- Der Milliardär, ohne den es Facebook nicht gäbe
Er ist einer der erfolgreichsten Internetinvestoren aller Zeiten: Peter Thiel. Im Silicon Valley wurde er Milliardär, doch die Internetrevolution hat ihn zutiefst enttäuscht
Seien Sie gewarnt! So oder ähnlich beginnen die Geschichten amerikanischer Blogger und Journalisten über einen der erfolgreichsten Internetinvestoren aller Zeiten. „Der Artikel wird einige von Ihnen stinksauer machen“, heißt es auf Techcrunch, dem wichtigsten IT-Blog, „weil es um Peter Thiel geht.“
Thiel polarisiert selbst in seinem natürlichen Habitat, dem Silicon Valley. Den einen gilt er als Visionär, der Robotik und Nanotechnologie vorantreibt. Die anderen betrachten ihn als realitätsfremd und abgehoben, weil er in die Besiedlung von Ozeanen investiert. Dem liberalen Geist des Silicon Valley begegnet Thiel mit republikanisch- konservativen Vorstellungen. Akademische Eliten verärgert er, weil er junge Talente per Stipendium zum Studienabbruch überredet. Doch geht es um Peter Thiels unternehmerisches Können, so herrscht kurzzeitig Einigkeit: Sein Gespür für Informationstechnologie und ihre zukünftigen Trends sei herausragend.
Thiels bislang größter Coup war seine Investition in Facebook im Sommer 2004. Mit den Worten „Versau es nicht“ gab Thiel als erster Geldgeber von außen dem damals 20-jährigen Harvard-Abbrecher Mark Zuckerberg 500.000 Dollar. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Das weltweit größte soziale Netzwerk hat heute 845 Millionen Nutzer. Anfang Februar verkündete das Unternehmen seinen bevorstehenden Börsengang. Die 44,7 Millionen Aktien, die Peter Thiel noch hält, werden dann voraussichtlich zwei Milliarden Dollar wert sein.
Die Liste der Thiel’schen Erfolge ist lang, an ihrem Anfang steht die Gründung Paypals. Er kassierte 55 Millionen Dollar aus dem Verkauf des Internetbezahldienstes an Ebay. Im selben Jahr, da er Zuckerberg unter die Arme griff, startete er Palantir Technologies: Deren Software hilft der Regierung, Kriminelle und Terroristen aufzuspüren. 30 Millionen Dollar investierte Thiel in die Firma, deren Marktwert heute bei 2,5 Milliarden Dollar liegt. Weitere Beteiligungen hat er in der Risikokapitalgesellschaft Founders Fund gebündelt, die seit Jahren beträchtliche Gewinne erzielt.
Thiel kennt aber auch das andere Extrem. Bei seinem Hedgefonds Clarium Capital verließ ihn nach der Finanzkrise sein untrügliches Gespür für Strategie und Timing. Dem kometenhaften Aufstieg des Hedgefonds folgte ein desaströser Absturz. Aus sieben Milliarden machte er in knapp vier Jahren 350 Millionen Dollar.
Diese Niederlage hat der extrem ehrgeizige Rotschopf mit den blauen Augen für seine Verhältnisse gut weggesteckt. Das war früher anders: Ein ehemaliger Kommilitone erinnert sich, wie Thiel nach einem verlorenen Schachspiel die Figuren vom Brett fegte und erklärte: „Zeig mir einen guten Verlierer und ich zeige dir einen Verlierer.“ Das Mathe- und Schachwunderkind war ein Einzelgänger, der es genoss, zu Schachturnieren erst fünf Minuten vor seiner Disqualifikation zu erscheinen – um seine Gegner aus der Fassung zu bringen.
Seite 2: „Sie nehmen den erstbesten Job, statt unternehmerisch tätig zu werden“
Heute versetzt der 44-Jährige talentierten Nachwuchs nicht länger in Angst und Schrecken, sondern vergibt jährlich rund 20 Stipendien an jene, die eine vielversprechende Idee unternehmerisch umsetzen wollen. Anforderungen: Sie müssen jünger als 20 sein – und umgehend die Uni verlassen. Obwohl selbst an der Eliteschule Stanford ausgebildet, glaubt Thiel nicht mehr an den Nutzen einer akademischen Ausbildung. Im Gegenteil, er hält sie für innovationsfeindlich, weil sich die Studenten wegen hohen Studiengebühren verschulden müssen. „Sie nehmen dann den erstbesten Job an, statt unternehmerisch tätig zu werden“, kritisiert Thiel.
Überhaupt ist einer der größten Profiteure der sogenannten Internetrevolution enttäuscht von der Entwicklung der vergangenen Jahre. „Wir wollten fliegende Autos, stattdessen bekamen wir 140 Zeichen“, moniert er in Anspielung auf den Kurznachrichtendienst Twitter und warnt vor den wirtschaftlichen Folgen stagnierender Technologie. Von politischer Seite verspricht sich Thiel keinerlei Impulse. „Ich kenne keinen Politiker in den USA, der im Gesundheitswesen kürzen würde, um das Geld in biotechnologische Forschung zu investieren“, sagt Thiel. Staatliche Eingriffe in Wirtschaft und Gesellschaft widersprechen ohnehin seiner Ideologie als Verfechter eines radikalen Individualismus’.
Um Biotechnologie kümmert sich Thiel daher lieber selbst. Im Oktober 2011 gründete er „Breakout Labs“, ein Förderprogramm für Forscher, die „radikalste Ideen verfolgen und an den Grenzen von Wissenschaft und Technik rütteln“. In diesem Zusammenhang erscheint es nahezu logisch, dass er auch in ein biotechnologisches Start-up investiert hat, das zunächst den Alterungsprozess und schlussendlich auch den Tod überwinden will.
Auf der einen Seite akzeptiert der gebürtige Frankfurter keine Grenzen, andere sollen dagegen verschlossen bleiben: Einer Anti-Einwanderungsorganisation soll der Einwanderersohn eine Million Dollar gespendet haben. Bekannte in Silicon Valley hat es verdutzt. Mehrere Tausend Facebook-User forderten empört seinen Rauswurf aus dem Unternehmen. Thiel ließ das kalt. Auch seine sozialpolitischen Ideen sind eben eher gewöhnungsbedürftig.
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Ein Mann der die Kraft zum eigenen Denken hat. Was den Meisten fehlt. Dazu gehört auch eine logische Einstellung zum Bildungswesen und Behandlung Zugereister.