Demonstranten halten auf dem Gänsemarkt in Hamburg ein Schild mit der Aufschrift "Rettet die Katzenvideos!!! Sie sind zu süß, um zu sterben. #Nie mehr CDU".
„Nie wider CDU!“

Protest gegen Urheberrechts-Reform - Das Netz gehört Euch nicht!

Nichts gegen junge Leute, die auf die Straße gehen, um ihren Unmut auszudrücken. Aber die Protestler gegen die Urhebererrechts-Reform wollen nicht begreifen, dass im Netz die gleichen Regeln gelten wie in der wirklichen Welt. Verliert die EU nun auch die Jugend als Unterstützer?

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

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Ein Abend diese Woche am Brandenburger Tor in Berlin: Junge Menschen stehen mit gleißendem Lampen auf dem Pariser Platz, tragen Papptafeln an Besenstielen und skandieren „Nie wider CDU!“ Der erste Gedanke beim Anblick der Internetjünger im optischen Alter zwischen 19 und 26: „Nie wieder“? oder nicht eher: „Noch nie?“ Das wäre dann eine sehr leere Drohung. 

Sei‘s drum. Die jungen Menschen machen an diesem Abend von ihrem guten Recht Gebrauch, ihr Missfallen über die Abstimmung der Europaparlaments zugunsten einer Urheberrechtsnovelle im Netz auszudrücken. Sie sind sehr leidenschaftlich und politisch interessiert. Das widerspricht dem allgemeinen Vorurteil über die apathische, saturierte junge Generation und ist gut so.  

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Christa Wallau | Do., 28. März 2019 - 17:31

lieber Herr Schwennicke!
D i e haben ihre Wahl längst getroffen. D i e kann sowieso keine Partei mehr begeistern außer den GRÜNEN und den - weit abgeschlageneren - LINKEN und PIRATEN.
Die mediale und politische Hysterie der letzten Jahre zeigt jetzt eben ihre dramatischen Auswirkungen auf Geist und Seele der Jugend.
Da ist nichts mehr zu bewirken mit Sachargumenten und Aufrufen zur Nachdenklichkeit.
Vorbei sind die Zeiten, da gestandene, gebildete Erwachsene mit eigenem beruflichen Profil als Politiker unterschiedlicher Parteien im BT Sachargumente austauschten und Entscheidungen nach reiflicher Abwägung fällten und da die Schüler noch eifrig lernten statt zu demonstrieren. Heute zählt die Entrüstung. Es zählen moralische Anklagen und Verurteilungen. Und es zählt das gemeinschaftliche Sich-Wohlfühlen bei Jugend-Demos für das "Gute", das man zweifelsfrei vertritt.
Und wehe, es stellt sich jemand gegen das kindische Getue: Es ergeht ihm wie Lindner. Er
wird abgestraft.

Christian Pommer | Do., 28. März 2019 - 18:24

Der Author hat sich scheinbar nur oberflächlich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Zu 1: es handelte sich hierbei nicht um einen Pressestream. Die aufgebrachten Argumente würden grundsätzlich jeden User-Generated contend verbieten.
Zu 2: Das ist natürlich vollkommener Unsinn. Selbstverständlich zahlen alle Steuern. Wenn Google auch viel zu wenig zahlt was auch niemand bestreitet. Das ist aber kein Problem des Urheberrechts.
Zu 3: Niemand hat irgend etwas gegen das Eigentumsrecht. Im Grundsatz wird dieses nicht angetastet schließlich wird niemand enteignet. Was passiert sind unlizensierte Verfügbarmachungen. Die Frage der Urheberrechtsreform ist hier vielmehr wie weit darf das Urheberrecht die Meinungsfreiheit einschneiden und warum sollen auch kleine Plattformen auf denen es selten zu Urheberrechtsverstößen kommt Uploadfilter einführen.
zu 4: "Die Freinetz-Fanatiker" Direkt erst mal eine Beleiding. Daumen hoch für so eine Argumentationsweise.

Ernst-Günther Konrad | Do., 28. März 2019 - 18:35

ich stimme Ihren Ausführungen zu Herr Schwennicke. Nur, warum reagiert - diesmal die Jugend - so unverzeihlich, so absolut, so ohne Einsicht? Nun, es gab keinerlei erklärenden mediale Einführung in dieses Thema. Es gab keine echte Diskussion darüber in der Öffentlichkeit, noch im Bundestag. Ich schrieb hier schon einmal, das hier manche Sachen erst kurz vor der Verabschiedung eines Gesetzes bekannt werden. Mir - zugegeben ich bin älteres Semester - waren die tatsächlichen Probleme bis zum Erscheinen entsprechender Artikel so nicht bekannt. Wo ist die ör Medienwelt und stellt wertungsfrei in Filmen und Berichten mal ein Problem da, beleuchtet es von allen Seiten und erklärt, wer, was, warum und wie will? Das ist die Jugend von heute, die Politik lebt es ihnen vor. Man ist für etwas oder man ist dagegen. Kompromissbereitschaft, faire Diskussion, das Gefühl, das andere recht haben könnten, lernen sie weder zu Hause, im Kindergarten , noch in den Schulen. Es fehlt ideologiefreie Info.

gabriele bondzio | Do., 28. März 2019 - 19:13

wie in der wirklichen Welt."...Da pfeife ich doch ich doch gleich (May/Sei wachsam) vor mich hin. Sehr geehrter Herr Schwenicke, mein Kommentar wird Ihnen nicht gefallen und wie viele in letzter Zeit, unveröffentlicht bleiben. Sie begreifen das Netz ganz offenbar nicht als ihren Besitz, tu ich ja auch nicht. Und bin trotzdem gegen die Filterei, weil sie meist nicht das angekündigte tut (siehe Maassche Netzzensur)
Und warum sollen sie nicht ihre Erfahrungen machen, Ad-Hoc-Eingebungen und Schnappschüssen um sich zu präsentieren. Ging doch 30Jahre gut.
Und wenn wir über Werbung reden, ist die nicht überall-wenn man ein Fenster aufmacht gleich präsent? Schnell das x drücken und aus ist.
Und wenn im Netz die gleichen Regeln gelten, wie in der wirklichen Welt...gute Nacht Herr Schwennicke.
Hören sie mal Hans Otte zu, was er über die Meinungsfreiheit zu berichten hat. Er pfeift, nein er singt auch das May-Lied...Fall nicht auf sie rein!Pass auf, daß du deine Freiheit nutzt,

zsolt Hüter | Do., 28. März 2019 - 19:43

Ich will nicht klugscheißern; nur sollte man auch bedenken, dass sich die reale Welt jetzt wegen der Möglichkeiten des Internets eine substantiell andere ist, als wie sie zur Zeit der Schaffung des aktuell geltenden Urheberrechts. Eine sachgerechte Lösung des Problems kann aus meiner Sicht nur gelingen, wenn sich beide Seiten aufeinander zu bewegen (also das Urheberrecht angepasst wird). Das Problem würde deutlich weniger verbissen diskutiert, wenn auch das Urheberrecht zeitgemäß reformiert würde, und man nicht auf die aktuelle Formulierung pochen würde.

Yvonne Pfeiffer | Fr., 29. März 2019 - 08:53

Richtig Herr Schwennicke, Recht + Gesetz respektive Regeln müssen für alle Lebensbereiche gelten. Was sagt eigentlich Gretel dazu ?

Carsten Bruckhaus | Sa., 30. März 2019 - 12:02

Lieber Herr Schwennicke,
ich bin einigermaßen fassungslos über diesen Artikel. Nicht, weil ich Ihren Ansichten zum Urheberrecht widersprechen würde, sondern weil Sie als Journalist nicht einmal verstanden haben, worum es den Kritikern im Kern geht!

Es ist doch niemand dagegen, dass Urheber für ihre Arbeit eine angemessene Vergütung erhalten. Es gibt aber nicht mehr einige wenige Gate-keeper (Rundfunksender, Verlage etc.), über die Medien verbreitet werden können, sondern jeder Einzelne kann permanent selbst eigene Inhalte veröffentlichen. Auf YouTube zB werden pro Minute 450 Stunden Material hochgeladen.

Solche Datenmengen lassen sich nicht manuell sichten. Automatische Filter sind aber nicht ausgereift und filtern jede Menge legitime Inhalte mit heraus. Dazu kommt das enorme Missbrauchspotential solcher Zensur-Infrastruktur. Urheber generieren dadurch nicht einmal unbedingt mehr Einnahmen.

Im Wesentlichen braucht es ein modernes Vergütungssystem mit fair-use Klausel!

Dieter Zorn | Sa., 30. März 2019 - 18:55

Die Verlage kapieren es nicht: Du musst gut sein und schnell, um im Internetzeitalter zu überleben. Dann kannst du deine Inhalte kostenlos anbieten, weil du von der Werbung leben kannst!!! Am Donnerstag einen Artikel hinter die Bezahlschranke stellen, dessen vier Kommentare bis Montag veröffentlicht werden, ist ein Oma-Geschäftsmodell! Wachen Sie auf, Herr Schwennicke. Genauso wenig wird es funktionieren, dass die Verlage sich ein paar Milliarden von den grossen Platformen erpressen, um ihr Dahinsiechen zu stoppen, wie sie es jetzt mit dem Gesetz versuchen. Kapiert es doch endlich: News Content is for free! Alles andere wird jetzt schon lizensiert. Verdient wird über Werbung! Wenn Oma tot ist, seid ihr sonst auch tot... Sagt ein 70 jähriger Internetpionier.