Großer Zapfenstreich
Großer Zapfenstreich für den ehemaligen Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn im April 2023 / dpa

Traditionserlass der Bundeswehr - „Zeitenwende“ als Marketing-Gag?

Im Verteidigungsministerium gibt es Irritationen wegen der Rücknahme von Ergänzungen zum Traditionserlass der Bundeswehr. Als Folge wird die Unsicherheit über das eigene Traditionsverständnis beim militärischen Führungspersonal weiter wachsen.

Ulrich Schlie

Autoreninfo

Ulrich Schlie ist Historiker und Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn.

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Militärische Traditionen helfen den Soldatinnen und Soldaten, ihr Berufsverständnis zu bestimmen. Sie geben Orientierung für militärisches Führen und Handeln und ordnen den Dienst in den Streitkräften in den größeren Zusammenhang der Militärgeschichte ein. Deutschlands Partner in der Nordatlantischen Allianz haben fast alle ein ungebrochenes Traditionsverständnis. In Amerika werden Angehörige der Streitkräfte, die Uniform tragen oder sich als Veteranen sichtbar ausweisen, in Behörden, an Flughäfen, bei Versammlungen, im öffentlichen Leben insgesamt bevorzugt behandelt.

Auch Deutschland kennt seit 2018 den Begriff der Veteranen. Zudem ist durch Beschluss des deutschen Bundestags vom 25. 04. 2024 der 15. Juli zum „Veteranentag“ bestimmt worden. Unter diesem Begriff werden unterschiedslos alle subsumiert, die aus der Bundeswehr ausgeschieden sind. Es versteht sich, dass sich damit keine besondere Wertschätzung in der deutschen Gesellschaft durchsetzen konnte.

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Albert Schultheis | Mi., 28. August 2024 - 14:27

Deutschland - Ein seelisch und moralisch völlig verwahrlostes Land! Auf Bussen und Zügen (wenn sie überhaupt noch fahren), lese ich die Aufschriften: "Respekt", "Gemeinschaft", "Zusammenhalt" ... Mit Verlaub, das ist alles so absurd und inhaltsleer wie die Beileids-Hülsen unserer "Eliten".
"Es versteht sich, dass sich damit keine besondere Wertschätzung in der deutschen Gesellschaft durchsetzen konnte." - Wundert das jemanden? Und für die Soldaten schon gar nicht. Erinnert euch daran, wie man die heimkehrenden Kameraden aus Afghanistan empfangen hat. Nein, wer noch für dieses Land, für diese "Eliten" Verantwortung übernimmt, den Kopf hinhält, der muss komplett verblödet sein. Man verlangt von ihnen, dass sie für einen falschen Freund, in dessen Krieg ziehen, der uns hinterhältig angegriffen, uns die Lebensader gesprengt hat, dass sie dafür unser Land einem evtl sogar nuklearen Angriff aussetzen! Dabei ist das Land bankrott. - GottSeiDank! Der einfältige Pistolius weiß es nur noch nicht

Henri Lassalle | Mi., 28. August 2024 - 14:29

gesellschaftlich nicht besonders wertgeschätzt. Vielleicht liegt das an der deutschen Vergangenheit. Bis 1914/18 wurde das Militär gesellschaftlich überbewertet. Vielleicht könnete man heute einen Mittelweg finden und dabei auch die mausgraue Uniform durch etwas schickeres ersetzen. Armeen brauchen Wertschätzung, die Wahrnehmung, einen besonderen Status zu geniessen - das kann auch die Kampfmoral erhöhen. Ausserdem kann das Militär ein gesellschaftlicher Stabilisator sein. In der US-Armee haben schon viele Soldaten eine gute Ausbildung, sogar ein Studium absolviert und konnten so gesellschaftlich aufsteigen. Beispiele dafür gibt es in Massen.

Walter Bühler | Mi., 28. August 2024 - 14:37

Eigenartiger Humor!

Kein Zivilschutz, keine Wehrpflicht, Viertagewoche und Urlaubsanspruch, Bahntransporte nach dem Zufallsprinzip - und die Bundeswehr soll bis 2029 (!) kriegstüchtig sein?

Sind bis 2029 nur noch Luxemburg, Lichtenstein und die Schweiz als mögliche Gegner übrig? Pistorius setzt bei Russen (Ukraine) und China (Philippinen!) jedenfalls eine sehr lange Geduld voraus.

Ob sich unsere potentiellen Gegner auf dieses neudeutsche Aufrüstungstempo beschränken lassen werden?

Nun, Europa wird das Wunder der deutschen Zeitenwende so oder so noch erleben!