühlen sich auch der jetzigen Regierung verbunden und das könnte gefährlich werden, denn auch sie werden versuchen mit Hilfe der Mullahs ihre Einflußsphäre aufrecht zu erhalten. So einen Regimechange wie im Irak oder in Libyen wird es im Iran nicht geben und deshalb wäre es mehr als sinnvoll im Zuge der eigenen Sicherheit die Hände dort herauszuhalten, denn das Eisen ist zu heiß, man könnte sich gehörig die Finger verbrennen.

Karla Vetter | Mi., 3. Januar 2018 - 19:35

Antwort auf von Achim Scharelmann

Natürlich waren es die Juden , nicht wahr Herr Scharelmannn? Diese Argumentation kenne ich doch , bloß woher? Wer war es dennn 2009 , bei der letzten Erhebung des Persischen Volkes?

Franz dreesen | Di., 2. Januar 2018 - 21:19

das es auch im Iran so kommen wird.In Syrien hat Assad noch kurz vor ausbruch des Krieges gesagt:Syrien ist nicht in Gefahr,alles unter Kontolle.
Der Vielvölkerstaat gärt permanent,kommen dann noch wirtschaftliche Probleme hinzu,knallt es früher oder später.Afrika,EX-Jugoslawien etc.
zeigen das doch deutlich.Auch die Phantamorgana Europa mutiert zum Vielvölkerstaat mit steigendem Potential zum Knall.All die Traumtänzer
auf der Europabühne wollen mit gewalt nicht wahrhaben:Eine gemeinsame Währung,eine gemeinsame Flagge erschaffen nicht auch ein Gemeinschaftsgefühl.Animositäten,Ressentiments,welche über jahrzehnte,Jahrhunderte gewachsen sind,lassen sich nicht von heute auf morgen mit
dem Euro,der Europafahne wegbügeln.Nur die
wirtschaftl. Profiteure dieser Chimäre werden immer
weiter das Mantra vom vereinten Europa beten.Sobald meine Finanzen es erlauben,sage ich:
Goodby Germany,auf nimmerwiedersehen,weit weg von Muslimistan(Dänemark,Finnland etc.)

Robert Müller | Di., 2. Januar 2018 - 21:21

Das geht eigentlich nicht über das hinaus was in anderen, hiesigen Quellen zu lesen ist. Hinzu kommt das mir der Hinweis aufs Militär unglaubwürdig zu sein scheint, aber vielleicht ist das ein Übersetzungsproblem. Es ist nämlich so, das das Militär im Iran nicht sehr wichtig ist und es sich ganz sicher nicht mit Demos befasst. Die eigentliche starke Macht sind die Revolutionsgarden, plus weitere kopfstarke, aber weniger gut bewaffnete Organisationen. Der Punkt im Iran ist, das etwa die Hälfte des Iran religiösen Gruppen gehört, einschließlich Wirtschaftsunternehmen. Das ist ähnlich wie in Ägypten, wo da aber das Militär alles dominiert. Hier scheint mir das Schicksal des Iran zu liegen: Wenn diese Kräfte unzufrieden werden sollten, wäre das sehr gefährlich, aber einige tausend unzufriedene Steuerzahler sind es nicht. Übrigens, interessant das Cicero hier eine Nachricht gebracht hat. PS: Ich habe mein Iranwissen daher, das ich bei der letzten Großdemo das im Internet recherchiert habe.

Joost Verveen | Mi., 3. Januar 2018 - 06:36

Mindestens noch einige Jahrzehnte. Laut Aussage des Autors zahlen sie "Sozialleistungen für circa 20 Millionen Menschen". Diese Leute haben also schon mal kein Interesse am Regimewechsel. Dazu kommen noch die ganzen Beamten, Soldaten, Polizei, Spitzel, Untermullahs usw. Das erreichbare Maximum wäre ein folgenloser Austausch der oberen Marionetten wie in Ägypten.

Auf jeden Fall aber wird es keine Demokratie geben und erst recht kein Wirtschaftswunder a la Südkorea. Dazu braucht man nämlich Leute die anpacken und keine Theologen, Helfer und Transferempfänger aus denen jetzt das halbe Volk besteht. (Das Gerede vom großartigen und stolzen Kulturvolk ist nur heiße Luft,in Wirklichkeit sind die am Ende).

Herr Verveen, es ist immer wieder peinlich, wenn Leute, die nicht die Spur einer Ahnung sich als die großen Versteher aufführen. In ihrer Mehrzahl sind die Iraner hoch gebildet und sehr motiviert. 52 % der Iraner haben einen Hochschulabschluss und mehr als die Hälfte davon sind Frauen.
Wenn der Westen den Iran nicht mit seinen kriminellen Sanktionen erdrosseln würde, wäre der Iran längst die beherrschende Volkswirtschaft der Region.
Übrigens - die Iranischen Unis sind mit Abstand die besten im gesamten Orient, die Iranischen Kliniken sind die besten (trotz des Würgegriffs der Sanktionen). Jährlich fliegen tausende Araber nach Tehran um sich dort in der Klinik behandeln zu lassen. Die Hotels in der Umgebung sind überfüllt mit Arabern aus den Emiraten und SA weil sie ihre Verwandten dort operieren lassen. Die besten plastischen Chirurgen des gesamten Orients praktizieren in Tehran. Ich weiß das nicht aus dem Internet sondern aus 32 Iranreisen in den letzten 10 Jahren.

Eine formell hohe Bildung zu haben heißt nicht viel. Abgesehen davon, dass man nicht weiß welches Niveau damit erreicht wird, sind ja die entsprechenden Arbeitsplätze entscheidend. Die Zeit als hier die Philosophen hauptsächlich als Taxifahrer unterwegs waren, ist so lange noch nicht vorbei. Deutschland wurde z.B. lange wegen der geringen Hochschulabschlüsse kritisiert, doch jetzt erkennt man an, dass die Berufsausbildung wohl doch der bessere Weg ist. Gerade geisteswissenschaftliche Hochschulabschlüsse sehe ich sehr skeptisch, denn die sind sehr billig zu haben, aber Jobs gibt es hauptsächlich im staatlichen oder staatsnahen Sektor.

Ob es erstrebenswert ist ein sogenanntes „Wirtschaftswunderland“ wie Südkorea zu werden sei dahingestellt:
ca. 90 % der Bevölkerung leben in Großstätten, der FCKW ist weltweit der zweithöchste, extrem hohe Kohlenstoffdioxidwerte, schmutzige Gewässer…

Wenn wir uns wünschen, dass alle Länder so ähnliche Wunder erleben, dann wünschen wir uns auch den WELTUNTERGANG!

Karin Zeitz | Mi., 3. Januar 2018 - 10:53

die Proteste oder die amerikanische Rhetorik gegen das Mullah-Regime? Ist es möglich, dass sich zumindest ein Teil der Protestbewegung auf Unterstützung aus den USA verlässt und die Proteste anheizt? Khameneis Verdacht dürften zumindest nicht ganz unbegründet sein. Wie die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt haben, hat die Einmischung des Westens in die Innenpolitik der Länder des nahen und mittleren Ostens nie etwas Gutes gebracht, sondern nur zu Destabilisierung, Bürgerkrieg, Not und Elend in diesen Ländern geführt. Das sollten sich die Beteiligten vor Augen führen.

Peter Huber | Mi., 3. Januar 2018 - 12:12

Man hört und sieht nix, zum Iran ??? Sitzt mal wieder aus !

Zeit, für Aussenpolitik, wenn die innländische Männerriege, vorallem der bayrische Möchtegernlöwe schon wieder anfängt aufmüffig ihren neuen Koallitionsgeist zu testen. Nein, Merkel hat es wirklich nicht einfach, Keiner nimmt mehr Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten und manche aus den eigenen Lager, können sich heimlich schon ein Leben ohne Angie vorstellen und es inzwischen sogar lebenswert finden. Noch vor Wochen wäre dies undenkbar gewesen! Tja der Stern verblasst und wird hoffentlich nie nie mehr erstrahlen!

Lutz Schnelle | Mi., 3. Januar 2018 - 13:51

Die Staatsreligion unserer saudischen Freunde ist der Wahhabismus (Salafaismus). Für die Saudis sind alle, die nicht die reaktionärste und vorsintflutlichtste Form der Scharia praktizieren, das öffentliche Hände und Köpfe abhacken und Steinigen: Ungläubige.

Andere berühmte Wahhabiten sind die Taliban und Osama bin Laden.

Die Saudis haben ein großes Interesse daran, den Iran zu destabilisieren; für die ist der Iran eine ernste Bedrohung, wie Nasser damals als große Bedrohung galt, weil der charismatisch war und die Muslime anzusprechen wußte. Und es wäre auch nicht das erste Mal, daß die USA einen Regime-Change zetteln und sich dann dumm stellen.

Ich bin eher geneigt, der iranischen Version glauben zu schenken.

Stefan Leikert | Mi., 3. Januar 2018 - 14:15

Sehr geehrter Herr Wissmann, einerseits bin ich sehr glücklich, auch mal eine direkte Reaktion auf einen Beitrag zu bekommen, anderseits frage ich mich, was da schief läuft. Natürlich meine ich nicht im Ernst, dass der anonyme Journalist etwas mit der "Organisation in London" zu tun hat. Ich werde mich bemühen klarer zu sprechen.
MfG
Stefan Leikert

Nathan Warszawski | Mi., 3. Januar 2018 - 15:21

Ich teile die Meinung des unbekannten Persers. Mir ist das Freiheitsverlangen der Bevölkerung des Iran ebenfalls gleichgültig.

Kostas Aslanidis | Mi., 3. Januar 2018 - 16:34

Muss ich ihrer Meinung sein. Dauernd werfen andere Länder diesbezüglich diffamiert. Kein Spiegel.

Bernhard Eber | Do., 4. Januar 2018 - 18:00

Musste dieser Hinweis sein? Für den Inhalt völlig unerheblich, für iranische Fahnder und Schergen des Ayatolla sehr hilfreich

Guten Tag Herr Eber, 

 

das hat uns der Mann selbst so berichtet um klar zu machen, wie gefährlich es dort ist. 

Beste Grüße, CW (Online-Redaktion)

André Berger | Di., 9. Januar 2018 - 19:56

..., dass so viele Kommentare unreflektiert die Propaganda eines totalitären Gottesstaates übernehmen und pauschal "ausländische Mächte" für die Probleme im Inneren verantwortlich machen.

Dabei sind die Ursachen dieser Probleme hausgemacht, die Korruption, die Unterdrückung, die Armut, die horrenden Finanzleistungen durch militärische Abenteuer im Ausland im Libanon, in Syrien, im Irak, in Afghanistan, im Jemen uvam.. Wenn dafür im Inland die Benzin-, Heizmittel-, und Brotpreise erhöht werden, sowie die Sozialleistungen gekürzt werden, dann würde es an ein Wunder Grenzen, wenn es keine Proteste gäbe.

Dafür Israel und die USA verantwortlich zu machen ist schon ausgesprochen realitätsfern. Diese Länder sind zudem selbstgewählte Feinde. Das antisemitische Regime in Teheran verweigert Israel bis heute das Existenzrecht.

Bernd Fischer | Do., 11. Januar 2018 - 16:36

Antwort auf von André Berger

"ausländische Mächte" die im Iran ( Persien ) schon einmal eine legitime Regierung weggepuscht haben.

Sie nicht?