Feiernde Unterstützer von Jair Bolsonaro
Feiernde Unterstützer von Jair Bolsonaro: Ein Außenseiter kann nur verblüfft sein / picture alliance

Jair Bolsonaro - Das konnte nur in Brasilien passieren

Warum hat Brasilien einen rüpelhaften Regionalpolitiker zum Präsidenten gewählt? Die Versuchung ist groß, Jair Bolsonaro in einer Reihe mit Donald Trump und Rodrigo Duterte zu sehen. Kein Land ist immun gegen Populismus von links oder rechts. Aber in Brasilien braute sich besonders viel zusammen

Rodrigo Tavares

Autoreninfo

Rodrigo Tavares ist der Gründer und Präsident der Granito Group, ein Finanzdienstleister. Seine akademische Karriere umfasst die Universitäten von Harvard, New York Columbia, Göteborg und Kalifornien-Berkeley. Er wurde vom World Economic Forum zum Young Global Leader ernannt.

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Es ist ein globales Phänomen. Die Aufstieg populistischer Führer, sowohl von links als auch von rechts des politischen Spektrums, angeheizt von Angst. In Zeiten der Dekadenz und Verzweiflung opfern die Menschen ihre Klugheit für das Versprechen einer Schmerzlinderung. Die dreifache Krise, in der sich Brasilien befindet – bezüglich der Sicherheit, der öffentlichen Ethik und der Wirtschaft – hat den Präsidenten Jair Bolsonaro hervorgebracht, ganz ähnlich wie die Krisen in Ungarn, Italien und den Philippinen Viktor Orbán, Matteo Salvini und Rodrigo Duterte hervorgebracht haben.

Aber wenn diese strukturellen Faktoren die Entstehung des Populismus erklären sollten, warum haben die Menschen in anderen Ländern das Urteilsvermögen besessen, auf dem Höhepunkt ihrer Krisen diesen Abgrund zu vermeiden? Im vergangenen Jahr entschieden sich die französischen Wähler, obwohl mitten in einer tiefen Identitäts- und Wirtschaftskrise, für Emmanuel Macron und gegen Marine Le Pen. Während der langen Wirtschaftskrise in Portugal von 2001 bis 2015 entschieden sich die Portugiesen für den gemäßigten Linken António Costa und nicht für den Rand des politischen Spektrums.

Der Whatsapp-Faktor

Doch warum hat sich Brasilien für einen rüpelhaften Regionalpolitiker mit spaltenden Prinzipien und nicht besonders ausgeprägtem Intellekt entschieden? Wie konnte Jair Bolsonaro innerhalb weniger Jahre und praktisch außerhalb des Radars der traditionellen Medien an die Spitze eines der größten Länder der Erde gelangen? Um das zu erklären hilft nicht der Blick nach außen in die Welt, sondern tief in das Land hinein. Denn für den rasanten Aufstieg Bolsonaros waren einige spezifisch-brasilianische Faktoren ausschlaggebend. 

Zunächst ist Bolsonaro der Politiker, der die Social-Media-Unterwelt bei diesen Wahlen am wirksamsten zu durchdringen wusste. Es sei darauf hingewiesen, dass Brasilien eines der Länder mit den meisten Facebook- (4.), Twitter- (6.) und Whatsapp-Nutzern (3.) der Welt ist. Während die traditionellen Kandidaten sich im Fernsehen und auf der Straße im knappen Raum drängten, entwickelte Bolsonaro im Laufe der Jahre still eine hoch entwickelte Propaganda-Maschinerie in den sozialen Medien. Zwar veröffentlichten auch seine Gegner regelmäßig Nachrichten auf Social-Media-Plattformen. Aber Bolsonaro ging viel ausgeklügelter und systematischer vor. Er entwickelte ein Pyramidenpropagandasystem mit mehr als 2.000 Whatsapp-Gruppen mit regionalen, kommunalen und internationalen Aktivisten. Während andere Kandidaten nicht über politische Marketingteams verfügen, hat Bolsonaro so die Wähler zu Propagandavehikeln gemacht. Die Opfer wurden zu Peinigern.

Ich bin kürzlich vier dieser Whatsapp-Gruppen beigetreten. Bei allen handelt es sich nicht um Diskussionsgruppen, sondern um Plattformen zur Bereitstellung von Inhalten – fast immer Videos und Fotos, die gefälschte oder voreingenommenen Informationen verbreiten. Es gibt auch viele Audiodateien und externe Links. 20 Minuten nachdem ich mit dem Schreiben dieses Artikels begonnen hatte, hatte ich bereits 76 Nachrichten in diesen vier Gruppen erhalten. Darin enthalten sind Duzende alte Videos von Führern der brasilianischen Arbeiterpartei (PT) mit venezolanischen Funktionären, gefolgt von der Behauptung, dass Brasilien im Begriff ist, ein kommunistisches Land zu werden. Fernando Haddad, der Präsidentschaftskandidat der PT, wird mit grotesken Beleidigungen bedacht. Und es gibt Aufforderungen für einen Boykott gegen Firmen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die Bolsonaro nicht unterstützen.

Es ist eine Art Cyberdiktatur. Als Außenseiter kann man nur verblüfft sein über die Kriegslust, mit der Bolsonaro-Anhänger dumme Ideen öffentlich verteidigen. So wird die App verwendet, um eine alarmierende Menge von Gerüchten und Fake News zu verbreiten und gewöhnliche Menschen in Soldaten zu verwandeln. Während außerhalb Brasiliens die Ablehnung Jair Bolsonaros nahezu einmütig ist – selbst innerhalb der rechten Bewegungen – herrscht unter den Mitgliedern dieser Gruppen absolute Einigkeit darüber, dass es einen internationalen kommunistischen Plan gibt, um Bolsonaros Wahlsieg zu verhindern. Das Fehlen jeglicher kritischer Distanz ist ein Indikator dafür, dass die Leute manipuliert wurden.

Da 44 Prozent der Wähler in Brasilien Informationen aus Whatsapp zur Grundlage ihrer politischen Entscheidungen machen, konnte Bolsonaro es sich leisten, die traditionelle Medien zu kritisieren und sich in einer äußerst undemokratischen Geste den Fernseh-Debatten einfach zu verweigern.

Brasilien ist ein tief konservatives Land

Doch es kommt noch ein zweiter Faktor hinzu für Bolsonaros Erfolg. Denn die Brasilianer sind im Großen und Ganzen sehr konservativ, obwohl das Land seit den frühen neunziger Jahren von Kabinetten des Zentrums oder von links, jeweils mit progressiver sozialer Agenda, regiert wurde. Die letzte zum Tode verurteilte Person wurde zwar 1876 hingerichtet, im Jahr 2018 befürworten jedoch immer noch 63 Prozent der Brasilianer die Todesstrafe. Nur 14 Prozent befürworten unter allen Umständen die Legalisierung der Abtreibung. Frauen, die sich ohne Oberteil sonnen, gelten nach dem Strafgesetzbuch als obszön. Bei einer Befragung des Umfrageinstituts „Datafolha“ nach den zuverlässigsten Institutionen des Landes nennen die Brasilianer das Militär, die Polizei und religiöse Institutionen an der Spitze der Präferenzen.

Hinter der Kulisse des wilden Karnevals ist Brasilien wie ein Iran der Tropen. Es ist kein Zufall, dass Bolsonaro als Retter der konservative Werte gilt, für die es bislang keine politische Vertretung gab, und dafür die Unterstützung der Institutionen erhält, denen die Brasilianer am meisten vertrauen.

Dies steht im Zusammenhang mit dem Machismo, jener weit verbreiteten Kultur, welche den Männern Macht und Einfluss verleiht und Frauen zu Objekten macht. Laut einer im Jahr 2017 durchgeführten Umfrage geben 61 Prozent der brasilianischen Männer zu, dass sie sexistische Einstellungen haben, aber nur 17 Prozent erkennen an, dass solche Einstellungen auf Vorurteilen beruhen. Für Männer sind die misogynistischen Äußerungen von Bolsonaro eines guten Patriarchen würdig, während viele Frauen dazu neigen, darauf mit Nachsicht zu reagieren. Wenn Bolsonaro sowohl eine Frau als auch eine Feministin wäre, hätten die konservativen Wähler niemals in Betracht gezogen, für ihn zu stimmen. 

Weitere 64 Nachrichten mit 28 Videos: Haddad ist ein Pädophiler; Haddad besitzt einen mit Korruptionsgeld gekauften Ferrari; Haddad ist ein falscher Christ; Haddad befürwortete Inzest in einem Buch, das er 1989 schrieb.

Es fehlen moderate Meinungsführer

Drittens leidet Brasilien an einem Mangel an Führungskräften. Zwar sind aus dem Militärregime prominente Dissidenten hervorgegangen, die die nationale Debatte mit vernünftigen Ansichten bereichert haben, sei es in der Politik oder in der Kunst. In den vergangenen dreißig Jahren haben sich jedoch nicht genügend Führungskräfte in genügenden Bereichen hervorgetan , um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes zu beschleunigen. Als Wochenend-Dozent an der Getúlio Vargas-Stiftung frage ich meine Studenten öfters, auf einem Blatt Papier die Brasilianer aus allen Bereichen aufzulisten, deren öffentliche Verlautbarungen ihnen helfen, ihre Entscheidungen zu treffen. Also die Menschen, zu denen sie aufschauen. Ich bekomme selten Antworten. In Anbetracht der Brisanz des Aufstiegs von Bolsonaro müsste man eigentlich erwarten können, dass jeder einzelne Führer aus den Tiefen der Gesellschaft hervortritt, um die Sache der Freiheit zu verteidigen. Die meisten scheuen sich aber vor der öffentlichen Konfrontation und hoffen, ihre instrumentelle Neutralität behalten zu können, die ihnen auch unter einer Präsidentschaft von Bolsaro Karriereoptionen offen hält. Die meisten Zeitungen, Unternehmen und sogar unterlegene Kandidaten leiden deshalb an akuter Aphasie.

Würde es in Brasilien moderate rechte Meinungsführer geben, hätte das politische Wachstum von Bolsonaro zu einem frühen Zeitpunkt gestoppt werden können. Es gibt jedoch keine politischen Kräfte, die konservative, traditionalistische und liberale Werte konsequent vertreten, wie beispielsweise die Volkspartei Partido Popular in Spanien, die konservativen Parteien von Großbritannien und Kanada oder auch die Union in Deutschland . Brasilien hatte noch nie einen Jose Maria Aznar, eine Margaret Thatcher oder eine Angela Merkel. Bolsonaro wird von rechten Meinungsführern auf der ganzen Welt kritisiert – sogar von Marine Le Pens rechtsextremer Bewegung –  wegen seines Mangels an ideologischer Konsistenz und seiner extremen, vulgären Äußerungen. Da es rechts keine Alternativen gibt, ist der ehemalige Hauptmann für viele Brasilianer eine Oase der Hoffnung.

125 Nachrichten in den vergangenen 3 Stunden. Die Neueste ist ein Screenshot eines anonymen viralen Tweets: „Ich wurde gefragt: Wenn Sie Christ sind, warum stimmen Sie für Bolsonaro? Die Frage sollte mich beleidigen. Meine Antwort: Weil ich Petrus, einen impulsiven Mann, der Unsinn redete und ein Schwert trug, aber Jesus liebte, bevorzuge gegenüber Judas, der gelogen hatte, dass er den Armen helfen wollte, aber tatsächlich ein Dieb und ein Verräter war.“

Die Militärdiktatur nie überwunden

Vierter Punkt: Brasilien hat ein Problem mit seiner Geschichte. Eine Reise nach São Vicente an der Küste des Bundesstaates São Paulo ist sehr aufschlussreich. Dies war die erste Stadt, die von den Portugiesen in Brasilien (1532) gegründet wurde. Sie gilt als Wiege der Demokratie in Amerika. Dort wurden das erste Parlament errichtet und die ersten Wahlen abgehalten. Der einzige Rest dieser Vergangenheit ist das Martim-Afonso-Haus, ein kleiner und schlecht organisierter Ort mit einer Ausstellung von Gegenständen aus dieser Zeit. In Brasilien wird die Zukunft nur aus der Gegenwart gebaut, in einem permanenten Erfinderrausch und einer unablässigen Suche nach neuen Dingen. Um Fehler der Vergangenheit zu vermeiden, müsste man wissen, welche Fehler das waren, aber die brasilianische Kultur vernachlässigt ihre eigene Vergangenheit. Es gibt nur wenige Nationalhelden, die das Land gemeinsam bewundert. Es gibt wenige historische Errungenschaften, die im Gedächtnis der durchschnittlichen Brasilianer verankert sind. Auf das Leben der aus dem Ausland immigrierten Großeltern sind die Menschen kaum neugierig. Mein jugendlicher Sohn, der in Brasilien studiert, kennt sich in der Geschichte des 2000 Jahre alten Römischen Reichs besser aus als in der Geschichte des Kaiserreichs Brasilien vor fünf Generationen.

Das Land hat die Wunden der Militärdiktatur (1964-1985) nicht heilen können. Es gab keinen therapeutischen Prozess wie den von der Südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission vorgesehenen, der die Verbrechen des Apartheid-Regimes (1960-1994) untersuchte. Die brasilianische Wahrheitskommission, die 25 Jahre nach dem Ende des Militärregimes eingesetzt wurde, brachte keine öffentliche Verurteilung zustande. Im Gegensatz zu Argentinien und Chile, wo Hunderte von Menschen wegen der während des Militärregimes begangenen Gräueltaten verurteilt wurden, wurde in Brasilien niemand deswegen verhaftet. Noch heute wird der brasilianische Putsch von 1964, mit dem der designierte Präsident João Goulart abgesetzt wurde, in einigen Teilen der Gesellschaft wohlwollend als „Revolution“ oder „Bewegung“ bezeichnet.

Hier in Buenos Aires, wo ich diesen Artikel schreibe, sagen mir argentinische Intellektuelle, dass ein Kandidat, der wie Bolsonaro öffentlich die Folter verteidigt und die Militärdiktatur lobt, kaum eine Chance hätte. Es sei daran erinnert, dass Bolsonaro sogar bejubelt wurde, als er Carlos Brilhante Ustra, den Folterer, der die DOI-CODI (die Geheimdienst- und Unterdrückungsbehörde der Diktatur) leitete, lobte. Bolsonaro tat diese während er für die Amtsenthebung der damaligen Präsidenten Dilma Rousseffs im Repräsentantenhaus stimmte. Roussef selbst wurde während der Diktatur gefoltert. 

Der perfekte Feind

Schließlich kam für die Möglichkeit von Bolsonaros Erfolg noch etwas hinzu, was den Sturm perfekt machte. Dazu musste der Gegner in der zweiten Runde ein Kandidat der Arbeiterpartei sein. Und genau so kam es. Populistische Führer brauchen öffentliche Feinde, um die Summe aller Ängste auf sie zu projizieren, wodurch die Unterstützung der Bevölkerung ausgelöst wird. Für Hitler waren es die Juden, für Matteo Salvini und für Marine Le Pen die Roma. Genau das ist die PT für Bolsonaro. Diese Partei, die Brasilien von 2002 bis 2016 regiert hat, verkörpert für ihn alle Übel. Doch die PT machte es ihm auch leicht. Weder bat sie wegen ihrer Beteiligung an den zahlreichen Korruptionsskandalen um Entschuldigung, noch brachte sie neben dem verurteilten Ex-Präsidenten Lula da Silva neue Anführer hervor. So ebnete auch die PT den Weg für Bolsonaros Propaganda-Feldzug.

Wenn die PT in der ersten Runde besiegt worden wäre und der Gegner von Bolsonaro, der linksliberale Ciro Gomes, der konservative Geraldo Alckmin oder die Umweltaktivistin Marina Silva gewesen, hätte sich die Schlagzeile „Brasilianer gegen die PT“ schnell entlarvt. Aber die Tatsache, dass die PT die erste Runde überlebt hat, befeuerte die Polarisierung und die Idee eines kollektiven Feindes. Noch nie wurde eine Präsidentschaftswahl in Brasilien so rücksichtslos und so feindselig geführt. Es gab noch nie so viel politischen Hass im Land seit der Demokratisierung. Und die Brasilianer mussten sich nie zwischen einem Kandidaten entscheiden, der die Hälfte der Bevölkerung diskriminiert (Bolsonaro), und einem Kandidaten, der von der anderen Hälfte diskriminiert wird (Haddad).

423 Nachrichten in 24 Stunden, meist mit beleidigenden Videos. Keine konkreten Ideen, wie mit den Krisen in Brasilien umzugehen ist.

 

Dieser Artikel erschien zuerst bei Plataforma. Aus dem Englischen übersetzt von Constantin Wißmann
 

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Justin Theim | Do., 1. November 2018 - 19:32

Hören Sie doch endlich auf, die souverän-demokratische Willensäußerung anderer Völker zu kritisieren, nur weil sie nicht in Ihr Weltbild passt!

Dennis Jackstien | Sa., 3. November 2018 - 19:13

Antwort auf von Justin Theim

Hier wird nicht kritisiert sondern einfach analysiert. Dass ein Volk einen Mann zum Präsidenten wählt, der selbst Folter gut heißt?

Ich weiß nicht. Evtl finden Sie daran auch etwas kritikwürdiges, wenn Sie selbst einmal von Folter betroffen sind. Oder halten Sie das dann einfach aus, weil ja demokratisch so gewählt wurde? Ganz bestimmt!

Ralph Lewenhardt | Do., 1. November 2018 - 19:50

Ertrinkende greifen auch nach einem löchrigen Schlauchboot.

Wolfram Rieger | Do., 1. November 2018 - 20:21

Vielen Dank für die ausgezeichnete Analyse.
Gebe das gerne an Freunde in Brasilien weiter.

Michael J. Glück | Do., 1. November 2018 - 20:29

Rodrigo Tavares hat es sich bei der Erklärung des Wahlsiegs von Jair Bolsonaro in Brasilien meines Erachtens etwas zu leicht gemacht. Als Ex-Schüler eines brasilianischen Gymnasiums habe ich die Brasilianer anders in Erinnerung. Gewiss hat sich in den Jahrzehnten, die ich nun hier lebe, vieles geändert. Doch den Wahlkampf habe ich auf dem brasilianischen Onlinemagazin 247 - der Arbeiterpartei nahestehend - verfolgt. Der wurde von Bolsonaro in der Tat knochenhart geführt. Das hat ihm ein Messerattentat eingebracht. Doch weder er noch Franzisco Haddad ist es gelungen, Brasiliens große Nichtwählergemeinde zu mobilisieren. Außerdem wurde Haddad erst sehr spät nominiert. Die PT hoffte, den Altpäsidenten Lula da Silva noch aus dem Gefängnis herauszuholen und ins Rennen schicken zu können. Auch mit der Vorsitzenden der KP als Vizepräsidentin in einem konservativen Land anzutreten, war keine gute Idee der PT. Außerdem bevorzugte die US-Wirtschaft deutlich den US-Freund Bolsonaro.

Yvonne Walden | Fr., 2. November 2018 - 12:45

Antwort auf von Michael J. Glück

Michael J. Glück bringt es auf den Punkt: Die US-Wirtschaft bevorzugt deutlich den US-Freund Bolsonaro. Wie in (fast) allen südamerikanischen Staaten bestimmen die USA über "das große Geld" die Richtlinien der Politik auch in Brasilien. Leider werden angesichts der enormen Summen, mit denen Politikerinnen und Politiker "gesponsert" werden, auch sozialistische und kommunistische Kandidatinnen und Kandidaten schwach. Dies sollte denjenigen, die keine intimen Kennerinnen und Kenner der politischen Szene in Südamerika sind, immer wieder vor Augen geführt werden. Was tun? Überzeugungsarbeit leisten und das Volk immer wieder auf diese Beeinflussung durch die USA hinweisen. Und selbst glaubwürdig bleiben.

Juliana Keppelen | Fr., 2. November 2018 - 17:48

Antwort auf von Michael J. Glück

Nur ein Schelm käme jetzt auf die Idee zu denken der CIA hätte da seine Hände im Spiel gehabt? Oder?
Spätestens als Frau Dilma Rousseff beim G20 in Australien es wagte mit dem damals zum Paria erklärten Herrn Putin freundlichen Umgang zu pflegen und den gezogenen Pariakreis (man denke nur an die TS und ihr getürktes Bild mit der Aussage keiner will mit Putin essen "fake news" vom Feinsten)nicht beachtete war für mich klar sie wird nicht mehr lange im Amt sein. Es kam wie bestellt die korruptesten der Korrupten haben Frau Rousseff wegen angeblicher Korruption abgesetzt und schwuppdiewupp waren die edlen korruptesten der Korrupten an der Macht und jetzt gibt es die Quittung für den Sumpf oder ich befüchte eher die Krönung des Ganzen.

Ulf Müller | Do., 1. November 2018 - 21:07

Ich habe heut gelesen, dass die Finanzmärkte die Wahl Bolsonaros begrüßen. Passt irgendwie dazu, dass man in Deutschland in den linken Kreisen sprich ÖR besorgt ist, dass Friedrich Merz die Frau Merkel ablösen könnte.

Dimitri Gales | Do., 1. November 2018 - 21:10

nichts über die Rolle der Globalisierung und die Probleme Brasiliens als Schwellenland. In Brasilien geschieht ähnliches wie im Rest Lateinamerikas: Ausbeutung durch "Raubtierkapitalismus" (Begriff von Ex-Kanzler Helmut Schmidt), Drogen, Gewalt, Armut, Zersplitterung der Gesellschaft....Trump wird Mühe haben, den Migrationsstrom aufzuhalten. Bolsonaro hat ausgerufen: "Weniger Brasilia" (die Hauptstadt), "mehr Brasilien". Eine selbstbezogene Politkaste mit ihrem Pseudo-Demokratie-Blabla konnte die Probleme des Landes nicht lösen, sondern Brasilien braucht eine starke Hand. Deshalb haben die Wähler wohl für ihn gestimmt. Wie immer sich das Ganze entwickeln wird.

Pedro Jimenez Duarte | Fr., 2. November 2018 - 03:09

Dass die Gutmenschen es immer noch nicht gemerkt haben: die einzigen, die wirklich von offenen Grenzen profitieren sind die schwerrreichen Finanz-Globalisten. Soros, Buffet, Gates und auch der Autor dieses Berichtes. So ueberrascht die Schreibe nicht, doch die Daemonisierung Bolsonaros und seiner Anhaenger schon.

Die (anti-) soyialen Medien sind doch voll von Verunglimpfungen von Politikern aller Couleur, da sind die "Kampagnen" von einigen Bolsonaro Fanboys keine Ausnahme.

Bleibt die Frage: Warum nur, ja warum waehlt die gefuehlt ganze Welt nur noch boese Jungs. Ueberall Nazis. Ja warum nur? Vielleicht kommt es einem auch ja nur so vor, wenn man ganz links steht?

Hubert Sieweke | Fr., 2. November 2018 - 05:45

in einem Artikel Orban und Salvini mit Duarte vergleicht, lohnt es kaum, weiter zu lesen.
Natürlich klammert der Autor völlig aus, wer das Land in den letzten 15 Jahren in den Ruin getrieben hat. Noch immer rennen 40% der brasilianischen Wähler den Rattenfängern des Sozialismus eines Lula, einer PT oder einer Roussef nach. Da erscheint Bolsenaro zunächst als Rettung. Geben wir ihm Zeit, ähnlich wie Trump, der mittlerweile die USA wieder auf Wachstumskurs brachte, trotz der hysterischen Schreierei der Linkspresse.
Lächerlich erscheint auch, dass der Autor Macron als gutes Beispiel nennt, denn der hat gerade die bisher schlechtesten Zustimmungswerte, die je ein Präsident in Frankreich hatte.... lustig allemal.

Ortwin Maffay | Fr., 2. November 2018 - 06:30

Eigentlich ein sehr interessanter Artikel über Brasilien. Hoffentlich hat der Mann über die Verhältnisse dort mehr Ahnung als über die in Deutschland!

Ullrich Petschulat | Fr., 2. November 2018 - 09:15

Wäre ich Staatsbürger, möglicherweise hätte ich ihn auch gewählt. Die Alternativen, sind ähnlich wie in Deutschland, Pest oder Cholera. Was nützt eine "Demokratie" wenn man das Haus nur mit einer 38er verlassen und die Zentralverriegelung des PKW nach Einsteigen sofort schließt. Und Politiker sind doch alles nur Schwätzer , egal welcher Coleur und Land.

Justin Theim | Fr., 2. November 2018 - 09:24

Zitat: "...Und es gibt Aufforderungen für einen Boykott gegen Firmen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die Bolsonaro nicht unterstützen."

Kommt Ihnen das bekannt vor? Oder muss man deutlicher werden?

"Und es gibt Aufforderungen für einen Boykott gegen Firmen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die die GroKo-Politik nicht unterstützen oder mit der AfD in Geschäftsbeziehungen treten."

Wer mit dem Finger auf Andere zeigt, dem weisen 4 Finger auf sich selbst!

Robert Müller | Fr., 2. November 2018 - 09:48

Erinnert mich an Rodrigo Duterte, Präsident der Philippinen. Brasilien und die Philippinen sind / waren Länder die halbe "failed states" (gescheiterte Staaten) sind. In Griechenland hatten sich die Wähler für einen linken Populisten entschieden. Vielleicht ist es egal ob der Populist links oder rechts ist, hauptsächlich Anti-Elite? In Deutschland kam die AfD auf als die hiesigen Eliten einen "black out" hatten, sowohl in der EU-Krise, als auch bei der Einwanderungs-Krise. "Aufstehen" wäre dann das Selbe in links, allerdings einige Jahre zu spät, denn Italien und die Osteuropäer habe die weitere Einwanderung zu Stillstand gebracht. Nur die schon aufgelaufenden Probleme sind noch da.

In Brasilien ist sie Situation ähnlich, da hat sich die gesamte Elite schmieren lassen und ist korrupt bis in die Knochen. Auch das wie in GR und anderswo in Südeuropa (z.B. ES, IT) und Osteuropa (z.B. Ukraine).

Markus Rhonheimer | Fr., 2. November 2018 - 09:49

Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in die Politik eines doch so fernen Landes, ich habe viel gelernt.

l4dder | Fr., 2. November 2018 - 10:26

"Es gibt jedoch keine politischen Kräfte, die konservative, traditionalistische und liberale Werte konsequent vertreten, wie beispielsweise die Volkspartei Partido Popular in Spanien, die konservativen Parteien von Großbritannien und Kanada oder auch die Union in Deutschland . Brasilien hatte noch nie einen Jose Maria Aznar, eine Margaret Thatcher oder eine Angela Merkel."

Die Union in Deutschland oder Angela Merkel? Ich dachte das Argument wäre, dass es um konservative Werte ginge. Weder die schwarzen Parteien, geschweige denn Angela Merkel, vertritt diese in Deutschland.

Arnold Heisterbach | Fr., 2. November 2018 - 16:16

Besten Dank fuer diese umfangreiche Analyse!
Hoffentlich koennen wir in Zukunft mehr von diesem Autor lesen. Vielleicht nicht nur ueber Brasilien, sondern ueber den gesamten und sehr interessanten Kontinent Suedamerikas?

Horst Johnson | Fr., 2. November 2018 - 21:25

Anscheinend hat der Autor nicht mitbekommen das 2017 in Brasilien 63.000 ermordet wurden. Korruption überall blüht und Teile der Städte unter Kontrolle von Drogenkartellen stehen. Womöglich verlange ich auch etwas zuviel von einem Autor der noch immer meint die CDU sei konservativ... und weiteren Lachnummern.

Thorsten | Sa., 3. November 2018 - 07:48

Wenn man glaubt diese demokratischen Wahlen liefern allesamt einen „Abgrund“ und keine Lösung, der sollte zunächst seinen Beitrag als persönliche Meinung kennzeichnen. Deutlich wird es daran, wenn man jemandem eine „Propaganda-Maschinerie“ und „Pyramidenpropagandasystem“ unterstellt, während man bei Obama noch anerkennend davon schrieb, dass er das Internet „verstanden“ habe. „Das Fehlen jeglicher kritischer Distanz“ ist in Deutschland dagegen ein Indikator dafür, dass von der mainstream-Presse gerade über die Grünen berichtet wird.

Vielleicht sollte der Autor wirklich mal in die Welt reisen. Außer in den meisten europäischen Industriestaaten sind die Menschen überall so „konservativ“, „Machismo“ und „populistisch“. International ist die AfD Mitte. Das ist in Afrika und Asien auch nicht anders.

Paul Landmesser | Sa., 3. November 2018 - 14:32

Ergebnis der PT-Politik (Lula, Dilma): Brasilien hat im weltweiten Vergleich, incl. der Länder im Krieg(!), die höchste Zahl an Gewaltopfern (jährlich ca. 63.000 Tote).
Millionenfacher Missbrauch von Bolsa Familia (bras. Hartz4) durch vorwiegend unkontrollierte Vergabe.
Ein Heer an jugendlichen Mördern, da die Strafmündigkeit in Brasilien erst mit Vollendung des 18. Lebensjahres beginnt, weltweit einmalig!! Bringt ein Familienvater jemanden um, sagt er einfach "war mein jugendlicher Sohn/Tochter"!
Noch unglaublicher! Kommt ein verbrecherischer Familienvater ins Gefängnis, sorgt der Staat für die Lebenshaltungskosten der betroffenen Familie, da der "Versorger" ja im Gefängnis sitzt, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Sitzt der Vater + ein oder mehr Söhne im Gefängnis, wird es finanziell richtig lohnend für die Familie des Verbrechers!! Was für ein Irrsinn!
Die Geschenkeverteilementalität der Sozis hat 2016 Brasilien an den Rand einer Staatspleite geführt. LEI E ORDEM!!

Peter Scheicher | Sa., 3. November 2018 - 21:09

Mit Relativierungen kommt man in Brasilien zu keiner konsistenten Schlussfolgerung.
Alle Diskussionen und daraus folgende Relativierungen bringen kein Ergebnis, verlaufen im Sand und produzieren nur Spaltung.
Der Brasilianer ist ein Individualist, er denkt nur innerhalb seines persoenlichen Umfeldes und hier versucht er seine Nische im gegenseitigen Austausch von Gefaelligkeiten, mit der entsprechenden Freundlichkeit (amisade)zu finden. Das macht den Brasilianer symphatisch und das geht bis ins Aussenministerium. Brasilien ist friedliebend, vermeidet den Konflikt.
Innenpolitisch ist Brasilien das Land der Vetternwirtschaft. Alles basiert auf gegenseitige Gefaelligkeiten und muendet somit in Korruption, Buerokratisierung, Inprodultivitaet, Ungerechtigkeit und somit Spaltung der Gesellschaft.
Bolsonario vertritt tatsaechlich einfache, konservative Werte, aber es sind immerhin Werte, unter denen man sich etwas vorstellen kann und die zu einem konstruktiven Ergebnis fuehren koennen.

Prof. Dr. Ulrich Ramer | So., 4. November 2018 - 21:01

Sehr geehrte Cicero-Readaktion, bist jetzt ist noch kein Beitrag von mir erschienen. Haben Sie eine bestimmte Methode, die mich ausschließt bzw. habe ich irgendetwas falsch gemacht. Ich würde mich über eine konstruktive Rückmeldung sehr freuen. Mit freundlichen Grüßen: UR

Kirsch | Mo., 5. November 2018 - 11:13

Antwort auf von Prof. Dr. Ulri…

Lieber Herr Ulrich, 

werfen Sie doch einmal einen Blick auf unsere Netiquette weiter unten. Wir schließen niemanden systematisch aus, sondern betrachten jeden Kommentar einzeln.

Beste Grüße

Die Cicero-Redaktion