- Wagners Aufstand endet mit unklarer Einigung
Der Aufstand der Wagner-Truppe um Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin ist beendet. Doch die Hintergründe bleiben unklar. Fraglich ist, ob auch der seit Monaten schwelende Konflikt um die Ukraine-Strategie beigelegt ist. Könnte der Putsch auch eine Inszenierung gewesen sein, die alle Beteiligte am Ende gut aussehen lässt?
Eine der wichtigsten Schlachten im Ukraine-Krieg hat sich soeben innerhalb der russischen Regierung abgespielt. Die Berichte der zurückliegenden Monate zeichnen ein Bild der Spannungen zwischen dem Kreml, dem Militär, privaten Söldnern und Oligarchen, auch wenn die meisten ihrer Differenzen nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Das änderte sich am 23. Juni, als die Wagner-Gruppe ihren Aufstand in Südrussland begann und damit deutlich machte, dass sie mit Präsident Wladimir Putin nicht einverstanden und bereit ist, sich dem Verteidigungsministerium zu widersetzen. Dies warf die Frage auf, ob der Aufstand die Regierung stürzen könnte. Das tat er nicht.
Zunächst übernahm Wagner die Kontrolle über Rostow am Don. Gepanzerte Fahrzeuge und Abteilungen von Wagner riegelten das Hauptquartier des südlichen Militärbezirks, die Zentrale des Innenministeriums, das Gebäude des örtlichen Föderalen Sicherheitsdienstes, eine der Polizeidienststellen und weitere Gebäude ab. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin machte die Freigabe der Stadt davon abhängig, dass Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow ihn am Sitz des südlichen Militärbezirks treffen. Ein Kontingent der Wagner-Truppen rückte ebenfalls von Rostow am Don aus nach Norden vor, vorbei an Woronesch und in Richtung Moskau. Westliche Medien berichteten im Gegensatz zu russischen Medien, dass Wagner die Kontrolle über alle militärischen Einrichtungen in Woronesch übernommen habe.
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hat Putin bewiesen...Hat er das? Indem Prigoschin einen Rückzieher macht?
Wer sonst sollte am Ende denn die Kontrolle haben? Prigoschins bezahlte Killertruppe mag "erfolgreich" Massaker in der Ukraine anrichten. Zur Machtübernahme im russischen Zarenreich fehlt ihr aber die Unterstützung der Bevölkerung. Zumal Putins TV-Propagandamaschine wunderbar geölt den Menschen im Reich unablässig und erfolgreich die Hirne vernebelt.
Sicher, Prigoschin durfte hoffen: Die russische Armee ist offensichtlich in einem desolaten Zustand. Die Moral der geknechteten Soldaten scheint auf einem Tiefpunkt zu sein. Putin kann nur mit Atomwaffen und sonstigen, hochmodernen Waffensystemen protzen - die er, wie ein stolzer Schulbub, beinahe im Wochentakt der Menschheit präsentiert. Trotzdem: Das Wagner-Killercommand ist für eine Machtübernahme wohl einfach zu klein. Und eine Inszenierung? Um von militärischen Schwächen abzulenken? Möglich, aber unwahrscheinlich.
Natürlich übersehen unsere Kriegstreiber der Ampel geflissentlicht damit den Hinweis aus den Kreml, wonach ein schneller Frieden im Gesamtkonflikt mit der Ukraine mit ernsthaften Verhandlungen möglich sein wird.
Mir hat der gestrige Tag mit all seinen überraschenden Wendungen nur eines klar gezeigt: Wir wissen fast nichts über die Hintergründe!
Daß sich ein Machtkampf in Rußland abspielt, kann wohl niemand bestreiten, aber wie die Karten in diesem Spiel verteilt sind bzw. w e r da alles mitspielt - das ist nicht erkennbar - jedenfalls für die allermeisten von uns. Selbst diejenigen, die sich intensiv mit Rußland beschäftigt haben, dürften hier keine eindeutigen Analysen liefern können.
Alles ist möglich, auch falsches Spiel.
Daher bleibt nur eines: Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten.
Ich hoffe und bete, daß sie uns der Beendigung des Gemetzels in der Ukraine näherbringt.