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Notenbanken - Der Staat als Geldmonopolist

Kolumne Grauzone: Bei keinem Thema ist der moderne Mensch abergläubischer als beim Geld. Der Zauber wird durch das Wirken der Notenbanken angeheizt. Das Ergebnis: Geldflut, Finanzkrise und der Staat als Geldmonopolist. Bis die Riesenblase platzt

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, sagt Gretchen in Goethes „Faust“.

Schön wär’s, ist man heutzutage geneigt zu sagen. Doch leider hängt nichts mehr am Gold, sondern vielmehr am Geld. Und das ist ein gewaltiger Unterschied. Denn Geld lässt sich beliebig vermehren, auch wenn ihm kein Gegenwert entspricht. Hier liegt die Wurzel so manchen Übels.

Geld hat die Menschen immer fasziniert. Das ist verständlich. Immerhin verspricht es Sicherheit und Wohlstand. Zugleich war es den Menschen aber auch immer ein bisschen unheimlich. Geld scheint magische Kräfte zu haben: Obwohl es selbst keinen Wert hat, kann man es gegen unendlich wertvolle Dinge eintauschen, und wie von Zauberhand verwandelt es den einen Gegenstand in einen anderen.

Verzaubert von neuem Zahlungsmittel
 

Wer jetzt glaubt, dass unsere hoch technisierte, digitalisierte Gesellschaft mit all ihren Ökonomen, Finanzfachleuten und komplexen Computermodellen dieses magische Denken überwunden hat, irrt erheblich. Im Grunde stehen wir vor dem schnöden Mammon, so wie einst Naturvölker: eingeschüchtert, verzaubert, mit großen Augen und an Wunder glaubend. Doch Wunder gibt es nicht. Schon gar nicht beim Geld.

Keine Frage, Geld ist eine der großartigsten Erfindungen. Gegenüber anderen Zahlungsmitteln hat es viele Vorteile. Man kann es leicht transportieren, es ist einfach zu teilen, es verdirbt nicht, es hat eine hohe Kaufkraft, und es harmonisiert den Tausch von Gütern – absurde Streitigkeiten, etwa darüber wie viele Äpfel ein Fußball wert ist, bleiben einem erspart.

Durch diese Eigenschaften erhöht Geld die Anzahl möglicher Tauschakte und erweitert die Distanz, über die hinweg getauscht werden kann. Das ermöglicht eine hohe Arbeitsteilung und steigert den Wohlstand erheblich.

Zudem hat Geld eine weitere faszinierende Eigenschaft: Es ist eine Art Arbeitsspeicher. Man kann eine Zeit lang mehr arbeiten, um Geld zu sparen und dann von der in der Vergangenheit geleisteten Arbeit leben.

Geld als Selbstzweck
 

Gerade weil Geld so viele Möglichkeiten bietet und sich mit ihm so viele Dinge verwirklichen lassen, neigen Menschen dazu, den Besitz von Geld als Selbstzweck anzusehen. Aus dem Mittel wird das Ziel.

Besonders attraktiv ist daher der Besitz des Geldmonopols. Darauf sind Herrscher recht früh gekommen. Der Vorteil: Ist die Staatskasse leer, prägt man einfach neues Geld. Oder man macht das Geld schlecht, indem man beginnt, den Goldgehalt von Goldmünzen zu strecken. Beides geht auf Dauer schief, da die Kaufkraft des betroffenen Geldes rapide verfällt. Trotzdem bleiben die zwei Verfahren populär – nur haben moderne Regierungen dafür ganz andere Mittel zur Verfügung als die harmlosen Goldpanscher vergangener Zeiten.

Für diese Entwicklung waren zwei wichtige Erfindungen notwendig, die eng miteinander zusammenhängen: das Papiergeld und die Notenbank. Vorläufer des Papiergeldes waren Zahlungsanweisungen. Mit der Zeit akzeptierten Händler solche Zahlungsanweisungen als Zahlungsmittel. Für die Banken und den Staat war das eine tolle Entdeckung. Man konnte sehr viel mehr Zahlungsmittel ausgeben, als man wirklich in Form von Münzen zur Verfügung hatte.

Der Staat im Geldmarkt
 

Doch da das Bedürfnis nach Geld bekanntlich grenzenlos ist, kamen schlaue Fachleute auf noch wundersamere Möglichkeiten der Geldvermehrung, etwa die Kreditausweitung: Banken begannen Geld zu verleihen, in dem Vertrauen darauf, dass nicht alle Geldeinlagen tatsächlich auf einen Schlag abgehoben werden. Die zur Verfügung stehende Geldmenge steigt, ohne dass faktisch mehr Geld vorhanden ist. Zudem stellten Bankiers schnell fest, dass viele Kreditnehmer ihren Kredit nicht auf einen Schlag wahrnehmen. Man kann also Geld, das man im Grunde nicht hat, sogar mehrfach verleihen.

Dann ist das gesamte Kreditsystem nur zu einem sehr geringen Teil gedeckt. Das wäre auf einem freien Geldmarkt erst einmal nicht schlimm. So richtig problematisch wird es, wenn ein ganz großer Spieler mitspielt: der Staat und seine Zentralbank.

Um sich die Pointe der Sache vor Augen zu halten, muss man sich klar machen, dass Notenbanken nicht gottgegeben sind. Bürger, Produzenten und Händler kämen ganz gut ohne sie aus. Der Staat braucht sie dringend.

Denn mittels der Zentralbank tritt der Staat als Geldmonopolist auf. Über seine Steuern sorgt er zudem dafür, dass alle Bürger ihre Steuerschulden ausschließlich in dem vom Staat zur Verfügung gestellten Geld zu begleichen haben: ein geschlossenes Zwangssystem. Dessen eigentlicher Zweck ist anders lautenden Gerüchten zum Trotz die Geldvermehrung. Ein derzeit beliebtes Mittel hierzu ist der Ankauf von Schuldentiteln.

Spiel auf Zeit
 

Das Ergebnis ist eine Geldflut. Kleiner Nebeneffekt: Die Umverteilung von Vermögen zugunsten Wohlhabender und ins Fantastische steigende Immobilienpreise. So entstand die Finanzkrise – wohlgemerkt durch staatliche Notenbanken und nicht durch freie Finanzmärkte.

Die Gesamtschulden weltweit, so errechnete McKinsey Anfang des Jahres, belaufen sich auf 199 Billionen Dollar. Das sind 286% des weltweiten Bruttoinlandsproduktes.

Dass diese, aus vielen Einzelblasen bestehende Riesenblase platzt, ist sicher. Die Frage ist nur, wann. Die Politik spielt auf Zeit und hofft auf ein Wunder. Doch wie gesagt: Wunder gibt es nicht. Schon gar nicht beim Geld.

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