Jürgen Habermas
Nicht gut gealtert: das Denken von Jürgen Habermas / dpa

Jürgen Habermas - Geschwätz von gestern: Der Philosoph und der Notstand

Mit dem gesellschaftlichen Leben scheinen wegen der Corona-Pandemie auch so manche gesellschaftspolitischen Erkenntnisse auf Eis gelegt worden zu sein. Renommierte Intellektuelle aus der systemkritischen Sphäre werden plötzlich zu den unbarmherzigsten Verteidigern der neuen Normalität. Darunter auch Deutschlands berühmtester Denker: Jürgen Habermas.

Philipp Fess

Autoreninfo

Philipp Fess hat Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften studiert und arbeitet als Journalist in Karlsruhe.

So erreichen Sie Philipp Fess:

Notstandsgesetze – der Tod der Demokratie“, liest man am 11. Mai 1968 auf den Transparenten bei einer Protestveranstaltung im Bonner Hofgarten. Der Entwurf des Gesetzes, das 19 Tage später verabschiedet werden wird, sieht vor, die Handlungsgewalt des Staates in Kriegs- und Krisenfällen zu erweitern. Es schlägt „die Stunde der Exekutive“. Und die der Studentenbewegung, die sich damals zusammen mit den Gewerkschaften und der FDP vehement gegen die „Einschränkung von Grundrechten“, eine „Ausschaltung des Parlaments“ – mit der Gefahr der „Notstandsdiktatur“ – und gegen eine „pauschale Rechtsetzungsermächtigung“ der Exekutive stemmt.  

Drei Jahre zuvor leitet Jürgen Habermas eine Diskussion beim Bonner Anti-Notstands-Kongress an der Universität der damaligen Bundeshauptstadt. Die Teilnehmer warnen vor einer Neuauflage der „Ermächtigungsgesetze“ von 1933. Damals gilt das noch nicht als Verharmlosung des Nationalsozialismus, sondern als berechtigte Furcht vor seinem Wiederaufkeimen. Zusammen mit anderen Geistesgrößen wie Heinrich Böll und Hans-Magnus Enzensberger stellt sich Habermas entschieden gegen die „erkennbare politische Gefahr“ eines (militärischen) Totalitarismus.  

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Armin Latell | So., 14. November 2021 - 17:55

vor Dummheit nicht. Offensichtlich ist H. der realen Lebenswelt der Menschen entrückt (wenn er es nicht schon immer gewesen ist). Auf menschenfeindliche Philosophen wie diesen und seine kranken geistigen Ausscheidungen konnte und kann ich schon immer sehr gut verzichten. Seine Zeit ist abgelaufen, so oder so.

Tomas Poth | So., 14. November 2021 - 18:56

Es ist ganz einfach zu erklären, Habermas bleibt sich einfach seiner linken Dialektik treu.
68 ging es für die Linke gegen die rechts-konservative und Nazi-Altbestand.
Heute geht es ihm um und für den RotGrünen Totalitarismus
Man kann das ganze auch Erkenntnistheoretisch und sozial philosophisch viel verklausulierter ableiten und erklären. Dafür reichen die 1000 Zeichen nicht.

Karl-Heinz Weiß | So., 14. November 2021 - 19:09

Jürgen Habermas formuliert mit dem von ihm vertretenen Minimierungsgebot eine Blaupause für die Klimaaktivisten. Der Autor des Beitrags dürfte richtig vermuten: Jürgen Habermas gehört zwischenzeitlich zur 68er-Risikogruppe. Die konsequente Fortführung seiner Gedanken wäre die staatliche Verpflichtung, das Gesundheitswesen so auszubauen, dass auch 93jährige alle medizinisch möglichen Leistungen beanspruchen können, getreu dem Leitmotiv: Ein Patent ist nicht gesund, sondern nur noch nicht ausreichend untersucht.

Jens Böhme | So., 14. November 2021 - 22:12

Vor zwei Wochen habe ich meine 90-jährige Mutter gewarnt, ihre Bankauszüge zu kontrollieren. Sie meinte aus dementer Sicht, das sei nicht nötig, das würde immer abgebucht. So ähnlich geht es auch Habermas.

Brigitte Simon | Mo., 15. November 2021 - 20:14

Antwort auf von Jens Böhme

...Sie dürfen Ihre Mutter nicht mit Habermas vergleichen. So viel Ehre hat
Habermas nicht verdient.

Alles, alles Gute für Ihre Mutter. Auch für Sie.
MfG Brigitte Simon

Stefan Kreppel | Mo., 15. November 2021 - 00:03

Dies beschreibt genau das, was mich in der Coronakrise am meisten ängstigte. Diese willfährige geradezu untertänige Bereitschaft fast des ganzen Volkes, sich ob eines Virus entrechten und bevormunden zu lassen. Ich glaubte zu Beginn, nein, ich war überzeugt, dass es einen Aufschrei gegen diese Politik gäbe. Aber nein, falsch gedacht. Diesem braven Volk war es gar nicht hart genug, es wollte, ganz masochistisch, noch länger noch härter eingesperrt werden. Seither fühle ich mich fremd in diesem Land.

Martin Falter | Mo., 15. November 2021 - 13:33

Antwort auf von Stefan Kreppel

und welches Land ist ohne Lockdown usw. durch die Pandemie gekommen?
Genau keines, also waren die Maßnahmen berechtigt ( mehr oder weniger ) und kein expliziten deutsches Verhalten oder Problem. Wir leben in einer weltweiten Pandemie ist das so schwer zu verstehen. Dabei will ich die Politik gar nicht groß verteidigen, denn es wurden da große Fehler gemacht. Wahrscheinlich waren die Maßnahmen zu zögerlich und zu spät.

Rainer Mrochen | Mo., 15. November 2021 - 17:21

Antwort auf von Martin Falter

Haben wir eine Pandemie? Nur weil alle das Gleiche tun, lässt sich nicht zwangsläufig daraus schliessen, daß alle das Richtige tun. Der Virus ist da, Covid 19 ist real. Sollen wir Zahlen und Bildern ungefragt glauben? Wer kann denn irgend Etwas glaubwürdig belegen. Muss ich glauben, daß Aufnahmen aus einer Intensivstation im Zusammenhang des Kontextes stehen? Im Zusammenhang mit Covid ist mittlerweile so viel gelogen, betrogen und vor allen Dingen zahlenmässig manipuliert worden, daß nichts mehr zu glauben ist. Ich bin darüber hinaus.
Interessant ist vielmehr die Frage: Wie ist der Virus in die Welt gekommen und warum eine scheinbar hohe Affinität zum Menschen?
Warum keine Diskussion darüber und warum die Spritze als alternativlos darzustellen oder genau von den beiden zuvor von mir gestellten Fragen abzulenken? Fragen über Fragen.
Die Diskussion ist vergiftet. Rationalität im Handeln ausgeschaltet. Lassen sie uns vernünftig bleiben und fair miteinander umgehen. Danke!

Petra Horn | Mo., 15. November 2021 - 17:59

Antwort auf von Martin Falter

und sicher noch einige andere, über die aber nicht berichtet wird.
Und die Zero-Covidioten (um einmal im Jargon zu bleiben) haben in Australien und Neuseeland ihre Maske fallen lassen und zum Schaden der Bevölkerung den Corona-Totalitarismus eingeführt.

Werner Gottschämmer | Mo., 15. November 2021 - 17:55

Antwort auf von Stefan Kreppel

Ich kann Ihnen da nur zustimmen, und sicher vielen andere auch! Dieses sich fremd fühlen, sich vollkommen ausgeliefert zu fühlen, sich nicht oder nur unzureichend gegen Willkür wehren zu können macht etwas außerordentliches mit mir! Es macht mich krank!! Widersprüche wohin ich auch sehe, Diffamierungen, ungerheuerlich geistig verkommene Äußerungen von, vermeintlichen Eliten erschüttern mich. Und Menschen, Bürger die das gerne annehmen, und noch mehr fordern, ohne zu verstehen, oder zu ahnen wohin uns das bringen kann. Wir befinden uns in einer Zeit von Entmenschlichung!! Die größten Schreier sind bekannt! An anderer Stelle bezichtigen sie gerne so ziemlich alles und jeden Abseits der Reg. Linie, als Unmenschlich!! KRANK ist das ALLES, einfach nur noch KRANK!!

Jochen Röschmann | Mo., 15. November 2021 - 02:06

… war und ist ein Schwurbler.
In der gymnasialen Oberstufe muteten uns die linken Lehrer dessen Sinnentleertheit maskierenden Sprachungetüme zu. Die Erklärung, warum so jemand reüssieren konnte, findet sich bei H. C. Andersen.

Norbert Heyer | Mo., 15. November 2021 - 07:31

Es ist immer leichter und viel bequemer, mit dem Strom zu schwimmen, als dagegen. Wir sind -glaubt man den Umfragen- ein Volk, dass die Maßnahmen der Regierung zu 80 % für gut hält und ein großer Teil der Menschen befürwortet noch wesentlich härtere Massnahmen. Ein Volk, dass ein anderes Volk fast ganz "beseitigt" hat, dass vielen Menschen ihre Rechte, ihr Vermögen, ihr Leben genommen hat aus rein ideologischen Gründen, setzt in großer Mehrheit wieder auf staatliche Zwangsmaßnahmen. Wenn einmal die persönliche, freiwillige Entscheidungsfähigkeit durch staatliche Willkür ersetzt wird, können auch alle Anhänger staatlicher Zwangsmaßnahmen in eine Situation kommen, wo sie gerne eine freie Entscheidungsmöglichkeit hätten. Dann, erst dann, wird man erkennen, wie wichtig es ist, das Grundrechte niemals geopfert werden dürfen. Was jetzt fast überall abläuft ist der Versuch der Politik, durch rigide Durchsetzung einer Impfung den Freiheitsgedanken zu unterlaufen, so regiert es sich leichter.

Tomas Poth | Mo., 15. November 2021 - 14:18

Antwort auf von Norbert Heyer

... Hr. Heyer, mit dem Strom schwimmen die toten Fische und der Müll.

Rainer Mrochen | Mo., 15. November 2021 - 09:37

oder auch der Ajatollah vom Starnberger See, wie ihn ein anderer großer deutscher Philosoph bezeichnete.
Wie auch immer. Für eine Geistesgrösse, im öffentlichen Diskurs, die Meinungsführerschaft für sich beansprucht, keine überzeugende Haltung.
Ich glaube darum geht es auch gar nicht. Hier sollen Handlungsanleitungen, zur Manifestation, von Denk - und Machtstrukturen etabliert werden. Habermas war schon immer ein Protegés eines bestimmten, politischen Denkmusters.

Walter Bühler | Mo., 15. November 2021 - 10:13

... äußern, müssen sich natürlich auch von jungen weißen Männern kritisieren lassen. Aber wenn sie ihre Meinungen trotz ihres Alters noch einmal bewusst ändern, ist das nicht schlecht. Sturheit und Hartleibigkeit kommen im Alter häufig vor, sind aber per se keine Tugenden.

Als Mathematiker und Naturwissenschaftler habe ich mit dem Soziologendeutsch, wie es gerade Habermas spricht, jedoch damals wie heute meine Schwierigkeiten. Habermas ist mE zwar immer an einer ernsthaften Diskussion über unsere Gesellschaft interessiert, aber die Selbstverständlichkeit, mit der er seine soziologische Art des Redens allen anderen Formen der Philosophie überordnet, kommt mir problematisch vor. MMn hat dieser soziologische Jargon ("Soziologenkauderwelsch") jene alltägliche Verplattung der Argumentation ermöglicht oder gar gefördert, die im modernen akademischen Diskurs unklare Scheinlösungen begünstigt und deren ideologischen Charakter in bizarren Wortwolken zu verhüllen hilft.

Hubert Sieweke | Mo., 15. November 2021 - 14:10

nie etwas bedeutet. Seine sinnentleerenden Sätze, Warnungen, Einsichten oder auch Belehrungen interessierten mich nie besonders. Er wurde von von einer linken Kultgemeinde hochgejubelt, da er irgendwie auch zu dieser Adorno, Horkheimer etc. Mannschaft gehörte.
Aus diesem Verein sind leider keine nennenswerten Ergebnisse für die meisten Bürger ausgegangen. Ich denke, gerade viele, die überhaupt nicht kapiert haben, was er letztendlich deuten wollte, schmücken sich mit seinen angeblichen Federn.

Gisela Fimiani | Mo., 15. November 2021 - 15:05

Roger Scruton hat das Habermassche „Geschwätz“ in seinem Buch: Fools Frauds and Firebrands als brillant als ebensolches entlarvt. Leider hat dieser „Herrschaftsfreie“ seine despotistische Herrschaft viel zu lange erhalten können. An den undemokratischen Zuständen in diesem Land hat Habermas mit seiner unredlichen Schwurbel-„Philosophie“ kräftig mitgestrickt.

... Spiegelredakteurin, Friedenspreisträgerin usw., die sich zur Zeit so sehr darum bemüht, die "alte" Aufklärung durch die neue "grüne" Aufklärung abzulösen, hat ja auch als "magistra artium" bei Jürgen Habermas ihr Studium abgeschlossen. Nun ja.

gehabt, zu antworten, aber mittlerweile war mir ein Auszug zugänglich.
Habermas ist brillant.
Weil er so überaus belesen und komplex sowohl im Erfassen, wie auch Schreiben ist, wollte ich eigentlich diesen Artikel gar nicht kommentieren, den ich zudem überprüfen müßte, so gut er auch geschrieben ist.
Nur soviel und damit antworte ich auch anderen Kommentatoren, "Verschwurbeln" trifft es m.E. nicht.
Auch zu dem Wort hätte ich evtl. vor Jahren noch nichts zu sagen gewußt, fühle mich jetzt aber kundig.
Mein vorläufiger Eindruck nach dem Lesen des Artikels war immerhin, dass ich das Gefühl hatte, dass evtl. jeder* an einen Punkt kommen könnte, an dem er* "den Krieg" für notwendig erachtet.
Worin unterscheidet sich Habermas von denen, die in den Auseinandersetzungen der Menscheit, gemäß ihrer Schwerpunkte und Toleranzgrenzen "zu den Waffen riefen"?
Die Pressekonferenz der """Ampel""" , gerade eben, hat mich wieder beruhigt.
Man stellt sich überzeugend der auch kommenden Verantwortung.

Brigitte Simon | Mo., 15. November 2021 - 16:07

"So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie". Meint Habermas die Aktuallität der jetzigen Zeit oder sogar seine Person?

Seine ganze Selbstgerechtigkeit des grün-linken Milieus entlarvt ihn. Seine Verehrer hängen alten
Ideologien nach, ohne die globalen Veränderungen zu berücksichtigen.

Habermas war auch immer ein Außenseiter der Frankfurter Schule. Ein Satz von ihm: "Zwischen Kapiitalismus und Demokratie besteht ein un-auflösliches Spannungsverhältnis. Mit ihm kon-kurieren zwei entgegengesetzte Prinzipien der gesellschaftlichen Integration um den Vorrang. Demnach dürfte H. von den SPD-Linken ange-himmelt werden. Sie haben eher die Bedürfnis-
se, in ihm den Vordenker zu sehen.

Habermas bleibt seinem linken Gedanken-
gut treu.. Er macht es wie Marx: "Wasser predigen
und Wein trinken". Am Starnberger See ein Hochgenuß.

helmut armbruster | Mo., 15. November 2021 - 18:44

und es zeugt von wenig Weisheit, wenn man mit 93 immer noch nicht gelernt hat zu schweigen.
Denn es ist viel besser man schweigt als dass man tot geschwiegen wird.

Rob Schuberth | Mo., 15. November 2021 - 20:06

Das war und ist Habermas Mantra.

Meinetwegen kann er Diskurse führen wie er will.
seinen Ansichten war ich höchst selten.
Aber Debatten anzustoßen ist doch ok.
Oder ist das jetzt nicht mehr gewünscht, gar nicht erlaubt?

Menno, was ist nur aus diesem Land geworden.

Dieter Freundlieb | Di., 16. November 2021 - 10:54

Es genügt eine Vorgabe eines Journalisten und schon kommen aus allen Ecken die Leser, denen Habermas' Texte ein wenig über den intellektuellen Horizont gehen und werfen ihm 'Geschwurbel' vor. Als ich als Student zum ersten Mal Habermas Buch 'Erkenntnis und Interesse' las, musste ich feststellen, dass ich vieles davon nicht verstand. Aber ich hätte nie Habermas vorgeworfen zu 'schwurbeln', sondern musste feststellen, dass mein fachliches Hintergrundwissen einfach ungenügend war. Heute ist das anders. Jeder, der nicht gleich versteht, was ein großer, international
renommierter Philosoph an Gedanken entwickelt, darf den Autor verunglimpfen.

Ich erinnere mich übrigens noch an ein Gespräch, in dem Habermas es bedauerte, dass er nicht so klar schreiben kann wie der amerikanische Philosoph John Searle. Damit will ich übrigens keineswegs sagen, dass ich nicht vieles, was Habermas in seiner Philosophie sagt, für falsch halte.