27.06.2018, Russland, Kasan: Fußball: WM, Vorrunde, Gruppe F, 3. Spieltag: Südkorea - Deutschland in der Kasan-Arena. (v.r.) Trainer Joachim Löw aus Deutschland, Assistenztrainer Thomas Schneider aus Deutschland, Torwarttrainer Andreas Köpke aus Deutschland, Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt Hans-Dieter Hermann, Mannschaftsarzt Tim Meyer, Physiotherapeut Christian Huhn stehen bei der Nationalhymne zusammen vor der Bank.
Selbstzufrieden, lethargisch, müde: Das Scheitern der Nationalelf hat handfeste, personelle Gründe / picture alliance

Fußball-WM und Politik - „Entscheidend is auf’m Platz“

Seit die deutsche Nationalelf bei der Fußball-WM ausgeschieden ist, überbieten sich Feuilletonisten mit Deutungsversuchen. Ist die Niederlage symptomatisch für die politische Krisenstimmung? Völliger Unfug, schreibt Alexander Grau

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

„Erbärmlich“. Besser kann man das Auftreten der deutschen Nationalmannschaft in Russland nicht beschreiben als Manuel Neuer kurz nach dem Spiel. Das Armselige am russischen Kurzauftritt der DFB-Auswahl war dabei weniger, dass sie verloren hat, sondern vor allem wie. „Peinlich“ war die Vorstellung, wie Thomas Müller es treffend formulierte.

Dieses Totalversagen verlangt natürlich nach Erklärungen. Dabei lädt Fußball Hobby-Sozialpsychologen geradezu zwanghaft zu allegorischen Deutungen ein. Da wird die Leistung einer Mannschaft zum Indikator einer Stimmung im ganzen Land, das Auftreten von 23 Männern zum Sinnbild der Verfasstheit einer ganzen Nation.

Das ganze Land selbstzufrieden und lethargisch?

Natürlich: Solche Deutungen sind kurzweilig, und sie suggerieren Tiefe. Sie heben das Banale in einen höheren Sinnzusammenhang. Da hat nicht einfach nur ein Team schlecht gespielt, vielmehr hat hier der Weltgeist höchst persönlich sein Urteil gesprochen. Aus dem Versagen einer Mannschaft und ihrer Führung wird ein Symptom für den Zustand eines Landes. In unserem Fall: selbstzufrieden, lethargisch, müde. Oder war es nicht doch: zerrissen, gespalten, übellaunig?

„Entscheidend is auf’m Platz“, formulierte einst Alfred „Adi“ Preißler. Und diese weise Sentenz hat noch immer ihre Gültigkeit. Keine Mannschaft verliert, wegen der schlechten Stimmung daheim. Kein Team gewinnt, weil zuhause alle so euphorisch sind. Das ist Feuilletonisten-Metaphysik der schlimmsten Sorte. Dass so ein Unfug aber tatsächlich zusammengedacht wird, das wiederum ist bezeichnend und sagt sehr wohl etwas über ein Land aus.

Ein Fall für die Nationalpsychoanalyse? 

Erinnern Sie sich an die morphogenetischen Felder? Die waren Anfang der 80er Jahre der letzte intellektuelle Hype. In die Welt gesetzt hatte das Stichwort der britische Biologe Rupert Sheldrake. Erfolg hatte er damit vor allen in esoterischen Kreisen. Nach Sheldrake gibt es universeller Felder, die Einfluss auf die Form biologischer und nichtbiologischer Systeme haben. Wie genau das funktionieren soll, blieb dabei unklar. Die esoterische Botschaft jedoch kam an: Demnach gibt es irgendeine geheimnisvolle Energie, die dafür sorgt, dass Informationen, aber auch Stimmungen und Befindlichkeiten über räumlichen Distanzen ganze Kollektive und ihre Umwelt erfassen.

Sheldrakes Theorie ist natürlich hanebüchener Unsinn. Doch die Idee, die dahintersteckt, scheint all zu verlockend. Und so wird aus dem Abschneiden einer Sportmannschaft gleich eine Nationalpsychoanalyse: das Wunder von Bern als Zeichen des Wiederaufbaus, der Sieg 1974 ein Ausdruck gesellschaftlicher Liberalisierung. Und umgekehrt: die Schmach von Cordoba als Ende des Zeitalters der Leichtigkeit, das schlechte Abschneiden 1998 als Sinnbild der Stagnation am Ende der Ära Kohl, das Desaster vom Mittwoch als Symptom der Krise der Kanzlerschaft Merkel. Ach, wenn es so einfach wäre.

Flucht ins Diffuse 

Angela Merkel hat in den vergangen Jahren sicher viele Fehler gemacht. Schuld am miserablen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft ist sie aber nicht. Und an der politischen Polarisierung dieses Landes ist das DFB-Team auch nicht gescheitert. Warum genießen solche „Analysen“ dennoch eine so große Popularität?

Wo „Stimmungen“ und „Atmosphären“ als Ursachen für Niederlagen ausgemacht werden, da bleibt das klare Denken und die nüchterne Analyse auf der Strecke. Wer sich ins Diffuse flüchtet und meint, damit etwas besonders Intelligentes gesagt zu haben, der erhebt Scharlatanerie zum intellektuellen Standard.

Scheitern hat personelle Gründe 

Natürlich leben wir in einer Kommunikationsgesellschaft, und insbesondere die Spieler nehmen – leider! – lebhaft twitternd an ihr Teil. Dass sie damit dichter an den Kontroversen der Gesellschaft sind, lässt sich kaum vermeiden. Doch die Herren sind Profis, und Fußball ist ein Mannschaftssport. Wenn ein Team dermaßen versagt wie das deutsche in den vergangenen zwei Wochen, dann hat das sehr handfeste strukturelle und personelle Gründe. Und so gesehen, ähneln die Probleme der deutschen Nationalmannschaft derjenigen der Bundesregierung tatsächlich.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Konrad Perfeud | Sa., 30. Juni 2018 - 14:07

Sicherlich haben Sie weitgehend recht. Man kann sich aber schon fragen, ob starres und kritikloses Festhalten an Führungsstrukturen oder blasses Mitläufertum nicht Spiegelbilder der deutschen Gesellschaft sind.

Herr Perfeud, Ihr Satz ist schon richtig. Starres und kritikloses Festhalten an Führungsstrukturen, blasses Mitläufertum inklusive, sind leider ein wesentlicher Teil der hiesigen Gesellschaft. Kritisches Hinterfragen eher nicht!

Alexander Oswald | Sa., 30. Juni 2018 - 15:21

Sie spacen hoffnungslos drüber. Wissen Sie noch, was ein Symbol ist? Wenn etwas Belastendes die Erdogangeschichte (und die charakterlich zurechnungsfähigen wie Müller oder Kimmich) haben das klar bestätigt lieber durch das ganze Turnier geschleppt wird als die beiden hochverzichtbaren vor die Tür zu setzen, was man einzig und allein deswegen nicht getan hat, weil sie innere Türken sind (der Rauswurf also nicht "schön bunt" wäre und linke Lebenslügen aufdecken würden), wenn so etwas in einem Land möglich ist, symbolisiert es ein allgemein präsentes tieferliegendes Problem. Natürlich war diese erbärmliche Truppe der perfekte Vertreter für Merkeldeutschland, in dem 2 und 2 nicht mehr 4 sein soll. Symbolisch.

Petra Horn | Mo., 2. Juli 2018 - 12:27

Antwort auf von Alexander Oswald

Mit seiner Bodenständigkeit scheint es soch nicht soweit her zu sein, wie ich dachte.
Hat er womöglich dieselbe Beraterfirma wie Özil und Löw?
In anderen Bereichen der Wirtschaft verstößt eine solche Vermengung gegen die Compliance-Richtlinien.
Warum ist es im Milliardengeschäft Fußball erlaubt?
Das kann gerne alles weg, Inkl. DFB und FIFA.
Blatters Abgang war viel zu wenig.

Gisela Fimiani | Sa., 30. Juni 2018 - 15:48

Bauch und Gefühligkeit schlagen Kopf und Denken. Woran liegt dies, im Land der Dichter und Denker?

Clara Schwarze | Sa., 30. Juni 2018 - 15:58

Ich denke, dass man hier allerdings auch den Kommentatoren unrecht tut, wenn man denkt, dass sie diese Analysen komplett ernst meinen. Natürlich ist keine direkte Übertragung, natürlich gibt es hier keine direkten Kräfte.
Aber diese WM spiegelt schon eine Stimmung in Deutschland, die schon damit beginnt, dass es diesmal eben keine WM-Stimmung gab, was auch eine gewisse Ernsthaftigkeit der Spaltung zeigte.
Und als das dann damit endete, dass wir in der Vorrunde rausflogen, wurde es natürlich schon zu etwas, was man als Menetekel lesen kann - nämlich dass Dinge auch schiefgehen können.
Und das ist dann der Schock an dem sich vor allem auch die Eliten abarbeiten.

Sepp Kneip | Sa., 30. Juni 2018 - 16:29

"Angela Merkel hat in den vergangen Jahren sicher viele Fehler gemacht. Schuld am miserablen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft ist sie aber nicht."
Sind Sie da so sicher, Herr Grau? Seit 2016 habe ich ein komisches Gefühl, wenn Merkel die "Mannschaft" im Trainingslager besucht. Dass es keine Nationalmannschaft mehr ist, gibt der Sache einen weiteren Beigeschmack. Nach Merkel darf sich Deutschland nicht mehr aus anderen Ländern hervorheben. Der Ruhm und die Ehre, die die Fussball-Nationalmannschaft Deutschland in der Vergangenheit beschert hat, darf nicht mehr sein. Schon bei der Europa-Meisterschaft mussten zwei Top-Spieler, Boateng und Schweinsteiger, die Hände zu Hilfe nehmen, um ja nicht weiter zu kommen. Beide landeten nach dieser EM in einem abgrundtiefen Loch

Heuer war es die gesamte Mannschaft, die einfach ihren Diest versagte. Ungläubiges Staunen und Kopfschütteln ob dieser "Leistung" war allenthalben angesagt. Und da soll Merkel nichts dran gedreht haben?

helmut werner | Sa., 30. Juni 2018 - 17:52

Sie schreiben etwas von "deutscher Nationalmannschaft". Das kann ich nicht nachvollziehen. Ist es nicht "Die Mannschaft", die da nach Hause fliegen musste ? Oder ist mir etwas entgangen ?

Christa Wallau | Sa., 30. Juni 2018 - 18:59

Danke, lieber Herr Grau, für Ihre klaren Worte.
Es geht nicht um miese Stimmungen und Befindlichkeiten, sondern um
miserable L e i s t u n g e n.
Entscheidend sind die Taten oder - wie Kohl es einmal ausgedrückt hat - "was hinten raus kommt".
Bei der Mannschaft, die für Deutschland spielte, war das Ergebnis nicht gut, und bei Merkel und ihren Regierungsmannschaften ist es noch viel schlechter.
Das sind Fakten, aus denen die deutschen Bürger, die für alles zahlen und alles ausbaden müssen, endlich die richtigen Konsequenzen ziehen sollten.
Ewiges Nörgeln nutzt gar nichts, T a t e n müssen her, und die können nur darin bestehen, die
Versager abzustrafen und abzulösen. Es gibt doch - weiß Gott - sowohl Fußballspieler als auch Politiker zu Hauf in diesem Staat.
Warum lassen wir also immer wieder dieselben Typn ran???

Hans Sauer | Sa., 30. Juni 2018 - 19:02

Löwe hat die Mannschaft mitSitzungen u.Konditsionstraining total überfordert,deshalb Trainerwechsel u.keine Weltmeister mehr.

Paul Liesner | Sa., 30. Juni 2018 - 23:37

Der Nationalismus wird den (National)Spielern doch seit einigen Jahren von der Politik bewusst ausgetrieben. Dazu einige Punkte:
1. Die Nationalmannschaft wird umbenannt in die Mannschaft.
2. Unsere Altparteien setzen nur noch im Gleichschritt mit Frau Merkel auf Europa und europäische Lösungen.
3. Jeder Kritiker, der diese Politik kritisiert und ein Stück Erhalt des Nationalismus einfordert, wird kritisiert, geächtet und im schlimmsten Fall als Rassist oder Nazi beschimpft.
4. Gesetze werden missachtet, ignoriert oder gebeugt.
5. Der Wählerwille spielt offensichtlich keine Rolle mehr.
6. Die linke Jugend ruft zum „Fahnenklau“ der Deutschlandfahne auf.
7. Und last but not least die Causa Özil und Gündogan.
Und plötzlich wundert man sich, dass das Interesse und das Mitfiebern der deutschen Fans für diese WM stark nachgelassen hat.
All das geht doch auch an den Spielern nicht spurlos vorbei Herr Grau, finden Sie nicht?

Susanne Dorn | So., 1. Juli 2018 - 03:32

Merkel und Löw sind eine starke „Tief-Grüne Einheit“ Die „Mannschaft“ musste den Namen „Deutsche Nationalmannschaft“ ablegen und hat seit dem keine Identität mehr. Merkel nimmt dem Souverän und der National-mannschaft alles, was in irgend einer Weise Begeisterung, Nationalstolz und Freude
hervorrufen könnte. (Claudia Roth: möglichst wenig Begeisterung der Fans und vor allem kleine Fähnchen, die nicht dominieren).

Nicht nur „Die Mannschaft“ sondern Deutschland ist dabei, durch Merkels Handeln seine Identität zu verlieren, da es einer Vielzahl deutscher Bürger offenbar an Selbstbewusstsein und logischem Menschenverstand fehlt. Merkel agiert seit vielen Jahren gegen den Souverän. Das Land ist daher zutiefst verunsichert und gespalten, da die Bevölkerung viel zu spät über die UN/EU-Pläne der „Bestandserhaltungs-migration“ informiert wurde und die Politik seit fast drei Jahren katastrophale Fehler macht. Das führt zum völligen Vertrauensverlust in die Regierenden.

Volker Leyendecker | So., 1. Juli 2018 - 07:28

Die Mannschaft sollte eigentlich für Deutschland Fußball spielen. Doch es stand zwar Deutschland auf dem Trikot drauf aber der Mannschaftsgeist für DEUTSCHLAND zu spielen fehlte leider bei den meisten Spielern. Welcher Deep hat eigentlich die Umbenennung von Nationalmannschaft in Mannschaft verfügt ? Soll Deutschland auch auf Sportlicher Ebene Eliminiert werden ? Wer wundert sich da noch über die mangelnder Begeisterung der Deutschen an dieser Weltmeisterschaft ! Es ist ja auch nur für die Werte des DFB gespielt worden. (Aussage eines Spielers.)

Wolfgang Haas | So., 1. Juli 2018 - 10:07

Ich hab mich auch gewundert, dass oft ein so unmittelbarer Zusammenhang Löw- Merkel hergestellt wird.
Wenn aber eine Nationalmannschaft nur noch Mannschaft heissen darf - vielleicht zukünftig Allianz- oder Friedensmannschaft -, und wenn auf dem Trikot kein Fleckchen Schwarz- Rot- Gold mehr zu finden ist (derzeit komplett in Grautönen), dann kann man sich fragen, wofür die gespielt haben. Wahrscheinlich nur noch für sich selbst - urlaubsreif wie die waren (.. wie Flasche leer). Fest steht jedenfalls: für eine Nation haben diese Weltbürger nicht mehr gespielt. Ade 100% und ade Fritz Walter.

Jacqueline Gafner | So., 1. Juli 2018 - 14:35

der das frühzeitige Aus für den bisherigen Weltmeister bedeutete, habe ich zwar ebenso wenig gesehen wie alle andern Wettkämpfe, da nicht fussballinteressiert. Die entsprechende Schlagzeile hat aber auch mich "elektrisiert", da irgendwie surreal, wenigstens für Fussball-Laien wie mich. Das gibt es doch nicht, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Der zweite oder dritte ging dann aber - zugegeben - schon in die Richtung, dass "die Deutschen" zur Zeit offenbar nur noch am Verlieren sind, fast egal auf welchem Spielfeld. Erst der Brexit, der ihre Position innerhalb der EU jedenfalls nicht komfortabler macht, dann die Wahl des 45. US-Präsidenten, die sie voll auf dem linken Fuss erwischte (was "Topshots" der Regierung auch gleich meinten öffentlich beklagen zu müssen), gefolgt von den Bundestagswahlen, der Wiederauferstehung der GroKo, der "Merkel-Dämmerung" dem WM-Out, ... - das kann einen schon auf kuriose Ideen bringen, selbst wenn man mit Esoterik nichts am Hut hat.

Michael Ludwig | So., 1. Juli 2018 - 20:24

Sehr geehrter Herr Grau, sie scheinen niemals Mannschaftssport betrieben haben. Wie kommt es, dass die Fanmeilen schon im ersten Gruppen-spiel nicht so gefüllt waren wie vor 4 oder 8 Jahren?
Kaum Autos mit Fahnen, so eine Ignoranz habe ich noch nie erlebt.Wie gesagt schon vor dem ersten erbärmlichen Spiel. Nach dem Schauspiel von unseren 2 Superpatrioten Özil und Gündogan waren die Netzwerke voll mit Kommentaren die meinten die "Mannschaft"kann uns jetzt mal. Genau das ist passiert. Die Pfiffe beim letzen Heimspiel gegen diese beiden Experten. Jeder hat gesehen wie alle verunsichert und verkrampfter wurden. Ich glaube Müller im Interview" Wir haben
schon mitbekommen wie die Stimmung in Deutschland ist" Es hat halt alles nichts mit nichts zu tun. Aber immer schön den Kopf in den Sand stecken, aber das ist ja nur der Anfang und alle Warnsignale ignorieren. Deutschland hat sich gravierend verändert und KGE ist glücklich.

Wolfgang Dubbel | Mo., 2. Juli 2018 - 07:11

da fällt mir nur noch Cem Özdemir ein ....
na, immerhin wissen wir jetzt, an wem es gelegen hat......am Sportminister !

Nur der Grünen-Politiker Cem Özdemir verweigerte sich der allgemeinen Kopf-Hoch-Rhetorik und nutzte lieber die Gelegenheit, das peinliche Vorrunden-Raus bei der WM dem politischen Gegner in die Schuhe zu schieben. "Der Sportminister", schrieb er, "heißt übrigens Seehofer".

Bernhard Jasper | Mo., 2. Juli 2018 - 09:12

Der kommerzielle Fußball ist eine Art Catch-as-catch-can Wettbewerb geworden. Da sind aberwitzige Millionen-Summen im Spiel- ein völlig dereguliertes und durchgeknalltes System.

Medien haben dabei die Funktion den „Star“ und „Helden“ zu konstruierten, der zum „Idol“ für den „Fan“ werden soll. Diese Identifikation und Projektion gelingt besonders bei in der Pubertät befindlichen Heranwachsenden (die nach ihrer Identität suchen). Diese und ähnliche Ich-Schwächen werden dann instrumentalisiert und geschäftlich genutzt. Das Fußball-Unternehmen spielt so auch das getätigte Millionen-Investment für den „Star“ (z. B. durch Trikotverkäufe) wieder ein.

„Fußball ist ein öffentliches Gut“, mit dieser Begründung werden dann die Kosten für den Polizeieinsatz bei „Hochsicherheitsspielen“ und für die medialen Übertragungsrechte an die Steuerzahler weitergereicht.

Daniel Sunnus | Mo., 2. Juli 2018 - 09:52

Von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung. Sach- und gesunder Menschenverstand wird nicht respektiert, sondern durch Empathie-Appelle korrumpiert.

Oder anders, mit (mittlerweile abhanden gekommenen) Esprit gesagt:

"Ein Feuilleton schreiben heißt auf einer Glatze Locken drehen." (Karl Kraus)