Will nur mit absoluter Mehrheit regieren: Rassemblement-National-Spitzenkandidat Jordan Bardella / dpa

Wahlen in Frankreich - Der Macronismus ist gescheitert

Bei den Parlamentswahlen in Frankreich an den kommenden beiden Sonntagen wird Le Pens Rassemblement National (RN) seinen historischen Siegeszug der Europawahlen fortsetzen. Die Rechtsnationalen führen die Umfragen mit großem Vorsprung an.

Autoreninfo

Martina Meister ist Korrespondentin in Frankreich für die Tageszeitung Die Welt.

So erreichen Sie Martina Meister:

Lange Zeit galt Marine Le Pen in Frankreich als die ewige Verliererin. Jetzt steht die Rechtspopulistin nicht nur vor den Toren der Macht, sie lehnt bereits im Türrahmen. Wenn am Sonntagabend die französischen Wahllokale schließen und die Stimmen der ersten Runde ausgezählt werden, wird es keine Überraschungen geben. Le Pens Rassemblement National (RN) wird seinen historischen Siegeszug der Europawahlen drei Wochen später fortsetzen.

Bei den Wahlen zum europäischen Parlament hatte RN-Spitzenkandidat Jordan Bardella mit über 31 Prozent der Stimmen Emmanuel Macrons pro-europäischer Liste, die nicht einmal auf die Hälfte kam, eine peinliche Wahlschlappe beschert. Der Präsident zog noch am Abend die Konsequenzen und kündigte überraschend Neuwahlen an. Er erhoffte sich Klärung, und die wird es geben: Das Anti-Macron-Referendum, als das viele Wähler die EU-Wahlen verstanden, wird sich bei der Parlamentswahl fortsetzen.

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Ronald Lehmann | Sa., 29. Juni 2024 - 18:13

Le Peng wird den gleichen Weg gehen wie ihre Vorfahren, ausgenommen Mitterrand

der die anderen Nationen in gleicher Augenhöhe betrachtet hat

was bei einen typischen Franzosen & vor allem einen Pariser Staatsmann oder Frau fremd ist

denn die Franzosen haben so einen starken Nationalstolz
egal ob Fahne, Demonstrationen oder anderes

dass wenn unsere deutsche Politik
in Frankreich Anwendung finden würden
die Guillotine würde wieder in Aktion kommen

Henri Lassalle | Sa., 29. Juni 2024 - 20:09

Macron ist als Präsident der Französichen Republik nicht geeignet - ich bin wahrlich nicht der Einzige, der das festellen muss. Er wurde ja auch nur als Notlösung gewählt: Einmal nach dem spektakulären Debakel der Sozialisten, dann aus Angst vor Le Pen, die leider beim Wahlkampf nicht schlau genug vorging - sie verrannte sich in Anti-Euro und Anti-EU-Positionen.
Macron hat nichts von den Sorgen der Franzosen kapiert. Nur ein Beispiel von vielen: Die hohen Strompreise, die keineswegs höhere Gewalt sind, sondern die kann man regulieren, so wie das jetzt gemacht werden soll - die Kaufkraft der Bürger ist ein zentrales Problem. Er hat dieses Problem zu spät erkannt. Ferner das dramatische Sicherheitsproblem (Kriminalität), das ungelöste Masseneinwanderung, der Ukrainekrieg etc......
Macron gibt sich technokratisch-autoritär, weiss alles besser, ist beratungsresistent. Wenn dann noch die Resultate fehlen, dann ist es mit Geduld und Toleranz vorbei.
Le Pen/Bardella werden die Wahl gewinnen.

im 2. nur dann, wenn die Kandidaten der Links-Liberalen nicht gewinnen.
Warum sollte das so kommen?
Vielleicht wird man zuletzt sagen können, dass Macron verloren hat.
Er kann sich dann aber immer noch als Präsident behaupten und beweisen.
Leicht wird es jedoch nicht für ihn.

Markus Michaelis | Sa., 29. Juni 2024 - 21:26

Auch wenn ich mich wiederhole: aus meiner Sicht ist nicht Macron gescheitert. In aufsteigender Falltiefe war davor schon Sarkozy von Rechts und Hollande von Links gescheitert, Macron ist gescheitert, aller Voraussicht nach wird der nächste Präsident LePen heißen und auch das RN wird scheitern - es ist kaum anzunehmen, dass all die Millionen Menschen, die im RN das Schlimmstmögliche sehen, auf einmal anders denken.

Ich würde es daher so sehen: was die letzten 20 Jahre scheitert, ist die französische Gesellschaft - sie ändert sich stark aus sich heraus, es sind viele neue Menschen, die Welt ändert sich - und die frz. Ges. hat darauf keine Antwort, außer, dass die verschiedenen ges. Gruppen sich gegensitig mitteilen, wie sehr sie übereinander erschüttert sind. Ähnlich wie in anderen westlichen Gesellschaften.

Es wird irgendwann auch etwas Neues kommen - was und wann weiß keiner. Im Moment hat niemand eine bessere Idee als sich gegenseitig die tiefe Erschütterung mitzuteilen.

@Herr Michaelis, interessante Argumente. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sich in Frankreich die gesellschaftlichen Gruppen nichts mitteilen, weil keiner den Diskurs sucht. In Deutschland spiegelbildlich die Bewohner der alten und neuen Bundesländer. Und von Brandmauern profitieren politisch ausschließlich Brandstifter. Das merkt zwischenzeitlich auch der langjährige Politikrentner Merz - zu spät. Sahra und Oskar waren schneller.

Volker Naumann | So., 30. Juni 2024 - 14:12

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

@ Karl-Heinz Weiß

Ob Herr Merz es gemerkt hat, kann man in Frage stellen:

"von Brandmauern profitieren politisch ausschließlich Brandstifter"

Aber es Sagen und danach Handeln darf er nicht, denn das wäre
das Ende seines Traumes von der Kanzlerkandidatur.

Sahra und Oskar wollen an die Macht, d. h. keine Brandmauer und
die anderen wollen an der Macht bleiben, also eine Brandmauer
herbeireden für die Union und die Hasen klatschen wieder.

Zu Ihrer Bemerkung des Diskurses der gesellschaftlichen Gruppen
in DE sehe ich aber eine noch wesentlich deutlichere andere, die
gegenwärtig in vielen Staaten der EU zu bemerken ist.

MfG

Stefan Jarzombek | So., 30. Juni 2024 - 00:43

Le Pen wird die Show rocken, dennoch werden es die Franzosen mit Emanuel Macron bis 2027 aushalten müssen.
Das er die Nationalversammlung aufgelöst hat und selbst Neuwahlen an den Start gebracht hat ist sehr bedenklich.
Er weiß um sein Amt und er weiß daß er nicht nur ein Präsidentendareller ist wie sein Amtskollege in Deutschland.
Wenn Le Pen an die Macht kommt,die ja die Zusammenarbeit mit der AfD abgelehnt hat,wird Frankreich es schwer haben mit der Gesamtheit der Deutschen,denn hier ist der Himmel wahrscheinlich in Kürze blau und wer braucht da Frankreich noch.
Umgekehrt wird ein Schuh draus und die Gran Nation hat fertig.

Albert Schultheis | So., 30. Juni 2024 - 10:08

Einen neuen Feldzug mit der Fremdenlegion gegen Moskau und dem kleinen Napoleon vorneweg auf einem maroden Klepper - das braucht kein Mensch.
Ab in den Orcus mit ihm.
Nur, mit der Le Pen - und wahrscheinlich auch der Meloni - wird diese EU gerademal so weitergehen! Womöglich sogar mit der korrupten Demokratie-Hasserin von der Leyen als Galleonsfigur. Da müssen deutsche Konservative natürlich draußen bleiben, denn das "Geschäftemachen gemäß Versailler Vertrag 4.0" geht mit SchwarzRotGelbGrün durch wie Butter! Wie sonst sollte man auch Deutschland zum Verrecken bringen? Ich höre immer "L'Allemagne c'est le moteur de l'Europe!" - aber damit ist Schluss! Das haben die nur noch nicht geschnallt. Wenn L'Allemagne abkackt, dann kackt auch die EU ab! Daruf freue ich mich. Es bleibt einem ja sonst kein Spaß. Aber das mit dem "Wertewesten", mit "Aufklärung, Demokratie und Freiheit" und sonst Zeugs, das ist ja sowieso längst wie Alteisen auf dem Schrottplatz gelandet.

Ernst-Günther Konrad | So., 30. Juni 2024 - 10:55

Wenn ich den Artikel richtig verstehe, kann Macron weiter machen, wenn auch ohne eine parlamentarische Mehrheit? Was will er denn da noch ausrichten? Aber mal davon abgesehen, sind ja in vielen franz. Kommunen bereits Bürgermeister aus Le Pens Partei im Amt. Läuft es da so verkehrt? Denn auch diese Kommunalpolitiker haben Chaos von den Vorgängern übernommen und müssen, wie es bei Le Pen als Präsidentin auch wäre, erstmal die Unwuchten der Vorgänger stemmen und manches läßt sich wahrscheinlich wie bei uns nicht mehr oder nur zeitraubend ändern. Aber mit Transparenz, dem öffentlich machen der Schweinereien der Vorgänger läßt sich durchaus einem Wahlvolk erklären, warum nicht jedes Versprechen sofort und gleich umzusetzen ist. Ob also Le Pen schneller scheitern würde als Macron ist eher Wunschdenken. Aha. Nicht nur Deutschland ist gespalten worden, sondern Frankreich ebenso. Und wer hat dafür die letzten Jahren gesorgt? Bei uns eine Groko und jetzt final eine Ampel, blaue waren es nicht.

Johannes | So., 30. Juni 2024 - 13:58

In F. Der FN hat sich gewandelt aber die Urwählerschaft setzt sich zusammen aus extremistischen Strömungen von Petainanhänger, über Nationalisten und Neofaschisten bis Opus Dei und andere ultraxhristliche Vereinigungen.

Sehr mutig und aufrichtig dieser Macron nach der EU Wahl die Reißleine zu ziehen. Man wird es ihm nicht vergönnen, so denke ich, da er das Wahlvolk sprechen läßt.
In Deutschland längst überfällig so ein Schritt mit Rückgrat

@ Johannes

Selbst wenn die SPD aus den Landtagen rausgewählt wird,
werden weder Olaf der Vergessliche noch Walter der Spalter
einen Grund sehen, Rückgrat zu haben oder eine Reißleine
zu ziehen. Sie hoffen beide fest auf ein Wunder, eine andere
"wichtige" Verwendung für beide ist eher ausgeschlossen.

Macron darf wenigstens noch mitspielen im Theater und er
erspart sich vielleicht eine Menge Ärger in nächster Zeit.

MfG

Franz Stradal | So., 30. Juni 2024 - 16:18

… für Deutschland und UK.

Weil es den Druck für Migranten in Frankreich weiterzuziehen, enorm erhöht.
Wenn die rund 1-1.2 Migranten in Frankreich, die nicht Französisch native sprechen, weiterziehen, werden Deutschland und UK die Hauptziele.

Das wird die Politik in Deutschland massiv in Schieflage bringen. Die Ampel wird zerbrechen, und die CDU hat auch keine Lösungen (egal wer sie führt).

Heidemarie Heim | So., 30. Juni 2024 - 17:05

Nachbeben so die Erfahrung sind oft zerstörerischer als die eigentliche bzw. auslösende Erschütterung selbst. Denn es reichen gemäß Skala weit geringere Beben um die ihrer Statik beraubten u. vorab beschädigten Gebäude endgültig zum Einsturz zu bringen. Weshalb die damit erfahrenen wie gebeutelten Bewohner auch das Freie suchen. Wie scheinbar nun die Franzosen, deren Hoffnungen auf einer Regierung, die die Interessen aller bedient anstatt die Spaltung der Gesellschaft voran zu treiben, m.E. auch schon vor Präsident Macron beruhte. Und wie es aussieht bringen unsere Nachbarn und Freunde nicht mehr die Geduld auf für "ein weiter so" wie z.B. wir Deutschen. Wir schauen derweil seelenruhig zu, wie uns die Substanz, auch die der Demokratie unter den Händen zerbröselt, die Wirtschaft einen auf "Good bye Deutschland" macht, die Gesinnungstotengräber die Glocke für ihr Werk vollenden, u. ich zum Teufel nicht mehr weiß wen o. was ich noch wählen soll, um das Ruder noch herum zu reißen! Sorry;)!

S. Kaiser | Mo., 1. Juli 2024 - 09:45

Eigentlich fing es für einen Beitrag von Frau Meister noch ganz vernünftig an, aber dann brach wieder die ihr typische Dramatik durch: „Macrons überraschende Ankündigung von Neuwahlen hat Frankreich in einen Schockzustand versetzt. Psychotherapeuten berichteten von einem Ansturm verängstigter [sic!] Menschen auf ihre Praxen. Die meisten können die Entscheidung des Präsidenten nicht nachvollziehen. […..] „Die Olympischen Spiele werden sich nicht wie 2024 anfühlen, sondern an die von 1936 erinnern.““
Lächerlich.