- Tödliches Kommando
Bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien ist die Stimmung nach dem Attentat auf den rechtsextremen Kandidaten Jair Bolsonaro aufgeheizt. Schleichend übernimmt das Militär die Macht im Land. Und die Demokratie steht am Abgrund
Hunderte Anhänger haben sich in der südbrasilianischen Stadt Juiz de Fora versammelt, um ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zu feiern. Sie tragen ihren Helden, den rechtsextremen Jair Bolsonaro, auf Schultern durch die jubelnde Menge. Bolsonaro genießt den Empfang, immer wieder hebt er seinen Daumen hoch, als er für die Fotografen posiert. Immer wieder zeigt er auf seine Brust, wo sein Wahlslogan steht: „Meu partido e o Brasil“ (Meine Partei ist Brasilien). Dann sackt er plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorn und greift sich nach dem Bauch. Das T-Shirt färbt sich rot.
Unbemerkt von den Leibwächtern schlich sich der Attentäter an Bolsonaro heran. Als er neben dem Politiker stand, holte er ein Messer heraus und stach zu. Bolsonaro wurde sofort zum Krankenwagen getragen und ins Krankenhaus transportiert, wo Ärzte ihn operierten. Das Messer verletzte eine Arterie und den Darm, es kratzte die Lunge und die Leber. Bolsonaro verlor viel Blut, doch sein Zustand ist stabil. Der Angreifer, Adelio Bispo de Oliveira, soll einer linksradikalen Gruppierung nahestehen. Er habe „auf Anweisung Gottes“ gehandelt, gab er zu Protokoll. Er habe sich an Bolsonaros rassistischen Ansichten und Vorurteilen gegenüber Schwarzen, Minderheiten und Frauen gestört, erklärte sein Anwalt. Zum Zeitpunkt des Anschlags am 6. September führte Bolsonaro mit 22 Prozent der Stimmen die Liste der 13 Präsidentschaftsbewerber an und galt als sicherer Kandidat für die Stichwahl.
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Ich hatte den Artikel schon offline gelesen und komme auch jetzt zum gleichen Schluss. Er atmet die in Europa übliche Abneigung gegen alles Militärische. Bei uns funktioniert die Demokratie auch in der politischen und rechtsstaatlichen Aufsicht über die Sicherheitsorgane.
In Brasilien funktioniert vergleichsweise gaaanz wenig. Dort gilt das Recht des Stärkeren und auch den Brasilianern wäre es lieber, unter dem Schutz - hier und da eventuell auch zwielichtiger - staatlicher Sicherheitsbehörden zu leben als unter der derzeit vorherrschenden Anarchie.
Verständlicherweise bekommen bei diesen Aussichten viele demokratisch erprobte europäische Bürger sofort die Krätze oder Ausschlag oder wie man das vorhandene und entstehende Unwohlsein sonst charakterisieren soll. Aber die Verhältnisse sind halt nicht vergleichbar.
Mit den jeweiligen Ergebnissen müssen die Bürger leben - egal, ob sie einem persönlich gefallen oder nicht !