Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt zwischen Svenja Schulze, Sarah Ryglewski und Claudia Roth / dpa

Olaf der Große? - Dürrenmatts historische Komödie wird immer aktueller

Das komische Theater kann schon manchmal erschreckend an die politische Wirklichkeit erinnern. Friedrich Dürrenmatts „Romulus der Große“ ist im woken Westen relevanter als zur Entstehungszeit vor sieben Jahrzehnten.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Der Präfekt Spurius Titus Mamma hat sein Pferd zuschanden geritten und ist selbst bis ans Limit seiner Kräfte gegangen, um dem Kaiser die Nachricht zu überbringen: „Das römische Weltreich kracht zusammen.“ Doch die Kammerdiener wissen es vermeintlich besser – „Ein so großes Unternehmen wie das römische Imperium kann gar nicht vollständig zusammenkrachen“ – und lassen ihn nicht zum Kaiser. Der nämlich – „Romulus der Große“ – ist mit Hühnerzucht beschäftigt und wünscht sich von der Nachwelt: „Man soll von mir nicht sagen dürfen, ich hätte jemals den Schlaf eines Menschen unnötig gestört.“ 

Nicht nur Theatergänger, sondern auch große Teile der in den 1960er und 1970er Jahren geborenen ehemaligen Gymnasiasten der Bundesrepublik erinnern sich womöglich noch an diese und andere humorige Szenen aus Friedrich Dürrenmatts Drama „Romulus der Große“. Es war jahrzehntelang Schullektüre in der Oberstufe, vermutlich auch für einige der heute Regierenden. Nicht unwahrscheinlich, dass der Germanist Robert Habeck (Abitur 1989) es kennt. Vielleicht hat sogar Olaf Scholz (Abitur 1977) es gelesen. 

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Justus Jost | Mi., 25. September 2024 - 08:50

Was passiert, wenn man der unkontrollierten Migration in Deutschland und Europa nicht Einhalt gebietet, kann man am Beispiel des Untergangs des Römischen Reichs erkennen vor .
„Es ist nicht zu übersehen, dass das westliche Reich (Westrom) zerbrach, weil sich zu viele fremde Gruppen auf seinen Territorien niederließen und ihre Besitzungen durch Kriege ausdehnten.“ Mit diesen Worten beschreibt
Peter Heather in seinem Werk „Der Untergang des Römischen Weltreichs“ in einer ausführlichen Analyse den Niedergang des Weströmischen Reiches. Bei den „Gruppen“ handelte es sich um germanische Stämme, die vor den von Osten vordringenden Hunnen flüchteten und im Römischen Reich zunächst als Asylbewerber Schutz suchten, sich dort ansiedelten und schließlich gewaltsam die Herrschaft übernahmen.
Westrom endete am 23. August 476, als der germanischen Heerführer Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus stürzte und sich selbst zum „König von Italien“ ernannte.
Das Oströmische/Byzantinische Reich

Stefan Jarzombek | Mi., 25. September 2024 - 08:57

"Dürrenmatts Romulus ist nicht einfach nur faul und unfähig, sondern arbeitet durch Unterlassung bewusst auf den Untergang seines Reiches hin, wie er selbst gegenüber seiner Frau offenbart. Dieses Ziel war sogar der Grund, warum er die Macht erstrebte. Romulus ist ein konsequenter Moralist, der die eigenen lebenden Landsleute für die Taten ihrer Ahnen zur Rechenschaft zieht und „das Vaterland“ dem Untergang weiht."
Da könnte ich auch Hamlet anführen mit seinem "Sein oder Nichtsein"
Aus Hamlet können wir zwei Lehren ziehen. Die erste ist, dass Menschen Schaden anrichten können, wenn sie sich von Wut und Rache überwältigen lassen . Die zweite ist, dass man im Leben zwar lange Zeit mit etwas davonkommt, aber nicht für immer.
Die letztere trifft wohl auf Olaf Scholz zu.

Gerhard Lenz | Mi., 25. September 2024 - 09:09

die spätrömische Dekadenz sind gerne zitierte Beispiele für politische Systeme oder Staaten, die der allmählichen Verwesung anheim gefallen und unausweichlich dem Zusammenbruch ausgeliefert sind. Dabei haben Historiker vielfache Gründe für den Zusammenbruch der damals fortschrittlichsten Zivilisation unserer Breiten ausgemacht. Neben dem unverbrüchlichen Glauben an die eigene Überlegenheit waren es eher profane Dinge: Das Römische Reich war einfach zu groß, der Kriegsdienst wurde unbeliebter, aber innen und außen rumorte es. Die Menschen in den eroberten Gebieten wurden eben nicht zu überzeugten Römern - bezogen auf heute könnte man sagen: Die kulturelle Integration von Germanen und anderen Barbaren scheiterte. Was nach den Römern kam, war ein zivlisatorischer Rückschritt.
Vielleicht ist die Parallele vielmehr, dass sich der von Gier verformte Egoist dieser Tage nur noch um Materielles, also um Verbrenner, Heizung, Bankkonto usw. kümmert, während Putin und Klimakatastrophe drohen.

Christoph Kuhlmann | Mi., 25. September 2024 - 09:09

In Politik, Medien und Bürokratie. Wie heißt es doch so schön, nur Kälber wählen ihre Schlächter selber. Ich habe es mir selbst verziehen, die CDU war durch genau diese Haltung regierungsunfähig geworden und das die FDP-Abgeordneten bis zu Selbstauflösung der Partei an ihre Sesseln kleben war nicht abzusehen. Nun ja, Naivität scheint weit verbreitet hierzulande.

Maria Arenz | Mi., 25. September 2024 - 09:32

Mir fällt angesichts des Gebarens von Deutsch-Rot-Grün aber noch eine andere ein, eine noch düsterere. Die zum Führerbunker. Wo es bekanntlich tönte, daß das deutsche Volk wegen seiner Unfähigkeit , den großen Plan des Führers wahrzumachen verdiene, unterzugehen. Nun untergehen werden wir nicht, aber einen Absturz der Extraklasse haben sie uns schon eingebrockt und auch wenn sie aus keinem anderen Grund- außer der Sicherung einer monatlichen Pension von knapp 5000.- Euro - bis zum Ende der Legislaturperiode an der Macht bleiben wollen, dann deshalb, um die verbleibende Zeit nutzen, ihren Nachfolgern einen vollends ruinierten Saustall zu hinterlassen. Mit noch mehr Windrädern zur Produktion von in der Flaute zwar sinnlosem, gem. EEG aber teuer zu vergütendem Strom, mit noch mehr irrwitzigen Kanonschlägen zwecks Ruinierung unserer Krankenhäuser aus dem"Gesundheits"-Ministerium, mit noch mehr Messermännern, Bürgergeld-"Bürgern" , Systemsprengern für Schulen und Kitas usw.,usw..

Lisa werle | Mi., 25. September 2024 - 09:38

Besser kann man es nicht beschreiben, Herr Knauss. Sehr treffend. Allerdings endet es für die, die 'das Volk' sind, in einer Tragödie. Es sei denn, wir stemmen uns alle energisch dagegen.

Gerhard Hellriegel | Mi., 25. September 2024 - 10:07

Auch heute sind da einige Mitbürger und zwei Parteien, die vor den russischen "Barbaren" die Waffen strecken wollen. Teils, weil sie die barbarische Kraft bewundern, teils, weil sie befürchten, auf ein Lorbeerblatt verzichten zu müssen, teils, weil sie das "System" für dem Untergang geweiht halten, teils, weil sie aus lauter Friedensliebe die Selbstbehauptung aufgeben.
Erinnert mich an Heinrich Bölls Geschichte, in der ein Engel von der Spitze des Weihnachtsbaums "Frieden, Frieden" säuselt.
Doch, doch, höchst aktuell, Dürrenmatt und Böll.

Werner Peters | Mi., 25. September 2024 - 10:17

Der Wähler hat es aber auch schwer in Deutschland. Obwohl alles „gesichert“ scheint, weiß er nicht, was er wählen kann. Die Alternative gilt laut Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“, die Ampelparteien mit Scholz an ihrer Spitze sind für die Mehrheit der Bevölkerung „gesichert regierungsunfähig“. Bleiben nur CDU und BSW. Aber auch hier haben viele Wähler „gesicherte Zweifel“. Verdammt unsicher, das Ganze.

Norbert Heyer | Mi., 25. September 2024 - 10:48

Wenn ein Staat seine Hochblüte erreicht hat, geht es bergab. Es ist ein Naturgesetz: Jeder Staat verträgt nur eine gewisse Anzahl von Blödheiten, die erst langsam, dann aber Fahrt aufnehmend, ihn zersetzen. Wir haben mehrere Blödheiten angezettelt: Massenmigration, Bürgergeld, Verbrenner-Verbot, politische Abgrenzung, freie Geschlechtswahl, Heizungs-Chaos, Geldverschwendung, Ukraine-Krieg, Corona-Diktat, Deindustrialisierung . Diese
unvollständige Aufzählung reicht aus, um einen Kontinent in seinen Grundfesten zu erschüttern. Wir haben Doofen, Unfähigen, Ideologen und 360-Grad Experten etwas anvertraut, was sie jetzt nach und nach hasserfüllt zerstören. Nein, nicht diese Bande der Vernichtung ist schuld am Niedergang - wir haben leichtsinnig und gutgläubig den Falschen vertraut. Deshalb werden wir - das Volk - auch durch das Tal der Entbehrungen gehen, die Verursacher haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht oder bieten sich zum erforderlichen Wiederaufbau an - so geht Politik.

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