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Umfrage - Die Plakate hängen, doch Inhalte kommen kaum an

Plakate, Webkampagnen, Straßenauftritte: Der Wahlkampf ist von Seiten der Parteien in vollem Gange – doch die Botschaften kommen kaum an. Der Cicero-Wahlkampfindex belegt, dass sich zwar mehr Wähler entschieden haben, sie aber den Wahlkampf selbst nicht ernst nehmen

Autoreninfo

Thorsten Faas ist Professor für Politikwissenschaft im Bereich „Methoden der empirischen Politikforschung“ an der Universität Mainz. Zu seinen Forschungsgebieten zählen Wahlen, Wahlumfragen und Wahlkämpfe. 

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Der Wahlkampf kommt nicht recht in Fahrt. Das zeigen die Ergebnisse der zweiten Welle des Cicero-Wahlkampfindex. Er erreicht einen Wert von 37,2 von 100 möglichen Punkten. Der Wert ist damit gegenüber der ersten Welle sogar leicht gesunken.

Der Cicero-Wahlkampfindex ist ein Umfrage-Tool, mit dem Cicero, die Universität Mainz und das Meinungsforschungsinstitut Yougov den Wahlkampf bis zum 22. September begleiten. Er misst, wie sich der Wahlkampf entwickelt und wie stark er bei den Menschen angekommt.

Verantwortlich für den aktuellen leichten Rückgang des Cicero-Wahlkampfindex ist vor allem, dass  immer mehr Menschen im Land ihre Wahlentscheidung treffen. Dieses Stimmverhalten prüft der Volatilitätsindex, einer der beiden Teildimensionen des Gesamtindex: Sind die Wähler überhaupt noch offen für neue Informationen, die der Wahlkampf liefert? Oder ist bereits alles entschieden?

Je mehr Menschen bereits entschieden sind, desto niedriger fällt der Volatilitätsindex aus. Aktuell zeigt der Index: Langsam, aber sicher legen sich die Wählerinnen und Wähler im Land auf eine Partei oder einen Kandidaten fest. Mit einem Wert von 31,9 Punkten ist der Index gegenüber der ersten Welle um einen Punkt gefallen. Es ist also immer noch etwas für Merkel, Steinbrück & Co. zu holen, aber der Spielraum wird enger. Am ehesten fallen dabei noch immer koalitionstaktische Überlegungen ins Gewicht: Nur rund die Hälfte der Befragten schließt für sich aus, vor der Wahl noch einmal die eigene Wahlentscheidung zu überdenken, um die Koalitionsbildung nach der Wahl zu beeinflussen.

Umso wichtiger wäre es vor diesem Hintergrund für die Parteien und ihre Spitzenkandidaten, jetzt noch einmal passgenau mit ihren Bemühungen und Informationen zum Wahlvolk durchzudringen. Das ist sicherlich generell nicht einfach (wie wir hier auch schon einmal zeigen konnten) und auch speziell im Umgang mit der Koalitionsfrage eine Herausforderung.

Gleichwohl: Die Parteien müssen hier noch nachlegen, wie der Dynamikindex als zweite Komponente des Gesamtindex zeigt. Der Dynamikindex nimmt das politische Angebot in den Fokus: Gelingt es den Parteien, mit ihren Bemühungen bei den Menschen im Land anzukommen? Je stärker dies der Fall ist, desto höher fällt der Dynamikindex aus. Aber auch dieser Teilindex erreicht derzeit nur einen Wert von 42,4 von 100 möglichen Punkten. Mit näher rückendem Wahltag wäre eigentlich ein Anstieg zu erwarten, schließlich hängen jetzt die Wahlplakate aus und Parteien sowie Kandidaten intensivieren täglich ihre Bemühungen. Aber bislang passiert das nicht, im Gegenteil. Auch dieser Wert ist sogar leicht gegenüber der Vorwoche gesunken.

Dabei nimmt die Intensität und Dynamik des Wahlkampfs an einigen Stellen durchaus zu. Es wird, wie die Ergebnisse zeigen, mehr über Politik gesprochen. Die Menschen suchen auch häufiger Informationen über die Wahl, etwa im Internet. Auch freuen sich noch immer viele Befragte auf die Wahl im September.

Verantwortlich für den Rückgang des Dynamikindex ist das zunehmend für schlecht befundene Image des Wahlkampfes. Weniger Menschen sind im Vergleich zur Vorwoche der Meinung, dass über die wichtigen und richtigen Themen gesprochen wird. Mehr Menschen sind der Meinung, das sei alles eh nur Show. In der Folge kommen weniger Menschen für sich zu dem Ergebnis, dass der Wahlkampf ihnen dabei hilft, eine Wahlentscheidung zu treffen. Das sollte ein guter Wahlkampf aber tun. Gelingt das nicht, geht sogar trotz intensiverer Bemühungen der Parteien der Dynamikindex zurück.

Insgesamt zeigt sich: Die Bundestagswahl rückt näher, der Entscheidungsdruck steigt und die Entscheidungsprozesse der Wähler schreiten voran. Parallel intensiviert sich auch der Wahlkampf – aber er schießt bislang ein wenig am Ziel vorbei. Und das alles führt zu einem eher mäßigen Indexwert von 37,2 Punkten.

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