Partnervermittlung mit politischer Agenda: Wer steckt hinter impfrei: love? (Symbolbild) / dpa

Dating-Plattform für Impfskeptiker - "Hauptsache ungepiekst"

Eine neue Dating-Plattform vermittelt Kontakte zwischen Menschen, die sich eine Beziehung nur mit einem ungeimpften Partner vorstellen können. Aber wer sind die Singles, die so ein Angebot nutzen? Und wer ist der „gemeinnützige Verein“, dem sie sensible Daten anvertrauen? Ein Selbsttest.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Kim, 39, Beruf: „viel Freizeit wegen 3 G“, sucht eine Frau. Der schnellste Weg ist der über Dating-Apps wie Tinder oder Bumble. Aber Kim weiß genau, was er will – beziehungsweise, was er nicht will. Eine geimpfte Frau. Kim ist ungeimpft. Er schreibt, er werde deshalb von seiner Familie „schief angesehen“. Weil er keine Lust mehr auf Grundsatzdiskussionen hat, sucht er sein Glück jetzt über eine „Verbindungsplattform“, die in der Schweiz gegründet wurde: „Impffrei:Love“.

Kim wird mir dort als potenzielles Match angezeigt. Ich habe mir ein Fake-Profil als Gastnutzerin zugelegt, weil ich herausfinden will, wie Menschen ticken, die die Partnerwahl nicht mehr von der Konfektionsgröße, der Haarfarbe, dem Beruf oder der Religion abhängig machen, sondern davon, ob ihr Gegenüber keine Antikörper gegen Covid-19 im Blut hat.

Der Impfstatus als Persönlichkeitsmerkmal 

Es klingt ein wenig ernüchternd. Wo die Liebe hinfällt, sollte der Impfstatus eher nebensächlich sein. Ein Thema, über das man streiten kann wie übers Rauchen oder vegane Ernährung. Tatsächlich aber hat der Impfstatus mehr Gewicht. Dating-Apps wie Tinder & Co. haben in den vergangenen Monaten deshalb Funktionen eingearbeitet, um anzuzeigen, ob man gegen Corona geimpft ist. Teilweise kann man den Impfstatus in seiner Profileinstellung angeben. Blond, blauäugig, geimpft – sucht. 

Für die Nutzer von „Impffrei: Love“ ist der Impfstatus aber gar nicht erst verhandelbar. Ein Riss geht durch die Gesellschaft. Er verläuft mitten durch Firmen, Sportvereine und Familien. Hier die Geimpften, dort die Ungeimpften. Auf der neuen Datingplattform wollen sie von Anfang an unter sich bleiben. Geschlossene Gesellschaft.

Esoterik, Emotionale Heilung und Yoga 

Die Menschen, die sich dort angemeldet haben, sind alle zwischen Anfang zwanzig und Ende 50. 8.000 sollen sich angeblich schon angemeldet haben. Es sind Menschen wie der Nutzer PaperPlanePilot, 33, ein verwuschelter Typ aus Herrenalb, der von sich sagt: „Ich bin im Originalzustand, sprich: UNGEIMPFT !!!" und als sein größtes Talent „Quatsch babbeln" nennt. Man kann ihn auch auf Telegram erreichen. Stichprobenartige Tests zeigen: Fast alle haben dort einen eigenen Account. Auch ein Draht zur Esoterik verbindet sie. Viele nennen den Antroposophen Rudolf Steiner, dessen spirituelle Weltanschauung auf hellseherischen Einblicken in eine geistige Welt beruhte, als ihr Vorbild und „Spiritualität, Emotionale Heilung und Yoga“ als ihre Hobbies.

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Bernd Muhlack | So., 26. Dezember 2021 - 18:09

Das ist ja voll abgefahren!
"Aussehen, Beruf etc egal - Hauptsache nicht geimpft!"
Dazu fallen mir die Punkrocker aus Kölle ein: Zeltinger Band.
In einem Song heißt es "die labbrigen Titten, dat falsche Jebiss"
=> Hauptsache ungeimpft, gell?

Es wird täglich bekloppter!

Unser oller Deutschlehrer brachte Montags morgens immer Kontaktanzeigen mit, welche er des Wochenendes aus der Zeitung ausgeschnitten hatte - ein Ritual!
"Vertrockneter Waschlappen sucht feucht-flutschiges Stück Seife; ungebraucht!"
etc.
Er stützte sich vorlesend immer auf seine Aktentasche, nahm dann die Brille ab:
"Leute, das ist doch der pure Schwachsinn!"

Jetzt also die Suche nach Ungeimpften.
Das olle Western-Plakat:
WANTED! Dead or unvaccinated!

Übrigens dachte ich bei dem Namen KIM (39) sofort an ein weibliches Wesen. Gab es nicht einmal eine Zigarettensorte gleichen Namens?

Ich höre mir nachher mal wieder diesen ollen Zeltinger-Song an.
Live waren die Klasse!
"Jetzt kütt dä Tuntensong!"
Mädels waren auch da.

...das glaube ich nicht, lieber Herr Muhlack, weitere Kriterien ergeben sich aber wohl, wenn eins bereits erfüllt ist. Der Schwerpunkt scheint mir eher Gesundheit und Fruchtbarkeit zu sein, wenn die Parallelen zur Natur (Steiner) gezogen werden, wie Frau Hildebrand schreibt. In einem Baumarkt wurde neulich ein Pärchen, (etwa Mitte 20 und ggfs. nordafrikanischer Herkunft) abgewiesen, weil sie kein Impfzertifikat, sondern nur einen Test vorzeigen konnten. Bevor sie enttäuscht zurück mussten, fragte ich sie, warum sie sich denn nicht impfen liessen. Antwort: Wir wollen noch Kinder! Da deckt sich ggfs. ein Teil der Gründe, wie die im Artikel genannten.

Werter Herr Muhlack, wie wunderbar wieder Ihr Kommentar hier.

Leute mit Ihrem Humor bräuchte es viel mehr im ganzen Land.

So ein Lehrer der kann prägen...in die richtigen Bahnen des Denkens.

Bleiben Sie gesund!

Es wird täglich bekloppter! Ja Herr Muhlack, die Politik mit ihren Maßnahmen erinnert mich an die Erzählungen, wo Feldmarschall Paulus entgegen den Anweisungen kapitulierte & alle Eliten auf den Endsieg einschwörten.

Und jeder Historiker kann bescheinigen, dass die Zeit für die Agenda gezählt ist (wenn auch 10/100 Jahre ein Vogelschiss sind), da Macht immer mehr zentralisiert & Herrscher keine Teamarbeit vor allem auf dem Boden von Fakten, Wissen, Zahlen & Formeln wie Analysen leisten

Dafür werden aber die Maßnahmen gegen die bösen Bubis (egal wann/wo) immer aggressiver & verlassen den Weg der Demokratie, Gesetze wie Gerechtigkeit. Das jonglieren & illusionieren mit Paragrafen wird zum Volksport für "Justizia".
Egal ob in den 30-er Jahren des 19.Jhd. oder nach dem 2.WG in der sowj. Besatzungszone, die Säuberungen nehmen unter allmöglicher Androhungen & Lügen der Macht von Tag zu Tag zu. Säbelrasseln nicht nur Außenpolitisch.

Und dann "energiegeladene Aussätzige" ohne Gottvertrauen

Brigitte Miller | So., 26. Dezember 2021 - 18:52

sind ein Symptom für das chaotische, despotische Regierungshandeln im ZUsammenhang mit einer Atemwegsinfektion , und nicht dessen Ursache. "Denn wohin steuert die Demokratie, wenn Menschen ihren Partner danach aussuchen, dass ein Impfboykott die wichtigste Voraussetzung für eine Beziehung ist? "
Tatsächlich etwas verrückt, aber ich meine, die Demokratie hat ganz andere Probleme als diese Leuten, denken Sie nicht auch?

Petra Horn | So., 26. Dezember 2021 - 18:57

Daß die sog. Geimpften alle Antikörper gegen Corona hätten, ist eine Verschwörungstheorie, tatsächlich haben viele zuwenige oder keine, weshalb sie auch häufiger als Genesene an Covid 19 erkranken.
Früher suche man aus "Paritätsgründen" das finanziell passende Äquivalent. Heute ist die Geselschaft von den Mächtigen (Politik, Massenmedien u.a. relevante Gruppen) entlang der "Pieks"-Linie in zwei Lager eingeteilt. Von diesen hetzt der habende Teil besonders aggressiv gegen die Nicht-Habenden.
Daß man diesen Streß, wenn man ihn schon in der blutsverwandten und angeheirateten Familie hat, nicht auch in der auserwählten Seelenverwandtschaft haben will, ist doch leicht verständlich.
Daß darüber hinaus, wie auch klassischerweise weitere Kriterien hinzukommen, ist doch ebenfalls so.

Petra Horn | So., 26. Dezember 2021 - 18:59

Kann sich denn Frau Hildebrandt - über ihre "Recherchen" hinaus - überhaupt eine Beziehung zu einem überzeugten Ungeimpften vorstellen, mit all den praktischen Folgen, die das hat??

Martin Falter | So., 26. Dezember 2021 - 19:46

nicht so, dass die Leute heutzutage schlauer sind als im Mittelalter, nur weil sie Internet und Telegram haben. Aberglaube und Wissensfeindlichkeit finden immer ihre Abnehmer.

R. Maçon | So., 26. Dezember 2021 - 23:46

"Denn wohin steuert die Demokratie, wenn Menschen ihren Partner danach aussuchen, dass ein Impfboykott die wichtigste Voraussetzung für eine Beziehung ist?"

Weiß nicht, ob das wirklich unser Hauptproblem ist. Ich frage mich, wohin eine Demokratie steuert, in eine Partei, die gerade einmal 15% der Wählerstimmen erhalten hat, 99% der Politik bestimmt?

Das finde ich auf eine gespenstige Weise ziemlich beunruhigend.

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 27. Dezember 2021 - 09:13

Wer sagt Ihnen, dass Ungeimpfte keine Antikörper haben. Sie können diese auch durch eine leichte Infektion besitzen. Es wird schließlich nicht geprüft. Trotzdem werden sie aus der „Gemeinschaft“ ausgeschlossen. Die „Echokammer der Impfpflichtbefürworter“ ist genauso vorhanden, wie die der Gegner. Der Unterschied ist nur, dass die Erste staatlicherseits unterstützt wird und größer ist, was kein Beweis für deren Richtigkeit ist. Hinsichtlich ihrer Radikalität und Kompromisslosigkeit stehen die Befürworter den Gegnern in nichts nach, man muss sich nur die Leserkommentare in den Tageszeitungen anschauen, wo Grundrechte ganz locker ausgesetzt werden. Da ich soziale Netzwerke nicht nutze, habe ich zu Echokammern, Einschränkung der Meinungsfreiheit oder Radikalisierung dort keine Meinung. In jedem Fall sollte man mit der Freigabe eigner Daten vorsichtig sein, das gilt für die „guten sozialen Netzwerke“ genauso, wie für das von Ihnen benannte Dating-Portal.

Christoph Kuhlmann | Mo., 27. Dezember 2021 - 09:24

Impfstoffe das in den Zellkernen gelagerte Erbgut an Abwehrstoffe gegen Covid-19 zu produzieren. Die Informationen auf den Chromosomen werden verändert. Richtig? Zudem werden mRNA Impfstoffe zum ersten mal großflächig eingesetzt und sind unter Zeitdruck in Rekord -Tempo entwickelt worden. Wen wundert es bei einem Eingriff in die Erbsubstanz, dass viele Menschen auf die Barrikaden gehen. Selbst Fachleute können langfristig Nebenwirkungen nicht ausschließen. Insofern ist die Legitimation einer Impfflicht and den Stand einer jungen Wissenschaft gebunden, die zwar den Gencode entschlüsselt hat, aber die Interdependenz von hunderttausenden einzelnen Informationen in diversen Kontexten nicht mal ansatzweise durschaut. Klar, es ist besser als Telegram und Verschwörungstheorien. Wir sollten uns allerdings bewusst sein, dass wir uns mitten in einer globalen Feldstudie befinden an der Milliarden Menschen teilnehmen. Wenn wenigstens die Daten erhoben würden um daraus zu lernen.

... und keine Zuteilungen in Gruppen vornehmen, wie es einem (=Politik) passt ... da wären wir ein Stück weiter ... AAAAABER es könnten ja Fälle dabei sein, die so garnicht in das Bild passen, wie einem erzählt wird. Nur so ne Frage: Warum ist ein sprunghaftes Ansteigen der Inzidenz im Bereich Köln nach vollem Fussballstadion und sich drängenden Menschenmassen zu Karnevalsbeginn ausgeblieben? Warum wird nur zögerlich über das Ausbleiben einer Katastrophe in Südafrika berichtet? Vielleicht könnten ECHTE Statistiken auch hier weiterhelfen...

gabriele bondzio | Mo., 27. Dezember 2021 - 10:00

Hier soll ja seit je her, die Option „Vorsortieren“ an erster Stelle stehen. Ein schnell gewachsener Markt. Dabei muss ein Beziehungswilliger (zumindest theoretisch), keine Kompromisse (nur im nahen Umfeld zu suchen) mehr eingehen.
Ob es so klappt...keine Ahnung.
Die Ausdifferenzierung scheint grenzenlos, wie Frau Hildebrandt berichtet und immer kurioser.

Neugierig wie ich nun mal bin, habe ich die ersten 1-3 Sendungen vom TV-Kuppel-Experiment „Bauer sucht Frau“ bzw. „Hochzeit auf den ersten Blick“ ...verfolgt.
Abgesehen das im Fernsehen die eingerührten Paare idealisiert wurden und trotzdem sehr hölzern und gestellt bei mir angekommen.
War wohl auch die Ausbeute verschwindend gering. Ging ja auch eher um die Werbeunterbrechungen.

Ob nun ein Impfboykott die wichtigste Voraussetzung für eine Beziehung ist, wage ich auch sehr zu bezweifeln.

"Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer." Konrad Zus