Donau
Die Donau jetzt noch blauer? / Wikimedia Creative Commons

Österreich nach den Wahlen - Die Donau so blau

Es ist noch nicht lange her, da war Österreich eine Konsensdemokratie – geliebt wie geschmäht. Mit dem Sieg von Herbert Kickls FPÖ bei den Nationalratswahlen scheint das Land in zwei Teile zu zerfallen. Wo ist nur das glücklichere Österreich hin?

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Das glückliche Österreich lässt sich scheiden. Man erinnere sich: „Bella gerant alii …“, das romantische Motto der einstigen österreichischen Konsensdemokratie, das bereits auf Erzherzog Rudolf IV. zurückgehen soll, hat ausgedient. Vorerst zumindest. Denn nicht erst seit den Nationalratswahlen vom vergangen Sonntag führt Österreich in gewisser Weise Krieg gegen sich selbst. Da ist zum Beispiel Burg-Reckin Elfriede Jelinek, die noch vor Ausgang der nun viel diskutierten Wahl per öffentlicher Aussendung bekannt gab, dass sie eine mögliche Regierungsbildung mit den Freiheitlichen nicht werde hinnehmen können: „Diese Leute wollen also über uns bestimmen. Das kann unmöglich von uns angenommen werden“, ließ sie bereits im Mai diesen Jahres zur Eröffnung der Wiener Festwochen wissen. 

Was damals noch eingebettet war in eine künstlerische Aktion – der „Ausrufung der freien Republik Wien“ – wird seit dem 29. September von nahezu jedem als das Verstanden, was es wohl bereits während der ersten Deklamation bedeuten sollte: eine Art Verweigerungsbekundung gegenüber jeglichen Blautönungen in einer kommenden Bundesregierung. 

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Hans Süßenguth-Großmann | Di., 1. Oktober 2024 - 18:08

ganz Österreich, es ist nur ein Teil davon. Das Ende der letzten türkis-blauen Verbindung, war ja nicht durch "politallergische Reaktionen" ausgelöst worden, sondern durch den Blick durch das Schlüsselloch. Es gibt eigentlich keinen Grund, es nicht erneut zu versuchen, außer das Nehammer nicht zum Tanz bitten kann, sondern er aufgefordert werden müsste.
Das wird in Zukunft sicherlich nicht besser werden.

Claudia Martin | Mi., 2. Oktober 2024 - 00:23

Antwort auf von Hans Süßenguth…

Wien gehört nicht zu Österreich. NEW York ist nicht die USA und Berlin ist nicht Deutschland. Man könnte auch sagen: Auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung.

Walter Bühler | Di., 1. Oktober 2024 - 18:37

... praktiziert still und heimlich mit der Konkordanzdemokratie seit Jahren ein Modell, wie die "Blauen" (dort die SVP) doch in die Politik einbezogen werden können.

Ich habe nicht das Gefühl, dass das der Schweizer Bevölkerung irgendwie schadet.

Mehr praktische Konkordanz statt unerreichbarer Konsens - wäre das nicht oft besser?

"Concordia domi foris pax."

Vielleicht gar nicht so altmodisch.

Vielleicht ist Politik auch viel zu wichtig, um sie der Kulturindustrie und den Medien zu überlassen.

Walter Bühler | Di., 1. Oktober 2024 - 18:39

Warum erscheint eine Reflexion über die Politik in Österreich bei Cicero unter "Innenpolitik"?

Und ich möchte Herrn Hanselle keinen „Freud“ oder gar Absicht unterstellen. Das ist Sache der Lenzens und Hügles.

Und es müsste ja eh erst, neben Kickl in Österreich, Weidel in Berlin regieren, bevor man den 10.04.1938 wiederholen und Österreich unter „Innenpolitik“ verbuchen kann.

In diesen Zeiten schreibe ich es besser hin: war nur n Scherz.

Volker Naumann | Di., 1. Oktober 2024 - 22:42

Herr Hanselle nennt im Artikel eine große Ausgabe:

"Das Land steht daher vor einer schwierigen Aufgabe: Wie führt man die Ränder zurück in die Mitte?"

Die Ränder werden sich nicht in die Mitte zurück führen lassen.

Die Situation dürfte in Deutschland vergleichbar sein, aber ist die Aufgabe überhaupt noch lösbar?

Der Grundwiderspruch liegt wahrscheinlich in der Unvereinbarkeit von Homogenität/Diversität.

Beides kann man nicht miteinander mischen, in geringen Grenzen ist es für die Gegenseite akzeptabel, aber dieses Maß wurde überschritten und ein Ende ist nicht in Sicht.

Eine Lösung muss her und dabei wird es Verlierer geben.

MfG

Sabine Lehmann | Mi., 2. Oktober 2024 - 04:46

Vernunftehen haben einen schlechten Ruf, lieber Herr Hanselle. Und glücklich wird man mit ihnen auch nicht. Der Vorteil einer Vernunftehe ist halt nur die Gesellschaft, die Zweisamkeit. Aber was nützt sie ohne Liebe und Leidenschaft? Die Marotten des Anderen zu ertragen, ist eh schon schwer genug, ohne Zuneigung nicht zu ertragen, mithin die Scheidung vorprogrammiert.
Und so ist es auch in der Politik, Vernunft hin oder her. Wer sich so ausgiebig hasst, sollte sich keine gemeinsame Verantwortung teilen und schon gar nicht gemeinsam ein „Haus beziehen“. In diesem Sinne: Drum prüfet wer sich ewig bindet, ob er nicht noch was Bessres findet;-)

Walter Bühler | Mi., 2. Oktober 2024 - 12:46

Antwort auf von Sabine Lehmann

... haben in der Geschichte bisweilen eine wichtige Rolle gespielt, waren aber immer zu Lasten der Frauen, die zu vielen übergeordneten Zwecken "verheiratet worden" sind, darunter durchaus zum Zweck der Kriegvermeidung, etwa nach dem 30jährigen Krieg in Europa. Man kann vermuten, dass daadurch letztlich anderen Menschen viel Elend erspart worden ist.

Hätte Biden seinen Sohn Hunter nicht besser eine Tochter Putins oder eine rot-chinesische Prinzessin heiraten lassen sollen? Vielleicht wäre etwas mehr althergebrachte Vernunft nicht nur für den Frieden, sondern auch für den Ehemann letztlich ganz gut gewesen...

Aber wer weiß das schon ...

Nix für ungut!

Urban Will | Mi., 2. Oktober 2024 - 07:43

kommen: Lasst sie regieren (in A, denn da haben sie gewonnen) oder mitregieren (in G, denn da sind sie zweitstärkste Kraft), denn nur so kann der – verflixt aber auch, aber es ist halt so in einer Demokratie – Wähler entscheiden, ob er sie weiter haben möchte.
Welche Zeiten denn nun anbrechen, ist doch viel philosophisches Herumgewurstel. Sieht denn wirklich jemand, der noch klar bei Verstand ist, Panzerschmieden, Massenarmeen, Massendeportationen oder gar KZ's? Ganz so dumm sammer doch ned, oder?
A bisserl weniger Theatralik in D oder a bisserl mehr, wie es die Wiener so gut können, aber sich selbst halt dann doch nicht so ernst nehmen.
Es ist die Angst der Etablierten, ihre Fleischtöpfe teilen zu müssen, die Angst, dass es vielleicht dauerhaft anders wird, dass es doch besser laufen kann in der Politik. Dass sie seit Jahren den größten Schmarrn zusammen regiert haben, der je regiert wurde.
Wenn es so war, dann winkt halt erst mal die Hinterbank. Aber man darf sich auch ändern.

Gerhard Lenz | Mi., 2. Oktober 2024 - 10:08

dass hier wie dort Extreme so leichtfüssig akzeptiert werden, ja von Teilen der Bevölkerung sogar gewünscht werden. Nachdem Herr Strache nebst Komparsen aller Welt zeigte, dass ihm Macht wichtiger ist, als Demokratie, hätte man das Ende der FPÖ vermuten können. Beim südlichen Nachbarn Italien wäre das der Todesstoß für die Partei gewesen.
Aber Österreicher sind nun mal traditionell, und obwohl lange von Sozialisten regiert, im Grund ein sehr konservatives Völkchen. Das erklärt auch den Erfolg eines Krakeelers wie Kreikl. Er zeichnet das Bild eines völkischen Österreichs, wie es nie war, aber das angeblich verloren geht, wenn nicht mit aller Gewalt entgegengesteuert wird.
Interessant ist vor allen Dingen eins: Die FPÖ ist im Politikbetrieb integriert, sie sass in Koalitionen auf Bundes- u. Landesebene. Verschwunden ist sie nicht, im Gegenteil. Was zeigt: Gibt es keine Brandmauer, können Populisten u. Extremisten durchaus davon profitieren. Demaskierung? Hat wohl nicht funktioniert.

Urban Will | Mi., 2. Oktober 2024 - 13:37

Antwort auf von Gerhard Lenz

dass auch „Nicht-Linke“ regieren können und von Ihnen immer stur und borniert und... (ich spar es mir) als „Extremisten“ beziechneten halt doch nicht „extrem“ sind.
Regieren wird auch ein Kickl können und die größte Angst Ihrer linksgrünen Truppe ist doch: vielleicht kann er es sogar besser.
Das kann man auch auf Deutschland übertragen, wo eine Regierungsbeteiligung der Blauen noch aussteht und mangels Hirn der LinksGrünSchwarzGelben auch bald anstehen wird, „notfalls“ mit absoluter Mehrheit, wenn die Trottel nicht endlich kapieren, dass ihre Politik keiner mehr haben möchte und nur mangels Denkvermögen und brav dem ÖR folgend, viele Wahlschafe weiter brav altparteilich wählen, obwohl sie längst blaue Politik herbeisehen.
Die Uhr tickt, Lenz, die Herde schrumpft. Der Wind beginnt, zu drehen.
Also lasst sie mitmachen und – Sie schreiben es doch indirekt selbst – die Welt wird nicht untergehen.
Aber, s.o.: vielleicht sind sie doch halt besser und davor haben Sie nun mal Angst, gelle?

Gisela Hachenberg | Mi., 2. Oktober 2024 - 12:44

Ihren Artikel, werter Herr Hanselle, kann man auch auf unser Land übertragen. Wo ist das glücklichere Deutschland hin? Es wird, wenn die selbsternannten „Demokraten“ noch ein Jahr weiterstreiten, nicht besser werden. Brandmauern, hier wie dort, sind nur kontraproduktiv. Wir Bürger, auch hier wie dort, sind machtlos ob des Schmiedens von Koalitionen der Machtgierigen. Egal, Hauptsache Deutschland und Österreich werden wieder glücklich. Seufz!!!