- Wie der Ex-König den Thron zum Wackeln bringt
Juan Carlos I. hat sich ins Ausland abgesetzt. Spaniens Ex-König hat eine Korruptionsaffäre wieder eingeholt, in der eine deutsch-dänische Geliebte und der saudische König eine zentrale Rolle spielen. Aber bei der Flucht geht es um mehr.
Wo steckt Ex-König Juan Carlos I.? Bereits am Sonntag war der Monarch nicht mehr in Spanien, und sowohl Königshaus als auch die spanische Regierung hüllen sich in Schweigen über seinen Aufenthaltsort. Nachdem die Korruptionsvorwürfe gegen ihn immer lauter werden, ist der bereits 2014 abgedankte König Juan Carlos I. ins Exil gegangen. „Von der Überzeugung geleitet, den Spaniern, ihren Institutionen und dir als König den besten Dienst zu erweisen, teile ich dir meine wohl überlegte Entscheidung mit, in diesen Augenblicken, Spanien zu verlassen.“ schreibt der 82-Jährige in einem Abschiedsbrief an seinen Sohn Felipe VI. Dieser distanzierte sich bereits im März deutlich von seinem Vater, als Enthüllungen über Millionenbeträge auf einem Schweizer Konto bekannt wurden.
Während die internationale Presse noch immer über den Aufenthaltsort des in Ungnade gefallenen Monarchen spekuliert – er soll sich in Portugal oder der Dominikanischen Republik aufhalten – prüfen Ermittler in der Schweiz und Spanien, was es mit den 100 Millionen Dollar auf sich hat, die der damalige saudische König Abdullah 2008 auf ein Schweizer Konto der panamaischen Stiftung Lucum überwiesen hat, deren erster Begünstigter Juan Carlos I. ist.
Die Rolle der deutsch-dänischen Geliebten
Spaniens Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft nun erneut, ob sie gegen Juan Carlos I. ein Verfahren wegen Geldwäscherei und Steuervergehen einleitet. Frühere Ermittlungen wurden 2018 eingestellt. Doch nun sind neue Audioaufnahmen aufgetaucht, die von Ex-Polizeikommissar Jose Manuel Villarejo stammen, der selbst wegen Erpressung, Geldwäsche und weiteren Delikten unter Anklage steht.
Darauf ist Juan Carlos Ex-Geliebte Corinna Larsen zu hören, wie sie 2015 behauptet, dass der – inzwischen verstorbene – saudische König Abdullah das Geld an Juan Carlos I. in Zusammenhang mit einem sechs Milliarden Euro schweren Bauauftrag für eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Mekka und Medina überwiesen habe. Angeklagt sind in der Schweiz die Deutsch-Dänin Larsen, die bis zu ihrer Scheidung als zu Sayn-Wittgenstein firmierte, die Verantwortlichen der Genfer Privatbank Mirabaud, der Verwalter des Kontos sowie der Direktor der Stiftung. Aufmerksam wurden die Schweizer Ermittler, weil der Monarch 2012 65 Millionen Euro auf ein Konto von Larsen auf den Bahamas überwies. Larsen behauptet, es handelte sich um ein Geschenk an sie und ihren Sohn.
Sprengkraft für die Monarchie
Larsen, die Tochter eines Dänen und einer Deutschen ist und in Deutschland aufwuchs, ist Unternehmerin. Ihre in Malta registrierten Beratungsunternehmen Apollonia Associates und Apollonia Associates Holding tauchen in den Paradise Papers mit auf. Zuvor organisierte sie für die Londoner Waffenhersteller Boss &. Co. exklusive Luxussafaris für besonders zahlungskräftige Klienten.
Der Skandal schlägt politisch hohe Wellen in Spanien und lässt eine alte Debatte über die Staatsform aufflammen: parlamentarische Monarchie oder Republik. In dieser Frage sind die Spanier nach wie vor in zwei Lager gespalten, allerdings haben die Republikaner nun etwas mehr Rückenwind bekommen. Pedro Sanchez, Sozialist und Regierungschef, stellt das Königshaus als Ganzes jedoch nicht in Frage. „Geurteilt wird über Personen, nicht über Institutionen“, sagte Sanchez am Montag.
Sozialisten sind nicht an Aufklärung interessiert
Sanchez stellt eine Reform über die Immunität in Aussicht. In einem Kommuniqué wird Juan Carlos' Entscheidung im Namen der Regierung respektiert. Der linke Koalitionspartner Unidas Podemos (UP) hingegen ist über die Flucht des Ex-Königs empört und betont, dass UP nichts von den Gesprächen wusste, die Sanchez schon seit längerem über die Causa mit dem Königshaus geführt haben soll. An einer Aufklärung scheinen die Sozialisten nicht interessiert zu sein. Bereits zweimal stimmten sie gemeinsam mit den konservativen und ultrarechten Parteien gegen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.
Juan Carlos I. wurde 1938 im Exil geboren. Schon sein Großvater Alfons XIII. ging mit seiner Familie ins Exil, nachdem in Spanien 1931 die Zweite Republik ausgerufen wurde. Juan Carlos’ Vater und Franco vereinbarten 1947, dass Juan Carlos nach Francos Tod inthronisiert werden soll. Als Zehnjähriger kam er in die Heimat, um dort auf seine Rolle als König und Francos Nachfolger vorbereitet zu werden.
Problembär des Königshauses
Nach Francos Tod entpuppt sich der damals 37 Jahre alte König überraschend als Schutzpatron der Demokratie. Ihm wird eine entscheidende Rolle während des Übergangs von einer Diktatur zur Demokratie zugeschrieben. Bei einem Putschversuch durch Francogetreue 1981 verteidigte er die noch junge Demokratie in Spanien und eroberte so die Herzen der Spanier. Doch dieser Kredit scheint nun aufgebraucht zu sein.
Als „Problembär“ des Königshauses fiel Juan Carlos I. erstmals 2012 auf, als er sich bei einer Elefantenjagd in Simbabwe die Hüfte gebrochen hat. Die Luxussafari, die zum Höhepunkt der spanischen Wirtschaftskrise stattfand, kam bei den Spaniern nicht gut an. Ironischerweise war der König zu diesem Zeitpunkt auch Ehrenpräsident der Tierschutzorganisation WWF, die sich mitunter für den Schutz afrikanischer Elefanten einsetzt. Durch den Unfall wurde auch sein Verhältnis zu Corinna Larsen bekannt. Bereits zuvor sorgte sein Schwiegersohn Iñaki Urdangarin für Negativschlagzeilen aus dem Königshaus, weil er öffentliche Gelder veruntreut hat. Er wurde dafür zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Felipe strich seinem Vater die Apanage
2014 dankte Juan Carlos I. ab und übergab das Zepter an Felipe VI. Nach den Enthüllungen im März diesen Jahres distanzierte sich Felipe VI. von seinem Vater, strich ihm die jährliche Apanage von knapp 200.000 Euro und gab bekannt, auf jegliche Erbansprüche gegenüber seinem Vater zu verzichten.
Ob Juan Carlos I. tatsächlich rechtliche Konsequenzen drohen, ist unklar. Mit der Abdankung hat er zwar seine Immunität in Spanien verloren, kann aber laut Rechtsexperten nicht für Handlungen während seiner Amtszeit belangt werden. Allerdings gilt das nicht für die Schweiz, die den Monarchen auch für Delikte während seiner Amtszeit belangen könnte. Unklar ist auch, warum Juan Carlos I. die 100 Millionen Dollar vom saudischen König drei Jahre vor Vergabe des Bauauftrags erhielt.
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1,9 Milliarden...?
Keine Frage, dass die Berichte arg nach einem Königstum klingen, das lange vorbei sein sollte.
Carlos führte Spanien in die Demokratie und damit in die konstitutionelle Monarchie, nehme ich an.
Selbst hat er es offenbar nicht ganz geschafft, aber jetzt ist sein Sohn Felipe König.
Die Monarchie dürfte auch eine große touristische Einnahmequelle für Spanien sein, wie in England auch.
Darüberhinaus ist sie evtl. unentbehrlich, solange die Konflikte zwischen Katalonien ff und Spanien nicht beigelegt sind.
es könnte zu Bürgerkriegen größeren Ausmaßes kommen.
Bei aller berechtigter Kritik also, eine kluge politische Haltung des Premiers.
Und dann steht einmal eine spanische Königin an, mindestens mit dem Verstand und der Schönheit ihrer Mutter...
Und dann steht einmal eine spanische Königin an, mindestens mit dem Verstand und der Schönheit ihrer Mutter...
Der nächste bitte.
Ich kann auf Adel zwar auch verzichten, aber es gibt ihn nunmal, teils heiss geliebt von vielen oder auch nicht.
Von Ihnen wohl nicht, dennoch meine Retourkutsche, weils auch Spass macht, Adel liegt nun mal nicht jedem...
verbindet eines: Wenn sich eine gute Gelegenheit zur Tat ergibt,greifen sie zu.
Das einzige, was zwischen Gelegenheit u. der
Ausführung einer Unrechtstat steht, ist Angst vor Entdeckung und/oder das eigene Gewissen, falls man denn eines hat.
Anscheinend hatte Juan Carlos beides nicht; denn sonst hätte er nicht so gehandelt, wie er es tat.
Offenbar hat die im Artikel genannte Geliebte ihm zusätzlich das Hirn venebelt. Das soll ja bei jungen und (vor allem) älteren Herren öfter vorkommen.
Jedenfalls ist dieser korrupte Lebemann für das Königshaus untragbar geworden.
Seine Familie tut mir leid, so wie ich Elisabeth II. in England auch bedauere, der ihre Kinder Schande u. Kummer bereitet haben. Man sieht daran: Alle unglücklichen Familien sind einander in dieser Hinsicht gleich - ob reich oder arm.
Es dürfte für den jetzigen König, Felipe VI., schwer
sein, das verlorene Vertrauen in die institutionelle
Monarchie in Spanien wieder herzustellen.
Wir werden bald sehen, was passiert.
d.h. bis zu seiner Abdankung stand er außerhalb des Zugriffs der Justiz, konnte also nicht angeklagt werden. Die Taten, die ihm jetzt vorgeworfen werden wurden in seiner Zeit als König begangen.
Mit Ihrer Beurteilung haben Sie natürlich trotzdem Recht.
Denn ein Mann von Ehre und Charakter macht so etwas einfach nicht. Auch dann nicht, wenn die Versuchung wegen der Immunität (fehlende Strafbarkeit) besonders verlockend ist.
Es ist öffentlich geworden, er ist nicht damit durchgekommen. Vor nicht all zu vielen Jahren wäre all dies im Schweizerischen Bankgeheimnis verborgen geblieben.
Keiner weiß wo Hans Karl ist? Da wo das Konto ist, wäre meine Einschätzung.
Ein Stück Geschichte in dem Helden zu Banausen werden.
Ein veritabler Schriftsteller sollte sich finden und daraus ein Stück schreiben. Das könnte im Bücherregal dann neben Heinrich VIII. stehen.
Seit 200 Jahren hat Spanien wenig Glück mit seinen Monarchen (bei Interesse nachlesen).
Nach der Elefantenaffäre verteidigte ich Don Juan Carlos I in einer Diskussion mit Spaniern. Mein Argument er habe beim Putsch die spanische Demokratie gerettet, wurde zwar gehört, war aber nicht durchschlagend. Statt dessen wurde mir erwidert:
Was wollen Sie? Schließlich ist er ein Bourbone (Juan Carlos de Bourbon y Bourbon) und außerdem noch einer aus der Bourbonendynastie des Königreichs beider Sizilien. Diese Dynastie hätte wegen höchster Verkommenheit und Verschwendungssucht traurige Berühmtheit erlangt.
Heute, gebe ich meinen damaligen Diskussionspartnern Recht und füge noch hinzu:
Juan Carlos I ist nicht nur ein Mann ohne Charakter, sondern auch und vor allem ein sehr begabter Blender. Ist es ihm doch Jahre lang gelungen durch seine natürliche Jovialität Millionen Spanier zu täuschen und sich als Jemand zu geben, der er in Wahrheit gar nicht ist.
Mich interessant mehr, wo Wirecards Marsalek steckt. Mit den Millionen der betrogenen Anleger. Ein tete a tete Marsaleks mit Spaniens König Juan ist
für mich duchaus vorstellbar. Eine Kreuzung beider Netze? Warum nicht?
Nöte machen erfinderisch. Ein bißchen Ironie darf sein.
Ein Sumpf aus Sex, Drugs, Rock'n Roll, Bestechung und Korruption, der sich da auftut. Und das in einem Land, das sich nur noch mittels Milliardengeschenken der EU öonomisch über Wasser hält.
Man kann sich nur angewidert abwenden. Hoffen wir, dass die schweizer Staatsanwaltschaft, die ja sonst an Aufklärung von Korruption und Schwarzgeldaffairen, dem Geschäftsmodell schweizer Banken, sich nicht besonders hervortut, sich hier von der internationalen Vertuschungslobby nicht beeindrucken lässt.
Werter Herr Bühring, Ihr Eingangssatz bedarf dringender Korrektur, muss rückgängig gemacht werden!
Zumindest was den Rock´n Roll betrifft.
Was hat Don Juan, das spanische Königshaus mit R&R zu tun?
Hier wäre eher diese traurig-melancholische Fado-Musik angebracht, welche jedoch aus Portugal stammt, dort beheimatet ist.
Es ist sehr interessant im Supermarkt, am Kiosk die einschlägigen Illustrierten zu betrachten.
Die Krönung:
"Spanien im Schockzustand!"
"Adel aktuell" firmiert dieser Hochglanzerguss, OHA!
Wenn es ein Land im Schock gibt, dann ist es der Libanon!
Ich schließe mit den genialen Jungs von The Clash, fast alle inzwischen leider gestorben:
"Should i stay or should i go now?
If i stay there will be trouble, if i go it will be double
Should i stay or shoul i go?"
Das ist übrigens Punk und passt mMn sehr gut zu Don Juan, nicht wahr?
welcher Mann traut sich, in diese Hefte hineinzusehen und wenn nicht, wo informieren die sich dann?
aber man darf nicht vergessen, Juan Carlos I. rettete die spanische Demokratie vor den Franco-Faschisten. Dafür gebührt ihm lebenslange Immunität, auch er kann zum Frühstück nur maximal 3 Kaviarbrötchen verschlingen.
Der Rechtsstaat gilt auch für Helden oder.
Ihr Freibrief wirft kein gutes Licht auf ihr demokratisches Verständnis!