Jürgen Trittin im Mai auf seiner Bundestags-Abschiedsfeier / dpa

Jürgen Trittin wird 70 - Ein typischer Spross des westdeutschen Bürgertums

Seit fünfzig Jahren ist Jürgen Trittin politisch aktiv. Sein Engagement trug ihn von den K-Gruppen der 70er Jahre bis ins Ministeramt. Beliebt hat ihn das nie gemacht. Das liegt vielleicht auch daran, dass sein Leben in besonderer Weise die Geschichte der Bundesrepublik spiegelt.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Jürgen Trittin lässt kaum jemanden kalt. Er ist eine Reizfigur. Das liegt zunächst daran, dass Trittin nie der scharfen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen ist. Auch radikale Positionen hat er nie gescheut. Und auch rein äußerlich wirkt Trittin auf viele Menschen provozierend. Nicht wenige empfinden ihn als arrogant. Nein, ein Menschenfänger und Herzenswärmer ist der ehemaligen Bundesumweltminister nicht.

Vermutlich wollte er das allerdings auch nie sein. Trittin ist ein Überzeugungstäter. Einer, den die Verachtung für alle, die nicht so denken wie er, ins Gesicht geschrieben steht. Der zerknirschte und zerknautschten Teddybär-Blick eines Robert Habeck, der selbst politische Gegner besänftig, gehört nicht in Trittins mimisches Repertoire. Das kennt fast nur den abschätzigen Blick über einem süffisanten Lächeln. Beliebt werden geht anders.

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Christa Wallau | Do., 25. Juli 2024 - 14:40

haben wir es zu "verdanken", dass das deutsche Bürgertum kollektiv nach links rückte - ja, das ist
zutreffend!

Wie kaum ein anderer zog er zielstrebig die links-grüne Agenda durch; denn im Hintergrund hielt er immer die Fäden bei seiner Partei in der Hand.
Der "spiritus rector" der grünen Sektierer - das war und ist Jürgen Trittin.
Er hat für sie maßgeblich das Feld bereitet und die Saat ausgebracht, welche üppig aufging und giftige Frucht trug in Deutschland.

Als solch verhängnisvoller Zerstörer von allem, was mir an Kultur und tradierten Werten in meinem Heimatland wichtig war, gehört er verständlicherweise nicht zu den Menschen, denen ich zum Geburtstag gratulieren werde.

Spätere Generationen dürften ein objektiveres Urteil über Trittin und alle Grünen fällen, als wir es heute abgeben können.
Jedenfalls stand Angela Merkel Trittin in allem (!) näher als irgendeinem aus der alten CDU.
Und die CDU ließ sie gewähren!!!
Das ist die eigentliche Tragödie Deutschlands.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 25. Juli 2024 - 14:52

nie kennengelernt, aber von Weitem würde ich meinen, dass er ein grundfreundlicher Mensch ist, der vielleicht deshalb ein bisschen reserviert in Bezug auf andere wirkt, weil er evtl. immer noch nicht so genau weiss, warum er bei den Grünen ist?
Ich schätze ihn so ein, dass er auch einen politisch-theoretischen Anspruch an sein "Grün-sein" hat.
Vielleicht ging er mit dem jungen Marx vor die Entfremdung durch die kapitalistische Produktionsweise zurück, ja wohin denn?
Ich tippe auf vorgesellschaftliche Zustände, mein Hauptkritikpunkt an den Grünen, deren Entstehungsgeschichte man ja ganz gut auch theoretisch verfolgen konnte.
Ich bin in meinen Augen nicht "zurückgegangen", sondern weiter, wenn auch in der SPD verbleibend.
Da bin ich jetzt eine Konservative, in der CDU wäre ich vielleicht eine soziale Konservative.
Für die Konservativen braucht es viel Fachwissen, wenngleich ich sie in der Theorie schwach einschätze.
Das Motto unserer Generation ist NIE WIEDER?
Gut gemacht!
Congratulation

Das mag sein, es ist auch eine gute Eigenschaft, wenn man freundlich ist. Für einen Politiker ist es aber nicht die allerwichtigste Eigenschaft. Wichtig finde ich, dass ein Politiker einschätzen kann, ob er eher ein guter Verwaltungspolitiker sein will - innerhalb eines vorgegebenen Rahmens - oder eher ein Gestalter, und das auch klar den Wählern kommunizieren. Bei Trittin würde ich sehr annehmen, dass er ein Gestalter sein will. Von einem Gestalter würde ich erwarten, dass er weiß, wen er vertritt und wen er nicht vertritt, wie weit man im demokratischen Sinne gehen sollte (schon Richtungen vorgeben, aber nicht revolutionär gegen Minderheiten und schon gar nicht gegen Mehrheiten) und, vielleicht am wichtigsten, realistisch einzuschätzen, was machbar ist und was eher das ganze Gefüge gefährdet.

Das wären für mich wichtigere Kriterien als Freundlichkeit.

Werner Bernd Flamme | Do., 25. Juli 2024 - 14:56

Irgendwann sicher schon mal, für den heutigen Jürgen Trittin sicher nicht mehr, es sei denn, sie haben ein anderes Bild von links als ich...grün ideologisch und in der Lage, das jetzige Grün total auszublenden trifft es wohl eher....

Manfred Sonntag | Do., 25. Juli 2024 - 14:59

Das Land darf jetzt die Suppe auslöffeln welche die Spezies des arroganten BesserGrünis uns eingerührt haben. Es ist das gleiche Denken wie bei Lothar von Trotha vor über 100 Jahren. Heute werden den Afrikanern sogar Vorschriften für das Aufstellen der Toilettenhäuschen gemacht. Auf dem gleichen Kontinent wurden von dem Deutschen Robert Koch die ersten Konzentrationslager der Welt für Indigene zur Entwicklung von "Impfstoffen" eingerichtet, und das mit verheerenden Folgen für die Betroffenen. Kein Wunder das die Grünen noch heute die modRNA "Impfung" sowie die Pandemie trotz gegenteiliger Beweise vergöttern. Trittin und seine Grünen wollen eben die besten Stalinisten und Maoisten, also absolut totalitär, der Welt sein.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 25. Juli 2024 - 15:30

Ich kenne ihn nicht persönlich

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 25. Juli 2024 - 17:03

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Warum schreibe ich überhaupt etwas dazu?
Wenn man zur selben Zeit wie Trittin in Göttingen studiert hat, links orientiert war, dann war einem Trittin EIN BEGRIFF und man "kannte" ihn.
Umgekehrt aber nicht.

Heidrun Schuppan | Do., 25. Juli 2024 - 15:41

mit diesen ominösen Marsch durch die Institutionen nur ihre eigene Karriere zum Durchbruch verholfen – und die Ideologie stand im Vordergrund. Jetzt, wo diese Generation an ihrem Ziel angekommen ist (das Aufmacher-Foto symbolisiert dies vortrefflich) zeigt sich jedoch, wie heruntergekommen unser Land ist. Bürokratie-Auswüchse in Behörden und Politikbetrieben, immens gestiegener Staatsapparat samt Pensionsberechtigten, eine immer weiter abrutschende Bahn, die wohl nicht mehr zu reparieren sein wird, ein Bildungssystem, welches diesen Namen schon lange nicht mehr verdient, eine innere Sicherheit, bei der sich Bürger nicht mehr in bestimmte Stadt- und Erholungsgebiete trauen. Die Partei des J. T. erfand die Straßenfeste, die einmal Orte der Begegnung waren – stattdessen bleiben die Menschen aus Angst vor Gewalt zuhause, wenn sie überhaupt noch eins haben. Ja, ihr habt die Republik verändert, und wie. Prost, Herr T.!

bevor es evtl. zum Dogma oder zum Religionsersatz wurde.
Apropos "Religion".
Meines Erachtens hätten die Grünen das niemals alleine "durchziehen" können.
Beigesprungen - ob nun bewußt oder aufgrund "mangelnder" Orientierung - ist ihnen evtl. Merkel, will sagen "Macht"?
Damit war es möglich in noch evtl. "unbestimmtem Raum", dem Kern nach "Grundsatzentscheidungen"(Migration) zu treffen, um die Verfassung und Rechtsordnung dann herumgruppiert wurde?
Das war dann mal so?
Nach dem Motto kann jeder* "Laienprediger" mal eben die Welt aus den Angeln heben"?
Weshalb ich verstärkt auf Kompetenz "statt" Gesinnung achte.
Trittin scheint mir ein Theorieprofi, womit ich ersteinmal umgehen kann.
Da mag nun Jemand einwenden, Ja, war denn Jesus nicht auch ein Laienprediger?
Das scheint mir ein weiteres Problemfeld des Katholischen Glaubens, des Christentums überhaupt.
Ich sehe Christus vor allem NICHT als Laien.
Er war mehr als fähig, womit er auch Gelehrten zum Problem wurde?
Ein Rätsel?
Mir nicht so

Thomas Romain | Do., 25. Juli 2024 - 15:45

Trittin war - ungeachtet inhaltlicher Differenzen / Zustimmung in konkreten Fragen - immer irgendwie sympathisch. Einer, der mit offenem Visir gekämpft hat, und immer zur kontroversen inhaltlichen Diskussion bereit. Das "alte westdeutsche Bürgertum" hat uns übrigens jahrzehntelang keine schlecheten Zeiten beschert. Die Zeiten jetzt sind andere....

Maria Arenz | Do., 25. Juli 2024 - 15:49

der mich auf die Idee gebracht hat, daß es in Wirklichkeit garnicht um die Rettung des Weltklimas geht sondern um die Einführung von Planwirtschaft und Abschaffung des Kapitalismus. Er ist nämlich im Gegensatz zum größeren Teil der grünen Führungskamarilla entschieden zu intelligent, um an die Rettbarkeit des Weltklimas zu glauben. Wenn er dann trotzdem den ganzen Habeckschen Mist vertritt, muß das einen anderen Grund haben und wenn man sich die bisher verfügten und angedrohten Maßnahmen im Einzelnen anschaut, wird schon ein klares Bild daraus: nicht der Markt, die Regierung bestimmt, wer was darf und wieviel von was uns zusteht. "Ein jeder nach seinen Bedürfnissen" und was ein legitimes Bedürnis ist, bestimmt das erweckte Kollektiv. Statt des von Marx versprochenen Paradieses der Werktätigen gilt jetzt ein noch viel hehreres Ziel-die Rettung der Welt. Nur Schufte und asoziale Elemente können dazu Nein sagen und die verdienen dann natürlich auch die ganze Härte des Gesetzes.

aber nur für die Happy few, die Erleuchteten. Nicht für die große Masse.

Markus Michaelis | Do., 25. Juli 2024 - 16:20

Ich denke auch, dass Trittin ein wichtiger Vertreter ist, wenn es darum geht zu verstehen, die das deutsche Bürgertum (die (politische prägende) "Mitte") die letzten Jahrzehnte gedacht hat.

Irgendwie links - ja, aber welches Links genau? Es hatte alles viel mit Gerechtigkeit, Menschlichkeit etc. zu tun, weniger mit rein ökonomischen Fragen - scheint mir. Wie die Einstellungen zu Gerechtigkeit, Menschlichkeit und höheren Werten auf die reale Welt, die Veränderungen in der Welt und reale Menschen in der Welt abzubilden waren, habe ich immer weniger verstanden.

Vielleicht könnte ja die Beschäftigung mit Trittin etwas Licht in dieses Dunkel bringen?

Brave Bürgersöhne aus Trittins Generation haben sich zwar gegen den Faschismus ihrer Vorfahren gewendet, aber sie konnten ihre Gewaltphantasien bei den Kommunisten, den "Anti-Faschisten", dennoch weiter pflegen.

Mao (vermutlich Trittins Hausgott in jungen Jahren), Ho Tschi Min, Che Guevara, Stalin, Mielke - das waren zwar allesamt Gewalttäter, aber solche mit kommunistischem, mit "gutem" Gewissen.

Für diese "revolutionäre" Gewalt durfte auch der brave Bürgersohn wieder Sympathien hegen, so wie seine Vorfahren einmal Sympathien für faschistische Gewalt hegen durften

In nach außen hin "bürgerlichen" Menschen wie Trittin ist diese Sympathie für "gute", "revolutionäre" Gewalt nie ausgestorben. Gewalt (und sei's nur gegen Sachen) war für ihn nie völlig tabu.

Nach der "Zeitenwende", nach der Wende zur (früher undenkbaren) Allianz mit der NATO und zum osteuropäischen Nationalismus bricht die alte Liebe zur Gewalt wieder völlig unmaskiert und in voller Blüte aus den Bürgersöhnchen hervor..

A.W.Mann | Do., 25. Juli 2024 - 16:35

Mit der Überschrift etwas zu kurz gesprungen ?
Dieser Herr verkörpert in seiner Ausstrahlung und seiner Selbstherrlichkeit und Arroganz sehr wohl die Geisteshaltung seiner Abstammung.
Diese Abstammung, ist bei den Grünen, aber auch bei Leuten der CDU/CSU ziemlich oft zu beobachten. Eine ergebnisoffen geführte Diskussion ist da selten möglich. Überzeugungstäter und Mitläufer sind dort das bestimmende Klientel. Die Widerständigen habe wohl weder nach 1945, noch nach 1989 eine größere politische Rolle gespielt. Die größten Opportunisten und Mitläufer, ja teilweise auch Täter, durften sich und dürfen sich bis heute, als Teil des Machtapparates etablieren. Wie das Fähnchen oder die Armbinde auch gerade aussehen mag. Manche zum Minister, manche haben es zum Ministerpräsidenten, manche zum Kanzler oder -in, oder sogar bis zum Bundespräsidenten geschafft. Dreck schon immer eine hohe Bindekraft gezeigt.

Ingofrank | Do., 25. Juli 2024 - 17:24

Politiker der Bonner und der nachfolgenden buntländischen Republik.
Ein fieser arroganter Typ den ich schlicht nicht mag. Die Lüge der Energiewende die eine Kugel Eis kostet ist Legendär. Seine Rolle im Harbeckschen Atomausstieg, mehr als undurchsichtig.
Allein, dass die über uns allen noch heute schwebende, besten Kanzlerin aller Zeiten, persönlich zu seinem Abschied anwesend war, macht diesen Selbstdarsteller mehr als verdächtig.
Ich lebe auf dem Land, bin mehr als tätig auf meinem doch respektablen Anwesen ….. Mehr als der Natur verbunden. Von einer Streuobstwiese, über eine kleine Schonung mit über 30 Baumarten, Brutinseln für Vögel und Kleingetier usw. quarsche ich nicht grün sondern handele ich Naturbewußt und lasse mir dies auch einiges aus unserem privaten Geldbeutel kosten. Aber solche Typen …. Nee und nochmals Nee …..
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Bei der akuellen Preisentwicklung der Eiskugeln könnte Trittin am Ende doch Recht behalten. Andrers als er er im Sinn hatte, allerdings.
In Berlin soll die Kugel mancherorts schon 2,70 EUR kosten. Vor 35 Jahren waren das mal 60 Pfennig, das jetzt mal schlappe 900% Steigerung.

Uwe Lorenz | Do., 25. Juli 2024 - 21:19

Die Vita des Grünen-Ideologen zeigt, dass er sich schon lange mit seinen "ursprünglichen Ideen" überlebt und vergessen gemacht hat.
In Erinnerung bleibt ein grüner Extremist, der seine einst progressive Denkweise über die Jahre verloren hat.