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Wie im Gefängnis: „Die Coronakrise ist ein Feldexperiment, das es so noch nicht gegeben hat“/ dpa

Corona und die zwischenmenschlichen Beziehungen - „Ein gefühlter Abstand bleibt“

Die Corona-Krise wirft die Menschen auf sich selbst zurück. Kontakt mit anderen Menschen als der eigenen Familie ist in der Quarantäne oft nur durch das Internet möglich. Für unser Sozialleben wird das Medium auch danach wichtiger werden, sagt der Psychiater Borwin Bandelow.

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

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Die Krise wird die Welt und unser aller Leben dauerhaft verändern, heißt es. Aber wie konkret? Elf Felder haben wir genauer unter die Lupe genommen oder Experten dazu befragt – von Kultur über Tourismus bis zur Geopolitik. Borwin Bandelow ist Psychiater und Neurologe, Psychologe und Psychotherapeut. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben, unter anderem „Celebrities – vom schwierigen Glück, berühmt zu sein“. 

Herr Bandelow, das oberste Gebot in der Coronakrise lautet: „Zusammenstehen – aber auf Abstand bleiben“. Wie soll das eigentlich gehen? 
Ich beobachte das jeden Tag beim Joggen: Einerseits machen die Leute einen großen Bogen umeinander, andererseits lächeln sie sich dabei freundlich an, um zu signalisieren: Ich gehe dir zwar aus dem Weg, nimm es aber bitte nicht persönlich. Also, so etwas hätte man früher nicht getan. 

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helmut armbruster | Fr., 22. Mai 2020 - 17:52

viel zu viel wird heute nach Gefühl gemessen und entsprechend beurteilt und dabei wird auch noch hemmungslos verallgemeinert (z.B. Temperatur 10 Grad, gefühlt 6 Grad).
Womit und wie soll denn dieses "gefühlt" objektiv gemessen werden? Da kann ja nur Wischi-Waschi heraus kommen.
So viel Gefühl geht mir entschieden zu weit, denn es führt zu nichts und verwirrt die Geister

Christa Wallau | Fr., 22. Mai 2020 - 19:11

O h n e die sozialen Medien wäre es viel schwieriger, die momentanen Einschränkungen in der Begegnung mit anderen Menschen zu ertragen. Diese Kommunikationsmöglichkeiten
werden zwar niemals echte zwischenmenschliche Nähe ersetzen können, aber sie stellen einen gewissen Ersatz dafür dar. Insofern können wir wirklich dankbar sein, daß es sie gibt.

Auch im Hinblick auf die Kontrolle der Regierungen spielen diese Medien eine immer größere Rolle. Ohne das World-Wide-Web wäre es nicht
möglich, Inhalte zu transportieren, welche
Regierungen "verstecken" möchten und mit Hilfe der immer weniger unabhängigen bzw. neutralen Printmedien u. öffentlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten auch tatsächlich unterdrücken.

In China kann man beobachten, wie dort das Internet wegen seiner Wirkmächtigkeit streng beobachtet und zensiert bzw. ganz ausgeschaltet wird. Seien wir froh, daß bei uns bisher "nur" ein Netzwerk-Druchsuchungs-Gesetz erlassen wurde, was allerdings schon schlimm genug ist.

Michaela 29 Diederichs | Fr., 22. Mai 2020 - 20:53

Darf ich Herrn Bandelow teilweise widersprechen und Stefan Zweig hier heranziehen: "Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten,
Die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun,
Weil hinter ihnen schon die wilden Stunden schreiten,
Die sich wie Pfeiler wuchtend in das Leben baun.

Ein Duft sind sie; des Blutes flüchtigste Berührung,
Ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand –
Sie knistern schon wie rote Funken der Verführung
Und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand.

Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben
Noch sanft und absichtslos und leise nur verwirrt,
Wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben,
Der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird." Das Internet kann den Flirt nicht wirklich ersetzen. Und das ist auch gut so. Danke für das Interview, liebe Frau Hildebrandt.