- Ein Wildvogel mit Facebook-Freunden
Wo sich Mensch und Natur auseinandergelebt haben, sollen soziale Netzwerke helfen, dass wieder mehr emotionale Bindung entsteht. Alexander Pschera hat den Selbstversuch gewagt und sich mit einem Waldrapp auf Facebook befreundet.
Dieser Text erschien zunächst in der Printausgabe des Cicero (Juni). Wenn Sie das monatlich erscheinende Magazin für politische Kultur kennenlernen wollen, können Sie hier ein Probeabo bestellen.
Ich habe einen neuen Freund. Er heißt Shorty. Shorty kann fliegen, Shorty ist ein Waldrapp. Da er vom Aussterben bedroht ist, trägt er einen 30 Gramm leichten GPS-Sender am Körper. Er ist also „getaggt“. Wenn Shorty vom Brutrevier Burghausen ins italienische Winterquartier wechselt, kann ich das auf seiner Facebook-Seite verfolgen.
Im vergangenen Herbst machte ich mir ernsthaft Sorgen. Shorty hatte sich verflogen. Statt in der südlichen Toskana landete er in der kalten Schweiz. Aber Shorty hat es geschafft. Herr B., ein anderer Shorty-Freund, hatte ihn gesichtet. Er postete: „Nachdem es gestern den ganzen Tag geschneit hat und heute 15 cm Schnee liegt, machte ich mich auf die Suche nach Waldrapp Shorty. Meine Sorge war umsonst: Shorty geht es ausgezeichnet. Immer noch ernährt er sich in der Schafweide Dersbach. Ich beobachtete ihn um 10:30 Uhr und sah ihn eine Stunde später zum Golfplatz hinüberfliegen und die vom Schnee geräumten Rasenflächen besichtigen.“ Aber nicht nur Shorty hat gute Facebook-Freunde, die ihn schützen und beobachten, sondern auch das Storchenpaar Clara und Dexter aus Wilhelmsglücksbrunn, die See-Elefantin Penelope, die im dunklen Nordpazifik lebt, und erst recht die Lederrückenschildkröte Champira.
Wildtiere als Facebook-Freunde? Ist das nicht eine verkehrte Welt? Mehr Naturnähe ist ein weithin akzeptiertes Ziel. Kaum ein Städter kann heute einen Frosch von einer Kröte unterscheiden. Aber muss das Zurück zur Natur sich auf digitalen Pfaden ereignen? Geht man nicht besser in den Wald und sammelt Pilze? Ist das Netz nicht weit eher Teil des Problems als Teil der Lösung?
Der Ameisenforscher E. O. Wilson hat in seinem Buch „Biophilia“ bereits 1984 schlüssig gezeigt, dass der Mensch sich mit lebenden Systemen verbinden muss, um geistig und körperlich gesund zu bleiben. Zu viel Künstlichkeit schadet. Nur in der unmittelbaren Begegnung mit der Natur verwirklicht sich Lebenssinn. Jüngere Autoren wenden die Biophilie-These nun strikt gegen das Netz. Der US-amerikanische Bestsellerautor Richard Louv („Das letzte Kind im Wald“, „Das Prinzip Natur“) stellte jüngst apodiktisch fest: „Je mehr wir uns technisieren, desto mehr Natur benötigen wir.“ Daraus resultiere ein klinisches Krankheitsbild mit eigenem Namen, nature deficit disorder. Statt World Wide Web empfiehlt Louv das Web of Live.
Bin ich also naturdefizitär und behandlungsbedürftig, wenn ich mit Waldrapp Shorty maile? Ganz und gar nicht, springt mir der Zoologe Josef Reichholf bei und widerspricht so Louv und Wilson. Natürlich sei es besser, die Grasmücke im Wald zirpen zu hören, als ihre Stimme im Internet-Lautarchiv anzuklicken. Aber vor viele Pflanzen und Tiere hat die deutsche Politik den Naturschutz gesetzt, der uns Menschen, so Reichholfs provokante These, systematisch von der Natur abhält, uns von ihr entfremdet. Das Netz ist für ihn ein einziger großer Befreiungsschlag: „Wenn das Internet uns mehr virtuellen Kontakt zur Natur eröffnet, kann ich eine solche Entwicklung nur begrüßen. Besser ist das allemal als unsere bisherige Vorgehensweise im Naturschutz, der alles daransetzt, den Menschen von der Natur fernzuhalten, und ihn als Störung einstuft. Wer sich wenigstens virtuell mit den Tieren befassen kann, wird das eher auch in der Realität wollen als jene Menschen, die durch Schutzbestimmungen von der lebendigen Natur abgeblockt werden.“
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In der Beziehung zur Natur und vor allem zum Tier geht es also nicht um abstraktes Verstehen, sondern um den Aufbau einer emotionalen Beziehung. Erst wenn wir Menschen zu einem Tier nicht als Vertreter einer Art, sondern als lebendiges Individuum in Kontakt treten, kommen wir der Natur näher. Reichholf vertritt eine sympathische These: „Tiere, auch solche in freier Wildbahn, müssen zu Individuen mit besonderen Eigenheiten werden. Zu lange wurden sie lediglich als Vertreter ihrer Art betrachtet, sogar von Verhaltensforschern. Das machte sie austauschbar und normierte sie zum ‚arttypischen Verhalten‘, aus dem die ‚artgerechte Haltung‘ abgeleitet wurde. Das ist falsch. Erst eine ausgeprägte Individualität erzeugt Nähe.“
Die Verhaltensforscherin Carola Otterstedt, Leiterin der 2009 gegründeten Stiftung „Bündnis Mensch & Tier“, geht noch einen Schritt weiter. Otterstedt arbeitet mit tiergestützten Therapien. Für sie ist es essenziell, das Tier wie den Menschen konkret anzureden: „Uns berührt immer eine Persönlichkeit. Auch die eines Tieres. Erst wenn wir ein Tier individuell als Du ansprechen, wird es interessant.“ Otterstedt verweist auf Martin Bubers Schrift „Ich und Du“ und sagt: „Nur wenn ein Tier einen Namen trägt und ich zu ihm Du sagen kann, ist es für mich relevant.“
Die Buber’sche Du-Evidenz kann ich jeden Abend mit meiner Katze erleben – aber mit einem frei lebenden Waldrapp, diesem seltenen und seltsamen Vogel? Hier kommt das Internet ins Spiel. Die sozialen Medien mit ihrer starken Personalisierung können Anreize schaffen, das Tier als ein Du zu begreifen. Das Internet erzeugt durch seine Bilder Empathie, die das Fundament legt für eine soziale Beziehung. Das Internet als immer auch visueller Beziehungsstifter zwischen Mensch und Natur – davon ist Josef Reichholf überzeugt. Er sieht einen emotionalen Fortschritt vom starren Foto zum bewegten Echtzeitbild: „Der Eisbär, der auf eine treibende Eisscholle springt, bewirkte sicherlich mehr als alle warnenden Appelle der Klimaforscher mit ihren Grafiken, die keiner versteht. Tierbilder als Sympathieträger nutzt der Naturschutz seit langem. Doch selbst mitzuzittern, ob das per Livestream begleitete Tier überlebt, und zu erleben, wer oder was sein Dasein konkret bedroht, entwickelt eine ganz andere Größenordnung von Empfindungen, als es noch so eindringliche Worte oder Fotos vermögen.“
Doch wie kommen die Tiere ins Internet? Diese Frage führt zur Disziplin der Wildtier-Telemetrie. Immer mehr Wildtiere werden wie Shorty mit leistungsstarken GPS-Sendern ausgerüstet, mit denen sie in Echtzeit geortet werden können: Thunfische, Wildpferde, Störche, Haie, Meeresschildkröten. Die Tiere senden via GSM-Modul Daten als SMS an eine Empfangsstation. Die Sender sind so klein und robust, dass sich selbst Libellen oder Monarchfalter technisch aufrüsten lassen. Die gesendeten Daten liefern wertvolle Informationen über das Verhalten und die Bewegung der Tiere. Mit ihnen kann die Außentemperatur ebenso übertragen werden wie Herzschlag, Blutdruck, Nierenfunktion und andere physiologische Daten des Tieres. Was fühlt eine Schwalbe, wenn sie in einen Wirbelsturm gerät? Erlebt sie Stress? Diese Fragen lassen sich bald beantworten.
Der Abgleich zwischen dem inneren Status des Tieres und der äußeren Situation, in der es sich befindet, erlaubt – und das ist eine revolutionäre Neuigkeit – einen Einblick in das animalische Entscheidungsverhalten in freier Wildbahn. „Über die Bewegungsmuster der Tiere können wir verstehen, wie sie denken und wie sie sich in einer konkreten Situation entscheiden“, sagt Martin Wikelski, Professor an der Universität Konstanz, zudem Tiermigrations-Forscher und Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell. Er verantwortet die Icarus-Initiative, das weltweit größte Projekt zur globalen, GPS-gestützten Beobachtung von Tierbewegungen.
Hinter der Initiative stehen renommierte Universitäten. Unterstützung erhält Wikelski auch von der Europäischen Weltraumbehörde Esa und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Das Zusammenspiel der Disziplinen und der Einsatz neuer technischer Mittel könnten die Verhaltensforschung revolutionieren: „Früher konnte man tierisches Verhalten nur dann beobachten, wenn man in der Nähe war. Heute erlaubt die Technik ein globales Monitoring der Tiere rund um die Uhr.“
Die wissenschaftlichen Rohdaten reichen natürlich nicht aus, um das Tier zu einem Du aus Fleisch und Blut werden zu lassen. Der Blutzuckerspiegel einer Galapagos-Riesenschildkröte ist ein schlechter Gesprächspartner. Die Daten müssen von Menschen bearbeitet und gestaltet werden. Es gilt, die Lebensgeschichte des konkreten Tieres zu erzählen. Dazu muss man es taufen. Reichholf: „Erst mit der Namensgebung wird das Leben eines wild lebenden Tieres zu einem Schicksal, an dem wir Anteil nehmen.“ Er hat auch ein schlagendes Beispiel parat: „Der ohne zwingende Notwendigkeit abgeschossene Braunbär Bruno würde wahrscheinlich heute noch leben, hätte eine Videoübertragung den Bären begleitet – das Gleiche gilt für den Fuchs im Großstadtgarten, den Löwen in der Kalahari, den Jaguar im brasilianischen Pantanal oder den Wolf in Brandenburg.“
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Nach 30 Jahren rigidem Umwelt- und Artenschutz, Betretungsverboten und Roten Listen zuckt man zusammen. Bis gestern traute man sich nicht, einen Blumenstrauß am Wegrand zu pflücken, heute soll man See-Elefanten duzen? Führt das nicht schnurstracks in genau jenen anthropomorphen Weltentwurf, aus dem uns das ökologische Bewusstsein der Moderne eigentlich befreien sollte? Das bis heute vorherrschende Denken in Biotopen, die eine Trennungslinie ziehen zwischen Mensch und Natur, galt jahrzehntelang als rundum fortschrittliche Überwindung der unwissenschaftlichen, weil vermenschlichenden „Flipper“-Ideologie. Wer mit Delfinen reden wollte, zeigte sich als hoffnungsloser Romantiker.
Josef Reichholf hält dagegen. Er plädiert für eine Einbettung der Wildtiere in die Realität der menschlichen Gesellschaft: „Wir sollten die Personalisierung von Tieren, wie wir sie in den sozialen Medien erleben können, nicht einfach als Vermenschlichung abtun. Sehr vielen Tieren käme es doch sehr zugute, wenn sie tatsächlich emotional vermenschlicht würden!“
Zum Beispiel meinem Freund Shorty. Kaum ein Tier hat menschliche Anteilnahme so nötig wie der archaische Ibisvogel. Denn er hat weder kuscheliges Fell noch große Kulleraugen, kein Kindchenschema weit und breit. Er sieht aus wie ein zerrupfter Truthahn. Der Zoologe Johannes Fritz liebt die schwarzen Gesellen dennoch über alles. Darum leitet er das unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung, dem Bund Naturschutz in Bayern und der Universität Wien geförderte europäische Waldrapp-Projekt.
Der Waldrapp, sagt Fritz, „ist ein Tier, das längst aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden ist“. Er starb in Mitteleuropa vor gut 400 Jahren aus und lebt nur noch in wenigen Exemplaren in Krisenregionen des Nahen Ostens. Das Waldrapp-Projekt soll der Wiederansiedlung dieses imposanten Vogels in Europa dienen. Da die Tiere die Routen in die europäischen Sommerquartiere verlernt haben, müssen sie vom Menschen dorthin gebracht werden, mit Ultraleichtflugzeugen. Menschengeführte Migration nennt sich dieses schwierige Manöver. Hier entsteht ein ganz neuer Dialog zwischen Mensch und Wildtier, bekräftigt Reichholf: „Der mitfliegende Begleiter wird dabei zum direkten Vermittler des sozialen Dialogs Tausender Menschen mit den glänzend schwarzen Ibissen, um deren Überleben es geht. Ihre Bedürfnisse und Nöte werden sichtbar und damit nachvollziehbar. Und auch ihre Fähigkeiten, mit Menschen zu kommunizieren.“
Im ersten Jahr schon nach der menschengeführten Migration schaffen die Vögel den Weg alleine und nehmen Jungvögel mit auf die Reise – sofern sie heil aus dem Winterquartier zurückkommen. Das ist keineswegs sicher. In Italien schießen Jäger gern auf alles, was nach einem lohnenden Ziel ausschaut, illegal und unbemerkt. Doch mit den Sendern wird es möglich, eine Öffentlichkeit für den raren Vogel zu schaffen. Facebook wird zur digitalen Echtzeit-Strategie gegen Wilderei. Auf der Facebook-Seite des Waldrapp-Projekts kann man im März verfolgen, wie Bima, Julio, Gonzo und Pepe in Tagesetappen von 50 Kilometern nach Österreich zurückkehren. Je mehr Menschen sich mit den vier schwarzen Gesellen auf Facebook „befreunden“ und mit ihnen chatten, desto größer wird der Druck auf die Jagdverbände und Behörden, hofft Johannes Fritz.
Genau deshalb soll die soziale Vernetzung mit den kahlen Ibisvögeln Schritt für Schritt ausgebaut werden. In der nächsten Stufe will Fritz eine Mobilfunk-App programmieren, die die Position der Tiere in Echtzeit angibt. Vorbild ist die App Sharknet, mit deren Hilfe man das Treiben weißer Haie im Pazifik direkt verfolgen kann: „Wenn wir so etwas haben, kann man sich mit einem Klick auf das jeweilige Tier dessen Lebensgeschichte anzeigen lassen“, schwärmt der Waldrapp-Experte. „So werden aus den Tieren echte Persönlichkeiten, mit denen wir kommunizieren können, mit denen wir uns anfreunden – und das kommt letztlich der Natur zugute.“ Biocaching nennt sein Max-Planck-Kollege Wikelski die neue Disziplin. „Damit werden Menschen in Zukunft die Natur in ihrer konkreten Umgebung Individuum für Individuum kennenlernen – und sie werden durch ihre Beobachtungen zur weiteren Kenntnis der Tiere beitragen.“
Menschen und Tiere rücken dank Internet wieder zusammen. Und das ist gerade bei Arten wie dem Wolf entscheidend. Auch hier funktioniert das Prinzip Nähe. Markus Bathen ist Wolfsbeauftragter des Naturschutzbunds Deutschland, Nabu. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die umstrittene Rückkehr des Wolfes in die deutsche Kulturlandschaft zu moderieren. Ihm leisten soziale Medien wertvolle Dienste, um Meister Isegrim dem Kleintierzüchter verständlich zu machen: „Das Wissen über den Wolf ist gering, die Ängste sind umso größer. Wölfe sind nachtaktiv. Man sieht sie nicht. 364 Tage sind sie nicht präsent. Am 365. Tag hinterlassen sie ein blutiges Knäuel. Dann kommt der Schock. Wenn Menschen einzelne Wölfe über Social-Media-Kanäle verfolgen, kann die Nacht eines solchen Tieres nacherlebt und ein möglicher Problemfall besser eingeordnet werden.“
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Durch Wissen allein gelingt es nicht, Vorurteile abzubauen. Dazu sind Erlebnisse nötig. Getaggte Wölfe, deren Biografie man im Internet verfolgt, ermöglichen ein ökologisches Denken. Bathen bilanziert: „Die ökologische Allgemeinbildung hat mit den Möglichkeiten des Internets zugenommen. Das ökologische Prinzip wird besser verstanden, weil man das konkrete Leben einzelner Tierindividuen kennt.“ Bathens These scheint sich zu bewahrheiten. Als im vergangenen Jahr ein Wolf illegal im Westerwald geschossen wurde, verbreiteten sich die Bilder des toten Tieres in Windeseile über Facebook. Die Medien griffen die Bilder auf, die allgemeine Entrüstung führte dazu, dass der Jäger seinen Jagdschein verlor.
Wo der weiße Junghai Sicklefin (männlich, 782 Kilo, 4 Meter) seine Echtzeitspur über den Flatscreen zieht, da ist Natur 2.0. Die Tierbiografie tritt mit den animalisch-sozialen Medien in eine neue Phase. Facebook hat das Verhältnis der Menschen zueinander verändert. Jetzt transformiert es die Mensch-Tier-Relation. In Zeiten, in denen sich ein Papst den Namen „Franziskus“ gibt, ist ein solcher Wandel beachtenswert. Der Wunsch, Tiere zu verstehen, ja mit ihnen zu sprechen, ist ein uralter Traum der Menschheit. Er beginnt mit König Salomo und ist mit dem Pferdeflüsterer längst nicht am Ende angelangt. Salomo und der „Horse Whisperer“ Tom Booker, Daktari und Dr. Doolittle verfügten über prophetische Fähigkeiten. Sie hatten ein Geheimwissen. Das Internet demokratisiert diesen elitären Zugang nun. Es macht uns zu Tierverstehern.
Der ehemalige Rockstar Peter Gabriel („Genesis“) und Vint Cerf, Urvater des Netzes, mittlerweile bei Google angestellt, gehen noch einen Schritt weiter. Auf der diesjährigen Ted-Konferenz, dem Stelldichein der digitalen Elite, kündigten sie die Gründung von „The Interspecies Internet“ an. Das Massachusetts Institute of Technology, MIT, unterstützt diese ambitionierte Initiative. Ein artenübergreifendes Internet soll die Kommunikation zwischen Menschen, Tieren und anderen intelligenten Wesen möglich machen: „Alle Arten fühlender Wesen“, so Cerf, „können verbunden werden. Wir beginnen zu erforschen, was es bedeutet, mit jemandem zu kommunizieren, der keine Person ist.“ Peter Gabriel hofft, schon bald mit Primaten musizieren zu können.
Die Tiere mischen sich wieder ein in unser Leben, aus dem wir sie im Namen des Tier- und Artenschutzes verdrängt haben. Wollen wir das? Martin Wikelski kann genau sagen, warum es elementar wichtig ist, Tiere besser zu verstehen: „Wir müssen wieder lernen, welche Bedeutung die Tiere für uns haben. Es sind nicht nur die Blindenhunde, die uns helfen. Tiere können auch echtes Disaster Forecasting leisten – wir können größere Vulkanausbrüche am Ätna mehrere Stunden voraussagen, weil sich die Ziegen da oben zuvor in Sicherheit bringen. Elefanten haben ausgeprägte Sensoren für das Nahen eines Erdbebens oder Tsunamis.“ Seeschlangen hingegen verlassen fluchtartig Lagunen. Würde man Tierbewegungen systematisch auswerten, könnte man Katastrophen wie die von Phuket oder Fukushima besser bewältigen.
Die Beziehung von Mensch und Tier steht dank Internet an einem Wendepunkt. Ein ganz neues ökologisches Denken beginnt, das mit den grünen Mythen der Vergangenheit bricht und einen Ausgleich von Natur und Technik finden will. Das sollten sich alle schießwütigen toskanischen Jäger hinter die Ohren schreiben und den Finger vom Abzug nehmen, wenn mein Freund Shorty über ihrem Revier auftaucht.
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