- Abgang eines Überforderten
DFB-Präsident Reinhard Grindel ist zurückgetreten. Seine drei Jahre an der Spitze waren gekennzeichnet von Missmanagement, Kommunikationsversagen und Leistungseinbrüchen. Der DFB braucht eine grundlegende Reform: mehr Schweiß und weniger Profitgier
Die Episode Grindel geht zu Ende. Darf man als Chronist ein „Endlich“ hinzusetzen? Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete, der nach dem raschen Abgang des gestrauchelten Wolfgang Niersbach an die Spitze des größten Sportverbandes der Welt gelangt war wie Rumpelstilz zum Golde, hat heute seinen Rücktritt erklärt. Fast genau drei Jahre, gekennzeichnet durch Missmanagement, Kommunikationsversagen und einen Leistungseinbruch der Nationalmannschaften, fanden ein abruptes Ende. Schuld daran sei, so macht es Grindel in einer larmoyanten Rücktrittserklärung geltend, diese vermaledeite Armbanduhr im Wert von 6.000 Euro, die er, Grindel, sich fatalerweise schenken ließ von einem ukrainischen Fußballfunktionär. Compliance-Vorschriften standen im Weg? Als ob es so einfach wäre. Als ob der Präsident nicht an sich selbst gescheitert wäre. Als ob der DFB nicht zum Sanierungsfall geworden wäre.
Von den vielen Fehlern des nicht glücklosen, sondern für sein Amt hinreichend disqualifizierten DFB-Präsidenten Grindel sticht dieser hervor: Ohne Not, vielleicht, um sich weiter in selfietauglicher Nähe zum Bundes-Jogi sonnen zu können, vielleicht, weil im DFB-Koordinatensystem die Grenzen von Kontinuität und Starrsinn traditionell fließend sind, wurde der Vertrag von Joachim Löw im Mai vergangenen Jahres bis 2022 verlängert – über die dann katastrophal verlaufene Weltmeisterschaft hinaus, auch über die Europameisterschaft 2020 hinaus, bis hin zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Das Leistungsprinzip war damit offiziell außer Kraft gesetzt, Prominenz schlug Kompetenz, nicht zum ersten Mal.
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Herr Grindel ist also über eine Luxusuhr und nicht gemeldete Nebeneinkünfte gestolpert. Dafür musste er wahrlich nicht zurücktreten. Vielmehr war es mehr sein - gelinde gesagt - unglückliches Agieren als DFB-Präsident. Wer vor einer WM mit dem Trainer den Vertrag bis zur nächsten WM in 4 Jahren verlängert, hebelt das im Profisport übliche Leistungsprinzip aus und fördert eine gewisse Beamtenmentalität. Noch wesentlich kläglicher war sein Verhalten in der Affäre Erdogan: Nach einem solchen Affront hätte für beide Spieler der sofortige Rauswurf aus der Nationalelf erfolgen müssen. Man stelle sich vor, der DFB wirbt für seine wirklich vorbildliche Integrationsarbeit und zwei Spieler, die Geld und Ruhm auch dem DFB verdanken, verhalten sich derartig schäbig. Kein leitender Angestellter einer Firma hätte einen derartigen Affront seiner Firma gegenüber unbeschadet überstanden. Diese rückgratlose Duldung eines solchen Vorfalls hat dann ja auch zu dem desaströsen Auftreten der
Elf geführt .
Dieser DFB-Präsident war seiner Aufgabe in keiner Hinsicht gewachsen.
Es ist die große Frage, ob es gelingt, einen fähigeren und gleichzeitig integeren Nachfolger zu finden.
Die Uhr war ein Geschenk eines Oligarchen für Grindel. Oligarch, diesen Namen
muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nicht zu vergessen: FC-Bayern Vor
stand Karl-Heinz Rummenigge vergaß für 2 Luxus Rolexuhren im Wert Euro 249.900 aus Katar, die fällige Einfuhrumsatzsteuer zu bezahlen. Obgleich diese, wie er be-
teuerte, gebraucht waren. Nun ist er vorbestraft. Recht so! Und ich bin vorge-
warnt.
Was Özil (zu seiner Hochzeit auch Erdogan eingeladen), und Gündogan betrifft,
nahm Grindel Bundespräsident Steinmeier zum Vorbild. Dieser begrüßte
beide Fußballspieler ganz devot auf den Treppen von Schloß Bellevue. Herr Grin-
del als Begleitperson fühlte sich geehrt nach der Devise: "Was der kann, kann ich
ebenso mit Özil und Gündogan".
Wir, die Präsidenten. Ich als DFB Präsident, er als Bundespräsident.
Durch welche Klüngelei hat er diesen Job bekommen. Der Ärmste jetzt bleiben im nur die 500 000 Euro von der FIFA - wahrscheinlich wird er im Job-Center Aufstocken müssen.
Herr Grindel bildet das ab, was wir in fast allen Bereichen der Politik und des öffentlichen Lebens leider feststellen müssen. Berufs- und lebenfremde Karrieristen werden zu Präsidenten gewählt. Wer die besten Beziehungen hat und das richtige Parteibuch kommt weiter. Der Mann mag persönlich ein netter Kerl, als Jurist allerdings ein Versager. Das mit der Uhren hätte er wissen müssen. Je höher auf der Leiter, desto deutlicher im Wind und desto sichtbarer für die Öffentlichkeit. Gerade dann muss Führungspersonal besonders sensibel mit solchen "Geschenken" umgehen. Nur stimme ich vollends Herrn Heyer zu. Eigentlich hätte er längst gehen müssen aufgrund seiner unterirdischen und unfachlichen Entscheidungen zu Löw und den beiden Nationalspielern. Da hätte er aber gegen den Mainstream " Haltung" zeigen müssen. Nun, da war ihm das Hemd näher, wie die Hose. Hörte gestern Lothar Mätthäus auf FFH, der fordert einen Präsident mit eigener Fußballbiografie. Recht hat er der Loddar.