- Not macht erfinderisch
In der Notfallmedizin geht es um Minuten. Aber es fehlen Ärzte, und die Wege werden weiter. Für die Patienten ein Bett zu ergattern, wird auch schwieriger – besonders auf dem Land. Wie löst man solche Probleme? Unterwegs mit einem Rettungsteam
[[{"fid":"54850","view_mode":"full","type":"media","attributes":{"height":164,"width":120,"style":"width: 120px; height: 164px; margin: 5px; float: left;","class":"media-element file-full"}}]]Dieser Text erschien zunächst in der Printausgabe des Cicero (Mai). Wenn Sie das monatlich erscheinende Magazin für politische Kultur kennenlernen wollen, können Sie hier ein Probeabo bestellen.
Samstagmorgen, 6:32 Uhr. Über der Wache des Deutschen Roten Kreuzes in Gräfenhainichen hängt eine schläfrige Stille, als der Alarm losgeht. Es ist ein schrilles Piepen, in Intervallen. Bettina von Gebhardt eilt aus ihrem Zimmer, drahtige Figur, blonde Kurzhaarfrisur, unter ihren Augen zeichnen sich Schatten ab. Es war eine lange Nachtschicht, bis halb eins. Sie drückt auf den Funkmeldeempfänger, dann ist Ruhe. Auf dem Display steht: männlich, 70 Jahre, Verdacht auf Herzinfarkt. Bad Schmiedeberg. „Das ist am Rand des Einsatzgebiets“, murmelt von Gebhardt. Sie springt in die Garderobe: Thermohose, Fleece-Pulli, Stiefel, eine Montur wie für die Skipiste. Sie hastet durchs Treppenhaus. Auf ihrer Jacke steht in schwarzen Buchstaben „Notarzt“. In der Garage im Erdgeschoss wartet der Einsatzwagen. Am Steuer sitzt Andy Richter, Rettungsassistent, rote Hose, sehniger Hals.
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Richter ist im Landkreis Wittenberg zu Hause. Hier hat er seine Ausbildung gemacht, hier duzt er den Metzgermeister. Dr. von Gebhardt kommt aus Berlin, in Sachsen-Anhalt arbeitet sie nur zeitweise. Man kann sie im Internet buchen – tage- oder wochenweise, auf notarzt-boerse.de oder auf hireadoctor.de. Einer ihrer Auftraggeber ist das DRK Gräfenhainichen. Andy Richter, 39, muskulös, früher Zeitsoldat, und Bettina von Gebhardt, grazil, 58, Kinderchirurgin, sind ein ungleiches Duo. Zusammen müssen sie an diesem Samstagmorgen um kurz nach halb sieben ein Leben retten.
Der Notarzt mit seinem Rettungsteam: Wo auch immer jemand die 112 wählt, ist er da, seit Jahrzehnten wird das erwartet. Sterbende sehen ihn als letztes Gesicht, Überlebende verdanken ihm alles, Angehörige richten ihre Hoffnungen auf seine Künste.
Doch die Notfallmedizin, jener Bereich, in dem Minuten zählen, hat Probleme, besonders auf dem Land. Junge Ärzte ziehen hier gar nicht erst hin, die alternde Patientenstruktur verteuert alles, Kassen und Kliniken rechnen brutal. Die einst gut ausgestattete Hilfsstruktur ist zerschnitten. Die Rettungsdienste müssen damit klarkommen, sie müssen erfinderisch sein.
6:35 Uhr. Das Auto kurvt lautlos aus der Garage. Blaulicht. Vorne knackt das Funkgerät, hinten rechts surrt ein Kühlschrank. Es nieselt. Andy Richter tritt aufs Gaspedal.
In Sachsen-Anhalt muss der Rettungswagen nach zwölf, der Notarzt nach 20 Minuten eintreffen. Die gesetzliche Vorgabe variiert von Bundesland zu Bundesland. Im dünn besiedelten Kreis Wittenberg sind die 20 Minuten an vielen Orten nicht zu schaffen. In Bad Schmiedeberg wird die Frist häufig überschritten.
6:43 Uhr. Dübener Heide, über der Landstraße dämmert es. Die Tachonadel wandert nach rechts. 100 km/h, ein Überholmanöver mit Sirene, 130 km/h. Bettina von Gebhardt starrt aus dem Fenster. Ihr Blick streift über den Fahrbahnrand, heftet sich ans Dickicht.
Notärztin sein, das ist für sie kein Beruf, sondern eine Leidenschaft. Die hat sie ihr Leben lang verfolgt, zielstrebig. Sie studierte erst Biologie, dann Medizin. Während der chirurgischen Facharztausbildung fuhr sie in Bremerhaven in ihrer Freizeit Notarztdienste. Sie wollte „die ganze Bandbreite“ erleben. Sie blieb dabei, als sie nach Berlin zog: von Freitag, 19 Uhr, bis Sonntag, 19 Uhr, neben der regulären Arbeitszeit, acht Jahre lang. Zeit für Familie blieb da nicht.
Zuletzt war sie in der Kinderurologie. Doch es wurde ihr zu viel – 15 Bereitschaftsdienste monatlich. Sie kündigte, machte sich selbstständig. Sie wurde lieber Honorarärztin, eine Unternehmerin, die für wechselnde Auftraggeber arbeitet.
In Sachsen-Anhalt fehlen die Hausärzte
6:48 Uhr. Der VW erreicht Bad Schmiedeberg. Jetzt noch die genaue Adresse. Die Straße hat mehrere Seitenarme, das Auto tuckert umher. „Laut Navi müssten wir da sein“, sagt die Ärztin. Minuten verstreichen. Endlich, ein Mann wedelt mit den Armen und brüllt: „Hinten rum.“
Wer in Sachsen-Anhalt krank wird, dem kann es passieren, dass er warten muss, und das nicht nur auf den Notarzt. In keinem anderen Bundesland gibt es so wenige Mediziner pro Einwohner wie hier. Zugleich war es nach Angaben der Bundesärztekammer 2010 das einzige Land mit einer Unterdeckung von Hausärzten. Im Kreis Wittenberg liegt der Versorgungsgrad bei 86 Prozent. 13 Hausarztstellen sind unbesetzt. Bundesweit liegt die Abdeckung dagegen bei 108 Prozent. Es mangelt nicht an Ärzten in Deutschland, sagen auch Experten, sie sind nur ungleich verteilt. In den Großstädten drängeln sie sich, auf dem Land fehlen sie.
Die Kassenärztliche Vereinigung nennt die Lage „angespannt“. Die Krankenhausgesellschaft warnte im September, die notärztliche Versorgung in Sachsen-Anhalt sei „in Gefahr“, denn mehr als 200 Rettungsärzte fehlten an den Kliniken.
So ist ein neuer Markt entstanden. Die Betreiber der Rettungsdienste werben ihr Personal über Internet-Agenturen wie die „Notarzt-Börse“ oder „Hire a doctor“ an. Dort gibt es mittlerweile fast ein Dutzend Anbieter für mobile Mietmedizin. Ihre Kunden: Kliniken, Landkreise, Krankenkassen, private Rettungsdienste. An Feiertagen kletterten die Stundensätze schon mal um bis zu 70 Prozent, sagt Erik Björk, kaufmännischer Leiter der „Notarzt-Börse“. Im armen Sachsen-Anhalt werden Spitzenhonorare von bis zu 85 Euro die Stunde gezahlt.
„Die Kosten liegen über denen für einen angestellten Arzt“, sagt auch der Geschäftsführer der Agentur Hire a doctor, Michael Weber. Teuer für die Kliniken, die aber auch nicht bereit sind, Ärzte durch höhere Gehälter dauerhaft in die Provinz zu locken. Das hat den absurden Effekt, dass viele Westdeutsche in Sachsen-Anhalt als Mietärzte arbeiten, während Ärzte aus Sachsen-Anhalt nach Hessen oder Baden-Württemberg pendeln, wo sie besser bezahlte Festanstellungen gefunden haben.
Bettina von Gebhardt bekommt 700 Euro für 24 Stunden. Das Internet hat ihr die neue Karriere überhaupt erst ermöglicht. Sie musste einmal ihr Profil bei den Vermittlungsagenturen einstellen – seitdem laufen die Aufträge ein, deutschlandweit. Die Wanderärztin beschränkt sich auf den Osten, weil es dann von Berlin nicht so weit ist. In diesem Monat hat sie noch Dienste in Brandenburg, Neustrelitz/Mecklenburg und auf der Insel Rügen.
6:53 Uhr. Das Notarztauto hat die richtige Hausnummer gefunden. Der Rettungswagen steht schon da. Von Gebhardt blickt auf die Uhr. 21 Minuten vom Eingang des Notrufs bis zur Ankunft. Eine Minute zu spät – gesetzliche Hilfsfrist überschritten. In der Wohnung liegt der Patient, grau-schütteres Haar, Freizeithose, eingesunken auf der Couch. Sein Gesicht schimmert bläulich, die Stirn glitzert, der Körper zuckt. Seine Finger bohren sich in die Polster. Daneben zwei Johanniter-Rettungsassistenten in orange-blauer Uniform. Auf dem Parkettboden haben sie ihr Medizintäschchen aufgerollt: mit Spritzen, Röhrchen, Fläschchen. Ein EKG liegt bereit, ein Blutdruckmessgerät.
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Da, wo Notärzte fehlen, müssen die Rettungsassistenten einspringen. Während sie in der Großstadt bessere Taxifahrer sind, übernehmen sie auf dem Land die komplette Erstversorgung. Im Kreis Wittenberg sind von den sechs Rettungswachen nur zwei mit Notärzten besetzt. Meistens fahren nur die Assistenten raus. Wird dennoch ein Mediziner benötigt, wie an diesem Morgen in Bad Schmiedeberg, wird der aus Wittenberg oder Gräfenhainichen dazubestellt – das „Rendezvous-System“. In Zukunft erhalten die Assistenten noch mehr medizinische Kompetenzen und eine längere Ausbildung. Aus Rettungsassistenten werden dann Notfallsanitäter. Das hat der Bundestag gerade erst beschlossen.
6:54 Uhr. Im Wohnzimmer stehen zwei riesige Esstische. Ringsum sind Stühle aufgereiht. „Heute ist sein 70. Geburtstag“, flüstert die Ehefrau. Sie guckt unschlüssig. „Die Feier kann jetzt wohl abbestellt werden.“
Von Gebhardt lächelt: „Dann wird nachgefeiert.“ Sie erkundigt sich nach einer Patientenverfügung. Kopfschütteln. Sie setzt sich auf die Couch, nimmt die Hand des Mannes, fragt nach seiner Vorgeschichte.
Er hustet, kaum vernehmungsfähig. Seine Verwandten helfen aus: Zwei Lungenembolien und einen Herzinfarkt hat der Patient bereits hinter sich. Jetzt sind Symptome hinzugekommen – asthmatische Bronchitis, ein Lungenödem, Herzinsuffizienz, Schweißausbrüche, Atemnot. Dazu ein Stechen in der Brust. Ein „internistisches Polytrauma“ nennen die Fachleute so eine Vielzahl an Leiden. „Betroffene können irgendwann bewusstlos werden“, erklärt Bettina von Gebhardt später. „Absolut lebensgefährlich.“
Die Ärztin greift seinen rechten Arm, schnürt ihn oben ab, fährt mit ihrem Finger die Beuge entlang. Bei einer blauen Vene hält sie an, desinfiziert, sticht eine Nadel hinein. Sie schiebt einen dünnen Plastikschlauch hinterher. Der springt wieder heraus. Blut entweicht. Zweiter Versuch, der Zugang in die Vene ist gelegt. Sie zieht die Nadel wieder heraus.
Durch den Schlauch pulsiert eine klare Flüssigkeit – der Blutdrucksenker. Ein paar Minuten, dann folgen weitere Medikamente: eine Elektrolytlösung, ein Entwässerungsmittel, etwas gegen Übelkeit. Die Notärztin sticht eine Spritze in die Infusionstüte. Morphium. „Mein Lieblingsmedikament“, sagt sie.
Der Mann entspannt sich. Doch viel Zeit lassen sie ihm nicht. Andy Richter und die zwei Johanniter stehen schon mit der Trage da. Zu dritt hieven sie ihn hinein. Das Beutelchen mit der Infusion muss der Patient selbst halten. Vor der Wohnungstür legen sie ihn auf eine fahrbare Trage, über eine Laderampe geht es in den Rettungswagen.
7:04 Uhr. Das Team zurrt ihn fest. Ein Assistent schiebt das T-Shirt des Patienten hoch, klebt Elektroden auf die Brust. Das EKG. Ein anderer setzt ihm eine Maske auf Mund und Nase, dreht das Rädchen an einer Sauerstoffflasche. Es zischt leise. Über die Luftzufuhr erhält der Herzkranke weitere Medikamente: Er wird vernebelt, heißt das im Sanitäterjargon. Die Ärztin füllt das Protokoll aus. Der Patient ist intensivfertig.
Notarzt sein, das heißt nicht nur, medizinisch alles richtig zu machen, schnell zu sein, zu improvisieren. Das heißt auch, Sicherheit zu geben. Die Angehörigen zu beruhigen. Psychologe sein und Seelsorger. Aber viel zu oft auch nur: Servicekraft, rollender Spritzendienst. Denn häufig rufen Menschen die 112, obwohl sie gar nicht in Lebensgefahr sind. Sie rufen an, weil der Hausarzt im Urlaub ist oder weil sie nicht wissen, dass es für einfachere Fälle einen kassenärztlichen Notdienst unter der Telefonnummer 116 117 gibt.
Der Notarzteinsatz kostet zehnmal mehr als der klassische Hausbesuch. Geld erwirtschaftet das Rettungsteam nur, wenn auch tatsächlich ein Patient transportiert wird. Andernfalls erstatten die Krankenkassen dem Betreiber des Rettungswagens – in Gräfenhainichen dem DRK – die Kosten nicht. Reicht es, den Kranken vor Ort zu behandeln, wird die Fahrt auch nicht bezahlt. Im vergangenen Jahr passierte das nach offiziellen Angaben bei etwa einem von 16 Notarzteinsätzen im Landkreis.
Bei den Rettungswagen gab es sogar für jede sechste Fahrt kein Geld von der Kasse. Bundesweit sind rund 40 Prozent der Einsätze notfallmedizinisch nicht erforderlich, schätzt Michael Burgkhardt von der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte: „Der allseits verwöhnte deutsche Patient nutzt das System grundlos aus.“ Die Träger der Rettungsdienste kalkulieren diese Fahrten aber in ihre Jahresplanung ein – was das Notarztwesen am Ende für alle teurer macht.
Bettina von Gebhardt muss vieles sein, auch Detektivin: Wenn jemand stirbt, muss sie zweifelsfrei ermitteln, ob es ein natürlicher Tod war. „Kann ich das nicht, kreuze ich an: nicht geklärt“, sagt sie. Dann steht die Kriminalpolizei vor der Tür.
Als Wander-Notärztin braucht sie außerdem ein Gespür für Menschen, wenn sie von Wache zu Wache zieht und ständig neue Teams trifft.
In Berlin geht die Chirurgin oft ins Theater, in die Schaubühne, oder plaudert Italienisch, die Sprache Puccinis und Verdis, verarztet das Berliner Ensemble. Als Regisseur Christoph Schlingensief noch lebte und mit seinen behinderten Schauspielern auftrat, war sie die Medizinerin im Hintergrund.
In Gräfenhainichen schaut die Wache nachmittags TV-Soaps, der Humor ist derb, bisweilen zotig. Als sie vor zehn Jahren hier anfing, hätten die Kollegen noch gelästert: „Jetzt räumt die Wessi-Frau unseren alten Leuten hier den Hintern aus.“ In dem Moment, in dem sie das erzählt, sitzt sie mit den Männern vom DRK gerade um den Mittagstisch bei Fleischklößchen mit Mischgemüse. Bettina von Gebhardt legt nach, deutet auf einen Wittenberg-Kalender, der an der weißen Wand hängt: „Hattet ihr nicht mal einen mit nackten Damen, so im Stil der Lkw-Fahrer?“ Andy Richter und die anderen Assistenten lachen.
Hier die Intellektuelle mit dem Adelszusatz im Namen, die gern lateinische Sprichwörter zitiert, dort die Raubeine vom Land: Sie haben sich gefunden. Die Ärztin putzt, die Männer kochen. „Manchmal ist es wie Klassenfahrt“, sagt Bettina von Gebhardt.
Beim Leben retten geht es auch um Geld
7:14 Uhr. Der Rettungswagen ist startklar, der Motor läuft, die Scheibenwischer quietschen. Aber Andy Richter, der Rettungsassistent, telefoniert noch. Sohn und Schwiegertochter des Patienten stehen angespannt daneben, ohne Schirm oder Mütze. Der Regen prasselt.
Richter ruft: „Wittenberg ist voll!“ Im dortigen Paul-Gerhardt-Stift sind alle Intensivbetten belegt. Der Assistent tippt die nächste Nummer in sein Mobiltelefon. Er registriert die Blicke der Angehörigen, verschwindet im Notarzteinsatzwagen. Er spricht, legt auf, wählt erneut. Sieben Mal. Bitterfeld, Dessau – alles voll.
7:19 Uhr. Richter sagt, in so einer Situation brauche man „Vitamin B“. Direkten Kontakt zum Klinikpersonal. Deshalb führt er die Gespräche, und nicht die auswärtige Notärztin. Die tröstet so lange ihren Patienten. Richter dagegen fleht, erklärt, feilscht. Verhandelt. „Es ist manchmal wie ein Verkaufsgespräch.“
Es gibt Momente, da fühlt er sich in seinem Job als Lebensretter behindert. „Man will helfen und es geht nicht. Weil es Versorgungsengpässe gibt.“ Einmal habe ihn ein Krankenhaus abgewiesen mit der Begründung, nur noch ein Bett sei frei. „Aber gibt es einen Patienten, der mehr Anrecht auf dieses Bett hat als der Patient, der jetzt gerade ankommt?“
Es geht auch um Geld. Dr. von Gebhardt, die selbst einmal für die Dokumentation der Fallpauschalen, also der einzelnen Klinikbehandlungen, zuständig war, drückt es so aus: „Aus Sicht der Klinik ist es nicht so toll, wenn man einen Schwerkranken, der wochenlang liegt, letztlich nur als Embolie abrechnen kann. Aus Sicht des Arztes ist dieses Fallpauschalen-System allerdings schrecklich.“
Als Notärztin habe sie schon Situationen erlebt, wo sie ihren Kranken einfach nicht losbekam. „Dann sage ich: So, Kollege, es reicht! Und lade den Patienten einfach in der Notaufnahme ab.“ Bei ihr habe das stets geklappt.
Andy Richters Angst ist, dass ein Patient in seinem Rettungswagen stirbt. Keine Klinik nimmt eine Leiche an. Dafür gibt es keine Vorschrift. Das Team muss dann warten, bis der Bestatter kommt, was Stunden dauern kann. Stunden, in denen das Einsatzfahrzeug blockiert ist.
7:25 Uhr. Das Bangen in Bad Schmiedeberg dauert nun schon fast eine halbe Stunde. Der Patient liegt noch immer im Wagen auf der Pritsche. Dann ruft Richter endlich: „Es geht nach Bitterfeld.“
7:50 Uhr. Eine Stunde und 18 Minuten nach dem Notruf, das Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen. Andy Richter und die Johanniter schieben den Herzkranken in die Notaufnahme. Bettina von Gebhardt geht mit dem leitenden Stationsarzt die Zahlen durch. Einen Platz in der Intensivstation gibt es trotzdem nicht. Dafür ein Bett in der Stufe darunter: „Intermediate Care“. Das Klinikpersonal wird genau hinschauen müssen.
Wieder eine Notlösung.
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