- Das Ende eines Booms
Nach vier Jahrzehnten Wirtschaftswunder gerät Chinas Aufstieg ins Stocken. Die Menschen leiden unter Arbeitslosigkeit und sinkenden Löhnen. Die Folgen für die Weltpolitik dürften gravierend werden.
Da ist der Parfumfabrikant aus der Küstenprovinz, einst eine Wachstumsregion Chinas, der nur noch ein Drittel der Aufträge wie in der Vergangenheit erhält. Da ist der junge Pekinger Werbemanager, der früher bei jedem Jobwechsel ein besseres Gehalt bekam und heute keine Arbeit mehr findet, weil die Unternehmen ihre Budgets zusammengestrichen haben. Da ist die ehemalige Arbeiterin einer Automobilfabrik bei Schanghai, deren Gehalt um 40 Prozent gekürzt wurde, und die sich jetzt mit einem Nudelladen durchschlägt.
Geschichten wie diese hört man derzeit viele in China. Nach vier Jahrzehnten Wirtschaftsaufschwung, der das Reich der Mitte von einem armen Agrarstaat zu einer der mächtigsten Industrienationen der Welt katapultiert und dabei 800 Millionen Menschen von Armut befreit hat, steckt Chinas Wirtschaft in der Krise. Eine Krise, die so unerwartet und wuchtig kam, dass sich im einstigen Wirtschaftswunderland plötzlich Pessimismus und Zukunftsangst breitmachen. Die Folgen der ökonomischen Misere spürt nicht nur die herrschende Kommunistische Partei, die um ihre Legitimation fürchten muss. Das Ende des chinesischen Booms dürfte auch zu globalen Verwerfungen führen.
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Dieselben Medien, die uns Jahrzehntelang von der globalen Hegemonie Chinas warnten, sehen jetzt Jahrzehnte des Niedergangs voraus. Reflektiert wurden immer die Küstenprovinzen. Dass im Norden die ganze Zeit 600 Millionen Menschen in bitterer Armut lebten, wurde stets ignoriert. Interessant ist, dass China seit den Wirtschaftsreformen im 20. Jahrhundert sein pro Kopf Einkommen verzwanzigfacht hat, Vietnam hat es hingegen nur um den Faktor 11 gesteigert. Dieser Wert ist insofern interessant, weil westliche Firmen aus demokratischen Staaten ein enormes Faible für kommunistische Diktaturen haben, die Wirtschaftsfreiheit gewähren. Ab dem Faktor 20 scheinen die KPs ihre Macht bedroht zu sehen. Zu ungleichmäßig ist die Einkommensverteilung im ungezügelten Kapitalismus. Das lässt sich mit den kommunistischen Idealen nicht vereinbaren. Große Teile der Macht gehen schließlich an die erfolgreichen Unternehmen. Xi Jinping keine Macht über die Produktionsmittel mehr, aber über die Menschen.
@Herr Kuhlmann, Ihr Hinweis auf die "vergessene Landbevölkerung " Chinas ist wichtig. Wenn diese Bevölkerungsgruppe nicht nur keine wirtschaftliche Verbesserung erwarten kann, sondern durch das Platzen der Immobilienblase ihre Ersparnisse verliert, wird es für die KPC schwierig. In solchen Fällen hilft ein äußerer Feind - der Taiwan-Konflikt steht erst am Anfang.
Irgendwie erinnert es mich an die derzeitige Situation in Deutschland. Die Grün, Roten Parteien, mischen sich in die Wirtschaft ein. Was heraus kommt sehen wir. China streicht im Sozialbereich.Wir öffnen für die ungebildete Welt die Sozialkassen. Was ist besser!! Warum fragen wir nicht in China nach jungen hungrigen Fachkräften und schicken unsere "hochgebildeten Fachkräfte" nach Hause.!!!! Die Partei will das so!!!
schon seit langem am Ende seiner Investitionseuphorie angelangt - die Bäume wachsen eben nicht in den Himmel, das vergisst die Wirtschaft immer wieder. Das Problem ist die Allmacht der Partei, sie lenkt und manipuliert alles, aber das ganze System besteht aus Akteuren, deren Furcht vor der Parteihierarchie Probleme eher verschweigen oder zudecken. Aber immerhin sitzen die Chinesen auf Unmengen von Devisen und Rohstoffen, das dürfte wahrscheinlich das Schlimmste verhindern. Für einen Grossteil der abhängig Beschäftigten jedoch wird das dauerhaft zu Einschnitten führen - die fetten Jahre sind vorbei, die bis dahin verwöhnte neue Mittelschicht könnte abnehmen.