Halbfertige Nussknacker in einer Werkstatt / dpa

Bürgerbeteiligung - Sickergrube des Guten

Die da oben wissen genau, was richtig ist für die da unten. Doch wie lässt sich der kleine Bürger in die richtige Richtung lenken? Das neue Zauberwort heißt: Bürgerrat. Es ist die Camouflage einer Expertokratie.

Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

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Da hat nun also der Spiegel den Soziologen Steffen Mau interviewt. Und kam dabei auf „das Arbeitermilieu“ zu sprechen, das doch als intolerant gegenüber Homosexuellen gelte. Mau sagte: „Auch in Deutschland fanden sich tolerante Einstellungen zur Homosexualität zunächst bei den besser gestellten, gut gebildeten Gruppen. Inzwischen ist das nach unten durchgesickert.“

„Nach unten“? „Durchgesickert“?

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Ingofrank | Do., 7. Dezember 2023 - 08:52

Genau wie beschrieben, die Arroganz der woken links grünen Oberschicht, die gedenkt ihre dem Volk verordneten „Wohltaten“ In verschleierter Form, nach „unten“ ins ungebildete Milieu durchrieseln zu lassen. Die Frage ist allerdings, kommt es unten an? Und vor allem wer ist unten? Viele der Unteren haben jedoch so viel Grips in der Birne was und wieviel sie vom Staat abzocken können. Und der Rest?
Uns wurde doch jahrelang medial erzählt, dass die „Wähler“ der AfD ungebildet sind, keine Programmatik im Parteiprogramm ist usw. Nun habe ich jungst wieder gelesen dass die AFD im gesamten Osten als stärkste Kraft mit über 30 % liegt. Soll das heißen, 30% verblödete Ossis? die die Demokratie nicht begriffen haben ? denen man mit einem „Expertenrat“ beikommen kann?
an die Segnungen von oben zu glauben? Und was nun, wenn im reichen Hessen die AFD auf den 2. Platz landet? Auch 18% Blöde Unterschicht Wähler?
Wacht endlich auf im Wolkenkuckucksheim!
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Gerhard Lenz | Do., 7. Dezember 2023 - 09:10

Traut nur nicht den Experten! Schon gar nicht, wenn sie in der falschen Partei sind.

Bürgerräte, die es übrigens auch in der Schweiz gibt, arbeiten Empfehlungen aus. Herr Meyer sieht in ihnen lediglich Tarnfarbe (Camouflage). Stattdessen hoffen manche auf Volksabstimmungen, so wie eben in der Schweiz, an denen sich dann zwischen 25 (!) und auch schon mal mehr Prozent der Wähler beteiligen. Aktivisten, völlig klar, immer vorne weg; also jene, die ihre Unterstützer mobilisieren können. Was in Demokratien oft bei radikalen Parteien zu beobachten ist.
Ein Ergebnis war das Brexit-Desaster: Britanniens Wirtschaft liegt heute in Scherben. Das passiert, wenn man nicht Experten, sondern Populisten die Macht überlässt. Die bei Volksbefragungen natürlich am lautesten sind, erhoffen, am Parlament vorbei ihre Politik durchzudrücken. Dagegen sind Bürgerräte eine harmlose Sache. Da sitzen bunt zusammengewürfelte Menschen, die nur unverbindliche Empfehlungen geben. Mehr nicht. Kein Ersatzparlament.

Jens Böhme | Do., 7. Dezember 2023 - 10:18

Antwort auf von Gerhard Lenz

"Da sitzen bunt zusammengewürfelte Menschen, die nur unverbindliche Empfehlungen geben. Mehr nicht." - Da bin ich vorsichtig. Bürgerräte werden installiert, um mit Hilfe der politischen Experten, die gesellschaftliche Marschrichtung subtil zu lenken. Bürgerrat ist betreute und gesteuerte Politik, die so tut, als ob Hinz und Kunz unvoreingenommen spricht. Ich bin in der DDR aufgewachsen. Ähnlichen Bullshit gab es damals zur Genüge. Mit dem Unterschied, daß damals die SED-Diktatur die einzig wahre, alternativlose Politik sei.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 7. Dezember 2023 - 10:33

Antwort auf von Gerhard Lenz

Was sind das für Experten, die uns raten sollen? Politologen, die den Physikern im Lande die Naturwissenschaften erklären? Geisteswissenschaftler, die den Biologen beibringen, das es mehr als 2 Geschlechter gibt?
Was sind das für Experten, die uns täglich in den Medien vorgesetzt werden, heute Experte für dies und morgen für das. Ganz Wiemann es braucht, um die da unten in die gewünschte Richtung zu stupsen?

Walter Bühler | Do., 7. Dezember 2023 - 15:25

Antwort auf von Hans Jürgen Wienroth

Experten sind heutzutage Leute, die von den Journalisten in den MS-Medien und im ÖRR zu Prominenten hochgejubelt werden und mit dieser "Prominenz" ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

In aller Regel sind sie staatstragend und fest in staatsaffine Netzwerke (früher: "Verbindungen") eingebunden, denen der Zugang zu lukrativen staatlichen Subventionen in "Wissenschaft", "Naturschutz", "Klimaschutz" und "Demokratieförderung" offensteht.

Über Ihre Netzwerke sind sie i.d.R. mit ideologisch passenden Politikern als Berater verbunden. Sie konfigurieren daher oft die Vorstellungen von "der Wirklichkeit", wie sie in den Köpfen solcher Politiker auftreten. Insofern können sie - wie weiland Rasputin - auch bisweilen einen großen politischen Einfluss gewinnen.

Hans Schäfer | Do., 7. Dezember 2023 - 11:17

Antwort auf von Gerhard Lenz

Lenz, über 70% der Wähler, die das Vertrauen in diesen Pappnasen verloren haben hoffen, dass dieser Alptraum bald ein Ende hat und dem Grundgedanken der Demokratie: Alle Macht geht vom Volke aus Rechnung getragen wird.
Das verstehen Sie aber nicht
<< Lenz, wieder ein Eigentor: Da sitzen bunt zusammengewürfelte Menschen, die nur unverbindliche Empfehlungen geben. Mehr nicht. Kein Ersatzparlament.><

Aha, soll also ein weiterer Punkt der Volksverarschung werden. Seht wir tun was!
Bei Niemanden wie Ihnen verfängt das natürlich.
Tut es eigentlich weh?

Brigitte Miller | Do., 7. Dezember 2023 - 11:41

Antwort auf von Gerhard Lenz

mobilisieren LinksGrüne ihre Unterstützer am geschicktesten/effektivsten. Ihre Diagnose von den "radikalen Parteien" ist also goldrichtig.

Wolfgang Tröbner | Do., 7. Dezember 2023 - 11:56

Antwort auf von Gerhard Lenz

Da sagt doch ausgerechnet jemand, der uns während der Corona-Pandemie tagtäglich "Experten" und deren Meinung unterjubeln wollte "Traut nur nicht den Experten!" Fügt dann allerdings eiligst hinzu: "Schon gar nicht, wenn sie in der falschen Partei sind." Ich dachte zunächst, sieh an, der Mann hat dazu gelernt. Nein. Hat er nicht. Im Gegenteil. Dem ist noch nicht einmal der Unterschied zwischen einem "Experten" (jemand, der auf einem bestimmten Wissensgebiet wirkliche Ahnung hat, weil er die Fakten kennt) und "Haltung" (jemand, der schwätzt ohne Fakten zu kennen) klar. Das ist nur wieder der alte Lenz, der sein Fähnchen nach dem Wind ausrichtet, weil er von nichts Ahnung hat, aber offensichtlich von der ihn betreuenden Behörde nach Anzahl von Zeilen bezahlt wird.

Hans Jürgen Wienroth | Do., 7. Dezember 2023 - 09:33

Wo wären wir, wenn wir statt der Gender-Lehrstühle solche in Naturwissenschaften hätten (mit den entsprechend vorgebildeten Studenten natürlich)? Könnten „die da oben“ dann „denen da unten“ auch erklären, warum man zu welcher Lösung im wissenschaftlichen Streit gekommen ist und wo die Alternativen Nachteile hätten? Ist es nicht die „alternativlose Politik“, in der nicht mehr um beste Lösungen gerungen wird und Ideologie die Richtung vorgibt, die den Zulauf zur AfD (mit einem anderen Politikziel) befördert? Wäre eine CDU, die eine andere Politik anstrebt, für viele Medien und die Regierenden nicht genauso „unwählbar“?
Wir investieren z. B. viel Geld in Energiegewinnung aus Wind und Sonne. Dabei ist der Blick für Effizienz und Wirtschaftlichkeit vollkommen verloren gegangen. Was viel tragischer ist: Bei aller Ideologie ist uns der Blick auf die Naturwissenschaften verloren gegangen. Sind diese Energien wirklich „klimaneutral“ oder gar schädlich? Wo bleibt der Streit darüber?

auf unsere Kinder verloren gegangen. Mein Enkel 13 Jahre tut mir Leid. Diese und die nächste gehören, wenn kein Umdenken, erfolgt, einer verlorenen Generation an. Ich könnte heulen. Unverständlich für mich auch, dass es Typen gibt, die dass vor lauter Hass verdrängen

Jens Böhme | Do., 7. Dezember 2023 - 10:06

Allein das "oben und unten" zeigt, dass selbst Journalisten und Demokratieverteidiger das System Demokratie nicht verstehen. Ich wähle nicht Bürger, weil die intelligenter als ich sind, sondern weil ich meinen Job nicht wechseln will. Abgeordnete und Regierungsmitglieder haben keine selbstformulierten, politischen Freifahrtscheine, wie in Autokratie und Diktatur. Ich bin weder unten, noch sind die Gewählten oben. Zudem sind Bürgerräte in Demokratien Anarchronismen, denn wozu werden denn Parlament und Regierung gewählt? Damit Bürgerräte der per Wahl legitimierten Regierung und Parlament Tipps geben? Ich wähle keine scheindemokratischen Bürgerräte, die im Grundgesetz nicht vorgesehen sind.

Karl-Heinz Weiß | Do., 7. Dezember 2023 - 10:10

Die Grundlage wurde in 16 Jahren alternativloser Politik geschaffen ("Sie kennen mich"), von einer DDR-sozialisierten Kanzlerin. Interessanterweise verweigern vorwiegend ähnlich sozialisierte Bürgerinnen und Bürger die "Segnungen" der Expertokratie. Alternative Meinungen nicht ausgrenzen, sondern damit offensiv umgehen : das muss Deutschland erst wieder lernen.

Brigitte Miller | Do., 7. Dezember 2023 - 11:02

mit der Einschränkung, dass die AfD keineswegs "unappetitlicher " ist als die anderen Parteien und längst nicht alle, die unter den bizarren Aktionen derer "da oben" leiden, Plattenbaubewohner sind.

Stefan Jarzombek | Do., 7. Dezember 2023 - 11:46

Deshalb haben die pfiffigen Machtverwalter aus den Hörsälen nun das perfekte Plenum erfunden, in dem sie nach Lust und Laune mitregieren können.

Den Bürgerrat.

Welch ein Wort!

Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

»Judenrat« ist die heute geläufige Bezeichnung für die Zwangskörperschaften, die das nationalsozialistische Deutschland und die meisten seiner Verbündeten im Zweiten Weltkrieg den jüdischen Gemeinden aufnötigten.

Wieso fällt mir gerade DAS beim Lesen dieses Artikels ein? 🤔

Henri Lassalle | Do., 7. Dezember 2023 - 14:16

im Idealfall eine Art Berater (Consultants) für das Politpersonal und insbesondere für die Exekutive sein. Aber ich halte das für eine relative Illusion. Vielleicht mag das in der Schweiz funktionieren, aber wohl nicht in Ländern wie D oder F, weil dann viele parteiische, besserwisserische Köche den Brei verderben könnten. Ich habe Ähnliches in Frankeich gesehen: Während des Gelbwestenaufstandes kam Macron auf die Idee, Bürger zu befragen, Vorschläge machen zu lassen, er selbst begab sich auf zahlreiche solche Verantstaltungen. Mein Eindruck damals: Beschäftigungs(Beruhigungs)therapie für aufmüpfige oder zu kritische Bürger.

Johannes | Fr., 8. Dezember 2023 - 06:49

Aus den großen Töpfen wie Tvl, Tvöd, Rentenversicherung, Krankenkassen, Stiftungen etc. Sie leben von der Allgemeinheit und drangsalieren diese mit deren Belehrungen und formulierten Verordnungen.

Das ist wie im Mittelalter. Welche demokratische Neuzeit?