Reaktionen auf Schröder-Artikel in der New York Times : „Erstaunlich schlecht durchdacht“ Der Artikel über Gerhard Schröders Verstrickungen mit Putins Regime und russischen Gas-Firmen, der unlängst in der New York Times erschienen ist, hat für breite internationale Resonanz gesorgt. Die Reaktionen reichen von Verständnis bis Entsetzen. Wir haben die interessantesten Leserkommentare gesammelt.
Russischer Gaslieferstopp : Bulgarien als Exempel? Russland hat seine Gaslieferungen an Polen und Bulgarien eingestellt. Warum ausgerechnet das kleine Bulgarien, das ärmste Land der EU? Der Lieferstopp kam unmittelbar vor der geplanten Kiew-Reise von Ministerpräsident Kiril Petkov. Die Verbundenheit der beiden „Bruderländer“ ist vorerst Geschichte. VON FRANK STIER
Ukraine-Krieg : „Asowstal“ und das Asow-Regiment unter der Lupe Während Mariupol weitgehend von den russischen Streitkräften eingenommen ist, harren die Verteidiger des Stahlwerks „Asowstal“ weiter aus. Mit der hohen Kampfmoral des Asow-Regiments allein ist das nicht zu erklären. Es lohnt sich daher ein Blick auf die Geschichte und den Aufbau des Stahlwerks, das exemplarisch für die industriellen Standorte in der Ostukraine steht. VON NATHAN GIWERZEW
Drohender Stellvertreterkrieg in der Ukraine : Aus der Geschichte nichts gelernt? Die amerikanische Regierung scheint dazu bereit, in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen. Doch dieser Plan birgt enorme Risiken. Denn wie lange würde Moskau eine solche Strategie akzeptieren, bevor es sich zu einer Eskalation entschließt, um vor allem die Europäer in Angst und Schrecken zu versetzen? Frühere US-Präsidenten waren sich der drohenden Vernichtung der Menschheit noch bewusst. EIN GASTBEITRAG VON ANATOL LIEVEN
Russlands Misserfolge im Ukrainekrieg : Ein offenes Duell Entgegen anfänglicher Erwartung hält die Ukraine den russischen Invasoren stand – und jetzt kann sie auch noch mit umfangreichen Waffenlieferungen rechnen. Womöglich ist das ukrainische Militär sogar dazu in der Lage, die Russen zum Rückzug oder sogar zum Abzug zwingen. Deswegen ändert sich nun auch die Strategie der Amerikaner. Moskau muss seinen Krieg neu kalibrieren. VON GEORGE FRIEDMAN
Russische Atomdrohung : „Hiroshima naht“ Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnt vor dem Ausbruch eines Dritten Weltkriegs. Ein Bluff oder eine unverhohlene Drohung? Da Russland seine Kriegsziele offenkundig auf konventionellem Wege nicht erreichen kann, ist der Abwurf einer Atombombe auf Kiew eine reale Möglichkeit. Die einzige Autorität, die Putin von einem solchen Einsatz abhalten könnte, wäre die russisch-orthodoxe Kirche. Doch die gibt sich nach wie vor staatstreu. VON DIRK NOTHEIS
Die neue Kirchenspaltung : Orthodoxes Ostern in Zeiten des Krieges Ostern ist der höchste Feiertag der orthodoxen Christenheit. Allerdings ist das orthodoxe Christentum infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine so gespalten wie nie. Davon legen die Osteransprachen der jeweiligen Kirchenoberhäupter Zeugnis ab. VON NATHAN GIWERZEW
Präsidentschaftswahl in Frankreich : Der Kelch Gerade noch mal gut gegangen. Der bittere Kelch ist vorübergezogen, ohne dass er getrunken werden musste, weder von den Franzosen noch von den Europäern. Emmanuel Macron ist für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt. Nicht strahlend, aber doch mit 17 Prozent Vorsprung vor seiner rechtspopulistischen Gegenkandidatin. Auf seinen Lorbeeren ausruhen darf er sich jetzt allerdings nicht. VON KAY WALTER
Der Papst und Putins Krieg : Keine Waffenpause für das Evangelium An diesem Wochenende feiern die orthodoxen Christen weltweit die Auferstehung Christi. Der österliche Frieden aber bleibt an den Fronten der Ukraine aus. Wo steht eigentlich der römische Papst angesichts der brutalen Kriegssituation? Wer dem Kirchenoberhaupt jetzt falsche Neutralität vorwirft, ist offenbar taub für Franziskus Worte und blind für seine Zeichen - und will nur das Versagen der Politik kaschieren. VON VOLKER RESING
Olaf Scholz : Des Kanzlers schwindende Mehrheit Olaf Scholz hat von seiner Amtsvorgängerin eine marode Bundeswehr und eine fragwürdige Russlandpolitik geerbt. Aber nicht nur deshalb steckt der Bundeskanzler in einer schier unerträglichen Situation: Er muss jetzt fürchten, keine parlamentarische Mehrheit zu haben. Sein Schweigen aber erschwert die Lage, denn es ist unsicher, ob Scholz seine Zeitenwende überhaupt selbst transatlantisch ausdefinieren will. VON THOMAS JÄGER
Die letzten 24 Stunden von Wladimir Kaminer : Auf den Tod möchte ich auf keinen Fall verzichten Der Tod kommt immer ungelegen. Das hat Wladimir Kaminer bei Bekannten von ihm bereits erlebt. Hier erklärt er, warum ihn das nicht in Stress versetzt, er sogar keinesfalls auf den Tod verzichten will. VON NADINE EMMERICH
Russland und Ukraine : Der SPD fehlt ihr Kompass Bundeskanzler Olaf Scholz tut sich auch in seiner jüngsten Erklärung schwer damit, der Ukraine sogenannte schwere Waffen zuzubilligen. Damit schwelt der Konflikt in der Bundesregierung und auch in seiner Partei weiter. Noch scheint die „Zeitenwende“ nicht überall in der Sozialdemokratien angekommen zu sein. VON VOLKER RESING
Geopolitik : Warum ich leider Recht behalten habe In seinem Buch „Die nächsten 100 Jahre“ sagte unser Autor schon vor mehr als zehn Jahren die Invasion der Ukraine durch Russland voraus. Jetzt kämpft er mit dem unguten Gefühl, sich über das Eintreten seiner traurigen Vorhersage zu freuen. Aber weil jede Nation in ihrer eigenen Realität gefangen ist, spielen Prognosen – ob sie richtig sind oder falsch – für die Geschichte oder die Menschheit ohnehin keine Rolle. VON GEORGE FRIEDMAN
Katyn, Grozny, Butscha : Russland und seine Kriegsverbrechen Unter dem Deckmantel der „Entnazifizierung“ ist es im Kiewer Vorort Butscha zu einem Massaker an Zivilisten gekommen. Satellitenbilder belegen, dass russische Soldaten die Täter sind. Der Fall steht in einer Chronologie von Verbrechen, die Moskau seit dem frühen 20. Jahrhundert zum Erreichen seiner Kriegsziele begangen hat. VON CHRISTIAN OSTHOLD
Ukraine-Krieg : Die Rückkehr der Putinversteher Nach einem kurzen Moment des Erschreckens tragen Putinversteher und friedensverwöhnte Wohlstandsdeutsche wieder ihre moralische Besserwisserei vor sich her. Obwohl beide Gruppen verschiedene Ziele verfolgen, treffen sie sich in einem Punkt: sie wollen den Krieg in der Ukraine schnellstmöglich wegwünschen. Nicht, weil der Krieg Menschen tötet, sondern weil er die maximale Infragestellung ihrer gewohnten Denkweise ist. VON BERND STEGEMANN