Gebetsraum im Gemeindezentrum der IKG Bamberg
Gebetsraum im Gemeindezentrum der IKG Bamberg / dpa

Gedenkstreit - „Auf Bevormundung wird in unserer Gemeinde sehr sensibel reagiert“

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bamberg, Martin Arieh Rudolph, wird von einem antirassistischen Bündnis angefeindet, weil er in einer Rede zur Pogromnacht auch die deutsche Corona-Politik kritisiert hat. Im Cicero-Interview spricht er über Impfskepsis, jüdische Gedenkarbeit und böswillige Unterstellungen.

Autoreninfo

Ingo Way ist Chef vom Dienst bei Cicero Online.

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Am 6. Februar erhielt Martin Arieh Rudolph, der 1. Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Bamberg, einen Brief von drei Sprechern des „Bamberger Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus“, die Rudolph schwere Vorwürfe wegen einer Rede machten, die er am 9. November vergangenen Jahres bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 gehalten hatte. „Aus unserer Sicht haben Sie das Thema verfehlt und die Gedenkrede missbraucht und sie dafür genützt ihre persönliche politische Abrechnung mit der Bundesregierung zu machen“, heißt es in dem Schreiben. Rudolph habe „in der Auseinandersetzung mit der Coronapolitik der Regierung Positionen vertreten, die wir nur von den Gruppierungen in der Corona-Leugner*innenszene kennen, deren antidemokratische, rassistische und antisemitische Positionen Ihnen bekannt sein müssten“. Dafür sei der 9. November „jedoch nicht der vorgesehene Rahmen“. Die Autoren des Briefes „erwarten eine kritische Reflexion.“

Was war vorgefallen? In seiner Gedenkrede zur Pogromnacht hatte Rudolph nicht nur auf das Fortwirken des Antisemitismus im heutigen Deutschland und diverse antisemitische Vorfälle der jüngeren Zeit hingewiesen, sondern unter anderem auch die Corona-Politik der Bundesregierung, die Lockdowns und die Diskriminierung von Ungeimpften kritisiert.

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Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 2. März 2023 - 10:59

der Tag des gemeinsamen Gedenkens in Trauer und für manche in Schuld.
Für mich auch in Schuld, weil "wir" es nicht verhindert haben.
Wenn Sie, Herr Rudolph in diesem Zusammenhang auch über Corona reden möchten, worauf ich jetzt nicht zuerst käme, dann haben Sie es sicher im Vorstand besprochen, sonst wäre es eher persönlich, aber deshalb noch lange nicht gedacht als Abrechnung. So ein Vorwurf wirkt auf mich unverschämt.
Hatte Herr Martenstein annähernd so ein Problem des nicht beabsichtigten "Gemeinmachens" mit Positionen, die nun mal auch "mitlaufen"?
Würden Sie für sich in Anspruch nehmen wollen, unfehlbar zu sein?
Das kann ich mir nicht vorstellen!.
Ob der Vorwurf nun von "Juden" kommt oder nicht, es ist gut, dass Sie ihn öffentlich machen und auch öffentlich nachdenken.
Könnte man nicht sagen, dass die Grundlage dieses Konfliktes die allgemeine Sorge vor Antisemitismus ist?
Dann können Sie ihn vielleicht auf dieser Grundlage annehmen?
Die Vorwürfe des Bündnisses gehen evtl. dahin?

Urban Will | Do., 2. März 2023 - 11:17

dass in diesem Land seit längerem so einiges ganz schief läuft.
Der links – grüne Gesinnungschauvinismus treibt seine Blüten immer bunter. Der Tugendterror oder in harmloserer Form, die Gesinnungspflicht, treibt hirnvernebelte, in Teilen als dumm zu bezeichnende Zeitgenossen jetzt schon dazu, jüdischen Mitbürgern Antisemitismus vorzuwerfen, wenn sie gg den Corona.-Irrsinn ihr Grundrecht d freien Meinungsäußerung anwenden. Und niemand der sonst so pflicht-empörten reagiert.
Herr Rudolph spricht hier sehr gute Sätze. Nichts an seiner Kritik ist in irgeneiner Form hetzerisch. Er widersprach nur dem Mainstream.
Man kann sich ob der dummen Reaktion seitens dieses Bamberger Bündnisses, offensichtlich eine Truppe von ganz pflichtgetreuen Untertanen, nur fremdschämen.
Ich bin froh, dass Herr Rudolph sich wehrt. Es wird Zeit, der völligen Verblödung dieses Landes entschieden entgegen zu treten.

Ihren Worten habe ich nichts hinzuzufügen.

Welch absurde Blüten Ideologien und Dummheit in Deutschland treiben, das geht auf keine Kuhhaut mehr.

Jeder, der schon sehr lange unte diesen Zuständen schwer leidet (wie Sie und ich zum Beispiel), kann den Dauerschmerz kaum noch ertragen. Er muß sich unbedingt ablenken und schönen Dingen zuwenden, um nicht dem Wahnsinn oder der Schwermut zu verfallen.

Da können ein paar Leute ihren niedrigen Instinkt, anderen die Freiheit zu neiden, hinter politischen Programmen verstecken, hinter großen Begriffen wie antidemokratisch oder angeblich objektiven Wahrheiten, wie zum Beispiel wissenschaftlich begründeten Theorien usw. Hier wurde ein klarer Zweck verfolgt: legimitierte ausgeübte Diskreminierung.
Herr Rudolph hat Recht, denn wie war das damals mit der angeblich wissenschaftlich begründeten Rassentheorie? Damit wurde eine Verfolgung staatlich legimitiert.

Ronald Lehmann | Do., 2. März 2023 - 11:25

Ohne Heimat - ohne Vaterland - 2000 Jahre lang

Benutzt & ausgenutzt, gehasst von vielen Religionen

Weil sie eine menschliche Eigenschaft, die tief verwurzelt in ihrer Religion &in sich selbst verfestigt ist,

STREITEN / DIKUTIEREN

sich mit anderen Meinungen auseinander setzten, was der preusische Drill absolut nicht kann & auch nicht will.

Er will nicht überzeugen, argumentieren - er will anordnen, befehlen, ohne wenn & aber.
Damals wie heute, im kleinen (Familie) wie im großen (Politik).

Und wenn Juden etwas machen, dann aus innerer Überzeugung, aus dem Herzen heraus & nicht wie wir Deutschen, weil von oben (der Regierung) der Befehl kam.

Deshalb haben so viele Juden die Impfung ohne Problem gesehen & aus Überzeugung mitgemacht, während man in D. nur die Vorteile sah. Mehr nicht!

Das fmp.Herr Rudolph, der das „Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus“ gegründet hat", selbst ein Extremist & Rassist ist (LINKS-Extremist), denn sonst hiese es ja "gegen Extremismus"!

Simon Max Jost | Do., 2. März 2023 - 11:48

In einem Land, in dem Männer sich zu Frauen erklären und echte Frauen zu Menstruierenden herabwürdigen dürfen, ist es allzu verständlich, wenn internationalsozialistische Antisemiten einem Juden erklären, dass er antisemitisch sei.

Albert Schultheis | Do., 2. März 2023 - 12:08

So sind sie, die RotGrünen Khmer! Alles, was ihnen nicht passt, wird mit den simplizistischen Grünen Kampfetiketten zugekleistert: "Rechts", "antisemitisch" bis "Nazi". Dazu der Begriff "Corona-Leugner*innenszene"! Und das zu einem Zeitpunkt, da sich alle Verschwörungstheorien gegen das Corona-Regime zu bewahrheiten beginnen! Die haben sich doch jedes Empfinden für Peinlichkeit wegkonditioniert und Schrecken nicht einmal davor zurück, den Nachfahren der Schoa-Juden Antisemitismus zu unterstellen! Man muss ernsthaft fragen, was verstehen diese impertinenten Zeloten eigentlich unter "Antisemitismus"? Es muss bezweifelt werden, dass es denen um die "Semiten", die Juden geht. Vielmehr haben sie sich den Begriff gekapert, wie so viele andere Begriffe wie "Wissenschaft", "Ethik", "Selbstbestimmung", etc., um ihre eigene simplizistische, primitiv-ideologische Agenda durchzuboxen. Dass sie dabei Antisemitismus reinsten Wassers betreiben (siehe Dokumenta), wird keineswegs als störend empfunden!

absolut zutreffend lieber Herr Schultheis. Ich neige manchmal auch dazu, kräftigere, drastischere Worte zu formulieren, denke dann aber, das kannst du so nicht schreiben, das geht niemals durch die Redaktionskontrolle. und entschärfe meinen Kommentar dann immer. Und dann lese ich Ihren erstklassigen Kommentar und denke. Nein, du bist bei Leibe nicht allein. Viele andere denken und schreiben ähnliches und lassen auf diese Weise ihrem Ärger freien Lauf. Sie haben stellvertretend für mich mal klar und deutlich, wie man heute so gerne schreibt und sagt, klare Kante gezeigt. Bravo, Chapeau.

Christoph Schnörr | Do., 2. März 2023 - 13:04

Es ist traurig und beschämend, dass Herr Rudolph sich mit solchen selbsternannten Blockwarten und ihren dümmlichen Parolen, wohl auch ermuntert durch die Ampelbeauftragte für Denunziation, Frau Paus, abgeben muss. Aber die Dreistigkeit und Absurdität der Vorwürfe machen es verständlich. Was Demokratieschädigung und Antisemitismus betrifft, ist das selbstverwirklichte Täter-Opfer Umkehr.

Ernst-Günther Konrad | Do., 2. März 2023 - 13:10

Selbst vor solchen jüd. Kritikern wird nicht Halt gemacht und ihm tatsächlich Antisemitismus unterstellt, weil er zu einem Thema eine Meinung hat, sie äußert, sie kritisch ist. Bei allen Themen inzwischen festzustellen. Egal, wer, was und wann kritisiert. Die Schlagwörter liegen offen im Werkzeugkasten derer, die kritisiert werden. Ich habe ja schon viel gehört, gesehen oder gelesen, aber das ein Jude als antisemitisch bezeichnet wird ist schon der Gipfel der Diffamierung. Nein, man muss nicht jedem Juden in allem recht geben. Ja, man kann jüdische Menschen auch kritisieren, für das was sie tun und wofür sie einstehen. Ja, man kann, darf und soll auch israelische Politik ggfls. kritisieren und hinterfragen. Juden haben per se keinen Freibrief. Das muss und hat aber sachlich zu erfolgen. In Streit und Diskussion wie Herr Lehmann richtig bemerkt. Man scheut sich also nicht, einen in D lebenden Juden, der seine Meinung sagt, die kann falsch oder richtig sein, so zu diffamieren? Widerlich.

Da wird "innerjüdisch" nicht zimperlich damit umgegangen, wenn´s pressiert, wie man in Bayern sagt. So bezeichnen in München öffentlich zum inneren Zirkel der Israelitischen Kultusgemeinde Gehörende eine mir befreundete Israelin, Ende der 40er in Jerusalem geboren und die Großeltern im Holocaust ermordet, als Antisemitin, weil sie sich seit Jahrzehnten in Deutschland für eine Verständigung und Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt.
Und weil sie mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann auch vor ca. 30 Jahren eine Initiative für die hier tabuisierten "Stolpersteine" gegründet hatte, wurde ihr unterstellt, sie hätte letztlich wohl Freude daran, wenn in München wieder auf toten Juden herumgetrampelt würde.
Als vor 5 Jahren beide mit dem Ehrenpreis der Humanistischen Union ausgezeichnet werden sollten, wurde der Besitzer des ältesten und schönsten Kinos aufgefordert, den Mietvertrag wieder zu kündigen, was er nicht tat. Der Wahnsinn und die Gemeinheit kennt KEINE Grenzen!