- Cicero Podcast Gesellschaft: „Die Realität wird tabuisiert“
Gefühle sind wichtig. Auch in der Politik. Doch wenn man sie nicht mehr mit dem Verstand gegencheckt, können ganze Gesellschaften in eine bedrohliche Schieflage geraten. Im Cicero Podcast Gesellschaft spricht der Psychiater Raphael M. Bonelli über Nutzen und Risiken des politischen Bauchgefühls.
Gefühle sind gut. Der Buchmarkt etwa ist reich an Büchern mit emotionalen Themen: „Mit Gefühl denken“ heißt da etwa ein Ratgeber über sogenannte Emotionale Intelligenz; „Gefühl und Mitgefühl“ ein Leitfaden zum Thema Empathie und Achtsamkeit. Doch nicht nur in der Psycho- und Esoterikecke herrscht ein Überangebot an Gefühlsduselei. Auch im Feld von Politik und Gesellschaft scheinen Gefühle immer wichtiger zu werden. Moralische Empfindungen bestimmen zuweilen politische Entscheidungen – manchmal sogar die über Krieg und Frieden. Gefühle dominieren die Debatten über Gerechtigkeit. Und sie bestimmen angeblich sogar, ob wir Mann oder Frau sind.
Zeit also, sich das Weltgeschehen einmal von der emotionalen Seite aus anzuschauen. Der heutige Gesprächsgast im Cicero Podcast Gesellschaft ist ein absoluter Experte, wenn es um Instinkt und Empfindung geht – und natürlich bei Missempfindung. Der Wiener Psychiater, Psychotherapeut und Bestseller-Autor Raphael M. Bonelli hat nicht nur eine gut gehende Praxis für systemische Psychotherapie. Er ist einem breiten Publikum zudem durch seine Bücher zum Thema Narzissmus, Perfektionismus und aktuell eben auch zum großen Thema der Bauchgefühle bekannt. Außerdem setzt er sich auf seinem weit über die Grenzen Österreichs bekannten YouTube-Kanal immer wieder mit politischen und gesellschaftlichen Phänomenen auseinander. Bonelli ist Leiter der neuropsychischen Forschungsgruppe an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien und Mitbegründer des Instituts für Religiösität in Psychiatrie und Psychotherapie.
„Wir sind mehr als unsere Gefühle", lautet die grundlegende Botschaft des erfahrenen Psychiaters im Gespräch mit Ralf Hanselle, dem stellvertretenden Chefredakteur von Cicero. Ein trefflicher Ratschlag für eine Gesellschaft, die sich einerseits allzu gerne von aversiven Gefühlen davontragen lässt, andererseits mehr und mehr dem Glauben anheimfällt, man müsse seine wechselnden Gefühlslagen und identitären Stimmungen nicht gelegentlich auch mal mit Hilfe des eigenen Verstandes gegenchecken.
Das Gespräch wurde am 02. Februar 2023 aufgezeichnet.
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Rettung in der Not. Wie oft schon habe ich mir gewünscht, die agierenden Protagonisten würden sich endlich professionelle Hilfe suchen. Die "Hilfe des eigenen Verstandes zum Gegencheck" einzusetzen, scheint mir bitter nötig. Wobei über "eigenen" müsste ich noch mal genau nachdenken, bei Manchen reicht das wahrscheinlich nicht, und bei aktueller Personalbesetzung hilft auch nicht die sprichwörtliche Schwarm-Intelligenz, die könnte es gar noch verschlimmern;-)
In diesem Sinne, den Podcast höre ich mir gerne später in der Nacht noch in Ruhe an, denn nach den Disputen heute muss der Blutdruck erstmal wieder runter.
Morgen bin ich eine Katze und danach vielleicht ein Eichhörnchen.
Wenn jeder irgendetwas glaubt zu sein, was er objektiv mit den Augen der anderen betrachtet nicht sein kann, dann sind wir dort, wo jeder den anderen in dessen Welt heute mit Napoleon und morgen mit ave Cäsar anspricht, nämlich in der Irrenanstalt.
Ich sollte besser sagen in der offenen oder geschlossenen Betreuung von Menschen, denen auf diese Weise vielleicht geholfen werden kann wieder Anschluß an die Realität zu finden.
Noch mal zum Begriff von dem sehr negativ besetzten Begriff der Irrenanstalt, es hat halt auch mit dem sich irren oder sich verirrt zu haben zu tun.
Das Gespräch kulminiert im Problem der Toleranz. Ich kann es nur empfehlen, insbesondere jenen Menschen, die in der Politik oder in den Medien arbeiten.
Meine Frau und ich teilen uns die Info-Quellen. Ich lese mehr und sie hört Kontrafunk und viele Podcasts, auch von Herr Bonelli an, die ich nebenbei mithöre. Er wurde bislang immer in die verdächtige Ecke versucht zu rücken und es freut mich besonders lieber Cicero, das hier jemand wie er Gehör findet. Würde Seuchen Karl und seine Unterstützer mal diesen und viele andere "ausgeblendet und isolierte" Fachleute hören und sich nicht nur auf seine Pseudo-Studien beziehen, der nur er kennt und andere nicht, dann hätte er die Chance zu begreifen, was sein Vorgänger Jens Spahn, er und seine Corona Jünger mit ihrer Politik gesellschaftlich angerichtet haben. Der Mann ist vom Fach, vermag einfach und strukturiert zu denken und zu sprechen. Auch wenn schon versucht wurde, eine Brandmauer gegen ihn aufzubauen, erreicht er inzwischen Millionen Menschen, die ihm im Kontrafunk, in Interviews, so wie diesem und eigenem Podcast zuhören. Ja, wir sind Fans von ihm, dass gebe ich gerne zu.