Kurz und Bündig - Michael Hesemann: Hitlers Religion. Die Wahngebäude des Führers

Man könnte es ja mit Humor nehmen: In diesem Land darf jeder ein Buch über Hitler schreiben, auch wenn ihm das Schicksal die dafür notwen­digen Fähigkeiten verwehrt hat. So fand wohl auch das Manu­skript von Michael Hesemann über «Hitlers Religion» sei­nen Weg auf den Buchmarkt. Der Autor – unter anderem auch Verfasser von Büchern über UFOs – will darin die The­se belegen, dass der Nationalsozialismus nichts ande­res als eine politische Religion gewesen sei.

Man könnte es ja mit Humor nehmen: In diesem Land darf jeder ein Buch über Hitler schreiben, auch wenn ihm das Schicksal die dafür notwen­digen Fähigkeiten verwehrt hat. So fand wohl auch das Manu­skript von Michael Hesemann über «Hitlers Religion» sei­nen Weg auf den Buchmarkt. Der Autor – unter anderem auch Verfasser von Büchern über UFOs – will darin die The­se belegen, dass der Nationalsozialismus nichts ande­res als eine politische Religion gewesen sei. Entsprechend sei die NSDAP «in ihrem escha­tologischen Erlösungsver­spre­chen und ihrer totalen Fixierung auf den selbst ernannten Erlöser Adolf Hitler» als «Sekte» zu verstehen. Um dies zu be­legen, arbeitet sich Hesemann durch das Geflecht spi­ri­tueller und okkulter Gruppen der Weimarer Zeit, zu denen auch einige spätere NS-Größen Kontakt hatten. Das ist alles nicht neu, doch Hesemann glaubt, nun gleich die Geschich­te umschreiben zu müssen – und schließt, «dass der Nationalsozialismus aus den eso­terischen Strömungen des 19. Jahrhunderts» hervorging. Der Autor kennt zentrale Forschungen zur Zeitgeschichte nicht, schlimmer noch: Im Literaturverzeichnis entdeckt man krude Werke akademischer Außenseiter, die der Autor bedenkenlos verwendet. «Wenn eine konstruktive Religion aus einer Gesellschaft verdrängt wird», so resümiert Hesemann nicht nur mit Blick auf das NS-Regime, «besteht die Gefahr, dass Sekten und Glaubensgemeinschaften mit destruktiven Inhalten dieses Vakuum füllen». Dahinter verbirgt sich das uralte funda­mentalistische Ressentiment, dass die Gottlosen – gleich welcher Religion – schon immer die eigentlichen Bösen der Geschichte waren. Dass mancher für diese Sicht auf die Welt allerdings Hitler und die Nazis bemüht, ist erschreckend – und deshalb kann man solche verunglückten Bücher auch nicht mit Humor nehmen.

 

Michael Hesemann
Hitlers Religion. Die Wahngebäude des Führers
Pattloch, München 2004. 384 S., 19,90 €

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Michael Schwahn | Mo., 2. Oktober 2017 - 23:35

Leider begreift ihr Kommentator nicht die Tragweite des Buches. Er sollte lesen, was einer der größten Philosophen des 20.Jahrhunderts Sri Aurobindo zu diesem Thema zu sagen hat.