- Der Frosch(könig) Philipp
Die Märchen der Gebrüder Grimm sind Schwänke aus längst vergangenen Tagen? Weit gefehlt! Wer zwischen den Zeilen ließt, entdeckt verblüffende Parallelen zum aktuellen politischen Geschehen – vom Froschkönig Philipp bis zum Rumpelsteinbrück und der Brüderline. Vier Grimm'sche Märchen auf die Politik adaptiert
Es war einmal eine Königin, die setzte sich dann und wann auf den Rand eines Brunnens um mit ihrer Wählergunst zu spielen, einer güldenen Kugel, die sie in die Luft warf und wieder auffing.
Eines Tages war die Königin nicht achtsam und so fiel ihr die güldene Wählergunst in den Brunnen. Da begann sie jämmerlich zu weinen. Plötzlich tauchte ein Frosch aus dem Brunnen auf und fragte: „Was hast du denn, liebe Königin? Dein Weinen zerbricht mir ja das Herz.“ „Ich hab‘ meine güldene Wählergunst verloren“, klagte die Königin.
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„Ich kann sie dir zurückholen, deine Wählergunst“, bot der Frosch an. „Doch was gibst du mir als Gegenleistung?“ „Alles, was du willst, lieber Frosch, nur bring mir schnell meine geliebte Wählergunst zurück.“ „Nun gut“, sprach der Frosch, tauchte hinab und brachte alsbald die güldene Wählergunst vom Grund des Brunnens wieder empor. Da freute sich die Königin gar sehr. „Vielen Dank, lieber Frosch. Sprich, wie heißt du denn?“ „Philipp ist mein Name.“ „Lieben Dank, guter Philipp.“
Die Königin war voller Freude, als sie ihr wunderbares Spielzeug wieder hatte, hob es auf und sprang damit fort. „Warte, warte“, rief der Frosch, „vergiss mich nicht. Jeden Wunsch willst du mir erfüllen. Du gabst mir dein Wort!“ „Ja, aber was willst du denn, lieber Philipp“, wollte die Königin rasch wissen.
„Ich will beim Abendmahl neben dir sitzen!“ „Aber da sitzt doch schon der Guido“, antwortete die Königin verdutzt. „Der muss weg“, forderte der Frosch. „Nun gut, er ist mir eh nicht mehr Freund genug.“ Sie ließ den Guido aus dem Schloss werfen und den Röttgen gleich hinterher. Kaum ward das Abendmahle verspeist, da sprach der Frosch zur Königin: „Ich will mit in deinem Bettchen schlafen.“ „Aber da liegt doch schon der Sarkozy“, antwortete die Königin verdutzt. „Der muss weg“, forderte der Frosch. „Aber wo soll der denn noch hin?“ „Nicht mein Problem“, entgegnete der Frosch.
Und wie die Tage ins Land zogen, so freundeten sich die Königin und ihr Frosch mehr und mehr an. Sie gingen gemeinsam außer Haus, lächelten sich unentwegt an und wichen einander nicht mehr von der Seite.
Doch mit der Zeit kam es, da wollte der Frosch seinen eigenen Willen durchsetzen. Erst ließ er den Gauck mit ins Schloss einziehen, obwohl die Königin den Gauck gar nicht mochte. Dann regte er sich auf, weil die Königin ihm auftrug, Zuhaus zu bleiben um Herd und Kinder zu hüten. Nicht einmal die 100 Goldtaler Entschädigung, die ihm die Königin bot, stimmten den Philipp wieder freudig. Vielmehr zeterte er gegen dies, dann zeterte er gegen das – hauptsache er konnte zetern. Und als die Königin ihm zur Versöhnung eine Zuschussrente abschließen wollte, da wurde der Frosch ganz unausstehlich.
Da brauchte die Königin eine Auszeit und traf sich allein mit ihren Freunden. Das machte den Philipp jedoch noch wütender. „Du bist ein Frosch“, schrie ihn die Königin schließlich an. „Nein, du bist der Frosch“, erwiderte Philipp.
Und so kam es, dass die Königin die Nerven verlor, den Frosch packte und gegen die Wand ihres Gemaches schleuderte. Zu ihrer großen Verwunderung verwandelte sich der Frosch dabei in einen stattlichen Grafen. „Wer bist du“, fragte die Königin. „Lindner, Christian Lindner.“
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