- „Tradition der Subventionierung toter Unternehmen“
Die Kette Galeria Karstadt Kaufhof ist pleite. Der Unternehmer und Investor Quirin Graf Adelmann erklärt im Interview, warum es unverantwortlich wäre, die Traditionsmarke mit staatlichen Beihilfen am Leben zu erhalten, und was stattdessen zu tun wäre, um Arbeitsplätze und Innenstädte zu retten.
Quirin Graf Adelmann zog 1993 von Frankreich nach Berlin-Oberschöneweide, um Rechtswissenschaften zu studieren. Zu seinem breiten Portfolio gehören wirtschaftliche und gemeinnützige Aktivitäten aus den Bereichen Kultur, Start-ups (FinTech, GovTech & BioTech), Gastronomie, Mobilität, Bildung, Immobilien und Gesundheit. Er ist Autor erfolgreicher Sachbücher zu Wirtschafts-, Finanz- und Marketingthemen.
Herr Adelmann, die Zukunft der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist wieder einmal ein Thema in den Zeitungen. Aufgrund der Benko-Pleite soll der Staat nun einschreiten, um die sterbende Marke zu retten. Wie bewerten Sie die Situation?
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viele tote Pferde geritten. Das spricht gegen jegliche Vernunft. Die Gesamtdiagnose könnte lauten: "Defectum de ducitus"; in D herrscht politisches Missmanagement, denn Politik sollte ja kanalisieren, ordnen, zum Wohl des Volkes korrigieren. Es geht aber auch um eine andere Tatsache: Das alte Prinzip des "ehrbaren Kaufmanns" ist seit langem am verblassen. Seit des Beginns der von den "Chicago boys" initiierten Neoliberalismus geht es hauptsächlich um möglichst schnelle Kapitalgewinne, oft ohne Rücksicht auf schädliche Nebeneffekte. Aber das Volk schaut dem passiv zu. Der Gedanke, eine Volksbefragung vor einer Rettung eines toten Pferdes zu befragen, ist mir sympatisch. Es ist nicht einzusehen, weshalb der Wähler mit Vabanquespielen gewinnsüchtiger Egomanen konfrontiert werden sollte, wenn es schief geht.
Suum quique!
einer schläfrigen Wirtschaftspolitik. Die in der Vergangenheit richtig war, aber heute nicht mehr paßt.
Deswegen sind ja auch ständige Verweise auf Ludwig Erhard absoluter Quatsch. Andere Zeiten andere Herausforderungen, andere Probleme.
Die goldenen Zeiten für Kaufhäuser wie Karstadt usw. sind wahrscheinlich vorbei. Klar ist es schön anzusehen, wenn in der längst mit Leerständen gepflasterten Fußgängerzone ein prächtiger Einkaufspalast den Flanierenden einlädt, dort sein Geld zu verprassen. Und gerne werden Herr und Frau Normalverbraucher auf den diversen Etagen bestaunen, was es so gibt, und sich erinnern, dass es das Gleiche beim Discounter um die Ecke doch viel billiger gibt.
Aber: Ohne Umsätze kein Kaufhaus mehr. Die Jungen bleiben gleich ganz draußen, die sieht man höchstens noch, wenn es zu lange dauert, schnell was im Internet zu besorgen. Die Innenstädte, als "Kaufzentren" konzipiert, veröden. Man sollte Kaufhäuser - mind. z.T. -durch erschwinglichen Wohnraum ersetzen.
Sind die Ideen des Autors richtig? Wenn sich der Staat aus den Unternehmen und deren Konzepten heraushalten soll, dann muss er verlässliche Bedingungen schaffen, mit denen ein Geschäftsmodell laufen kann. Wenn die Stadtpolitik autofreie Innenstädte wünscht, dann ist der Einkauf dort tot. Kann man in einer großen City wie z. B. Hannover den Handel durch „Begegnungsorte“ mit „Clublandschaft und Kultur“ wirtschaftspolitisch erfolgreich ersetzen, wie der Autor glaubt? Wieviel tausende Besucher braucht man täglich und kommen die auch aus dem Umland?
Politik hat auch Einfluss auf Geschäftsmodelle“ und kann dadurch diese sogar zerstören. Deutschlands teure Energiepolitik ist das beste Beispiel. Politiker mit, wie der Autor sagt, fehlender Ausbildung und Praxis entscheiden, ohne für die Folgen verantwortlich zu sein. Der drohende „Zusammenbruch“ des Immobilienmarktes durch das Heizungsgesetz ist ein aktuelles Beispiel. Wird das Land zur ideologischen Spielwiese der Verantwortungslosigkeit?