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(picture alliance) Philipp Rösler

FDP-Vorsitzender - Philipp Rösler, der Kamikazepilot

Philipp Rösler ist der Watschenmann seiner Partei. Wer immer gerade Frust schiebt in der FDP, lässt ihn am Parteichef aus. Und das sind umfragengemäß viele. Der Wirtschaftsminister aber nimmt es hin, wie man das von einem echten Kamikazefahrer erwartet

Philipp Rösler sitzt im Cockpit seines Helis, die Rotorblätter knattern bedenklich, sein Blick ist starr, der Gesichtsausdruck verbissen. Dann und wann fliegt ein Teil der Verschalung der Maschine knapp an seinem Ohr vorbei. Es geht bergab.

So könnte ein Karikaturist ihn zeichnen; Rösler, Buhmann seiner Partei, Prügelknabe, Opferlamm, Kanonenfutter. In den vergangenen Wochen geistert er mehr und mehr als die Clownsfigur durch die Medien, mit der er selber einst als bauchredender Arzt kranke Kinder bei Laune hielt. Das Spiel „Hau den Philipp“ würde bevorzugt in dieser Partei gespielt, heißt es.

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Jeder ballert mal drauf, auf den Wirtschaftsminister und FDP-Vorsitzenden. Als letzter machte sich Altkanzler Gerhard Schröder daran, von seiner griechischen Urlaubsinsel Kos aus über das „Griechenland-Bashing“ des Ministers zu schimpfen. Denn der hatte noch vor der Bekanntgabe der griechischen Reformbemühungen verkündet, dass das griechische Euro-Aus seinen Schrecken für ihn verloren hätte. Jorgo Chatzimarkakis, für die FDP im Europaparlament, machte Rösler für ein Abrutschen der Finanzmärkte und der griechischen Börse verantwortlich. Ein Rüffel über „unprofessionelles und grob fahrlässiges“ Verhalten von diesem Parteikollegen, dem wegen Plagiierens die Doktorwürde aberkannt wurde – das ist herbe.

Aber Rösler hält weiter drauf zu. Jetzt erst recht, scheint er aus den diversen Interviews zu röhren, in denen er sich während dieser Sommerpause geäußert hat. Der Blick nach rechts und links scheint abhanden gekommen. Was ein echter Kamikazepilot ist, der darf seine Mission nicht mehr in Frage stellen.

Seite 2: Im Jenseits der Politik ist Rösler noch Arzt

Und so fliegt der Vizekanzler mit diversen Projekten gegen Wände: die Idee, Privilegien der Post zu beschneiden – scheitert an der eigenen Fraktion im Bundestag. Der Versuch, die Preise für Arzneimittel anheben, also hinter verschlossenen Türen mit Apothekern Preise auszuhandeln – verärgert nicht nur die Liberalen. Und nun wieder einmal seine harte Euro-Rhetorik, die ihm als populistisch gar nationalistisch ausgelegt wird.

Außerdem sei Rösler zu ehrlich, zu selbstkritisch, zu höflich, heißt es immer wieder. Ihm fehle Führungsstärke. Auf Kritik aus den eigenen Reihen reagiere der Parteichef nicht etwa herablassend oder ärgerlich. Vielmehr bedanke sich der Gescholtene und gelobt artig Besserung. So steht er zurzeit als unbeliebtester Spitzenpolitiker da, über seinen Abgang wird laut spekuliert, Wolfgang Kubicki empfahl Christian Lindner als „geborenen neuen Bundesvorsitzenden“. Es steht um ihn schlimmer als je um Guido Westerwelle, sagen einige.

Aber der Geschimpfte scheint all das nicht mehr zu hören. Er hockt mit flatternden Haaren in seinem abstürzenden Helikopter, am unteren Bildschirmrand blinkt sein Lebensbalken gefährlich rot, er aber schaut nicht darauf. Sicher ahnt er, dass sein politisches Überleben nicht besonders rosig aussieht. In der Realität könnte es bereits bei der niedersächsischen Landtagswahl im kommenden Januar vorbei sein.

Helfen tut ihm dabei sicher nicht der Glaube an einen Haufen Jungfrauen, die im Jenseits auf ihn warten. Aber Rösler hat eine Perspektive im Jenseits der Politik, den Beruf als Arzt, den er ausüben kann und seine Familie. Und das macht ihn zu einem furchtlosen Kamikazeliberalen. Vielleicht ist er damit genau die richtige Figur, an der sich seine Partei in ihrer höchsten Not abarbeiten kann.

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