Bauernproteste vor dem Brandenburger Tor in Berlin / picture alliance

Traktorkolonnen in Berlin - Bauern vor Protest-Höhepunkt

Die Politik setze die Existenz von Landwirten aufs Spiel, das ist der Vorwurf des Bauernverbands an die Bundesregierung. Die Bauern habe eine klare Forderung, und tragen sie wieder nach Berlin.

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Vor der geplanten Protestdemonstration von Bauern am Brandenburger Tor waren am Montagmorgen Teilnehmer mit zahlreichen weiteren Traktoren auf dem Weg in die Berliner Innenstadt. Wie teils auch in der Nacht waren auch am Morgen in mehreren Stadtteilen Hupkonzerte zu hören. Dem Protest schlossen sich auch andere Berufsgruppen an.

Gegen Mittag (11.30 Uhr) wollen Bauern aus ganz Deutschland gegen das geplante Aus von Diesel-Vergünstigungen für die Landwirtschaft demonstrieren. Neben Vertretern der Verbände will auf der Kundgebung auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprechen.

Auf Fahrzeugen waren am Morgen Slogans zu lesen wie „Tank leer – aus die Maus“, „Ohne Landwirte keine Zukunft“ und „Transport made in Germany – wie lange noch?“. Auf anderen Transparenten war von Regierungsversagen die Rede, von Widerstand gegen Unrecht, von Veruntreuung, Vetternwirtschaft und Kriegstreiberei.

5000 Traktoren in Berlin erwartet

Zu der Großdemonstration haben Bauernverbände und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung aufgerufen. Rund 5000 Traktoren und Landmaschinen werden aus dem gesamten Bundesgebiet zu der Kundgebung erwartet. Zudem seien rund 10 000 Menschen angemeldet worden. Es ist der Höhepunkt einer Aktionswoche gegen den Regierungsplan. Auch an weiteren Orten in Deutschland waren wieder Proteste angekündigt, etwa in Chemnitz, Freiburg und Bitburg.

Bereits etliche Stunden vor Beginn der Großdemonstration in Berlin hatte die Polizei am Sonntagabend keine Traktoren mehr auf die Kundgebungsfläche auf der Straße des 17. Juni gelassen. Weitere Anreisende würden zu einer Ausweichfläche am Olympiastadion geleitet. Überall in der Stadt muss mit starken Verkehrsbehinderungen gerechnet werden.

Minister Lindner dämpfte vorab Erwartungen, dass auf die Subventionsstreichungen komplett verzichtet werde. Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann.

Fraktionen laden Bauernvertreter zu Gespräch

Die Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP haben ebenfalls für diesen Montag die Spitzen der Landwirtschaftsverbände zu einem Gespräch eingeladen. Die Zustimmung des Bundestags zum Bundeshaushalt 2024 sowie den geplanten Kürzungen beim Agrardiesel steht noch aus.

 

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Die Bundesregierung will Steuerbegünstigungen für Agrardiesel schrittweise abschaffen. Auf eine ursprünglich geplante Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft will die Regierung verzichten. Der Deutsche Bauernverband fordert aber, die Kürzungen komplett zurückzunehmen. „Für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft sind eine Förderung von Agrardiesel sowie die Kfz-Steuerbefreiung unerlässlich“, hieß es.

Regierung dämpft Erwartungen

Lindner sagte am Sonntag beim Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen FDP in Düsseldorf, er werde bei der Kundgebung am Montag „nicht versprechen können, dass alle Bereiche der Gesellschaft Konsolidierungsbeiträge leisten müssen – nur einer nicht“. Die Bundesregierung muss wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher im Bundeshaushalt stopfen.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Haßelmann sagte, die Forst- und Landwirtschaft bleibe von der Kfz-Steuer befreit, und die Beihilfe beim Agrardiesel werde schrittweise reduziert, so dass sich alle darauf einstellen könnten. „Das ist eine Lösung, die den Landwirtinnen und Landwirten hilft und gleichzeitig die Gesamtverantwortung für den Haushalt im Blick behält.“

Abgrenzung von Radikalen

Führende CDU-Politiker kritisierten Aussagen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Proteste der Landwirte würden von radikalen Kräften gezielt geschürt. „Ich rate der Bundesregierung, keine Ablenkungsmanöver zu führen, sondern den Unmut, der hier hochkocht, ernst zu nehmen und ihre erratische Politik zu überdenken“, sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann der „Bild“-Zeitung (Montag). Die Veranstalter müssten sich von Verfassungsfeinden und Gewaltaufrufen klar distanzieren. „Die Bauern tun das.“ Scholz hatte erklärt, Wut werde „gezielt geschürt“. Extremisten würden jeden politischen Kompromiss „verächtlich machen“.

dpa

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Gerhard Lenz | Mo., 15. Januar 2024 - 11:21

"Die Veranstalter müssten sich von Verfassungsfeinden und Gewaltaufrufen klar distanzieren."
Müssten sie, keine Frage. Kann nur nicht gelingen. Oder wird der erzürnte Landwirt den AfDler, der mitläuft, weil er schon wieder denkt, der Tag des Umsturzes nahe, mit der Mistgabel vom "Hof" jagen? Wohl kaum.
Andererseits: "Die Bauern tun das.“ Also doch die Mistgabel? Oder schleimt sich da jemand ein? DE ist ja ein freies Land, da darf sich auch der Möchtegern-Umstürzler unter protestierende Bauern mischen.
Es werden 5000 Traktoren erwartet. Das scheint beeindruckend, ist es aber nicht. Geht man davon aus, dass auf jedem Traktor eine Person sitzt - manchmal mögen es mehr sein - dann sind das 5000 Demonstranten, evtl. ein paar mehr. Zur Erinnerung: In Potsdam demonstrierten 25.000 gegen die rechtsextremistische AfD, forderten auch deren Verbot.
Aber drei Bauern, die mit ihrem Trekker die Strasse blockieren, wirken natürlich anders als zehn Demonstrierende zu Fuß...

Armin Latell | Mo., 15. Januar 2024 - 11:32

Urteils des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher im Bundeshaushalt stopfen. Falsch! Das ist Lindner Framing“. Die Bundesregierung hat betrogen, einen grundgesetzwidrigen Haushaltsplan aufgestellt, wurde erwischt und bürdet jetzt der deutschen Gesellschaft, dem Steuerzahler, die „Reparatur“ des Schadens auf. Dabei wurde ja kürzlich bekannt, wo und wieviel Geld für welche skandalösen Zwecke diese, Regierung genannten, Deutschlandzerstörer in der Welt verteilen. Diese Kriminellen leben Habecks „am Ende ist es doch nur Geld“ größenwahnsinnig aus, denn tatsächlich ist es ja „nur“ anderer Leute Geld, Wohlstand, Existenz. Alles für die Welt, nichts für Dummland ist die Devise. Diese Verbrechen müssen für die Täter Konsequenzen haben.

Sabine Jung | Mo., 15. Januar 2024 - 11:59

Abgrenzung von Redikalen, da streuben sich bei mir die Nackenhaare. das ist wie bei ARD und ZDF.
Warum gehen die Bürger auf die Straße? Warum haben a l l e Bürger so die Nase voll von den Dummheiten der Ampel? Sind alle Bauern, LKW-Fahrer, Handwerker u.s.w. gleich rechts, nur weil sie sich daran beteiligen? Ich kann diese Diffamierung seitens unserer tollen Regierung einfach nicht mehr ertragen, es reicht!

"rechts" wären, hätten sie trotzdem das Recht auf öffentliche, freie Meinungsäußerungen. Die Rechts- und Nazikeulen sind wegen Überbeanspruchung stumpf.

Roland Grieser | Mo., 15. Januar 2024 - 12:21

Warum müssen überhaupt Milliardenlöcher gestopft werden? Die Regierung hat unserer Energieversorgung zerstört, bewährte industrielle Infrastruktur und Fertigungsbereiche zu Schrott erklärt, Häuschenbesitzer quasi enteignet und barmt jetzt um Konsolidierungsbeiträge aller Bereiche der Gesellschaft. Gleichzeitig werden unglaubliche Milliardenbeträge für Rot-Grüne Hirnsgespinste in alle Welt verschleudert. Der beste und wirksamste Konsolidierungsbeitrag wäre der sofortige Rücktritt dieser Regierung und Rückzug aus allen Bereichen. Daß die noch irgendetwas zum Guten wenden glaubt doch kein Mensch mehr.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 15. Januar 2024 - 15:33

Es ist ja nicht so, dass es die Bauern waren, die die Maßnahmen gefordert hätten, die die Politik versucht hat und noch versucht, gegen die Bauern durchzusetzen. Es war Habeck, der Özdemir praktisch überrollt hat und nun die Büchse der Pandora geöffnet hat. Und er bekommt sie nicht mehr zu. Im Gegenteil. Längst ist dieser Bauernprotest ein Protest anderer Berufsgruppen und solidarisierender Bürger geworden. Und was macht die Ampel, vorne weg Scholz? Faselt irgendetwas von brauen Protest und wie bei allen Themen inzwischen, wird die Nazikarte gezogen, die aber keiner mehr ernst nimmt. Zieht ihr alles zurück habt ihr verloren, bleibt ihr hart verliert ihr auch alles. Spätestens die Wahlen im Ost werden Euch zeigen, wo der Bartel den Most holt. Und ob und wann die Bauern aufhören, das weiß auch keiner.

Fritz Elvers | Mo., 15. Januar 2024 - 16:00

ernsthaft. Vorbild: Summerhill etc,

Es sollte eine Abrechnung der Pädagogik-Studenten mit deren Nazi-Eltern sein.

Inzwischen hat das Smartphon die Erziehung zur völligen Verblödung übernommen, gute Aussichten!

Ronald Lehmann | Mo., 15. Januar 2024 - 23:36

der mich zum erstaunen, aber auch zum nachsinnen angeregt hat 🙏

"Die Menschen haben Gott vergessen & das ist der Grund für die Probleme der Gegenwart.
Wir werden keine Lösung finden ohne die Umkehr des Menschen zum Schöpfer aller Dinge"