- Homöopathie als Studiengang
Die Schelmenkolumne: Unser Autor Alberich lehrt Wagner und die deutsche Seele das Fürchten. Immer montags und immer böse. Heute: Homöopathie soll Studiengang werden
Lieber Wagner,
So Beinrenkung, so Blutrenkung, so Gliedrenkung: Bein zu Bein, Blut zu Blut, Glied zu Glied, wie wenn sie geleimt wären.
Den Merseburger Zaubersprüchen sei Dank, können verrenkte Pferdefüße geheilt werden. Was den vormittelalterlichen Germanen ihre Zaubersprüche, ist dem zeitgeistgeschwächten Bauchbürger sein täglich Globuli. Zu schön, das naturgebundene Gottvertrauen in die Wirksamkeit von Glaubensmedizin. Verwässert, besprochen, auf die Mondphase abgestimmt, dargereicht in kleinen Kügelchen. Es summt und schmiert eine ganze Globulisierungsindustrie in freudiger Erregung. Krawehl, krawehl! Taubtrüber Ginst am Musenhain.
Ähnliches mit Ähnlichem – bis zur Nichtkenntlichkeit verdünnt, so der Leitspruch der Homöopathie. Mit Christian Hahnemann begann der Spuk im 19. Jahrhundert, Rudolf Steiner hob die Apostelmedizin in anthroposophische Sphären.
Nun soll der Mantel der Wissenschaft der Homöopathie zu mehr Seriosität verhelfen. Die Zauberformeln dürfen bald im Namen der Wissenschaft zitiert werden. Ein Studiengang in Homöopathie ist geplant. Ein Bachelor of science. Fiction!
Wie möchten wir uns eine Wissenschaft vorstellen, die mit Nichtwirkung Wirkung erzielt? In der keine Materie ohne Geist besteht? Warten wir also gespannt auf Placebo-Effekte im Hörsaal, Pendelentscheidungen bei Klausuren, Gastprofessoren aus Phantasialand und Pflichtpraktika im Einhornreiten durch den Regenbogenvatikan.
Und spätestens wenn auch in der Mensa homöopathische Dosen verabreicht werden, wünscht sich der Normalempiriker einen zünftigen Aufstand kritischer Nachwuchswissenschaftler, die mit ordentlich Ratio und Weber unterm Arm, ganz nüchtern und unaufgeregt, der Pseudowissenschaft einen kräftigen Arschtritt verpassen. Überdosiert, versteht sich.
Schmerzlichst,
Ihr
Alberich
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