Emmanuel Macron und seine Frau in der Wahlkabine / picture alliance

Parlamentswahl in Frankreich - Die französische Brandmauer hält nicht mehr

Schon der erste Wahlgang der französischen Parlamentswahl macht klar: Präsident Emmanuel Macron hat sich verspekuliert. Der Macronismus ist am Ende. Der Beginn einer neuen politischen Ära in Frankreich wird auch Deutschland betreffen.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat ein riskantes Spiel gewagt – und verloren. Endgültig besiegelt wird seine Niederlage erst am kommenden Sonntag in der zweiten Runde der Parlamentswahl. Aber dass sein Kalkül nicht aufgegangen ist, machte schon der erste Wahlgang am Sonntag deutlich. Diese Wahl hat, so schreiben tagsdrauf viele französische Politikbeobachter, das Ende des „Macronisme“ eingeleitet

Frankreichs Mehrheitswahlrecht

Marine Le Pens Partei „Rassemblement National“ (RN) und ihre Verbündeten erzielten 33,15 Prozent der Stimmen, wie das Innenministerium am Montag mitteilte. Das Linksbündnis liegt demnach bei 27,99 Prozent, während das Lager von Präsident Emmanuel Macron auf 20,04 Prozent kommt. Die bürgerliche Rechte unter Führung der gaullistischen Républicains landet bei 10,23 Prozent. 

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Stefan Jarzombek | Mo., 1. Juli 2024 - 18:30

Hier kann man sozusagen schonmal in der Glaskugel sehen,was auch auf Deutschland zukommen wird.

Volker Naumann | Mo., 1. Juli 2024 - 20:44

Antwort auf von Stefan Jarzombek

@ Stefan Jarzombek

Man sieht in der Glaskugel, dass die selbsternannte Mitte schwächer
und die rechte Mitte stärker wird und das wird wohl auch hier so
passieren, aber es kommt eben auch der "Islamogauchisme" immer
stärker hervor, wie es der Autor zu Recht beschreibt.

Und dieser Boden ist in Deutschland sehr gut vorbereitet, das wird
wohl demnächst hier noch ein ganz deutliches Problem. Ruhige
Zeiten für sowohl Deutschland als auch Frankreich kommen kaum.

Erschwerend hinzu kommt, dass scheinbar in beiden Ländern die
gegenwärtigen Spitzenpolitiker wie ein Kaninchen vor der Schlange
hocken und nicht so richtig wissen, wie sie reagieren sollen.

Ich habe nichts gegen Ihren positiven Blick in die Glaskugel, aber
es ist noch viel im Nebel.

MfG

Ich sehe das wie Sie. Es ist bei uns in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit, bis das System kippt. Ich hoffe nur inständig, dass es dabei friedlich bleibt von allen Seiten und auch die Politik nicht nochmal wie bei Corona, die Staatsmacht auffährt.
uch wenn sie zurecht derzeit noch Nebel sehen. Auch der kann sich verziehen.

es kommen sehr turbulente Zeiten auf Europa zu, hätte ich die Möglichkeit, so würde ich Europa verlassen und ich empfehle es jedem der sie hat, es zu tun.

Die unheilvolle „Ehe auf Zeit“ zwischen Linksextremen und Islamisten ist auch in Deutschland zu beobachten, der Linke nutzt sie um seine Machtbasis (temporär) gegen den Willen der indigenen Mehrheit auszubauen, der Islamist nutzt sie um Alimentierung und Rechteausbau ohne damit verbundene Pflichten zu erzielen und um so seine Macht auszubauen.

Seitens der Linken ist es kurzfristig gedacht, denn der Islamismus steht extrem weit rechts und verachtet alles Linke. Der Linke verschafft sich so auf Kosten der Allgemeinheit kurzfristig Macht, schadet sich aber langfristig selbst, denn das Ziel der Islamisten ist die vollständige Machtübernahme sowie die Umsetzung ihrer archaischen Weltanschauung in der vor allem Linke keinen Platz haben. Ich glaube allerdings es ist zu spät ihn aufzuhalten, sowohl hier als auch in Frankreich!!!

....ist wohl er links der Mitte zu verorten.
Und und unsere politische Waage hat seit Jahren einen linkes bis linksextremistisches Übergewicht.
Langsam wird es ausgeglichen.
Die CDU verortet ich in grossen Teilen auch als linkslastig. Das sind Merkels grüne Apostel.
Ansonsten bin ich bei Ihnen.

Markus Michaelis | Mo., 1. Juli 2024 - 18:31

würde diese Wahl gewinnen? Das halte ich für sehr unglaubwürdig, es wird aber oft so dargestellt. Es geht nicht um eine isolierte EU-Wahl, sondern um einen stabilen Langfristtrend, dass die nächste Präsidentin LePen heißen wird. Ich finde Macrons Versuch ein richtiges demokratisches Zeichen und die Chance nutzend, die noch da ist (RN vor der ganz großen Macht entzaubern).

Eine Fehlentscheidung Macrons so zu betonen (in vielen Medien) ist für mich eher ein Versuch der jetzigen bürgerlichen Mitte von der eigenen Ratlosigkeit abzulenken. Auch LePen wird als Präsidentin "scheitern", im Moment gibt es keine Mehrheiten. Aber eine 2/3-Mehrheit haben jetzt die extremeren Kräfte. Macron ist ein (letztes) Symptom: gegen die Wand gefahren ist die "bürgerliche Mitte" mit ihrer Weltsicht. Man sollte dort den Mut haben neu nachzudenken und offener auf die heutige Welt zu blicken - gerne auch um Dinge dann abzulehnen. Aber mit Blick für die Realitäten.

@Herr Michaelis, sehe ich ähnlich. Macron hat noch einige Zeit die Zügel in der Hand, um eine LePen-Regierung zu entzaubern. Die hochsubventionierte französische Landwirtschaft ohne EU, das wird spannend.

S. Kaiser | Mo., 1. Juli 2024 - 19:06

... so der Kommentar einer großen Tageszeitung.
Aber abwarten, die Leihstimmenkampagne fährt an, und es wird aufgerufen, beim 2. Durchgang sich hinter den 2-plazierten zu versammeln, um das Ruder noch umzureißen.
Dennoch sind die Statistiken vom 1. Durchgang eindrucksvoll:
Die Wahlbeteiligung war so hoch war wie seit 40 Jahren nicht (66,7%).
Der RN hat sich von 18,7% (in 2022) auf 33,13% gesteigert, und dabei zahlreiche Wählerschichten erschlossen: 31% bei den Rentnern (12%), 32% bei den Frauen (17%), 32% bei den gutsituierten (15%), 32% bei den unter 35jährigen (18%) und 28% in den Großstädten (13%). Und, obwohl er bei den Hochschulabgängern schwächer abschneidet, hat er sich auch da von 11% auf 22% verdoppelt.
Aber kein vertun. Die veröffentlichte Meinung ist auch in FR positioniert. Es wurde gestern klar gesagt, dass jeder, der für den RN kandidieren würde, stigmatisiert wäre und nicht mehr den Weg zurück antreten könnte, sondern in einer politischen Sackgasse landen würde.

Urban Will | Mo., 1. Juli 2024 - 19:44

in seinen „Leitmedien“, die es weltweit gibt. Stumpfsinnige links/grün-hörige Nichtskönner.
Nur so sind Brandmauern und Sonderwege möglich. Wenn, wie in Essen, dilettantische Journalisten den Tod der Demokratie (nämlich das versuchte Ausschalten der politischen Opposition mit Gewalt) auch noch „feiern“, dann ist etwas ganz arg schief gelaufen.
Vor allem, wenn neben den Medien auch das Staatsoberhaupt hierzu schweigt, wenn auch die anderen Parteien hierzu schweigen, aber dann alle laut aufheulen, wenn es diese mal trifft. Der Fall Habeck und die Fähre sind hierfür in der Tat beispielhaft.
Deutschland ist durch und durch verdorben, kaputt, ideologisch verseucht. Es hat sich kulturell und nun auch wirtschaftlich aufgegeben, die Gesinnungspflicht lähmt alles, ein „Aufstehen“ ist derzeit kaum denkbar. Die CDU denkt nicht im Traum daran, den Merkelismus zu entsorgen und sich wieder konservativ aufzustellen. Die Wende bleibt aus.
Hoffen wir auf französische Impulse.

Thomas Hechinger | Mo., 1. Juli 2024 - 19:49

In der französischen Innenpolitik kenne ich mich zu wenig aus, um ein fundiertes Urteil abgeben zu können. Ich will daher nur etwas zu den nackten Zahlen sagen. Und wie Herr Knauß darauf kommt, das „Rassemblement National“ als eindeutigen Sieger zu sehen, verstehe ich nicht. Das RN hat gerade einmal ein Drittel der Stimmen, die vereinigte Linke liegt nur knapp dahinter. Bei einem Mehrheitswahlrecht ist damit überhaupt keine verläßliche Aussage zu machen, wie das ausgeht, zumal niemand weiß, wie sich die Wähler derjenigen Parteien verhalten, die ihre Kandidaten zugunsten anderer Parteien zurückziehen. Werden diese Wähler ihren Parteiführern „gehorchen“ oder pfeifen sie auf deren Wahlempfehlungen? Es mag ja sein, daß Präsident Macron die Wahl verloren hat, aber Frau Le Pen hat sie noch lange nicht gewonnen.

Christoph Schnörr | Mo., 1. Juli 2024 - 20:04

… unseren Cum-Ex Schlumpf ohne Format kann Frau Le Pen nur herunterschauen.

Henri Lassalle | Mo., 1. Juli 2024 - 20:13

politischer Suizid, denn er hat eingesehen: Es geht nicht mehr, er ist von allen Seiten blockiert, wird permanent belauert und torpediert. Den "Spieler", den viele Kommentatoren und Beobachter in diesem Kontext sehen wollen, finde ich da nicht. Er sah vielmehr die politische Paralyse, das Ende.
Jene die ihn noch aus einer Zeit kannten, in der er Gehaltsempfänger der Banque Rothschild war, definierten ihn als Blender, der als charmant und eloquent auffiel und dadurch rasch die Sympathien seiner Umgebung gewann. Aber das reicht bei weitem nicht aus, um ein Land in dieser Epoche zu führen.
Die Spaltung des Landes ist grösser und tiefer denn je, hinzu kommt das Regierungssystem der 5. Republik, das dem Präsidenten die Machtfülle eines nahezu absolutistischen Monarchen verleiht. Das geht auf de Gaulle zurück und muss unbedingt modernisiert werden, etwa nach dem deutschen oder britischen Modell. Ohne das wird es nicht gehen.
Trotzdem: Vive la France !

Sabine Lehmann | Di., 2. Juli 2024 - 00:56

Ich befürchte, selbst wenn man den Amtierenden und ihren Apologeten im besten und sichersten Deutschland aller Zeiten ein Kilogramm Ratio plus zwei Pfund(für Annalena und Ricarda: ist unterm Strich gleich schwer) gesunden Menschenverstand intravenös verabreichen "täte", würde es nichts nützen. Die Teflon-Beschichtung gegen gute Argumente, Fakten, Anstand, Verantwortung und Realität trägt diese Mischpoke nicht nur äußerlich, sondern auch inwendig. Diese pharmazeutische Gabe würde von dieser Klientel unverarbeitet wieder ausgeschieden.
Von daher könnten rund um Deutschland auch neue Planeten mit völlig neuen Spezies entstehen, es würde die deutsche Kartoffel nicht tangieren. Wir wären quasi das negative Pendant zum Story-Bord der Heimat von Asterix und Obelix.....dieses kleine verflixte "Dorf", das sich allem widersetzt.....vor allem der Vernunft!

Sebastian Niemeyer | Di., 2. Juli 2024 - 01:12

Wie soll man in diesem Ampelland denn aufeinander zugehen?

Wir haben ein im Kern radikalisiertes Establishment, dass die Opposition geheimdienstlich überwacht und Antifa Schlägertrupps bejubelt (Wüst).

Vom Schulterschluss der NGOs ganz zu schweigen.

Auf der anderen Seite eine an die Wand geprügelte AFF, die sich trotz allem um Gottes Normalität bemüht, wie wir in Essen sehen konnten.

Nein, der radikalisierte Mainstream in diesem Land wird die Opposition eher verbieten oder schlimmeres, als seine Macht zu teilen.

Das haben die ersten 6 Monate diesen Jahres klar gezeigt.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 2. Juli 2024 - 09:12

vorstellen, eher in absehbarer Zeit ein Wiedererstarken der Gaullisten.
Rechten fehlt evtl. so etwas wie das Staatstragende, auch das einer Nation.
National alleine reicht nicht.
Aber wenn sich Grüne glauben, so ohne weiteres mit der Zivilgesellschaft "parallelschalten" zu können, bzw. diese mit ihnen, vielleicht auch gleich den Staat dazu, dann könnte zumindest ein Punkt erreicht sein, an dem staatstragende Kräfte wieder zur Besinnung kommen.
Wurde Sarkozy eigentlich "kaltgestellt"?
Ich hatte so einen niedlichen Button aus England.
"We don´t just want more bread, we want the whole bloody bakery".
Wenn "analog" Grüne Macht reklamieren, finde ich sie nicht mehr einfach nur wichtig.
In Frankreich wie überall auf der Welt, das Konservative scheint vakant und notwendig?
Ich wünsche aber keine Restauration von Macht.

Parteien, es wirkt nur so, als wären sie extrem, weil die politische „Mitte“ nicht mehr zwischen links und rechts sitzt, sondern weit nach links verschoben wurde. Aus dieser Perspektive wirkt konservativ natürlich extrem weit weg. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den von mir sehr geschätzten SPDler Helmut Schmidt, der mit Sicherheit kein rechter oder gar rechtsextremer war und daß, obwohl viele seiner Aussagen/Ansichten heute als rechtsradikal gelten würden.

Es ist also alles eine Frage der Perspektive und es ist höchste Zeit das weit nach links ausgeschlagene (politisch-gesellschaftliche) Pendel wieder nach rechts (hin zur alten Mitte) zu korrigieren. Denn je länger man damit wartet und je weiter man es nach links bewegt, desto stärker wird der unausweichliche Ausschlag nach rechts.

Wolfgang Dubbel | Di., 2. Juli 2024 - 10:26

Macron hat womöglich damit gerechnet, daß das RN gewinnt, aber hofft, daß damit auch die Bereitschaft zu einer Cooperation bei Mitte und Links zunimmt….

Alexander Brand | Di., 2. Juli 2024 - 12:05

zum Ausdruck gebrachte negative Konnotation des Konservativen nicht nachvollziehen.

Europa leidet seit mehr als 2 Jahrzehnten an einer massiv linkslastigen Politik die die Interessen der eigenen Bürger ignoriert. Kommunisten sind hof- und salonfähig, obwohl die Geschichte ausnahmslos beweist, daß es keine demokratischen Kommunisten gibt und das die Umsetzung respektive Aufrechterhaltung des Kommunismus IMMER mit Zwang und Freiheitsentzug für die Masse verbunden ist!

Andererseits baut man Brandmauern auf um sich gegen das Konservative zu „schützen“, man verkauft es als extrem, das ist es aber nicht, die AfD vertritt das, was vor 50 Jahren auch ein Helmut Schmidt von der SPD vertrat!

Das politische Spektrum wird seit Jahrzehnten nach links verschoben, die „Mitte“ sitzt mittlerweile dort wo vor 50 Jahren nur einige wenige Linksextreme saßen! Das ist ungesund und wo es hinführt, sieht man in fast ganz Europa!

... für die treffenden Kommentare, denen ich weitgehend zustimmen kann.

Ich vermute, dass es auch in Frankreich (und vielleicht auch in Deutschland) bei einem anstehenden politischen Richtungswechsel - trotz aller medial-theatralischer Aufregung - so halbwegs ruhig und ohne Katastrophe zugehen kann wie in Ungarn, Italien, Polen, Schweden, Niederlande, Finnland, England, Argentinien, USA ...

Das Wesen der Demokratie ist:: das Volk kann die Regierung abwählen (Popper). Das muss - wenn ALLE Seiten vernünftig bleiben - keine Katastrophe sein.

Im demokratischen Musterland der Schweiz haben sich alle - auch die anderen Parteien - längst daran gewöhnt, dass die SVP in der "ewigen" Allparteienregierung mitregiert. Vom Untergang der Schweiz ist nicht die Rede.

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