Rauchwolken über der westukrainischen Großstadt Lwiw an diesem Freitagmorgen, nachdem am Flughafen mehrere russische Raketen eingeschlagen sind / picture alliance

Russlands Invasion in die Ukraine - Warum Putin nicht wankt

Wladimir Putin kann es sich nicht leisten, den Ukrainekrieg zu verlieren. Deswegen lautet sein Befehl an die russischen Truppen jetzt offenkundig, den kollektiven Willen der Ukrainer zu brechen. Denn er weiß, dass in totalen Trümmerwüsten und unter Belagerung irgendwann jeder Widerstand bricht. Der Westen muss darauf reagieren mit härtestmöglichen Sanktionen und maximaler Abschreckung an der Frontlinie.

Autoreninfo

Julian Reichelt, Jahrgang 1980, war Kriegsreporter für die Bild-Zeitung und von 2017 bis Oktober 2021 deren Chefredakteur.

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Mit jedem Tag, den die Ukrainer ihre Heimat verteidigen, verklärt sich der realistische Blick auf das Schlachtfeld. Jedes Bild von zerstörten russischen Panzern wächst in den Herzen aller freiheitsliebenden Menschen zum Mythos, zur Sehnsucht nach Happy End und Befreiung. Aus Sehnsucht wird schnell Wahrnehmung, Einschätzung, Analyse. Putin wanke, die Ukraine auf dem Weg zum unwahrscheinlichsten aller Siege.

Aber wer ernsthaft glaubt, Putin könnte diesen Krieg verlieren, muss apokalyptische Fragen beantworten: Wenn Putin eine Niederlage in der Ukraine als existenzielle Bedrohung seiner Macht sieht, wovon man ausgehen muss, würde er dann auf den Einsatz all seiner Vernichtungskraft verzichten? Würde er freiwillig, sozusagen aus einem letzten Rest von Rücksicht, in eine Niederlage und seinen eigenen Untergang gehen? Würde Putin vor dem letzten Zivilisationsbruch zurückschrecken, wenn sein Krieg der verbrannten Erde scheitert?

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Arne Zinner | Fr., 18. März 2022 - 13:40

von Herrn Reichelt, wäre es anstelle von "härtestmöglichen Sanktionen und maximaler Abschreckung" , die einen Trümmerhaufen hinterlassen werden, nicht sinnvoller, den ukrainischen Machthaber zu einer Österreich-Lösung zu bewegen?

W.D. Hohe | Fr., 18. März 2022 - 13:47

Hinterher werden sie sich rühmen, a)den dritten Weltkrieg verhindert zu haben.
b) Flüchtlinge aufgenommen
c) ... verteilt zu haben
...auf Nicht-Eliten natürlich

hermann klein | Fr., 18. März 2022 - 14:16

Unsere jahrelange grünsozialistische Energiepolitik war bereits vor dem Ukraine Überfall auf den besten Weg alles was wir an Wohlstand kennen vollständig und rückdichtlos zu zerstören.
Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und Kohle war die Abhängigkeit von Putin nicht mehr zu leugnen. Wir haben mit dem Aussteigen - auf Verlangen unserer Politiker, Klimaschutz-Industrie –Mafia. Klimaforscher Ethikräten, Gutmenschen und Qualitätsjournalisten - Putins Wehrmacht finanziert.
Nun bejammert man was sie da mit angerichtet haben ohne ihre jahrelange perverse Öko-Horrorshow allerdings einzuräumen. Schlimmer noch: Sie bekleiden heute die höchsten Ämter im Staat

Ernst-Günther Konrad | Fr., 18. März 2022 - 15:09

Fangen Sie doch gleich an Herr Reichelt. Melden Sie doch Ihren eigenen Gasvertrag ab, dann verweigern Sie doch das Putin Gas. Überzeugen Sie Ihre Freunde und Bekannte, Ihnen gleich zu tun. Was bitte sind den für Sie härtesmögliche Konsequenzen? Werden Sie bitte mal deutlich. Und ja, natürlich haben Sie damit recht, das Putin diesen widerlichen Krieg gewinnen will, sonst hätte er den nicht angefangen. Er hält doch dem Westen nur den Spiegel vor. Und was heißt zum Ende Ihres Artikels, Deutschland muss führen, weil wir "nie wieder" geschworen hätten? Nie wieder Krieg von deutschem Boden aus hieß es damals. So habe ich es in Erinnerung. Eigentlich auch keine Teilnahme an Kriegshandlungen außerhalb des NATO-Mandats zur Verteidigung. Und was hat D getan. Jugoslawien/Kosovo, Afghanistan, wo war da das "Nie wieder"? Und noch was, mit welchem Personal und mit welchem Militär soll D führen? Sie klopfen hier reichlich auf den Busch. Aber aufpassen, es gibt Gebüsch, das hat Stacheln und tut weh.

Juliana Keppelen | Fr., 18. März 2022 - 16:57

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Dieses schäumende Großmaulgetue unserer schreibenden Zunft ist unverantwortlich. Zunächst ist unsere Regierung dazu da die Interessen unseres Landes zu vertreten wir haben genau genommen überhaupt keine Verpflichtung gegenüber der Ukraine und schon gar keine was militärisches Eingreifen anbelangt. Menschen die in Not sind kann man helfen und das wird auch gemacht. Zudem können alle die glauben sich militärische engagieren zu müssen sich bei Herrn Selenskiy melden es wird dankbar jeder aufgenommen auch Herr Reichelt. Unsere Kinder leichtfertig in diesen Krieg hinein zu ziehen und zu "verheizen" lehne ich strickt ab.

Urban Will | Fr., 18. März 2022 - 15:13

der vor kurzem noch auch uns dazu aufforderte, gegen Putin zu marschieren. Am Ende dreht er sich dann noch im Kreis und fordert das, was er weiter oben noch als Grund dafür aufgeführt hat, dass Putin niemals aufgeben und die Ukraine in Schutt und Asche legen werde (noch härtere Sanktionen, Drohung der NATO, einzugreifen). Letzteres glaube ich auch. Vor allem dann, wenn die Sanktionen noch mehr wirken und Putin merkt, dass die Heimatfront vielleicht doch bröckeln könnte. Dann wird er mit noch größerer Brutalität zuschlagen und dies entsprechend als „Notwendigkeit“ verkaufen, sich zu wehren. Am Ende nimmt er d Ukr vielleicht sogar komplett ein, um sich deren Rohstoffe, etc. zu sichern. Dann gehören ihm u.a. sehr große Teile d weltw. Getreidevorkommen. Man scheint dies so zu wollen im Westen.
Oder wird nicht darum herum kommen, ihm diesen „Sieg“ in Teilen zu geben, auch wenn alle Prinzipien gebrochen werden müssen, für die man steht.
Es wäre die „Strafe“ für 30 Jahre falsche Politik.

Norbert Heyer | Fr., 18. März 2022 - 15:23

Auch wenn Putin als Taktiker nicht allzu schwer schon länger feststellen konnte, dass der Westen militärisch ziemlich „blank“ ist, überrascht doch die brutale Härte seines Handelns. Er war sich wohl auch darüber im Klaren, dass er jetzt - wo die Abhängigkeit von russischer Energie am größten ist - handeln muss. Somit finanziert die EU zum großen Teil seinen Vernichtungskrieg. Wir waren voll ausgelastet mit Gendern, Feminismus, Migration, moralischer Überlegenheit und Kampf gegen Rechts und haben dabei schon lange Realität und Augenmaß verloren. Er wird am Ende für klare Verhältnisse gesorgt haben: Die Ukraine neutral mit neuer Grenzziehung, eine kuschende NATO, wegen tatsächlicher „Alternativlosigkeit“. Merkel gerade in Rente und über den Zauberlehrlingen bricht das ganze Gerüst der katastrophalen Fehler und Versäumnisse zusammen. Der europäische Kontinent hat eine lange Friedensperiode hinter und weitere Konflikte wohl vor sich. Europa formiert sich neu und wohl auch kriegerischer.

Clara Schwarze | Fr., 18. März 2022 - 17:51

Man merkt eigentlich v.a. eins. Der Autor ist Bildzeitungs-Journalist, aber kein Statege. Alles ist unheimlich emotional, personfiziert und auch ganz spannend geschrieben.
Nur die strategischen Analyse hat nicht wirklich viel Substanz.
Man sollte zB in Konflikten immer sehr vorsichtig damit sein, irgendwelche Automatismen zu formulieren. Denn das macht einerseits anfällig für Inszenierungen - was in dem Szenario durchaus denkbar wäre - es wäre aber auch sonst überhaupt kein kluger Schritt.
Ich halte nichts von diesen Wünschen, dass die NATO eingreift. Aber wenn, müsste sie es frühzeit und absolut in Eigenregie tun - und in Orten, die nicht umkämpft sind. Nicht wegen irgendwelcher Eskalationen plötzlich in den Konflikt springen.
Und noch was - diese wahnsinnige Personifizierug des Konfliktes ist auch ein bisschen arg Bildzeitung. Etwas komplexer ist das vielleicht doch.

Manfred Westphal | Fr., 18. März 2022 - 19:25

Geschichte ist das, woraus wir in so vielen Fällen leider nicht lernen und vor den Gegebenheiten die Augen verschliessen, siehe auch China, Syrien, Jemen, Israel, Iran usw.
Nie wieder bedeutet somit: immer wieder

Dr.Andreas Oltmann | Sa., 19. März 2022 - 01:00

Die Polemik von Herrn Reichelt spiegelt offensichtlich das eigene schlechte Gewissen wieder. Mehr Aktivität des Westens zu fordern fällt leicht, wenn man die Konsequenzen nicht zu Ende denkt. Ob Putin so leicht Atomwaffen einsetzen würde, ohne von der NATO provoziert zu werden, ist eine nicht belegte Behauptung und darf nicht provoziert werden.
Mir kommt es so vor, als verbreite Reichelt Hass und Hetze auf dem Niveau von Twitter Accounts: persönliche Überheblichkeit, Anmaßung, Ratschläge, die keinem helfen und eine Sicht der Situation, die an Einseitigkeit nicht zu übertreffen ist. Auch Selensky nutzt die mediale Öffentlichkeit für seine Interessen rücksichtslos und nicht immer der Wahrheit entsprechend aus. Und er findet dankbare Abnehmer, wie z.B. Anna-Lena, die sich auf einem Coaching-Seminar wähnt. Wie wohltuend sachlich und zielorientiert war die mutige Reise der Osteuropäer nach Kiew,nicht wegen der Schlagzeilen, sondern wegen der Ziele!

Robert Hans Stein | Sa., 19. März 2022 - 08:28

Einer, der es begriffen hat. Wer jedem Drecksack mit Respekt begegnet, jedem Tunichtgut Würde zuerkennt, jedem Schwerstverbrecher versichert, er werde auf unbedingt überleben, der hat sei eigenes Überleben schon zur Disposition gestellt.
Der links-grüne Ungeist hat den Westen kastriert.